Publibike

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PubliBike AG
Rechtsform Aktiengesellschaft
Gründung 2011
(seit 2014 als AG)
Sitz Bern
Leitung Markus Bacher (Geschäftsführer)[1]

Guido Honegger (VR-Präsident)[1]

Mitarbeiterzahl 32[2]
Branche Fahrradvermietung
Website www.publibike.ch
Station Sion mit der markanten lilafarbenen Stationsstele

Publibike (Eigenschreibweise: PubliBike) ist ein Veloverleihsystem, das in zahlreichen Schweizer Städten im Einsatz ist. Es handelt sich um ein stationsgebundenes System, wobei die Velos nicht mechanisch mit den Stationen eingeklinkt werden. Das gleichnamige Unternehmen entstand im Jahr 2011 und vergrösserte sich 2013 durch Zusammenlegung mit einem früher gegründeten Verleiher. Neben Velos stehen auch Elektrovelos zur Nutzung bereit.

Geschichte

Das im Jahr 2009 als Personengesellschaft gegründete Unternehmen Velopass gilt als Beginn. Zwischen den Orten Lausanne und Morges und an der Riviera entstand ein Verleih-Netz. Ende desselben Jahres wurde Velopass eine GmbH. In den folgenden Jahren entstanden acht neue Netze in der Westschweiz und im Tessin (Agglomeration Freiburg, Yverdon-les-Bains, Lugano, Chablais, Sitten, La Côte, Les Lacs-Romont und Bulle).

Die PostAuto-Betreiber und die SBB (mit Rent a Bike) bauten ein zweites Velo-Ausleihsystem auf, das Publibike genannt wurde. Im August 2011 installierte Publibike seine erste Station in Luzern, gefolgt von acht weiteren Stationen in Brig, Solothurn, Basel, Frauenfeld, Winterthur, Kreuzlingen und Bern. Diese vereinzelten Stationen wurden jedoch noch kaum genutzt und zum Teil auch wieder eingestellt.

Mit dem Ziel, ein nationales Veloverleihsystem zu entwickeln und beide Systeme mit einer einzigen Kundenkarte zugänglich zu machen, erwarb PostAuto Velopass. So konnten die Kunden ab Mai 2013 auf 1000 Velos und E-Bikes zugreifen, die an 100 Stationen in der ganzen Schweiz bereitstanden. Am 1. Januar 2014 wurde Publibike in eine selbständige Aktiengesellschaft überführt, die fortan als Tochterunternehmen von PostAuto fungierte. Die Geschäftsstellen in Lausanne und Bern wurden hierbei am neuen Unternehmenssitz in Freiburg zusammengeführt. Im Rahmen einer Reorganisation des Postkonzerns wurde Publibike per 1. Januar 2021 direktes Tochterunternehmen der Schweizerischen Post, wobei der Hauptsitz nach Bern verlegt wurde.

Ende Februar 2019 wurde bekannt, dass VBZ TrafficMedia die Vermarktung der Werbeflächen auf den Publibike in Zürich übernommen hatte.[3]

Vor Eröffnung der neuen Leihnetze, hatte Publibike im Jahr 2017 ein Defizit von 5 Millionen Franken zu verzeichnen, wobei der Umsatz weniger als 3 Millionen Franken betrug. Die Anlaufverluste betrugen 2019 insgesamt 10,9 Millionen Franken.[4][5] 2020 wurden die Verleih-Preise angehoben.[6]

Publibike gehört zu den Gründungsmitgliedern des im Dezember 2021 auf Initiative der Mobilitätsakademie gegründeten Branchenverbands Swiss Alliance for Collaborative Mobility (kurz CHACOMO).[7] Im Jahr 2022 hat die Post Publibike verkauft. Die neuen Inhaber der Firma sind Markus Bacher (Geschäftsführer von Publibike), Thomas Binggeli (Gründer von Thömus) und der IT-Unternehmer Guido Honegger (Gründer von green.ch).[8] Das Unternehmen plant, dass die bestehende E-Bike-Flotte im Jahr 2022 mit GPS-Modulen ausgerüstet werden soll.[2] Im Juni 2022 wurden die Verleih-Preise, wie bereits vor zwei Jahren, erneut erhöht.[9][10][11] Im Jahr 2022 wurde bekannt, das Publibike und Intermobility (Velospot) fusionieren.[12][13]

Organisation

Über die Webseite oder über die Publibike können Interessenten ein Kundenkonto erstellen. Die App zeigt den Standort der Publibike-Stationen auf einer Karte an, vor Ort sind diese an einer Stele erkennbar. Das elektronische Veloschloss, das sich hinter der Sattelstütze befindet, wird mit einem Druck auf den silbernen Button geweckt. Danach öffnet der Nutzer das Schloss nun mit der geöffneten App auf dem Smartphone per Bluetooth oder hält alternativ den SwissPass (RFID-Chip) an die Empfangselektronik. Nach der Fahrt kann das Velo an einer beliebigen Publibike-Stationen abgestellt werden. Das Veloschloss muss von Hand geschlossen werden, bis der Bügel einrastet. Die entstandenen Fahrtkosten werden im Kundenkonto angezeigt und dort auch automatisch abgebucht. Die Ausleihe der Velos ist rund um die Uhr möglich.[14]

Für die Nutzung gibt es zwei verschiedene Abonnements: Das «B-Quick», ohne Jahresgebühr, ist vor allem auf Spontane, Touristen und Neugierige ausgerichtet, während das Abo «B-Fit», eher für Pendler und Stadtbewohnerinnen konzipiert wurde.

Netze

PubliBike-Fahrrad an der Verleihstation am Bahnhof Liebefeld

Im Jahr 2021 betreibt Publibike acht Netze mit 600 Stationen und 5300 Velos und Elektrovelos. Folgende Netze sind in Betrieb: Lausanne-Morges, Agglo Fribourg-Freiburg, Lugano-Malcantone, Sion, Sierre, Région de Nyon, Velo Bern und Züri Velo.[15][16]

Lausanne-Morges

Lausanne-Morges wurde 2017 als erstes Netz mit dem neuen System ohne Einzelstationen zum Einklinken der Velos in Betrieb genommen, bereits zuvor war Publibike mit dem alten System präsent. Es musste zeitweise wegen Vandalismus vollständig stillgelegt werden, wie das Netz Agglo Freiburg und Teile des Zürcher Netzes.[17]

Lugano-Malcantone

Das Netz Lugano-Malcantone wurde ebenfalls 2017 modernisiert. Nach einem kontinuierlichen Ausbau soll es bis 2021 zum drittgrössten Netz nach Zürich und Bern anwachsen. Zu diesem Zeitpunkt werden in Lugano und den Gemeinden des umliegenden Kreis Paradiso, im Malcantone und im Basso Ceresio 97 Stationen mit 723 Velos und Elektrovelos vorhanden sein. Die Gemeinden beteiligen sich finanziell am Betrieb des Netzes.[18]

Züri Velo

Nach Ausschreibung des Veloverleihsystems Züri Velo durch die Stadt Zürich im Oktober 2014 und über zweijährigem Rechtsstreit gegen die Vergabe der Konzession an Publibike, startete der Betrieb am 6. April 2018 mit 30 Stationen und 350 Fahrzeugen.[19] Das Angebot wurde seither kontinuierlich ausgebaut. Ende 2019 stiessen mit Dübendorf, Kloten, Opfikon und Wallisellen vier Agglomerationsgemeinden des Glatttals zum Netz dazu, diese unterstützen das Netz finanziell mit einem Beitrag von je 20'000 Franken. Nach dieser Erweiterung waren 145 Stationen mit insgesamt 1450 Velos vorhanden.[20] Der Fünfjahres-Vertrag zwischen der Stadt Zürich und Publibike läuft bis Ende März 2023. Im März 2021 drohte Publibike, sollte sich die Stadt nicht finanziell beteiligen, werde der Vertrag nicht verlängert.[21] Von daher hat die Stadt Zürich das Veloverleihsystem unter dem Namen «Züri Velo 2.0» neu ausgeschrieben.[22]

Velo Bern

Das Netz für die Stadt Bern wurde 2018 unter dem Namen Velo Bern eröffnet, zwei Stationen befanden sich ausserhalb der Gemeinde bei Bürostandorten der Post in Ostermundigen und Zollikofen. Das Netz von Publibike ist nach der Eröffnung schrittweise gewachsen und hat sich auch in mehreren Agglomerationsgemeinden etabliert. In Köniz startete der Betrieb 2019 mit 13 Verleihstationen, bis 2021 wurde das Kontingent von 17 Stationen gemäss Vereinbarung zwischen Köniz und Publibike umgesetzt.[23] 2020 wurde in Zollikofen eine zweite Station eröffnet.[24] 2021 folgten drei Stationen in Muri-Gümligen, wovon eine im Rahmen einer Firmenpartnerschaft betrieben wird.[25] Im gleichen Jahr wurde die Eröffnung von drei Stationen in Ittigen angekündigt.[26] Auch das Parlament in Ostermundigen hat mehrfach die Eröffnung weiterer Publibike-Stationen gefordert.[27] Mitte Juli 2022 gab es fünf Stationen in Ostermundigen.

Es handelt sich seit seiner Eröffnung um das grösste Netz von Publibike, mit 210 Stationen im Jahr 2021.[28][29] Im Jahr 2022 waren etwa 1600 Publibikes in Betrieb. Im selben Jahr ist Publibike eine Partnerschaft mit Voi eingegangen, seither können Scooter von Voi auch auf einigen Publibike-Stationen abgestellt werden.[30] Der Leistungsvertrag zwischen Publibike und der Stadt Bern läuft Ende 2025 aus und soll unter Einbezug der Nachbargemeinden erneuert bezw. neu ausgeschrieben werden.[31]

Weblinks

Commons: PubliBike – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b PubliBike AG. In: Handelsregisteramt des Kantons Bern. Abgerufen am 31. Januar 2022.
  2. a b Lorenz Steinmann: Wie weiter mit dem privatisierten PubliBike? In: lokalinfo.ch. 14. Februar 2022, abgerufen am 17. Februar 2022.
  3. VBZ TrafficMedia vermarktet Werbeflächen auf den Velos von PubliBike. In: werbewoche.ch. 27. Februar 2019, abgerufen am 1. März 2019.
  4. Roger Braun: «Was Publibike tut, ist illegal»: Der Veloverleih ist beliebt, aber ruinös. In: luzernerzeitung.ch. 30. Juli 2019, abgerufen am 30. Juli 2019.
  5. Regula Saner: Publibike: Was in Bern diskutiert wird, ist in Freiburg Realität. In: bernerzeitung.ch. 3. Februar 2020, abgerufen am 3. Februar 2020.
  6. Adrian Müller: «Eine Unverschämtheit»: Neue Publibike-Tarife lösen Proteststurm aus. In: watson.ch. 23. Juni 2020, abgerufen am 29. September 2022.
  7. Shared Mobility erhält eine nationale Stimme. In: presseportal.ch. 15. Dezember 2021, abgerufen am 11. Juni 2022.
  8. Bikesharing-Unternehme — Post verkauft Bikesharing-Tochter Publibike. In: srf.ch. 31. Januar 2022, abgerufen am 31. Januar 2022.
  9. Veloverleiher: Kaum verkauft, erhöht Publibike bereits die Preise. In: aargauerzeitung.ch. 22. Juni 2022, abgerufen am 22. Juni 2022.
  10. Andres Marti: Defizitäres Veloverleihsystem: Publibike erhöht erneut die Preise. In: bernerzeitung.ch. 22. Juni 2022, abgerufen am 22. Juni 2022.
  11. Die Preise ändern sich! In: publibike.ch. 22. Juni 2022, abgerufen am 23. Juni 2022.
  12. Grösster Veloverleih der Schweiz: Publibike fusioniert mit einstigem Kritiker. In: derbund.ch. 27. Juli 2022, abgerufen am 29. September 2022.
  13. Marc Bürgi: Bikesharing: Publibike und Intermobility schliessen sich zusammen. In: handelszeitung.ch. 27. Juli 2022, abgerufen am 30. Juli 2022.
  14. So geht’s. Abgerufen am 12. Oktober 2018.
  15. Karte. PubliBike, abgerufen am 28. Juli 2021.
  16. Über uns. PubliBike, abgerufen am 28. Juli 2021.
  17. In Lausanne wurde bereits das ganze Publibike-Netz auf Eis gelegt – nun folgt der Westen Zürichs. In: limmattalerzeitung.ch. 24. Juli 2020, abgerufen am 3. November 2020.
  18. Publibike verdoppelt sein Angebot im Tessin, Medienmitteilung Publibike vom 26. Mai 2021
  19. Publibike lanciert einen heissen Zürcher Mietvelo-Sommer. In: Neue Zürcher Zeitung, 6. April 2018.
  20. Publibike erweitert Stadtzürcher Netz ins Glattal. In: Limmattaler Zeitung, 5. September 2019.
  21. Michael von Ledebur: Publibike will Geld von der Stadt Zürich - wie kann das sein? In: Neue Zürcher Zeitung, 6. April 2021, abgerufen am 3. November 2021.
  22. Gemeinde Stadt Zürich: Die Stadt Zürich schreibt «Züri velo 2.0» aus. In: nau.ch. 24. Mai 2022, abgerufen am 27. Mai 2022.
  23. Vier zusätzliche PubliBike-Stationen in Köniz. In: Gemeinde Köniz. 26. April 2021, abgerufen am 17. Juni 2021.
  24. PubliBike am Bahnhof Zollikofen. In: Gemeinde Zollikofen. 7. Juli 2021, abgerufen am 9. Mai 2021.
  25. PubliBike startet in Muri bei Bern. In: Bauverwaltung Muri bei Bern. 22. April 2021, abgerufen am 9. Mai 2021.
  26. Ittigen macht bei Publibike-Veloverleih mit. In: derbund.ch. 1. Juli 2021, abgerufen am 2. Juli 2021.
  27. Parlament drängt auf Publibike-Ausbau Berner Zeitung. 7. Mai 2021.
  28. In Bern entsteht das grösste Veloverleihsystem der Schweiz, Medienmitteilung des Gemeinderats der Stadt Bern vom 12. Juni 2017
  29. Stadt Bern, Velo ausleihen.
  30. Voi und PubliBike sorgen für mehr Beinfreiheit in Bern. In: nau.ch. 27. Juni 2022, abgerufen am 27. Juni 2022.
  31. Gemeinsame Medienmitteilung der Gemeinden Bern, Ittigen, Köniz, Muri bei Bern und Ostermundigen: Berner Veloverleihsystem soll regional werden. In: bern.ch. 7. September 2022, abgerufen am 8. September 2022.