Provinz Posen

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Preußische Provinz
Posen
Flagge Wappen
Flagge der Provinz Posen Wappen der Provinz Posen
Lage in Preußen
Rot: Lage der Provinz Posen in Preußen (blau)
Bestehen 1815–1920
Provinzhauptstadt Posen
Fläche 28.991,5 km² (1910)[1]
Einwohner 2.099.831 (1910)[1]
Bevölkerungsdichte 72 Ew./km² (1910)
Verwaltung 2 Regierungsbezirke
Kfz-Kennzeichen I Y
Entstanden aus Departament Poznański (Herzogtum Warschau)
Aufgegangen in Grenzmark Posen-Westpreußen
Woiwodschaft Posen
Heute Teil von Woiwodschaft Großpolen Woiwodschaft Kujawien-Pommern
Karte
Karte der Provinz Posen 1905 (gelb: mehrheitlich polnischsprachiges Gebiet)

Die Provinz Posen (identisch mit dem Großherzogtum Posen) war eine von 1815 bis 1920 bestehende Provinz im Osten des Staates Preußen auf dem Territorium des historischen Großpolen. Die Provinz gehörte von 1848 bis 1851 teilweise zum Deutschen Bund, ab 1867 vollständig zum Norddeutschen Bund und ab 1871 zum Deutschen Reich. Sie hatte eine Fläche von knapp 29.000 km² und war landwirtschaftlich geprägt.

Die Provinz Posen war 1815 aus zwei Teilen gebildet worden: aus demjenigen Teil des im Zuge der zweiten Teilung Polens 1793 von Preußen annektierten und 1807 durch den Tilsiter Frieden verlorenen Gebiets, den es durch den Wiener Kongress zurück empfangen hatte, und aus demjenigen Teil des Netzedistrikts, der 1807 dem Herzogtum Warschau einverleibt worden war und den es ebenfalls zurück erhielt; die Grenze gegen das im 19. Jahrhundert bestehende Kongresspolen war durch den Staatsvertrag vom 11. November 1817 festgestellt worden.[2] Die Provinz war die einzige preußische Provinz mit nicht-deutscher Bevölkerungsmehrheit. Von den 2,1 Millionen Einwohnern sprachen um 1910 60,9 % Polnisch und 38,4 % Deutsch als Muttersprache. Den Sprachenverhältnissen entsprach auch ein konfessioneller Gegensatz. Die Deutschsprachigen waren zu über 90 % evangelisch, die Polen überwiegend katholisch. Die Juden, deren Anteil mit 1,5 % (gegenüber 1,0 % im Reich) relativ hoch war, sprachen Deutsch.[3]

Die westlichen Grenzgebiete waren mehrheitlich deutsch besiedelt, die Mitte und der Osten mehrheitlich polnisch. Dort lag in den Städten der deutsche Anteil meist höher als im Umland, aber nur Bromberg hatte eine deutsche Mehrheit. Je kleiner eine Gemeinde war, umso eher war sie entweder rein polnisch oder rein deutsch besiedelt. Größere Städte neben der namensgebenden Hauptstadt Posen waren Bromberg, Schneidemühl, Gnesen und Inowrazlaw, 1904 zu Hohensalza germanisiert.

Nach der Niederlage Deutschlands im Ersten Weltkrieg kam es 1918 zu einem erfolgreichen polnischen Aufstand. Bis auf klar mehrheitlich deutschsprachige Randgebiete gelangte die Provinz 1919/1920 infolge des Versailler Vertrags an die neuerrichtete Republik Polen.

Landschaft

Die Landschaft ist meist flach, entwässert von zwei großen Flüssen, der Netze im Norden und der Warthe im Zentrum. Die Gletscher der Eiszeit ließen Moränenablagerungen zurück; über das Land sind zahlreiche kleine Seen verstreut, die von Nebenflüssen der beiden großen Flüsse durchflossen werden. Der wichtigste Wirtschaftszweig war die Landwirtschaft.

Wappen

Wappen der Provinz Posen

Das Wappen der Provinz Posen zeigte den preußischen Adler, auf dessen Brust sich ein kleinerer Schild mit einem Piastenadler befindet.

Geschichte

Einzelne Randgebiete des Königreichs Polen, wie Fraustadt, Meseritz, Schwerin an der Warthe und das Land nördlich der Netze waren gegenüber den Nachbarterritorien Schlesien, Brandenburg und Pommern umstritten. Hier war es noch im 13. Jahrhundert zur Besiedlung durch deutsche Bauern gekommen, wie auch viele Städte im Kerngebiet deutsche Zuwanderung erfuhren. Im 14. Jahrhundert kamen auch diese Gebiete an Polen. Der größte Teil der späteren Provinz gehörte zu den Woiwodschaften Posen und Woiwodschaft Kalisz.

Preußische Zeit bis 1867

Nach dem Zusammenbruch der napoleonischen Vorherrschaft erhielt Preußen auf dem Wiener Kongress 1815 den Westteil der 1807 eingebüßten Provinz Südpreußen als Großherzogtum Posen wieder zurück und formierte ihn 1816 zur Provinz Posen. Der Nordwesten des vormaligen Netzedistrikts um Deutsch Krone und Flatow verblieb bei der Provinz Westpreußen, in die er 1807 umgegliedert worden war. Verwaltungsmäßig bestanden bis 1920 die beiden Regierungsbezirke Posen und Bromberg, welche sich weiter in Stadtkreise und Landkreise aufgliederten.

Die Provinz lag, wie auch die Provinzen Ost- und Westpreußen, außerhalb der Grenzen des Deutschen Bundes. In der Schlussakte des Wiener Kongresses hatte Preußen sich verpflichtet, den polnischen Untertanen die Bewahrung des Volkstums zu sichern und der Provinz einige wirtschaftliche Vorteile auf Gegenseitigkeit mit dem Königreich Polen zu gewähren. Bei Wahlen für die kommunale Selbstverwaltung der Städte und Gemeinden und den Provinziallandtag und zu anderen Provinzorganen gab es hinsichtlich der Sprache der gewählten Vertreter keine gesetzlichen Bestimmungen.

Der preußische Staat behandelte seine Bewohner zunächst offiziell gleich. Die Polnischsprachigen erfuhren demnach im Vergleich zu den Deutschsprachigen keinerlei formelle Einschränkungen, das Polnische wurde zunächst in Schulen und Behörden gebraucht. Auch gegenüber der polnischen Oberschicht, bei der die Erinnerung an den von ihr getragenen polnischen Staat noch lebendig war, zeigte sich die preußische Politik zunächst entgegenkommend. Am Beispiel des zum Statthalter der Provinz ernannten Anton Radziwiłł wird deutlich, dass Teile der polnischen Nationalbewegung bereit waren, sich mit dem preußischen Staat zu arrangieren.

Nach dem Novemberaufstand in Kongresspolen gegen die Herrschaft des russischen Zaren 1830 wurde die Sonderstellung des Großherzogtums innerhalb des preußischen Staatswesens jedoch weitgehend beseitigt. Die politisch führenden konservativen Kreise Preußens befürchteten, Polen könne zum Ausgangspunkt einer liberalen revolutionären Befreiungsbewegung in Europa werden – was das Ende des Systems der Heiligen Allianz bedeutet hätte. Unter dem preußischen Oberpräsidenten Eduard von Flottwell intensivierte sich die systematische Verdrängung der Polen aus öffentlichen Ämtern und der polnischen Sprache aus dem Bildungswesen. Dieses Vorgehen sollte auch die preußische Freundschaft mit Russland festigen.

Im Jahr 1846 wurde ein im Gefolge des Krakauer Aufstandes geplanter Aufstand polnischer Nationalisten in der Provinz Posen aufgedeckt. Gegen die Beteiligten kam es 1847 zum sogenannten Polenprozess.

Nach dem Beginn der Revolution von 1848 kam ein Aufstand zum Ausbruch. Dieser wurde bald niedergeschlagen. In der Folge wurden die letzten Reste besonderer Vorrechte des Großherzogtums beseitigt und das Gebiet wie jede andere Provinz organisiert. Die Deutschsprachigen in der Provinz richteten sich an den Bundestag, der noch im April deutschsprachige Teile der Provinz in den Deutschen Bund aufnahm. Die Frankfurter Nationalversammlung beschloss eine Teilung der Provinz; im Rest sollten die Polen sich selbst organisieren. Während der Behandlung dieser Posen-Frage wurde das Gebiet für die Polen allerdings immer kleiner.

Nachdem Preußen in der Olmützer Punktation Ende 1850 die Gründung einer Erfurter Union aufgeben musste, arrangierte es sich zeitweilig wieder mit Österreich. Im Jahr 1851 wurde der Deutsche Bund vollständig wiederhergestellt. Bei dieser Gelegenheit ließ Preußen die Aufnahme der Posener Gebiete in den Bund rückgängigmachen: Aus der Existenz von Staatsgebiet außerhalb des Bundesgebietes leitete es seine Großmachtstellung mit ab.

Germanisierungsversuche im Norddeutschen Bund und im Deutschen Reich

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Landkarte der preußischen Provinz Posen um 1905, mit Braunton-Markierung der regionalen relativen Verbreitung der polnischen Sprache

Preußen und damit die Provinz Posen wurden 1867 ein Teil des Norddeutschen Bundes und 1871 des Deutschen Kaiserreiches. Die Polnischsprachigen waren nun nicht mehr nur Bürger des in nationaler Hinsicht zumindest nominell neutralen Preußen, sondern sprachliche Minderheit innerhalb eines sich als deutsch verstehenden Staates und sahen sich bald in mehrerlei Hinsicht gezielter staatlicher Ausgrenzung ausgesetzt. Die Provinz wurde zu einem Schauplatz der Auseinandersetzung zwischen der polnischen Nationalbewegung und den preußischen Behörden.

Zum einen versuchte die preußische Regierung, die polnische Sprache endgültig aus Schule, Sonntagskatechese und Verwaltung zu verdrängen, was im Wreschener Schulstreik 1901 seinen symbolischen – und später romantisierten – Höhepunkt fand. Die Weigerung polnischer Kinder von Wreschen – trotz mehrstündiger körperlicher Züchtigung durch die Lehrer – in deutscher Sprache zu antworten, führte zur Verurteilung von 25 Personen zu Haftstrafen von insgesamt über 17 Jahren. Dies löste eine Welle von Solidaritätsprotesten aus, die bis 1904 ca. 75.000 Kinder in 800 Schulen der Provinz Posen umschlossen.

Schwer wog auch die Diskriminierung des Katholizismus, dem die meisten Polen angehörten (während die Deutschen in der Provinz Posen überwiegend evangelisch waren), im Zuge des Kulturkampfes. Dies trieb die lange Zeit politisch passive polnische Landbevölkerung der polnischen Nationalbewegung zu; sie sehnten die Errichtung eines unabhängigen Polen unter Einschluss Posens herbei. Mieczysław Halka Ledóchowski, seit 1866 Erzbischof von Gnesen und Posen, wurde zu zwei Jahren Haft wegen Verstoß gegen den Kanzelparagraphen verurteilt und im Februar 1874 in Ostrowo inhaftiert. Pius IX. ernannte ihn im März 1875 zum Kardinal. Ledóchowski wurde daraufhin freigelassen und verbannt; er ging nach Rom ins Exil.

Einen Umschwung gab es auch hinsichtlich des Kräfteverhältnisses zwischen den Sprachgruppen. War der deutschsprachige Anteil bis 1890 durch Assimilation vor allem der meisten der ursprünglich nicht wenigen polnischen Protestanten von unter 30 % auf fast 38 % angewachsen, wurde diese Entwicklung nun rückläufig. Gründe waren zum einen die höhere Geburtenrate der Polen, zum anderen migrierten mehr Deutsche in die Industriegebiete des Reiches (damals Ostflucht genannt). Maßnahmen zur Erhöhung ihres Anteils, besonders die Gründung der Preußischen Ansiedlungskommission, die Land von Polen kaufen sollte und nur auswärtigen Deutschen zum Kauf zwecks Ansiedlung anbot, konnten diese Entwicklungen kaum ausgleichen, sondern verschärften den nationalpolitischen Konflikt. Das alltägliche Zusammenleben der Sprachgruppen war durchweg friedlich. Die Unzufriedenheit der Polen richtete sich gegen die deutschen Behörden, nicht gegen die deutschen Mitbewohner.

Über die Städte Schrimm, Samter und Rogasen in der Provinz Posen ist folgender Spruch überliefert:[4]

Schrimm ist schlimm,
Samter verdammter,
Rogasen zum Rasen
.

Posener Aufstand 1918/1919

Nach dem Waffenstillstand von Compiègne war die Ernährungssituation im Deutschen Reich, vor allem in Berlin, nach dem Steckrübenwinter immer noch angespannt, wiewohl die britische Seeblockade immer noch anhielt. So war man vor allem auf die Kartoffellieferungen aus der Provinz Posen angewiesen. In dieser Situation schickte das preußische Staatsministerium am 20. November 1918 von Gerlach als polnischfreundlichen Unterstaatssekretär nach Posen, um mit dem dortigen Oberster Volksrat, an dessen Spitze Stanisław Adamski stand, zu verhandeln. Dieser versprach die Fortsetzung der Lebensmittellieferungen unter der Bedingung, dass sofort alle Ausnahmebestimmungen gegen die Polen aufgehoben wurden. Gerlach sagte dies zu. Gleichwohl brach am 27. Dezember 1918 der Posener Aufstand aus, der die Lebensmittelversorgung endgültig zusammenbrechen ließ.[5]

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Die beim Waffenstillstand im Februar 1919 festgelegte deutsch-polnische Demarkationslinie in der Provinz Posen. Sie folgte weitgehend der Sprachgrenze, war jedoch nicht identisch mit der späteren Staatsgrenze.

Das 14-Punkte-Programm von US-Präsident Woodrow Wilson hatte aber die „Errichtung eines polnischen Staates, unabhängig von Deutschland oder Russland, mit Zugang zum Meer“ vorgesehen.

Der Posener Aufstand begann am 27. Dezember 1918 nach der Ankunft von Ignacy Paderewski auf dem Posener Bahnhof. Der bekannte Pianist war Vertreter des Polnischen Nationalkomitees zwischen 1917 und 1919 in den USA und wurde später polnischer Ministerpräsident. Einen Tag später brach ein Aufstand polnischer Separatisten in der Provinz Posen aus; es gab offene Kampfhandlungen zwischen Deutschen und Polen. Ziel der Separatisten war die Abtrennung der Provinz Posen vom Deutschen Reich und der Anschluss dieses Gebietes an einen neugegründeten polnischen Nationalstaat. Der eigentliche Aufstand dauerte nur bis zum 16. Februar 1919, als durch alliierten Druck ein Waffenstillstand durchgesetzt und eine Demarkationslinie festgelegt wurde, bevor deutsche Grenztruppen die Provinz wieder unter Kontrolle bringen konnten. Es kam in weiten Teilen der Provinz Posen aber immer wieder zu Schießereien und Scharmützeln. Dieser Zustand dauerte an, bis im Januar 1920 reguläres polnisches Militär unter General Haller das Gebiet übernahm. Dies war im Versailler Vertrag festgelegt.

Die klar mehrheitlich deutschsprachigen Randgebiete im Westen verblieben weitgehend innerhalb der neugebildeten preußischen Provinz Grenzmark Posen-Westpreußen bei Deutschland. Einige überwiegend deutschsprachige Gebiete im Süden und Nordosten einschließlich der Stadt Bromberg mussten dagegen an Polen abgetreten werden.

Im neuen polnischen Staat

Zwischen 1920 und 1929 enteignete die polnische Regierung gemäß Artikel 297 b) des Versailler Vertrages viele ortsansässige Deutsche, denen die polnische Staatsbürgerschaft nicht zuerkannt wurde. Ab 1925 führte ein Agrarreformgesetz dazu, dass viele deutschsprachige Bauern – darunter auch solche, denen der preußische Staat Ackerland verkauft hatte – ihr Land zwangsveräußern mussten.

Warthegau im Dritten Reich

NS-Deutschland annektierte nach dem Überfall auf Polen völkerrechtswidrig die Woiwodschaft Posen und bildete in gewisser Anlehnung an die vormalige Provinz, jedoch unter Einbeziehung weiterer polnischer Gebiete, den Reichsgau Wartheland mit Posen als Hauptstadt. Das Gebiet um Bromberg wurde dem Reichsgau Danzig-Westpreußen zugeschlagen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg

1945 ging das gesamte Gebiet der ehemaligen Provinz Posen zurück an Polen und die deutsche Minderheit wurde vertrieben. Nach der Gebietsreform 1999 ist es heute größtenteils identisch mit der Woiwodschaft Großpolen. Einige Kreise der ehemaligen Provinz gehören jedoch zu den Woiwodschaften Kujawien-Pommern und Lebus.

Verwaltungsgliederung 1914

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Verwaltungsgliederung der Provinz Posen
  • Regierungsbezirk Posen
  • Regierungsbezirk Bromberg
  • Bei Einteilung der Verwaltung nach 1815 wurden im Regierungsbezirk Posen 17 und im Regierungsbezirk Bromberg 9 landrätliche Kreise gebildet. Hinzu kam die Stadt Posen und - 1875 - die Stadt Bromberg. Durch Gesetz vom 6. Juni 1887[6] wurden 11 Kreise in je zwei neue geteilt und durch Abtrennung von Gebietsteilen aus weiteren 6, sonst weiterbestehenden Kreisen die beiden neuen Kreise Znin und Jarotschin gebildet. 1914 schied die Stadt Schneidemühl aus dem Kreis Kolmar aus. Die nachstehende Aufstellung zeigt die sonst von 1887 bis 1919 unveränderte Verwaltungsgliederung in zuletzt 40 Land- und 3 Stadtkreise.

    Regierungsbezirk Posen

    Regierungsbezirk Bromberg

    Oberpräsidenten

    Landeshauptmänner (Landesdirektoren)

    1885–1893: Arthur von Posadowsky-Wehner
    1893–1911: Sigismund von Dziembowski
    1911–1919: Ernst von Heyking
    ab 1919: Landesdirektor von Brandenburg in Berlin (kommissarisch)[8]

    Bevölkerungsstatistik

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    Die Sprachverhältnisse in den einzelnen Kreisen der Provinz Posen nach der Volkszählung von 1910:
  • Deutschsprachige
  • Polnischsprachige
  • Anderssprachige
  • Um 1900 hatte die Provinz knapp 1,9 Mio. Einwohner (901.853 männlich, 985.422 weiblich). Dem Religionsbekenntnis nach waren 1.280.172 Katholiken, 569.564 Evangelische, 2.135 andere Christen und 35.327 Israeliten. Nach der Staatsangehörigkeit waren 1.882.090 Reichsangehörige, 5.184 Reichsausländer und 1 anderer. Nach der Muttersprache waren 718.000 Deutsche, die übrigen Polen, Masuren und Kaschuben.[9]

    Bevölkerungsentwicklung[10]
    Jahr 1816 1819[11] 1831 1861 1871 1880 1890 1900 1910
    Einwohner   820.176 883.972 1.040.712 1.467.604 1.583.843 1.703.397 1.751.642 1.887.275 2.099.831
    Anteil an Preußen ? 8,0 % (1817) ? ? 6,4 % 6,2 % 5,8 % 5,5 % 5,2 %
    Ew./km² 28 30 36 51 55 59 60 65 72
    Anteile der Konfessionen[12]
    Jahr 1871 1890 1910
    Katholiken 63,7 % 66,5 % 67,7 %
    Evangelische 32,3 % 30,9 % 30,8 %
    Juden  3,9 % 2,5 % 1,3 %
    Anteil der Polnischsprachigen[13]
    Jahr 1819[11] 1831 1861 1890 1910
    offizielle Statistik ¹ 76,9 % 58,3 % 54,6 % 60,1 % 61,5 %
    Schätzung (Leszek Belzyt) ./. 71,5 % 66,7 % 62,4 % 63,5 %
    1) unter Hinzurechnung der Gruppe der Zweisprachigen
    Volkszählung 1910[14] Bevölkerung Deutsche Polen Zweisprachige
    Provinz Posen 2.099.831 806.720 38,4 % 1.278.890 60,9 % 11.796 0,6 %
    Regierungsbezirk Bromberg 762.947 379.488 49,7 % 378.831 49,7 % 4.929 0,6 %
    Bromberg-Stadt 57.696 46.720 81,0 % 9.350 16,2 % 1.546 2,7 %
    Bromberg-Land 96.473 58.783 60,9 % 37.049 38,4 % 590 0,6 %
    Czarnikau 42.287 30.016 71,0 % 12.027 28,4 % 176 0,4 %
    Filehne 33.653 23.504 69,8 % 9.918 29,5 % 216 0,6 %
    Gnesen 56.250 21.461 38,2 % 34.643 61,6 % 129 0,2 %
    Hohensalza 77.294 28.394 36,7 % 48.599 62,9 % 258 0,3 %
    Kolmar in Posen 76.020 61.600 81,0 % 13.957 18,4 % 422 0,6 %
    Mogilno 49.253 14.274 29,0 % 34.659 70,4 % 192 0,4 %
    Schubin 48.304 21.035 43,5 % 26.799 55,5 % 403 0,8 %
    Strelno 37.620 7.437 19,8 % 30.109 80,0 % 67 0,2 %
    Wirsitz 67.219 34.235 50,9 % 32.446 48,3 % 494 0,7 %
    Witkowo 29.094 4.814 16,5 % 24.164 83,1 % 91 0,3 %
    Wongrowitz 52.574 16.309 31,0 % 35.955 68,4 % 212 0,4 %
    Znin 40.210 10.906 27,1 % 29.156 72,5 % 133 0,3 %
    Regierungsbezirk Posen 1.335.884 427.232 32,0 % 900.059 67,4 % 6.867 0,5 %
    Adelnau 36.306 4.681 12,9 % 31.537 86,9 % 87 0,2 %
    Birnbaum 28.887 14.069 48,7 % 14.513 50,2 % 264 0,9 %
    Bomst 63.120 30.980 49,1 % 31.794 50,4 % 214 0,3 %
    Fraustadt 28.914 19.663 68,0 % 8.902 30,8 % 332 1,1 %
    Gostyn 48.326 6.528 13,5 % 41.720 86,3 % 70 0,1 %
    Grätz 36.483 5.997 16,4 % 30.280 83,0 % 191 0,5 %
    Jarotschin 51.626 9.236 17,9 % 42.168 81,7 % 197 0,4 %
    Kempen 37.050 5.933 16,0 % 30.697 82,9 % 236 0,6 %
    Koschmin 33.519 5.719 17,1 % 27.685 82,6 % 58 0,2 %
    Kosten 47.325 5.149 10,9 % 42.091 88,9 % 50 0,1 %
    Krotoschin 46.874 15.822 33,8 % 30.709 65,5 % 324 0,7 %
    Lissa 44.579 27.451 61,6 % 16.659 37,4 % 426 1,0 %
    Meseritz 53.306 41.059 77,0 % 12.207 22,9 % 0 0,0 %
    Neutomischel 34.292 15.700 45,8 % 18.481 53,9 % 109 0,3 %
    Obornik 55.880 22.450 40,2 % 33.139 59,3 % 245 0,4 %
    Ostrowo 43.887 9.713 22,1 % 33.970 77,4 % 165 0,4 %
    Pleschen 37.362 6.200 16,6 % 30.965 82,9 % 128 0,3 %
    Posen Stadt 156.691 65.319 41,7 % 89.351 57,0 % 1.311 0,8 %
    Posen W. 43.129 7.374 17,1 % 35.474 82,3 % 236 0,5 %
    Posen O. 49.119 14.102 28,7 % 34.795 70,8 % 174 0,4 %
    Rawitsch 50.523 21.253 42,1 % 29.150 57,7 % 92 0,2 %
    Samter 66.856 17.071 25,5 % 49.589 74,2 % 143 0,2 %
    Schildberg 37.290 5.470 14,7 % 31.100 83,4 % 718 1,9 %
    Schmiegel 36.383 6.626 18,2 % 29.544 81,2 % 207 0,6 %
    Schrimm 57.483 10.017 17,4 % 47.088 81,9 % 366 0,6 %
    Schroda 49.176 6.201 12,6 % 42.870 87,2 % 92 0,2 %
    Schwerin a. W. 21.620 19.729 91,3 % 1.722 8,0 % 142 0,7 %
    Wreschen 39.878 7.720 19,4 % 31.859 79,9 % 290 0,7 %

    Siehe auch

    Literatur

    • Bibliographie Ostmitteleuropa (Herder-Institut Marburg)
    • Helmut Neubach: Beiträge zu einem biographischen Lexikon der Deutschen aus dem Raum der Provinz Posen. Nach den 1978–1998 in der Zeitschrift „Der Kulturwart“ von Joachim Heinrich Balde herausgegebenen „Posener Biographien“. Martin-Opitz-Bibliothek, Herne 2003, ISBN 3-923371-26-8.
    • Manfred Raether: Polens deutsche Vergangenheit. Schöneck 2004, ISBN 3-00-012451-9. (Aktualisierte Neuausgabe als E-Buch).
    • Martin Sprungala: Die Geschichte der Posener Kreise und kreisfreien Städte. Bad Bevensen 2007.
    • Martin Sprungala: Historisches Ortsverzeichnis der Provinz Posen und der Wojewodschaft Poznań (Posen). Bad Bevensen 2007.
    • Friedrich August Vossberg (Hrsg.): Wappenbuch der Städte der Großherzogthums Posen. J. A. Stargardt, Berlin 1866 (Digitalisat)
    • Bernhard Breslauer: Die Abwanderung der Juden aus der Provinz Posen. Denkschrift im Auftrag des Verbandes der Deutschen Juden. Berthold Levy, Berlin 1909. (Mit statistischem Anhang.) Online (PDF; 1,6 MB)
    • Christian Meyer: Geschichte des Landes Posen. Jolowicz, Posen 1881 [Nachdruck: Verlag für Kunstreproduktionen, Neustadt an der Aisch 2000, ISBN 978-3-89557-140-4]
    • Paul Krische und Carl Riemann: Die Provinz Posen. Ihre Geschichte und Kultur unter besonderer Berücksichtigung ihrer Landwirtschaft. Weicke, Stassfurt 1907 [Nachdruck: Melchior, Wolfenbüttel 2011, ISBN 978-3-942562-64-5].
    • Heinrich Wuttke: Städtebuch des Landes Posen. Codex diplomaticus: Allgemeine Geschichte der Städte im Lande Posen. Geschichtliche Nachrichten von 149 einzelnen Städten. Leipzig 1864 (Digitalisat).
    • Georg Hassel Vollständige und neueste Erdbeschreibung der Preußischen Monarchie und des Freistaates Krakau. Weimar 1819, S. 598–630.
    • Mittheilungen über das Großherzogthum Posen. In: Preußische Provinzial-Blätter. Band 17, Königsberg 1837, S. 455–469 und S. 537–550, Band 18, Königsberg 1837, S. 73–86 und S. 166 ff.
    • A. Bäck: Die Provinz oder das Großherzogthum Posen in geographischer, statistischer und topographischer Beziehung. Nach den neuesten, meist amtlichen Nachrichten. Berlin, Posen und Bromberg 1847 (Digitalisat),
    • Johann Gottfried Hoffmann: Die Bevölkerung des preussischen Staates nach den Ergebnissen der zu Ende des Jahres 1837 amtlich aufgenommenen Nachrichten, Berlin 1839 (Digitalisat).
    • Königliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preussischen Staates und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. Dezember 1871 bearbeitet und zusammengestellt. Teil IV: Die Provinz Posen, Berlin 1874 (Digitalisat).
    • A. C. A. Friedrich: Historisch-geographische Darstellung Alt- und Neu-Polens. Berlin 1839, S. 558–593.

    Weblinks

    Einzelnachweise

    1. a b Preußische Provinzen 1910
    2. Johann Gottfried Hoffmann: Die Bevölkerung des preussischen Staates nach den Ergebnissen der zu Ende des Jahres 1837 amtlich aufgenommenen Nachrichten, Berlin 1839, S. 2 (online).
    3. Bernhard Breslauer: Die Abwanderung der Juden aus der Provinz Posen. Verband der Deutschen Juden, Berlin 1909, bes. S. 3 (PDF; 1,7 MB); nicht jiddisch, siehe Jechiel Bin-Nun: Jiddisch und die deutschen Mundarten. Niemeyer, Tübingen 1973, ISBN 3-484-10170-9, S. 86 f.
    4. Egbert Weiß: Aktiv in der Monarchie. Leipziger Corpsstudenten 1807–1918. Lebensläufe der Leipziger Lausitzer. Festschrift zum 210. Stiftungsfest des Corps Lusatia Leipzig 2017, lektoriert von Hans Lipp, Helmut Weiß und Christoph Zeumer. Verlagsdruckerei Schmidt, Neustadt an der Aisch 2017. ISBN 978-3-96049-017-3, S. 112.
    5. DER SPIEGEL 3/1951
    6. Preuß. GS. 1887 S. 197–207
    7. a b c d e f g h Ein mehr oder weniger großer Teil des Kreisgebiets verblieb 1920 innerhalb der neugebildeten Grenzmark Posen-Westpreußen beim Deutschen Reich.
    8. Nach territorial.de
    9. Brockhaus Enzyklopädie, 14. Auflage (1903), 13. Bd., S. 310.
    10. Für 1816: ?; für 1831, 1861, 1890: Leszek Belzyt: Sprachliche Minderheiten im preußischen Staat 1815–1914. Marburg 1998, S. 17; für 1871, 1880, 1900, 1910:
    11. a b Georg Hassel: Statistischer Umriß der sämmtlichen europäischen und der vornehmsten außereuropäischen Staaten, in Hinsicht ihrer Entwickelung, Größe, Volksmenge, Finanz- und Militärverfassung, tabellarisch dargestellt; Erster Heft: Welcher die beiden großen Mächte Österreich und Preußen und den Deutschen Staatenbund darstellt; Nationalverschiedenheit 1819: Polen – 680,100; Deutsche – 155,000; Juden – 48,700; Verlag des Geographischen Instituts Weimar (1823), S. 43
    12. Michael Rademacher: Preußische Provinz Posen bis 1922. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: treemagic.org.
    13. Leszek Belzyt: Sprachliche Minderheiten im preußischen Staat 1815–1914. Marburg 1998, S. 17 f. ISBN 3-87969-267-X
    14. Dietrich Schäfer: Sprachenkarte der Deutschen Ostmarken. Entworfen von Dietrich Schäfer. Verlag von Karl Curtius (bibliotekacyfrowa.pl [abgerufen am 13. März 2017]).