Quelle & Meyer

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Die Quelle & Meyer Verlagsgesellschaft mbH & Co. ist ein 1906 in Leipzig gegründeter Verlag mit Sitz in Wiebelsheim (Rheinland-Pfalz). Der Programmschwerpunkt des familiengeführten Fachverlages liegt im Bereich Natur und Biologie. Zusammen mit den Verlagen Aula und Limpert bildet Quelle & Meyer eine Verlagsgemeinschaft.

Geschichte

Richard Quelle, undatierte Fotografie
Datei:Heinrich Meyer 1875-1947.jpg
Heinrich Meyer, undatierte Fotografie

Die Buchhändler Richard Quelle (1870–1926) und Heinrich Meyer (1875–1947) gründeten die Verlagsbuchhandlung Quelle & Meyer am 1. Juli 1906 in Leipzig. Der Verlag expandierte schnell, wozu besonders Otto Schmeils Naturwissenschaftliches Unterrichtswerk beitrug,[1] das eine Gesamtauflage von 25 Millionen Exemplaren erreichen sollte. 1914 wies das Verlagsverzeichnis bereits über 600 Buchtitel und sieben Zeitschriften aus.[2] Unter den Autoren befanden sich so bekannte Persönlichkeiten wie die Theologen Paul Feine und Ernst Sellin, der Philosoph Rudolf Eucken, die Psychologen Hans Prinzhorn und William Stern, die Pädagogen Theodor Litt und Eduard Spranger, die Literaturwissenschaftler Oskar Walzel und Friedrich von der Leyen, der Staatswissenschaftler Gustav Radbruch, der Historiker Erich Brandenburg und die Biologen Paul Brohmer und Jost Fitschen.[3]

Richard Quelle starb 1926. Heinrich Meyer schied 1934 als Gesellschafter aus, woraufhin Otto Schmeils Sohn Werner Schmeil (1896–1968) den Verlag als alleiniger Geschäftsführer übernahm. Er war bereits seit 1918 Mitgesellschafter gewesen und baute das Verlagsprogramm konsequent aus; unter anderem durch Schul-, Studien- und Sachbücher in den Bereichen Theologie, Philosophie, Psychologie, Pädagogik, Sprach- und Literaturwissenschaften, Geschichte, Musik und Kunst, Rechts- und Staatswissenschaften, Volkswirtschaftslehre und Naturwissenschaften. Außerdem wurden verschiedene Zeitschriften gegründet bzw. übernommen, etwa die pädagogischen Periodika Die Erziehung (1925–1943) und Kindergarten (1933–1938). 25 Jahre nach Gründung des Verlages waren im Verlagskatalog über 2.500 lieferbare Titel ausgewiesen.[4]

Bei einem Luftangriff auf Leipzig am 4. Dezember 1943 wurde das Verlagsgebäude zerstört. Weil nach Kriegsende ein privatwirtschaftlicher Neubeginn in der sowjetischen Besatzungszone nicht mehr möglich war, zog Schmeil mit dem Verlag nach Heidelberg in das Wohnhaus seines Vaters am Schloss-Wolfsbrunnenweg. Die bestehenden Schwerpunkte wurden weiter ausgebaut. Quelle & Meyer war 1970 Mitbegründer der Arbeitsgemeinschaft Uni-Taschenbücher (UTB) und blieb bis 2002 Teil dieses Verbundes. Unter den naturwissenschaftlichen Werken ragt die Reihe Biologische Arbeitsbücher heraus, die 1958–1999 in 57 Bänden erschienen ist.

Nach dem Tod Werner Schmeils im Mai 1968 wurde der Verlag von Walter Kißling übernommen. Ab 1984 waren Gerhard Stahl und Günther Fertig aus Wiesbaden die Geschäftsführer. Seit 1992 ist Stahl alleiniger Verleger.

Quelle & Meyer bildet seit 1993 mit Limpert und Aula eine Verlagsgemeinschaft, ist jedoch nach wie vor ein eigenständiges Unternehmen. 1999 wurde der Verlag nach Wiebelsheim im Hunsrück verlegt.[5]

Seit den 1990er Jahren bestimmen vor allem Bücher zu zoologischen und botanischen Themen das Programm. Dieses wurde 1997 um den Bereich Jagd und Forst erweitert; unter anderem wurden die Rechte für das Lehrwerk Die Jägerprüfung von Richard Blase erworben.

2004 kaufte Quelle & Meyer den Verlag Goldschneck auf und erweiterte das Programm um paläontologische Titel und die Zeitschrift Fossilien.[6]

Archivgut des Verlags befindet sich heute im Sächsischen Staatsarchiv, Abteilung Staatsarchiv Leipzig.[7]

Verlagsprogramm

Bücher und Autoren

Datei:Verlagshaus QuelleMeyer Limpert Aula Maerz 2013.jpg
Seit 1999 ist Quelle & Meyer in Wiebelsheim im Hunsrück ansässig

Schwerpunkte des Verlagsprogramms sind naturkundliche Bücher und biologische Bestimmungsliteratur für Schule, Studium und Praxis, ferner Publikationen zu Naturschutz und -pflege, Jagd und Forst sowie erdgeschichtlichen Themen. Zu bekannten Autoren der Vergangenheit mit nach wie vor lieferbaren, aktualisierten Standardwerken zählen Otto Schmeil, Jost Fitschen und Paul Brohmer. Das botanische Bestimmungsbuch Die Flora Deutschlands, das nach seinen ersten beiden Verfassern auch als „Schmeil-Fitschen“ bekannt ist, liegt mittlerweile in 97. Auflage (2019) vor. Auch Fitschens Gehölzflora, zuerst 1920 erschienen, wird nach wie vor verlegt (12. Auflage 2007). Das 1914 in Ergänzung zum „Schmeil-Fitschen“ von Brohmer publizierte tierkundliche Bestimmungsbuch Fauna von Deutschland ist ebenfalls noch immer Teil des Verlagsprogramms, inzwischen neu bearbeitet von dem Göttinger Ökologen Matthias Schaefer in der 23. Auflage (2010).

Zu den aktuellen Autoren zählen unter anderem die Biologen Heiko Bellmann, Dietrich Böhlmann, Ruprecht Düll, Dieter Glandt, Ulrich Hecker, Bruno P. Kremer, Herfried Kutzelnigg und Rita Lüder sowie der Naturfotograf Wolfgang Willner.

Einige von ihnen haben Bände in den wichtigsten beiden Reihen des Verlages veröffentlicht. Die „Grundkurs“-Reihe dient der Bestimmung von Pflanzen, Pilzen und Tieren. In Ergänzung dazu gibt es eine „Taschenlexikon“-Reihe, in der Tiere beziehungsweise Pflanzen eines bestimmten Gebietes detailliert nach Arten dargestellt werden. Aufgrund des handlichen Formats finden diese Bücher oft Verwendung als Exkursionsführer.

Ergänzt wird das botanische Fachbuch-Programm durch die Reihe Botanische Wanderungen, welche sich durch die Kombination von Wander- und Pflanzenführer für Biotope auf begrenztem geografischem Raum auszeichnet.

Seit Übernahme des Goldschneck Verlages mit seinem paläontologischen Programm wird auch dieser Bereich ausgebaut. Neben diversen Einzeltiteln über Fossilien existiert seit 2009 die von Gunnar Meyenburg herausgegebene Reihe Streifzüge durch die Erdgeschichte, in der deutsche Regionen mit ihren erdgeschichtlichen Besonderheiten und geologisch wichtigen Naturdenkmälern vorgestellt werden.

Das Lehrbuch Die Jägerprüfung des verstorbenen Tierarztes Richard Blase ist mittlerweile in 30. Auflage (2010) erhältlich und als der „Blase“ bekannt. Es gilt als Standardwerk zur Vorbereitung auf die Jägerprüfung in Deutschland.

Abgerundet wird das Programm von Quelle & Meyer durch erfolgreiche Backlist-Titel aus den Bereichen Psychologie und Pädagogik. Außerdem zählt mit dem Buch Die Form der wissenschaftlichen Arbeit von Ewald Standop und Matthias Meyer eine der erfolgreichsten und langlebigsten wissenschaftlichen Arbeitshilfen in deutscher Sprache zum Programm. Der Titel, zuerst 1955 erschienen, liegt mittlerweile in aktualisierter 18. Auflage (2008) vor.

Periodika

Datei:Fossilien Heft 2 2014.jpg
Fossilien, Heft 2/2014

Seit Übernahme des Goldschneck Verlages 2004 veröffentlicht Quelle & Meyer wieder eine Zeitschrift: Fossilien. Sie wurde 1984 gegründet (36. Jahrgang 2019, ISSN 0175-5021), erscheint alle zwei Monate und richtet sich an Fossiliensammler und erdgeschichtlich Interessierte.

Literatur

  • Klippel, Hermann: 80 Jahre für Wissenschaft und Lehren. Chronik des Quelle & Meyer Verlags 1906–1986, in: Otto Schmeil: Leben und Werk eines Biologen – Lebenserinnerungen. Jubiläumsausgabe zum 80jährigen Bestehen des Verlages Quelle & Meyer 1906–1986. Heidelberg/Wiesbaden, 2. Auflage 1986: Quelle & Meyer, ISBN 3-494-01148-6, S. 255–261.
  • Quelle & Meyer Verlag: 100 Jahre für Bildung und Natur. Wiebelsheim 2006 (4-seitiges Verlagsfaltblatt zum 100-jährigen Verlagsjubiläum).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Vgl. Anette Schenk: Otto Schmeil. Leben und Werk. Palatina Verlag, Heidelberg 2000, Kap. 4.
  2. Vgl. Quelle & Meyer, 100 Jahre für Bildung und Natur, Wiebelsheim 2006 (Jubiläumsfaltblatt), S. 2.
  3. Vgl. Hermann Klippel: 80 Jahre für Wissenschaft und Lehren. Chronik des Quelle & Meyer Verlags 1906–1986, in: Otto Schmeil: Leben und Werk eines Biologen – Lebenserinnerungen. Jubiläumsausgabe zum 80-jährigen Bestehen des Verlages Quelle & Meyer 1906–1986. 2. Auflage, Heidelberg/Wiesbaden 1986, S. 255f.
  4. Vgl. Klippel, 80 Jahre, S. 258.
  5. Vgl. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 2. Januar 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/verlagsgemeinschaft.com
  6. Vgl. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 2. Januar 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/verlagsgemeinschaft.com
  7. Matthias Günther: Archivwesen in Sachsen - Beständeübersicht. Abgerufen am 2. November 2017.