Red Star Line

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Datei:SS Belgenland.jpg
Belgenland der Red Star Line

Die Red Star Line (RSL) war eine belgisch-US-amerikanische Reederei mit Hauptsitz in Antwerpen. Das Unternehmen betrieb einen Liniendienst auf dem Nordatlantik zwischen Europa und Nordamerika mit Philadelphia, später New York als Zielhäfen. Diese Reederei ist nicht zu verwechseln mit der im Jahr 1818 von Byrnes, Trimble & Co. aus New York gegründeten Red Star Line.

Geschichte

1872 wurde die Reederei als „Societé Anonyme de Navigation Belge-Americaine S.A.“ durch die US-Reederei International Navigation Company (INCo) mit Hauptsitz in Antwerpen gegründet. Die Reederei-Flagge zeigte einen Roten Stern auf weißen Grund, woraus sich später die Bezeichnung „Red Star Line“ ableitete. Als äußeres Erkennungszeichen waren die Schornsteine der Schiffe schwarz mit einem weißen Band. Die Schiffsnamen endeten alle auf „….land“.

Zu Beginn war Philadelphia der Endhafen in Nordamerika. Ab 1876 verlief die Linie von Antwerpen nach New York und 1904 wurde Dover der Route eingefügt. Die eingesetzten Schiffe waren anfangs noch recht klein, aber die 1883 in Dienst gestellte Westernland brauchte sich mit ihren 5736 BRT vor keinem zeitgenössischen Dampfer zu verstecken. Die 1889 gebaute Friesland hatte 7.116 BRT und die Schwesterschiffe Vaderland und Zeeland aus dem Jahr 1900 bzw. 1901 kamen auf 11.905 BRT.

1900 wurde die International Navigation Co., und damit auch die Red Star Line, durch den US-Bankier J. P. Morgan aufgekauft. 1904 wurde aus der INCo die „International Mercantile Marine Company“ (IMMC), zu der unter anderen auch die White Star Line oder die Atlantic Transport Line gehörten. Die Red Star Line blieb aber weiterhin bestehen. Mit mehr Geldmittel versehen ging der Ausbau der Flotte zügig voran: 1902 kamen die Finland und die Kroonland (je 12.760 BRT) in Fahrt und 1908 die Lapland mit 17.540 BRT.

Kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges, 1913, bestellte die Red Star Line die mit 27.132 BRT vermessene Belgenland, aber der Krieg verhinderte 1914 ihre planmäßige Indienststellung. Nach der Eroberung Belgiens durch Deutschland wurde die Belgenland von der Royal Navy als Truppentransporter requiriert. In dieser Zeit hieß sie Belgic und stand unter dem Management der White Star Line.

1915 ging die Muttergesellschaft IMMC in Konkurs und kam unter die Treuhänderschaft der US-Regierung.

Sicherheitsstreichhölzer der Red Star Line, frühes 20. Jahrhundert.

Nach dem Kriegsende wurde die IMMC in die staatlichen United States Lines umstrukturiert, und für ausländische Reedereien war da kein Platz mehr. Die Leyland Line hatte den europäischen Teil der IMMC übernommen und somit auch die Verantwortung für die Teilreedereien, darunter auch die Red Star Line. Die alten Liniendienste wurden wieder aufgenommen und die Belgenland konnte 1923 in Dienst gestellt werden.

Nach der Weltwirtschaftskrise wurde das Geschäft immer defizitärer. 1935 ging die Leyland Line in Konkurs und die Zukunft der Red Star Line stand auf der Kippe. Der deutsche Reeder und Geschäftsmann Arnold M. Bernstein kaufte die Linie im selben Jahr und strukturierte sie als „Red Star Linie G.m.b.H, Hamburg“ um. Bernstein war Jude und bekam im Deutschland der späten 1930er verstärkt Probleme. 1937 wurde er von den Nazis verhaftet und 1938 zu zwei Jahren Zuchthaus verurteilt. Freunde halfen Bernstein kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges. Er wurde freigekauft und konnte 1939 gegen Zahlung einer hohen Geldsumme in die USA übersiedeln. Die Red Star Line wurde 1939 aufgelöst und ihre Schiffe wurden verkauft oder verschrottet. Alle Verträge und Hafenregelungen wurden von der Holland-America Line (Rotterdam) übernommen.

Schiffe

Jahr Name Tonnage Werft Status/Schicksal
1872 Vaderland (I) 2748 BRT Palmers Bros. & Co. Ltd., Jarrow 1889 in Geographique umbenannt und nach Kollision gesunken[1]
1873 Nederland 2839 BRT Palmers Bros. & Co. Ltd., Jarrow 1906 außer Dienst
1874 Switzerland 2839 BRT Palmers Bros. & Co. Ltd., Jarrow 1905 verkauft
1877 (1873) Rusland 2595 BRT k. A. 1873: ex Kenilworth, American Line / 1877 an RSL / 1877 gesunken
1878 (1865) Zeeland (I) 2866 BRT J. & G. Thomson Ltd., Glasgow 1865: ex Java, Cunard Line / 1878 an RSL / 1889 nach Frankreich verkauft
1879 Rhynland 3692 BRT Barrow Shipbuilding Co. Ltd., Barrows 1906 außer Dienst
1879 Belgenland (I) 3692 BRT Barrow Shipbuilding Co. Ltd., Barrows 1905 verkauft
1880 (1867) Waesland 2960 BRT J. & G. Thomson Ltd., Glasgow 1867: ex Russia, Cunard Line / 1880 an RSL / 1902 bei Anglesey gesunken
1882 (1870) Pennland (I) 3428 BRT J. & G. Thomson Ltd., Glasgow 1870: ex Algeria, Cunard Line / 1882 an RSL / 1903 außer Dienst
1882 Conemaugh 2328 BRT Bartram & Sons 1890 angekauft (ex Sacrobosco); 1904 vor Kap Hoorn verschollen
1883 Westernland (I) 5736 BRT Laird Bros. & Co. Ltd., Birkenhead 1912 außer Dienst
1884 Noordland 5212 BRT Laird Bros. & Co. Ltd., Birkenhead 1900 außer Dienst
1889 Friesland 7116 BRT J. & G. Thomson Ltd., Glasgow 1911 verkauft
1900 Vaderland (II) 11899 BRT J. Brown & Co. Ltd., Clydebank 1917 torpediert und gesunken
1901 Zeeland (II) 11905 BRT J. Brown & Co. Ltd., Clydebank 1927 verkauft
1902 Finland 12760 BRT W. Cramp & Sons Ltd., New York 1928 außer Dienst und Abbruch
1902 Kroonland 12760 BRT W. Cramp & Sons Ltd., New York 1932 aufgelegt / 1934 Abbruch
1903 Samland 7913 BRT Harland & Wolff Ltd., Belfast 1931 außer Dienst und Abbruch
1906 (1930) Traunstein 2811 BRT Clyde Shipbuilding & Engineering Co., Port Glasgow ex Sharistan Frank C. Strick; 1939 an Robert Bornhofen verkauft; 1950 abgewrackt
1906 (1938) Gravenstein 3522 BRT Burmeister & Wain, Kopenhagen ex Tranquebar Det Ostasiatiske Kompagni; ex Hansa Dampfschiffreederei Visurgis; 1928 verkauft an Reederei Arnold Bernstein; 1939 zwangsverkauft an Horn-Linie; 1941 an Kriegsmarine, 1945 in Gotenhafen als Hafensperre versenkt
1907 (1938) Königstein 9626 BRT Hunter & Wigham Richardson, Newcastle ex Arawa Shaw, Savill & Albion Steamship Company; 1939 verkauft; 1942 von U 135 versenkt
1908 Lapland 17540 BRT Harland & Wolff Ltd., Belfast 1934 außer Dienst und Abbruch
1908 (1893) Gothland 7755 BRT Harland & Wolff Ltd., Belfast 1893: ex Gothic, White Star Line / 1908 RSL / 1925 außer Dienst und Abbruch
1920 Pennland (II) 16322 BRT Harland & Wolff Ltd., Belfast 1938 verkauft
1929 Westernland (II) 16313 BRT Harland & Wolff Ltd., Glasgow 1917: ex Regina, 1939 verkauft
1921 (1898) Poland 6849 BRT Furness, Withy & Co., West Hartlepool 1905: ex Manitou, ATL / 1921 RSL / 1925 außer Dienst und Abbruch
1923 Belgenland (II) 27132 BRT Harland & Wolff Ltd., Belfast 1934 verkauft

Migrationsmuseum Red Star Line

Red Star Line Museum, Antwerpen 2015

In den Lagerhallen in der Montevideostraat in Antwerpen waren die Überseepassagiere desinfiziert und medizinisch untersucht worden und dort war auch entschieden worden, wer die Reise nach den Vereinigten Staaten und Kanada antreten durfte. Im Jahr 2013 wurde dort das Red Star Line Museum als Migrationsmuseum eröffnet. In der ständigen Ausstellung wird die Emigration der Passagiere nach Nordamerika in Verbindung mit der Red Star Line angefangen bei einer Reiseagentur in Warschau über Bahnabteile, Schiffskabinen bis zur Ankunft auf Ellis Island und der Zukunft in den Vereinigten Staaten dargestellt. Dabei wird der lokale Aspekt der Stadt Antwerpen und ihres Hafens ebenso aufgegriffen wie die belgische und europäische Begleitgeschichte und die unterschiedlichen Auswanderungsmotive der Migranten (u. a. Antisemitismus, Armut, Nachreise zu Freunden und Familiennachzug).[2]

Literatur

  • Arnold Bernstein: Von Breslau über Hamburg nach New York: Ein jüdischer Reeder. Convent Verlag, Hamburg / Bremerhaven 2001, ISBN 3-934613-18-7.

Weblinks

Commons: Red Star Line – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Die Vaderland auf Miramar Ship Index (englisch) eingesehen 19. Mai 2009 (Memento des Originals vom 7. September 2012 im Webarchiv archive.today)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.miramarshipindex.org.nz
  2. Red Star Line Museum. EUROM, abgerufen am 8. November 2019.