Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten 1800

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
‹ 1796 • Flagge der USA • 1804
4. Präsidentschaftswahl
31. Oktober – 6. Dezember 1800

Demokratisch-Republikanische Partei
Thomas Jefferson / Aaron Burr
Wahlleute 73  
Stimmen 41.330  
  
61,4 %
Föderalistische Partei
John Adams / Charles Cotesworth Pinckney
Wahlleute 65  
Stimmen 25.952  
  
38,6 %

Wahlergebnisse nach Bundesstaat
  8 Staaten  
Jefferson
  7 Staaten  
Adams

Gewähltes Electoral College
  
Electoral College:
  • Jefferson 73
  • Adams 65

  • Präsident der Vereinigten Staaten

    Bei der Präsidentschaftswahl 1800 in den Vereinigten Staaten, manchmal auch als die Revolution von 1800 bezeichnet, besiegte Thomas Jefferson mit seinem designierten Vizepräsidenten Aaron Burr den amtierenden Präsidenten John Adams. Es begann eine neue politische Epoche, die durch die Erstarkung der Demokratisch-Republikanischen Partei und die Auflösung der Föderalistischen Partei geprägt war.

    Jeffersons Sieg beendete einen aggressiven Präsidentschaftswahlkampf. Eine der Folgen dieser Verfassungskrise war die Verabschiedung des 12. Zusatzartikels zur Verfassung im Jahr 1804 mit der Bestimmung, dass die Wahlmänner nun getrennt für den Präsidenten und Vizepräsidenten abstimmen. Der Fall Marbury v. Madison vor dem Obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten war auch direkt eine Folge des Ausgangs dieser Wahl.

    Nationalwahlen

    Wahlkampf

    In vielen Bereichen war der Wahlkampf eine Wiederholung der Präsidentschaftswahl 1796. Dem amtierenden Präsidenten Adams wurde von der Opposition vorgeworfen, sich Großbritannien gegenüber zu freundlich und Frankreich gegenüber zu feindlich zu verhalten. Außerdem lehnten die Republikaner die Alien and Sedition Acts vehement ab. Aber auch seine eigene Partei war unzufrieden mit Adams, weil er ihr zu gemäßigt erschien. Der Parteivorsitzende der Föderalisten, Alexander Hamilton, versuchte im Hintergrund deren Vizepräsidentenkandidaten Charles Cotesworth Pinckney zum Wahlsieg zu verhelfen. Adams geriet auch in Verlegenheit, als ein ihm gegenüber kritischer Brief Hamiltons an die Öffentlichkeit gelangte.

    Der Wahlkampf war erneut durch Bitterkeit und aggressive Parolen bestimmt. Die Föderalisten bezeichneten die Republikaner als Radikale und beschuldigten sie, politische Gegner zu ermorden, Kirchen niederzubrennen und das Land zu zerstören. Andererseits bezichtigten die Republikaner Adams, sich selbst zum König krönen zu wollen und eine dynastische Heirat mit dem Vereinigten Königreich zu planen.

    Wahlen

    Da jeder Bundesstaat den Wahltag selbst festlegen konnte, dauerte die Abstimmung von April bis Oktober. Die Föderalisten und die Republikaner hatten eine Stimmengleichheit von 65 Stimmen, bis der letzte Bundesstaat South Carolina acht republikanische Wahlmänner ernannte und damit Jefferson und Burr zum Sieg verhalf.

    Kandidaten

    Wahlergebnis

    Die Wahl hatte die folgenden Ergebnisse:[1]

    Kandidat Partei Heimatstaat Volkswahl1 Wahlmänner
    Anzahl Prozent
    Thomas Jefferson Demokraten-Republikaner Virginia 41.330 61,4 % 73
    Aaron Burr Demokraten-Republikaner New York 73
    John Adams Föderalist Massachusetts 25.592 38,6 % 65
    Charles Cotesworth Pinckney Föderalist South Carolina 64
    John Jay Föderalist New York 1
    Summe 67.782 100 % 276
    Zum Sieg benötigt 70

    1Volkswahlzahlen sind nur bedingt anwendbar, da erstens nur sechs der 16 Bundesstaaten überhaupt eine Volkswahl durchführten, zweitens die Regeln vor der Verabschiedung des 12. Zusatzartikels Volkswahlergebnisse verzerren und drittens die Bundesstaaten mit Volkswahl das Wahlrecht gewöhnlich von bestimmtem Landbesitz abhängig machten.

    Verfassungskrise

    Entsprechend der damals geltenden Verfassung hatte jeder Wahlmann im Electoral College zwei Stimmen, die nicht für die gleiche Person abgegeben werden durften. Der Kandidat mit der größten Stimmanzahl wurde zum Präsidenten, der Kandidat mit der zweithöchsten Stimmanzahl zum Vizepräsidenten ernannt. Diese Verfassungsregelung zur Stimmabgabe führte bei der Wahl 1796 dazu, dass Präsident und Vizepräsident verschiedenen Parteien angehörten.

    Um dies zu umgehen, hatten die Republikaner geplant, dass genau einer ihrer Wahlmänner für Jefferson, aber nicht für Aaron Burr stimmen sollte. Damit wäre Jefferson im Jahr 1800 Präsident und Aaron Burr Vizepräsident geworden. Dieser Plan scheiterte allerdings, als beide Kandidaten mit 73 Stimmen ein Patt erreichten. Die Verfassung schrieb für diesen Fall eine Nachwahl im Repräsentantenhaus der vergangenen Wahlperiode vor. Während die Föderalisten bei der Wahl 1800 ihre Mehrheit verloren, hatten sie in der für die Präsidentenwahl relevanten Zusammensetzung noch die Mehrheit und wollten die Chance nutzen, die aus ihrer Sicht fatale Wahl Jeffersons doch noch um jeden Preis zu verhindern, wobei sie sich auch nicht auf die Wahl Burrs verständigen konnten, den ein Teil der Föderalisten im Gegenzug für seine unverhoffte Wahl zum Präsidenten in deren politisches Lager ziehen wollte.

    Abstimmung im Repräsentantenhaus

    Stichwahl im Repräsentantenhaus 1801
    11. Februar 1801 – 17. Februar 1801

    Demokratisch-Republikanische Partei
    Thomas Jefferson /
    Abgeordnete 50  
    Staaten 10  
      
    62,5 %
    Demokratisch-Republikanische Partei
    Aaron Burr /
    Abgeordnete 43  
    Staaten 4  
      
    25 %
    Nicht abgegeben /
    Abgeordnete 11  
    Staaten 2  
      
    12,5 %

    Wahlergebnisse nach Bundesstaat
      10 Staaten  
    Jefferson
      4 Staaten  
    Burr
      2 Staaten  
    Nicht abgegeben

    Abstimmungsergebnis der Staatsdelegationen
       
    Staatsdelegationen:
  • Jefferson 10
  • Burr 4
  • Nicht abgegeben 2

  • Präsident der Vereinigten Staaten
    Vor der Wahl
    John Adams
    Föderalistische Partei
    Sitzverteilung im Repräsentantenhaus zur Zeit der Stichwahl
      
    Insgesamt 105 Sitze

    Die Abgeordneten im Repräsentantenhaus stimmten verfassungsgemäß nach Bundesstaaten ab. Eine absolute Mehrheit der Staaten war nötig, um einen Sieger zu bestimmen. Aufgrund der Mehrheitsverhältnisse wollten die Föderalisten weder für Jefferson noch Burr stimmen. Im Laufe von sechs Tagen kam es entsprechend zu 35 Wahlgängen ohne erforderliche absolute Mehrheit, wobei Jefferson jedes Mal eine relative Mehrheit von acht Staaten erreichte. Schließlich erklärten eine Reihe Föderalisten um James A. Bayard, dass ein friedlicher Machtwechsel nur mit Unterstützung der Föderalisten möglich sein würde. Am 17. Februar 1801, nur 15 Tage vor dem in der Verfassung festgelegten Tag der Amtseinführung, wurde Jefferson dann im 36. Wahlgang zum dritten Präsidenten gewählt. Zehn Bundesstaaten stimmten für Jefferson, vier für Burr und zwei enthielten sich der Stimme.

    Stichwahl um die Präsidentschaft 1801
    11.–17. Februar 1801, 1.–35. Wahlgang
    Kandidat Stimmen %
    Thomas Jefferson 8 50.00
    Aaron Burr 6 37.5
    geteilt 2 12.5
    Gesamt: 16 100
    Absolute Mehrheit: 9 >50
    17. Februar 1801, 36. Wahlgang
    Kandidat Stimmen %
    Thomas Jefferson 10 62.5
    Aaron Burr 4 25.0
    Nicht abgegeben 2 12.5
    Gesamt: 16 100
    Absolute Mehrheit: 9 >50
    Ergebnis: Thomas Jefferson als Präsident, Aaron Burr als Vizepräsident Gewählt
    Staat 1. Wahlgang 2.–35. Wahlgang 36. Wahlgang
    Thomas Jefferson Aaron Burr Nicht Abgegeben Thomas Jefferson Aaron Burr Nicht Abgegeben Thomas Jefferson Aaron Burr Nicht Abgegeben Gesamt
    Connecticut 0 7 0 0 7 0 0 7 0 7
    Delaware 0 1 0 0 1 0 0 0 1 1
    Georgia 1 0 0 1 0 0 1 0 0 1
    Kentucky 2 0 0 2 0 0 2 0 0 2
    Maryland 4 4 0 4 4 0 4 0 4 8
    Massachusetts 3 11 0 3 11 0 3 11 0 14
    New Hampshire 0 4 0 0 4 0 0 4 0 4
    New Jersey 3 2 0 3 2 0 3 2 0 5
    New York 6 4 0 6 4 0 6 4 0 10
    North Carolina 9 1 0 6 4 0 6 4 0 10
    Pennsylvania 9 4 0 9 4 0 9 4 0 13
    Rhode Island 0 2 0 0 2 0 0 2 0 2
    South Carolina 0 5 0 1 3 1 0 0 5 5
    Tennessee 1 0 0 1 0 0 1 0 0 1
    Vermont 1 1 0 1 1 0 1 0 1 2
    Virginia 16 3 0 14 5 0 14 5 0 19
    Gesamt 8 Staaten
    (55 Stimmen)
    6 Staaten
    (49 Stimmen)
    2 Staaten
    (0 Stimmen)
    8 Staaten
    (51 Stimmen)
    6 Staaten
    (52 Stimmen)
    2 Staaten
    (1 Stimme)
    10 Staaten
    (50 Stimmen)
    4 Staaten
    (43 Stimmen)
    2 Staaten
    (11 Stimmen)
    16 Staaten
    (104 Stimmen)

    Ernennung der Wahlmänner

    In dieser Wahl wurden Wahlmänner wie folgt benannt:

    Bundesstaat(en) Ernennungsmethode
    Kentucky, Maryland, North Carolina Teilung des Bundesstaats in Wahlkreise mit einem Wahlmann pro Wahlkreis nach Mehrheitswahlrecht
    Rhode Island, Virginia Alle Wahlmänner von den Wahlberechtigten des Bundesstaats bestimmt
    Tennessee
    • Bundesstaat in Wahlkreise eingeteilt
    • Jedes County im Wahlkreis bestimmt mittels allgemeiner Wahl einen Countyvertreter
    • Countyvertreter bestimmen gemeinsam den Wahlmann für den Wahlkreis
    alle anderen Wahlmänner von der Legislative des Bundesstaats ernannt

    Weblinks

    Commons: US-Präsidentschaftswahl 1800 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

    Literatur

    • Donald Richard Deskins, Hanes Walton, Sherman C. Puckett: Presidential Elections, 1789-2008: County, State, and National Mapping of Election Data. University of Michigan, Ann Arbor 2010, ISBN 978-0-472-11697-3, S. 33–40 (= Kapitel 6: Thomas Jefferson’s Initial Election.).
    • Susan Dunn: Jefferson’s Second Revolution: The Election Crisis of 1800 and the Triumph of Republicanism. Houghton Mifflin, Boston 2004, ISBN 978-0-618-13164-8.
    • John Ferling: Adams vs. Jefferson: The Tumultuous Election of 1800. Oxford University Press, Oxford 2004, ISBN 0-19-516771-6.
    • Joanne B. Freeman: Affairs of Honor: National Politics in the New Republic. Yale University Press, New Haven 2001, ISBN 0-300-08877-9, S. 199–261 (= 5. An Honor Dispute of Grand Proportions: The Presidential Election of 1800).

    Einzelnachweise