Procmail

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Procmail
Basisdaten

Entwickler Procmail Foundation
Erscheinungsjahr 7. Dezember 1990
Aktuelle Version 3.22
(10. September 2001)
Betriebssystem Linux, Unix
Programmiersprache C
Kategorie Mailfilter
Lizenz GPL und AL
deutschsprachig nein
www.procmail.org

Procmail ist ein Mail Delivery Agent (MDA), der zur serverseitigen Filterung von E-Mail-Nachrichten verwendet wird.

Für gewöhnlich wird Procmail von einem Mail Transfer Agent (MTA) wie zum Beispiel Sendmail oder Postfix aufgerufen. Durch Procmail kann dann eine Vorsortierung eingehender E-Mail-Nachrichten in Ordner realisiert werden. Dabei können E-Mails anhand diverser Eigenschaften gefiltert werden, wie zum Beispiel:

Zu diesem Zweck bedient sich Procmail unter anderem regulärer Ausdrücke. Procmail verfügt des Weiteren über die Fähigkeit, externe Programme aufzurufen oder aber automatisiert auf E-Mails zu antworten; so lassen sich beliebte Features wie Weiterleitungen, Autoresponder oder Urlaubsschaltungen implementieren.

Um E-Mails in bereits bestehende Mailboxen zu filtern, liefert Procmail das Hilfsprogramm formail mit.

Beispiel

Das folgende Beispiel einer Procmail-Steuerdatei (meist .procmailrc) scannt eingehende Mails mit SpamAssassin und filtert sie anschließend.

SHELL=/bin/bash
MAILDIR=$HOME/mail
DEFAULT=$MAILDIR/inbox
LOCKFILE=$HOME/.lockmail

:0fw
| /usr/bin/spamassassin

:0H
* ^X-Spam-Level: \*\*\*\*\*\*\*\*\*\*
/dev/null

:0H:
* ^X-Spam-Status: Yes
./Spam

# Anything that has not been delivered by now will go to $DEFAULT
# using LOCKFILE=$DEFAULT$LOCKEXT

:0 leitet eine Filterregel ein. Das angefügte fw der ersten Regel sorgt dafür, dass Procmail wartet, bis das Programm fertig ist. Das angefügte H der beiden folgenden Regeln sorgt dafür, dass nur die Header der E-Mail durchsucht werden. Ein abschließender Doppelpunkt weist Procmail an, File-Locking zu verwenden. Das ist immer dann notwendig, wenn nicht sichergestellt ist, dass die Regel mehrfach parallel ausgeführt werden kann. Zum Beispiel wenn eine Mail in eine bestimmte mbox-Datei einsortiert werden soll, bei der durch gleichzeitige Zugriffe ein Datenverlust entstehen würde.

Zur Erklärung: Zuerst wird die E-Mail mittels einer Pipe an das Programm spamassassin gesendet und gewartet, bis das Programm fertig ist. Die nun gescannte Mail durchläuft die nächsten Filterregeln. SpamAssassin fügt gesichteten E-Mails den Header X-Spam-Status hinzu, der je nach eingestellter Schwelle Yes (für erkannten Spam) oder No (für nicht als Spam erkannte Nachrichten) lautet. Des Weiteren fügt SpamAssassin einen Header hinzu, der aus *-Zeichen besteht. Die Anzahl der Zeichen steht dabei für den abgerundeten Score (d. h. Wahrscheinlichkeit, dass die Nachricht Spam ist) der E-Mail. Der Score, nach dem eine Nachricht als Spam bewertet wird, liegt standardmäßig bei 5.

Das Beispiel filtert nach der Anzahl der Zeichen. Findet Procmail zehn oder mehr *-Zeichen, so wird die E-Mail im Nulldevice abgespeichert und somit verworfen. Wird eine Nachricht generell als Spam erkannt, so wird die Nachricht im Verzeichnis Spam abgespeichert. Alle anderen E-Mails werden in der normalen Inbox abgeliefert.

Literatur

  • The Procmail Companion, Martin McCarthy, Addison-Wesley, S. 256, November 2001, ISBN 0201737906
  • Procmail, Chris Lindsey, S. 325, April 2001, ISBN 1565925408

Weblinks