Pszczew
Pszczew | ||
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Basisdaten | ||
Staat: | Polen | |
Woiwodschaft: | Lebus | |
Powiat: | Międzyrzecki | |
Gmina: | Pszczew | |
Geographische Lage: | 52° 28′ N, 15° 46′ O | |
Einwohner: | 1826 (2006) | |
Postleitzahl: | 66-330 | |
Telefonvorwahl: | (+48) 95 | |
Kfz-Kennzeichen: | FMI | |
Wirtschaft und Verkehr | ||
Eisenbahn: | Wierzbno–Rzepin | |
Nächster int. Flughafen: | Posen |
Pszczew (deutsch Betsche) ist ein Dorf im Powiat Międzyrzecki der Woiwodschaft Lebus in Polen. Es ist Sitz der gleichnamigen Landgemeinde mit etwa als 4300 Einwohnern.
Geographische Lage
Das Dorf liegt etwa 14 Kilometer nordöstlich der Stadt Międzyrzecz (Meseritz) zwischen dem Scharziger See und dem Klopsee in einem Landschaftsschutzpark.
Geschichte
Archäologische Funde belegen, dass in der Vorzeit in der gewässerreichen Umgegend der heutigen Ortschaft verschiedene Siedlungen existiert hatten und dass hier bis zum 12. Jahrhundert Raseneisenerz gewonnen wurde. Der Ortsname ist slawischen Ursprungs und ist wahrscheinlich entweder von dem Wort für Biene oder von dem Wort für glänzend und schimmernd entlehnt.
An den Ort grenzt eine Schanze, bei der es sich um den Überrest einer wohl von den Pommern angelegten Wallburg handelt,[1] mit der die Landesgrenze des Herzogtums Pommern gegen polnische Herrscher geschützt werden sollte. Eine Burganlage, die sich an der hier vorbeiführenden alten Handelsstraße befunden hatte, wurde zweimal zerstört.
1256 wird urkundlich ein capellanus de Pczew (Kaplan von Pczew) erwähnt.[1] Eine weitere Erwähnung als deutsches Dorf erfolgte 1259; damals gehörte Betsche zu den Tafelgütern des Bischofs von Posen. Der Auftrag zur Gründung einer Stadt soll 1288 erteilt worden sein; das zugehörige Dokument ist später verbrannt. 1289 wurde der Ort Sitz einer Propstei, die sechzig Orte umfasste und sich bis an die Oder erstreckte. Am Anfang des 15. Jahrhunderts wurde das Stadtrecht vom Posener Bischof bestätigt. Während des Dreißigjährigen Kriegs wurde die Stadt wiederholt heimgesucht; auch hatte sie unter Seuchen zu leiden.
Am Ausgang des 18. Jahrhunderts befanden sich in der Stadt 107 Wohnhäuser, zwei öffentliche Gebäude und eine katholische Kirche, und sie beherbergte 581 Einwohner, zum Teil Polen. Unter den Gewerbetreibenden befanden sich dreizehn Branntweinbrenner, ein Bierbrauer, drei Bäcker, zehn Schneider, sieben Schuster, sieben Töpfer, ein Uhrmacher, ein Barbier, ein Fischer, drei Musiker, neun andere Handwerker und ein Krämer.[1]
Nach der Zweiten polnischen Teilung kam das Gebiet an Preußen. Betsche war eine von mehreren adligen bzw. klerikalen Besitzungen, deren Besitzer von der preußischen Regierung unter König Friedrich Wilhelm III. von Preußen mit der Begründung der Beteiligung am Kościuszko-Aufstand enteignet wurden; die eingezogenen Liegenschaften wurden in königliche Domänen umgewandelt und verschleudert.[2] Die zuvor geistliche Besitzung Betsche ging an den Generalleutnant Fürst von Hohenlohe-Ingelfingen, der diese nun mittlerweile[3] als klassisches Rittergut firmiert an den Politiker Baron Rudolf Hiller von Gaertringen weitergab.[1] Das Gemeindegebiet wurde zunächst der Provinz Südpreußen einverleibt,[4] gehörte danach zur Provinz Posen, wurde nach dem Ersten Weltkrieg in die Provinz Grenzmark Posen-Westpreußen eingegliedert und gehörte im Zeitraum 1938–1945 zum Landkreis Meseritz in der Provinz Brandenburg. Im 19. Jahrhundert gab es in Betsche eine katholische Kirche, eine evangelische Kirche und eine Synagoge, die um die Mitte des Jahrhunderts gebaut worden war.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Betsche unter polnische Verwaltung gestellt und in Pszczew umbenannt. Soweit sie nicht vor den näher rückenden Kriegsfront geflohen waren, wurden die deutschen Bewohner vertrieben.
Einwohnerzahlen
- 1800: 581, darunter Polen[1]
- 1816: 958[1]
- 1837: 1.174[1]
- 1858: 1.770[1]
- 1871: 1.809, vorwiegend Katholiken[5]
- 1885: 1.942[6]
- 1925: 1.720[6]
- 1939: 1.740[6]
- 2006: 1.826
Sehenswürdigkeiten
- Ehemalige Synagoge, erbaut 1854
- Gut mit Gutshaus. Das Gutshaus geht auf einen um 1694 erbauten Sommersitz der Bischöfe von Posen zurück, den Rudolf[7] Hiller von Gaertringen[8] um 1830 klassizistisch umbauen ließ. Nach seinem Tod 1866 trug der Gutsbezirk, nun im Besitz seines Schwiegersohnes Dohna zur Erinnerung an ihn den Namen "Hiller-Gaertringen".[9]
- Ehemals evangelische Kirche, unweit des Gutshofs, eingeweiht 1865, zerstört 1968.
Gemeinde
Zur Landgemeinde (gmina wiejska) Pszczew gehören 12 Dörfer mit Schulzenämtern (sołectwa).
Persönlichkeiten
Ehrenbürger
- Adam Dyczkowski (1932–2021), römisch-katholischer Bischof von Zielona Góra-Gorzów, Ehrenbürger seit 2010
Literatur
- Jörg Lüderitz: Erkundungen östlich der Oder: Unterwegs zwischen Frankfurt, Skwierzyna und Żary. Tretscher, Berlin 2005, ISBN 978-3-89794-082-6. S. 106 ff..
- Heinrich Wuttke: Städtebuch des Landes Posen. Codex diplomaticus: Allgemeine Geschichte der Städte im Lande Posen. Geschichtliche Nachrichten von 149 einzelnen Städten. Leipzig 1864, S. 268–269. Reprint Hansebooks GmbH, Norderstedt 2016. ISBN 978-3-7433-1684-3.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e f g h Heinrich Wuttke: Städtebuch des Landes Posen. Codex diplomaticus: Allgemeine Geschichte der Städte im Lande Posen. Geschichtliche Nachrichten von 149 einzelnen Städten. Leipzig 1864, S. 268–269.
- ↑ Heinrich Wuttke: Städtebuch des Landes Posen. Codex diplomaticus: Allgemeine Geschichte der Städte im Lande Posen. Geschichtliche Nachrichten von 149 einzelnen Städten. Leipzig 1864, S. 229.
- ↑ Hand-Matrikel der in sämmtlichen Kreisen des Preussischen Staats auf Kreis- und Landtagen vertretenen Rittergüter. 1857. In: Karl Friedrich Rauer (Hrsg.): GAB-Vorgänger auf Matrikelbasis. Provinz Posen. XV. Meseritz, Betsche. Selbstverlag, Berlin 1857, S. 318–319 (google.de [abgerufen am 22. August 2022]).
- ↑ Karl Joseph Huebner: Historisch-statistisch-topographische Beschreibung von Südpreußen und Neu-Ostpreußen, oder der Königlich-Preußischen Besitznehmungen von Polen, in den Jahren 1793 und 1795 entworfen. Band 1: Mit sechs Kupfertafeln und drey Landkarten. Leipzig 1798, S. 563.
- ↑ Meyers Konversations-Lexikon. Band 3, 1874, S. 90.
- ↑ a b c Michael Rademacher: Meseritz. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: treemagic.org.
- ↑ Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Freiherrlichen Häuser. 1884. In: "Der Gotha". 34. Auflage. Hiller von Gaertringen, Rudolf, 1801-1866. Justus Perthes, Gotha November 1883, S. 368–369 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 22. August 2022]).
- ↑ C. Herrlich: Wochenblatt der Johanniter-Ordens Balley Brandenburg. Hrsg.: Ritterlicher Orden St. Johannis vom Spital zu Jerusalem. Johanniterorden. Band 1866, Nr. 50. In Commission der Behr`schen Buchhandlung. Druck und Verlag Hickethier Berlin, Berlin 12. Dezember 1866, S. 305–307 (google.de [abgerufen am 22. August 2022]).
- ↑ http://www.heimatkreis-meseritz.de/4_10.htm