Principia philosophiae

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Principia philosophiae, 1685

Die Principia philosophiae (nlat: Die Prinzipien der Philosophie) ist eines der Hauptwerke von René Descartes. Es erschien 1644. Das Buch enthält eine systematische Zusammenfassung aller bisherigen Metaphysik, Kosmologie und Physik von Descartes.[1]

Inhalt

Erster Teil: Über die Prinzipien der menschlichen Erkenntnis

Der erste Teil fasst noch einmal in nicht ganz so analytischer Form zusammen, was zuvor im Discours (1637) und in den Meditationes (1641) genauer untersucht und festgestellt worden war, nämlich die Lehre vom universellen Zweifel und seine Aufhebung in der Selbstgewissheit, die fundamentale Unterscheidung zwischen Bewusstsein und ausgedehntem Ding, die Einführung Gottes als dem Garanten für die Zulänglichkeit der menschlichen Erkenntnis über den Zweifel hinaus, die Lehre vom Irrtum und Vorurteil und das Postulat der Evidenz jeglicher Wahrheit. Damit hat Descartes nun die Prinzipien zusammen, auf die er auch die Kosmologie, die Physik und alle anderen Wissenschaften stellen kann.[1]

Zweiter Teil: Über die Prinzipien der körperlichen Dinge

Der zweite Teil beginnt mit einem Nachweis der faktischen Existenz materieller, physischer Gegenstände. Die gesamte materielle Körperwelt ist für Descartes bestimmt durch die dreidimensionale Ausdehnung der Körper, die darauf bezogenen Physik ist für ihn ins Konkrete gewendete Geometrie. Der ausschließlich geometrisch-mathematische Charakter der im materiellen, physischen Kosmos herrschenden Gesetze und Ordnungsprinzipien ist für die kartesianische Physik und Kosmologie schlechthin verbindliche Grundvoraussetzung. Damit verpasst Descartes der mittelalterlich-scholastischen Physik mit ihrem Apparat an "substantiellen Formen" und "realen Qualitäten" praktisch den Todesstoß.[1]

Dritter Teil: Von der sichtbaren Welt

Im dritten Teil geht es um die Kosmologie und Astronomie von Descartes. Er unterscheidet drei Arten von Materie nach Graden ihrer Feinheit und Beweglichkeit und entwickelt daraus seine berühmte Lehre von den "Wirbeln": Das gesamte Universum sei ein Spannungsgefüge von Materiewirbeln, in deren Zentrum sich jeweils ein Stern befinde. Den für die Kirche anstößigen Punkt der Bewegung der Erde um die Sonne versucht Descartes durch einen Hinweis auf die Relativität der Bewegung zu umgehen. Mit seiner Lehre von den Materiewirbeln war Descartes seiner Zeit weit voraus. Leider ist diese Idee durch die rigorose Intervention Newtons weitestgehend in Vergessenheit gerate. Daran hat auch die Neuauflage der Idee bei Kant und Laplace nichts ändern können.[1]

Vierter Teil: Über die Erde

Der vierte Teil behandelt die Physik in einem umfassenden Sinne anhand konkreter Fragestellungen. Auf der Grundlage alles bisher Gesagten sind von Descartes Probleme der Schwerkraft und des Magnetismus sowie zahlreiche Probleme aus den Bereichen der Chemie, der Meteorologie, der Geographie sowie der Physiologie erörtert und Lösungsansätze versucht worden.

Ein fünfter und sechster Teil über Pflanzen und Tiere sowie über den Menschen war nach Descartes eigenen Angaben zwar geplant, wurde aber nicht mehr ausgeführt.[1]

Wirkungsgeschichte

Obwohl das Werk in der heutigen Rezeption zumeist hinter dem Discours, den Meditationes und den Regulae zurückbleibt, war es wirkungsgeschichtlich außerordentlich bedeutsam, vor allem in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, wo man es für Descartes’ wichtigstes Werk hielt.[1]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d e f Artikel Descartes: Principia philosophiae in: Kindlers Neues Literaturlexikon