RFA One

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
RFA One
Herkunftsland Deutschland Deutschland
Hersteller Rocket Factory Augsburg AG
Kosten pro Start ca. 3 Millionen €[1]
Dimensionen[2]
Höhe 30 m
Durchmesser 2 m
Stufen 3
Kapazität[3]
Nutzlast Low Earth Orbit
Masse 1,600 kg zur ISS
Nutzlast Polarer Orbit
Masse

1.350 kg auf 300 km
1.200 kg auf 700 km
650 kg auf 2000 km

Nutzlast Geostationäre Transferbahn
Masse 450 kg
Geplante Starts
Status In Entwicklung
Erster Start Geplant für Ende 2022[2]
Erste Stufe[2]
Triebwerke 9 × Staged Combustion Engines
Maximaler Schub ~100 kN
Treibstoff RP-1/LOX
Zweite Stufe[2]
Triebwerk 1 × Staged Combustion Engine
Spezifischer Impuls 350 s (3,4 km/s)
Treibstoff RP-1/LOX
Dritte / Orbitalstufe (optional)[2]
Triebwerk 1 × Orbital Stage Engine
Spezifischer Impuls 325 s (3,19 km/s)
Treibstoff nicht spezifizierter Flüssigtreibstoff

Die RFA One ist eine in Entwicklung befindliche, dreistufige Trägerrakete des deutschen Raumfahrtunternehmens Rocket Factory Augsburg.[4] Sie ist für den Transport von Klein- und Kleinstsatelliten in niedrige Erdumlaufbahnen vorgesehen. Ein erster Flug wurde für Ende 2022 angekündigt.[2][5]

Aufbau und Daten

Zweite Raketenstufe der RFA One

Die RFA One ist als dreistufige Rakete geplant, die zunächst 200–400 kg Nutzlast in eine Erdumlaufbahn bringen kann. Durch technische Weiterentwicklung soll die Transportkapazität sukzessive auf 1300 kg gesteigert werden.[6] Die Rakete soll etwa 30 Meter lang werden.[7]

Technologie

Die erste Stufe soll von neun Triebwerken angetrieben werden, die jeweils eine Schubkraft von 100 kN aufweisen.[8] Die zweite Stufe nutzt eine fürs Vakuum modifizierte Variante desselben Triebwerks.[2] Als Treibstoff sollen RP-1 und flüssiger Sauerstoff dienen.[7] Die Triebwerke sollten ursprünglich nach dem Gas-Generator-Verfahren arbeiten;[9] im Laufe des Jahres 2020 wechselte man jedoch zu einem gestuften Verbrennungszyklus. Dabei wird der teilweise unverbrannte Treibstoff aus der ersten Brennkammer in die Hauptkammer geführt, was zu einem höheren Wirkungsgrad führt. Diese Triebwerkstechnologie kam bisher bei europäischen Raketen noch nicht zum Einsatz.[10] Verschiedene Komponenten des Triebwerks wie beispielsweise die Turbopumpe kauft RFA bei dem ukrainischen Unternehmen Juschmasch ein, um die Entwicklungszeit zu verkürzen.[6]

Die dritte Stufe, auch Orbitalstufe genannt, wird gleichzeitig als Orbital Transfer Vehicle (Raumschlepper) fungieren, der ganze Satellitenkonstellationen im gewünschten Orbit platziert. Da sich das Triebwerk des Raumschleppers wiederholt zünden lässt, ist dieser in der Lage innerhalb eines Flugs verschiedene Orbits zu erreichen und unterschiedliche Missionen unterschiedlicher Kunden zu absolvieren. Das OTV wird ein bisher unspezifiziertes, nicht-hydrazin-basiertes Triebwerk nutzen.[2][1]

Im März 2021 hat RFA einen achtsekündigen Triebwerkstest erfolgreich durchgeführt,[11] im August einen kryogenen Drucktest[12] der ersten Stufe.[2]

Produktion

Das RFA-One-Raketentriebwerk

Die Rakete ist designt für eine Serienproduktion und soll möglichst viele components-off-the-shelf enthalten, wodurch die Produktionskosten und somit die Startkosten sinken sollen. Zentrale Komponenten der Triebwerke der ersten beiden Stufen sollen 3D-gedruckt werden. Bei späteren Flügen soll die erste Stufe geborgen und wiederverwendet werden, dafür gibt es jedoch noch kein öffentliches Konzept.[2][1]

Hersteller

Die Rocket Factory Augsburg wurde 2018 gegründet.[13] Strategischer Investor ist das Bremer Raumfahrtunternehmen OHB,[7] Finanzinvestor ist die Apollo Capital Partners GmbH aus München[14] (mit Hans Steiniger, Geschäftsführer von MT Aerospace,[15] als Managing Partner[16]).

Die Rocket Factory hat ihren Sitz in Augsburg. Sie erreichte im Juli 2020 die zweite Runde des Mikrolauncher-Wettbewerbs des DLR Raumfahrtmanagements.[17] Das Unternehmen hat ca. 100 Mitarbeiter aus 29 Ländern.[18]

Geplante Starts

Der erste Flug der RFA One soll 2022 vom norwegischen Andøya Spaceport mit einem Ukrainischen Forschungssatelliten starten.[19][20] Weitere Starts sollen vom europäischen Raumfahrtzentrum Guayana aus stattfinden.[21] Im Gespräch sind auch Startplätze in der Nordsee[22][23] und auf den Azoren in Portugal.[7]

Zur Vermarktung der Rakete schloss RFA eine Vereinbarung mit dem deutschen Rideshare-Anbieter Exolaunch.[24] Die schwedische OHB-Niederlassung beauftragte RFA im März 2021 mit dem Start eines Satelliten im Jahr 2024.[25]

Geplante Starts
Datum Startplatz Mission/Nutzlast/Auftraggeber Orbit Anmerkung
2022 Andøya LRS-Forschungssatellit LEO Erstflug[20]
Q3 2023 Neutron Star Systems - SUPREME LEO Rideshare-Mission[26]
Q4 2023 Plus Ultra - Harmony GTO Technologiedemonstrator[27]
2024 OHB
SENER Aeroespacial - E.T.PACK Technologiedemonstrator[28]

Einzelnachweise

  1. a b c Rocket Factory Augsburg AG: German Microlauncher start-up Rocket Factory announces unrivalled low price of EUR 3 million per rocket launch. 12. Februar 2021, abgerufen am 16. November 2021 (englisch).
  2. a b c d e f g h i j Adrian Beil: German startup Rocket Factory Augsburg successfully performs critical tests ahead of 2022 debut. In: NASASpaceFlight.com. 30. August 2021, abgerufen am 16. November 2021 (amerikanisches Englisch).
  3. LAUNCHER – Rocket Factory Augsburg. Abgerufen am 16. November 2021 (amerikanisches Englisch).
  4. Tim Janssen: Trägerraketen aus Augsburg. Hrsg.: Raumfahrt Concret. Nr. 112. Iniplu 2000, Neubrandenburg Juni 2020, S. 22–25.
  5. Der "Henry-Ford-Moment". In: Süddeutsche Zeitung. 11. Februar 2021, abgerufen am 15. Februar 2021.
  6. a b Stellungnahme der Rocket Factory Augsburg. golem.de, 8. März 2021.
  7. a b c d Dieter Sürig: Die Senkrechtstarter aus Augsburg. In: Süddeutsche Zeitung. Abgerufen am 12. August 2020.
  8. Rennen um das Weltall: Neuer Trend in der Raumfahrt: Die Billigrakete vom Fließband. Abgerufen am 12. August 2020.
  9. RFA-Präsentation zum Space Innovation Forum in Kiruna (PDF, 3 MB); 11. März oder 3. November 2020.
  10. https://www.linkedin.com/posts/rfa-space_rocket-factory-rfa-activity-6702548108070395904-5deP
  11. 8 Seconds Hot Fire Test - RFA, Video auf youtube.com
  12. Cryogenic Burst Test - RFA, Video auf youtube.com
  13. Handelsregisterauszug von Rocket-Factory-Augsburg-GmbH aus Augsburg (HRB 32731). Abgerufen am 12. August 2020.
  14. Portfolio – Apollo Capital Partners. Abgerufen am 12. August 2020.
  15. Vorstand & Aufsichtsrat – MT Aerospace. Abgerufen am 12. August 2020.
  16. Profile – Apollo Capital Partners. Abgerufen am 12. August 2020.
  17. Bundesministerium für Wirtschaft und Energie: Drei Raketen-Start-ups starten in die 2. Runde des deutschen Wettbewerbs für Mikrolauncher. Abgerufen am 12. August 2020.
  18. ABOUT – Rocket Factory Augsburg. Abgerufen am 16. November 2021 (amerikanisches Englisch).
  19. Rocket Factory Augsburg signs agreement with Andøya Space for maiden flight. OHB-Pressemeldung vom 28. September 2020.
  20. a b Maiden flight of RFA ONE to launch LRS´s mission. Abgerufen am 19. November 2021.
  21. German startup Rocket Factory Augsburg picks Norway for maiden flight of RFA One smallsat launcher. 1. Oktober 2020, abgerufen am 16. November 2021 (amerikanisches Englisch).
  22. Stefan Lakeband: Deutscher Weltraumbahnhof: Pläne für Raketenstarts in der Nordsee. In: Weser-Kurier. Abgerufen am 12. August 2020.
  23. Startseite – German Offshore Spaceport Alliance.
  24. Exolaunch Signs Agreement with Rocket Factory Augsburg to Supply Commercial Launch Services. Exolaunch, 14. August 2020, abgerufen am 2. Oktober 2020.
  25. OHB Sweden unterzeichnet Launch Service Vertrag mit Rocket Factory Augsburg. OHB-Pressemeldung vom 31. März 2021.
  26. Neutron Star Systems and RFA sign agreement for demonstrator mission – Rocket Factory Augsburg. Abgerufen am 22. Januar 2022 (amerikanisches Englisch).
  27. Plus Ultra Space Outpost and RFA sign agreement for GTO launch – Rocket Factory Augsburg. Abgerufen am 22. Januar 2022 (amerikanisches Englisch).
  28. Rocket Factory Augsburg and SENER Aeroespacial sign launch service agreement – Rocket Factory Augsburg. Abgerufen am 22. Januar 2022 (amerikanisches Englisch).