Ralph T. Niemeyer

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Ralph Thomas Niemeyer[1] (* 9. Oktober 1969 in West-Berlin) ist ein deutscher Autor und Filmproduzent. Er kandidierte dreimal erfolglos für den Bundestag (für Die Linke, SPD und dieBasis).

Leben

Ralph Niemeyer wuchs in Bonn-Bad Godesberg als Sohn eines Ministerialbeamten auf.[2] Er arbeitete als Assistent für diverse Spielfilme. Parallel veröffentlichte er einige Bücher, die zunächst unpolitisch und narrativ waren, aber später zunehmend linkspolitische Inhalte thematisierten. Laut eines Artikels aus dem Magazin Der Spiegel von 1990 beauftragte er zu dieser Zeit den ehemaligen Staatsratsvorsitzenden Egon Krenz kurzzeitig als Wirtschaftsberater auf Honorarbasis zur „Anbahnung von Geschäftskontakten zwischen ost- und westdeutschen Unternehmen“.[3]

In den 1990ern begann er, teils bezuschusst von der Bundestagsfraktion PDS und deren parteinaher Rosa-Luxemburg-Stiftung, eigene Dokumentarfilme[4] zu produzieren, darunter über Michail Gorbatschow (1991) und Nelson Mandela (1994).

Im Mai 1996 wurde Niemeyer vom Landgericht Köln wegen Betruges in 46 Fällen zu drei Jahren und vier Monaten Haft verurteilt und es wurde für ihn ein fünfjähriges Berufsverbot als Finanzberater ausgesprochen. Im März 1997 wurde die Vollstreckung der Reststrafe zur Bewährung ausgesetzt.[5][6][7]

Zum Jahrestag der Nuklearkatastrophe von Fukushima produzierte Niemeyer gemeinsam mit Dorothée Menzner den Dokumentarfilm Hibakusha, der die Folgen von Verstrahlungen thematisiert und sich mit der Frage nach einem Atomausstieg in Japan befasst.

Politik

Niemeyer war ursprünglich Mitglied der SPD, trat aber nach eigener Aussage wegen deren Kurs unter den Vorsitzenden Engholm und Lafontaine aus. Im Januar 2011 wurde er Mitglied der Partei Die Linke, zunächst im Kreisverband Heidelberg-Rhein-Neckar in Baden-Württemberg, ab Juni 2012 in Niedersachsen.[8] Weder als Direktkandidat im Bundestagswahlkreis Friesland – Wilhelmshaven – Wittmund noch als Listenkandidat der Linken erreichte er ein Mandat für den 18. Deutschen Bundestag.[9]

Im März 2017 wurde Niemeyer, nachdem er aus der Linken ausgetreten und in Baden-Württemberg wieder als Mitglied der SPD aufgenommen worden war, auf dem Landesparteitag in Schwäbisch Gmünd auf den aussichtslosen Platz 39 der Landesliste für die Bundestagswahl 2017 gewählt.[10]

Niemeyer ist seit 2021 Mitglied der Kleinpartei Basisdemokratische Partei Deutschland.[11] Für diese Partei kandidierte er auch bei der Bundestagswahl auf der Landesliste Bayern.[12] Im Rahmen der Proteste gegen Schutzmaßnahmen zur COVID-19-Pandemie trat er mehrfach bei Kundgebungen als Redner auf, darunter auch bei der Großdemonstration am 29. August 2020 in Berlin[13] und in München am 14. Dezember 2021.[14] Auf dieser Demonstration forderte er laut Süddeutscher Zeitung einen Schulterschluss zwischen Links und Rechts.[14]

Laut correctiv und dpa-factchecking vertritt Niemeyer typische Reichsbürger-Positionen wie die Behauptung, dass Deutschland kein souveräner Staat sei[15] und keine Verfassung besitze.[16] Im Juli 2022 erklärte er, eine „Exil-Regierung“ gegründet zu haben und „nach Zusammenbruch des BRD-Verwaltungskonstruktes“ mit Putin verhandeln zu wollen.[17]

Privates

Niemeyer war von 1997[18] bis 2013 mit der Politikerin Sahra Wagenknecht verheiratet.[7] Aus anderen Beziehungen hat er fünf Kinder.[19]

Veröffentlichungen

  • Wolken zum Frühstück. R G Fischer, Frankfurt 1990, ISBN 978-3-89406-077-0
  • Das Märchen von ‚Stiller Fluß‘ – vom Geheimnis des nächsten Jahrtausends. R G Fischer, Frankfurt, 1992, ISBN 978-3-89406-434-1
  • Kommunisten schnarchen nicht. 1992. R G Fischer, Frankfurt, 1993, ISBN 978-3-89406-676-5
  • Als in China das erste Mal ein Sack Reis umfiel ... : neue Charmützel mit meiner Überallesgeliebtenfrau. R G Fischer, Frankfurt, 1995, ISBN 978-3-89501-064-4
  • The Verdict – when a state is hijacked. iUniverse, 2003, ISBN 978-0595294503
  • Waiting for the new Führer – The German Euro-Apartheid. iUniverse, 2003, ISBN 978-0595295524
  • Under Attack – Morning Dawn in Venezuela. AUTHORHOUSE, 2004, ISBN 978-0595662081
  • Empty Words – some sort of poetry. iUniverse, 2005. ISBN 978-0595343621
  • All the Ice of Africa. iUniverse, 2006, ISBN 978-0595382606
  • The Daughters of the Fisherman of Rio Chico. iUniverse, 2006, ISBN 978-0595413928
  • De-Mock-Crazy – the Information Age is over! iUniverse, 2007, ISBN 978-0595458127
  • Hard Core Europe – A fact-based Reality-check of the Banana RepEUblic. iUniverse, 2008, ISBN 978-0595492053
  • The Shadow Commission: News from the Land Without Opposition. iUniverse, 2008, ISBN 978-1-4401-0226-4
  • If the World was a bank it had been rescued. iUniverse, iUniverse, 2009, ISBN 978-1440180682
  • Germany after Capitalism – The Wagenknecht-Doctrine. 2012, ISBN 978-1-4697-6516-7

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Anja Maier: In aller Freundschaft. In: die tageszeitung, 12. Juni 2013. Abgerufen am 13. Juni 2013.
  2. Anja Maier: Der Ex von Sahra Wagenknecht: Der rote Ralph. In: Die Tageszeitung: taz. 13. Juni 2013, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 22. Oktober 2020]).
  3. Egon Krenz, Der Spiegel, 19/1990.
  4. Vetternwirtschaft: Eine ziemlich linke Nummer in der Linkspartei. Die Welt vom 8. September 2013.
  5. Betrugsverdacht: Ermittlungen gegen Sahra Wagenknechts Ehemann. In: Der Spiegel, 19. Dezember 2001. Abgerufen am 27. August 2012.
  6. Anja Maier: Der Ex von Sahra Wagenknecht. Der rote Ralph. In: die tageszeitung. 13. Juni 2013, abgerufen am 23. September 2022 (Man beachte allerdings die falsche Angabe: "Deshalb habe es am Ende auch Bewährung gegeben. Bewährung und fünf Jahre Berufsverbot als Finanzberater.").
  7. a b Uwe Müller: Vetternwirtschaft: Eine ziemlich linke Nummer in der Linkspartei. In: DIE WELT. 8. September 2013 (welt.de [abgerufen am 10. September 2022]).
  8. Zur Person – Ralph Niemeyer für ein rotes Land (Memento vom 11. September 2013 im Internet Archive), abgerufen am 8. September 2013
  9. Die Linke. Wilhelmshaven: Aktuell. Abgerufen am 8. September 2013.
  10. Andreas Müller: Arglos kürt die SPD schillernden Kandidaten. In: Stuttgarter Zeitung, 15. März 2017, abgerufen am 16. März 2017.
  11. Susanne Beyer, Timo Lehmann, Ann-Katrin Müller: Heldin der Ungeimpften. In: Der Spiegel, 46/2021 (13. November 2021), S. 28–30, hier S. 30.
  12. Landeslisten im Freistaat Bayern zur Wahl des 20. Deutschen Bundestags am 26. September 2021, abgerufen am 25. April 2022
  13. Berlins Innensenator spricht von heftigen Auseinandersetzungen, in Die Zeit vom 29. August 2020, abgerufen am 9. Mai 2022
  14. a b 3700 Menschen bei Corona-Demo - Hunderte zogen Richtung Innenstadt, Süddeutsche Zeitung vom 16. Dezember 2021, abgerufen am 25. April 2022
  15. Stationierte Soldaten machen aus Deutschland kein besetztes Land, dpa-factchecking, 26. April 2022, abgerufen am 9. Mai 2022
  16. Alina Lipp: Wie eine 28-Jährige zum Sprachrohr russischer Propaganda wurde, correctiv, 8. April 2022, abgerufen am 9. Mai 2022
  17. Sahra Wagenknecht: Hammer! Ex-Mann gründet „Exil-Regierung“ – und wendet sich direkt an Putin, Der Westen, 22. Juli 2022, abgerufen am 26. Juli 2022.
  18. Sahra Wagenknecht. Indiskretes vom Gatten aus Irland. In: Spiegel Online, 31. Januar 2010, abgerufen am 5. Juni 2011
  19. Lars Wienand, Clara Lipkowski: Wagenknecht-Ex spielt in Russland den „Exil-Kanzler“. In: t-online, 15. September 2022, abgerufen am 16. September 2022.