Ratzenwinden

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Ratzenwinden
Koordinaten: 49° 15′ 50″ N, 10° 38′ 26″ O
Höhe: 429 m ü. NHN
Einwohner: 78 (25. Mai 1987)[1]
Eingemeindung: 1. Januar 1972
Postleitzahl: 91623
Vorwahl: 09827

Ratzenwinden (umgangssprachlich: Ratsewin[2]) ist ein Gemeindeteil der Gemeinde Sachsen bei Ansbach im Landkreis Ansbach (Mittelfranken, Bayern).

Geografie

Das Dorf liegt am Büchenbach, einem rechten Zufluss der Fränkischen Rezat, und an einem namenlosen Bach, der dort rechts in den Büchenbach mündet. Im Südwesten liegt das Waldgebiet Egerten, im Südosten die Keferloh und im Norden das Bergholz. 0,5 km östlich liegt die Flur Stritthoffeld.

Es führen Gemeindeverbindungsstraßen nach Wallersdorf (1,5 km nordwestlich), nach Wolfartswinden (0,9 km südlich), an der Oberen und Unteren Walkmühle vorbei nach Steinbach (2 km nördlich) und am Steinhof vorbei zur Kreisstraße AN 1 bei nach Oberrammersdorf (1,6 km südöstlich).[3]

Geschichte

911 wurde von König Konrad I. auf dem Reichstag zu Forchheim beschlossen, Wenden aus dem Maingebiet dem St. Gumbertuskloster Ansbach zuzuweisen. Diese wurden im 10. Jahrhundert in einem Ring um Ansbach angesiedelt. 1111 wurde der Ort als „Racenwineden“ erstmals urkundlich erwähnt. An dem Grundwort „–winden“ ist erkennbar, dass es sich bei diesem Ort um eine Wendensiedlung handelt. Bestimmungswort des Ortsnamens ist der slawische Personenname „Razzo“, der wohl das Oberhaupt dieser Siedlergemeinschaft war.[2]

Im Dreißigjährigen Krieg verödeten alle acht Anwesen.[4] Um 1660 wurde der erste Hof von Arnold Matthes erworben und instand gesetzt.[5]

In der Amtsbeschreibung des nürnbergischen Pflegamtes Lichtenau aus dem Jahr 1748 zählte der Ort zur Hauptmannschaft Sachsen. Es gab 10 Untertansfamilien, die alle aber fremdherrisch waren.[6]

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gab es in Ratzenwinden zehn Anwesen und ein Gemeindehirtenhaus. Das Hochgericht übte das Hofkastenamt Ansbach aus, die Dorf- und Gemeindeherrschaft hatte das Stiftsamt Ansbach. Die Grundherrschaft über alle Anwesen hatte Brandenburg-Ansbach (Hofkastenamt Ansbach: Obere Walkmühle, Untere Walkmühle; Stiftsamt Ansbach: 3 Höfe, 1 Halbhof, 3 Güter, 1 Söldengut).[7] Es gab zu dieser Zeit zwölf Untertansfamilien.[8][9] Von 1797 bis 1808 unterstand der Ort dem Justiz- und Kammeramt Ansbach.[10]

Im Topo-geographisch-statistischen Lexicon vom Königreiche Bayern (1832) wird der Ort folgendermaßen beschrieben:

Ratzenwinden, Radenwinden, Dorf mit 12 H[äusern], 2 Mühlen und 85 E[inwohnern], im L[an]dg[ericht] Ansbach, 212 St[unden] von dessen Sitze entfernt. Der Ort hatte im 12. Jahrh[undert] seinen eigenen Adel, von dem das Stift Onolzbach eine Besitzung erhielt, die es durch Ankauf verschiedener Güter und Rechte von den Herren v. Eyb und Dörrer vermehrte und über welche es einen Verwalter setzte.“[11]

1806 kam Ratzenwinden an das Königreich Bayern. Im Rahmen des Gemeindeedikts wurde Ratzenwinden dem 1808 gebildeten Steuerdistrikt Brodswinden und der 1811 gegründeten Ruralgemeinde Brodswinden zugeordnet.[12]

1818 stellte Ratzenwinden einen Antrag mit Oberrammersdorf, Obere und Untere Walkmühle eine Ruralgemeinde zu bilden, was jedoch abgelehnt wurde. Ein erneuter Antrag im Jahr 1836 wurde am 10. August selbigen Jahres genehmigt.[13] Die Gemeinde Ratzenwinden war in Verwaltung und Gerichtsbarkeit dem Landgericht Ansbach zugeordnet und in der Finanzverwaltung dem Rentamt Ansbach (1919 in Finanzamt Ansbach umbenannt). 1845 wurde auf dem Gemeindegebiet der Steinhof gegründet. Ab 1862 gehörte Ratzenwinden zum Bezirksamt Ansbach (1939 in Landkreis Ansbach umbenannt). Die Gerichtsbarkeit blieb bis 1870 beim Landgericht Ansbach, von 1870 bis 1879 war das Stadt- und Landgericht Ansbach zuständig, seit 1880 ist es das Amtsgericht Ansbach.[10] Die Gemeinde hatte eine Gebietsfläche von 5,700 km².[14]

Am 1. Januar 1972 wurde die Gemeinde im Zuge der Gebietsreform aufgelöst: Oberrammersdorf wurde nach Lichtenau eingemeindet, die übrigen Gemeindeteile nach Sachsen.[15]

Einwohnerentwicklung

Gemeinde Ratzenwinden

Jahr 1840 1852 1855 1861 1867 1871 1875 1880 1885 1890 1895 1900 1905 1910 1919 1925 1933 1939 1946 1950 1952 1961 1970
Einwohner 177 192 207 224 210 204 192 206 194 201 190 172 183 186 204 199 194 186 245 264 270 197 183
Häuser[16] 30 38 41 41 36 41 41
Quelle [17] [18] [18] [19] [20] [21] [22] [23] [24] [18] [18] [25] [18] [18] [18] [26] [18] [18] [18] [27] [18] [14] [28]

Ort Ratzenwinden

Jahr 001818 001840 001861 001871 001885 001900 001925 001950 001961 001970 001987
Einwohner 85 91 110* 85 79 78 94 122 102 91 78
Häuser[16] 12 13 18 18 17 18 21 20
Quelle [29] [17] [19] [21] [24] [25] [26] [27] [14] [28] [1]
* inklusive Obere und Untere Walkmühle und Steinhof

Religion

Ratzenwinden ist seit der Reformation evangelisch-lutherisch geprägt und nach St. Alban (Sachsen bei Ansbach) gepfarrt. Die katholische Minderheit gehört zur Kirchengemeinde St. Josef (Sachsen bei Ansbach).

Literatur

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  • Georg Paul Hönn: Razenwind. In: Lexicon Topographicum des Fränkischen Craises. Johann Georg Lochner, Frankfurt und Leipzig 1747, S. 362 (Digitalisat).
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  • Karl Heinrich von Lang, Heinrich Christoph Büttner, Julius W. Schulz: Landgericht Ansbach (= Historische und statistische Beschreibung des Rezatkreises. Heft 1). Johann Lorenz Schmidmer, Nürnberg 1809, S. 24–25 (Digitalisat).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b
  2. a b E. Fechter: Die Ortsnamen des Landkreises Ansbach, S. 156.
  3. Ratzenwinden im BayernAtlas. Sämtliche Entfernungsangaben jeweils Luftlinie.
  4. G. Rusam: Geschichte der Pfarrei Sachsen und der zugehörigen Ort, S. 119.
  5. G. Rusam: Geschichte der Pfarrei Sachsen und der zugehörigen Ort, S. 386.
  6. M. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, Bd. 2, S. 747.
  7. M. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, Bd. 2, S. 900.
  8. Johann Bernhard Fischer: Razenwinden. In: Statistische und topographische Beschreibung des Burggraftums Nürnberg, unterhalb des Gebürgs, oder des Fürstentums Brandenburg-Anspach. Zweyter Theil. Enthaltend den ökonomischen, statistischen und sittlichen Zustand dieser Lande nach den funfzehen Oberämtern. Benedict Friedrich Haueisen, Ansbach 1790, S. 23 (Digitalisat).
  9. J. K. Bundschuh: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken, Bd. 4, Sp. 431.
  10. a b M. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, Bd. 2, S. 1006.
  11. Joseph Anton Eisenmann, Karl Friedrich Hohn (Hrsg.): Topo-geographisch-statistisches Lexicon vom Königreiche Bayern. Band 2: M–Z. Palm und Enke, Erlangen 1832, S. 371 (Digitalisat).
  12. Staatsarchiv Nürnberg, Regierung von Mittelfranken, Kammer des Inneren, Abgabe 1952, 3850: Formation der Municapial- und Ruralgemeinden im Landgericht Ansbach 1808–17. Zitiert nach M. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, Bd. 2, S. 961.
  13. M. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, Bd. 2, S. 949.
    K. Rosenhauer: Der Landkreis Ansbach, S. 10.
  14. a b c
  15. Der BibISBN-Eintrag [[Vorlage:BibISBN/Skriptfehler: Das Modul gab einen nil-Wert zurück. Es wird angenommen, dass eine Tabelle zum Export zurückgegeben wird.]] ist nicht vorhanden. Bitte prüfe die ISBN und lege ggf. einen [{{fullurl:Vorlage:bibISBN/Skriptfehler: Das Modul gab einen nil-Wert zurück. Es wird angenommen, dass eine Tabelle zum Export zurückgegeben wird.|action=edit&section=new&preload=Vorlage%3ABibISBN%2FVorlage&nosummary=1}} <span title="Vorlage:bibISBN/Skriptfehler: Das Modul gab einen nil-Wert zurück. Es wird angenommen, dass eine Tabelle zum Export zurückgegeben wird. (Seite nicht vorhanden)">neuen Eintrag] an.
  16. a b Es werden nur bewohnte Häuser angegeben. Im Jahre 1818 wurden diese als Feuerstellen bezeichnet, 1840 als Häuser und 1871 bis 1987 als Wohngebäude.
  17. a b Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Selbstverlag, Ansbach 1846, S. 44 (Digitalisat). Im Original: Gemeinde 189 Einwohner, 32 Häuser; Ratzenwinden 103 Einwohner, 15 Häuser. Im Abgleich mit der Einwohnerzahl für 1840 des Historischen Gemeindeverzeichnisses 1953 ergibt sich, dass die Daten der Oberen und Unteren Walkmühle sowohl gesondert als auch im Ortsteil Ratzenwinden eingepflegt worden sein müssen.
  18. a b c d e f g h i j k
  19. a b
  20. Kgl. statistisches Bureau (Hrsg.): Verzeichniß der Gemeinden des Königreichs Bayern nach dem Stande der Bevölkerung im Dezember 1867. XXI. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. Ackermann, München 1869, S. 152 (Digitalisat).
  21. a b
  22. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichniss für das Königreich Bayern. Hergestellt auf Grund der neuen Organisation der Regierungsbezirke, Bezirksämter und Gerichtsbezirke. Nachtrag zum Heft 36 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1879, S. 61 (Digitalisat).
  23. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichniss für das Königreich Bayern. Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1880. Heft 35 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1882, S. 173 (Digitalisat).
  24. a b K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, Abschnitt III, Sp. 1091 (Digitalisat).
  25. a b K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, Abschnitt II, Sp. 1155 (Digitalisat).
  26. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, Abschnitt II, Sp. 1192 (Digitalisat).
  27. a b
  28. a b
  29. Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, S. 74 (Digitalisat).