Reinhard Glemnitz
Reinhard Glemnitz (* 27. November 1930 in Breslau) ist ein deutscher Schauspieler und Synchronsprecher.
Biografie
Nach seiner Schauspielausbildung an der Otto-Falckenberg-Schule in München (1946/47) bestritt Glemnitz seine Anfängerjahre überwiegend mit Kabarett: „Die Kabarettiche“ in Köln und Gastspiele der Studiobühne der „Kleinen Freiheit“ in Zürich und Wien. Im Jahr 1948 begann er als Sprecher beim Bayerischen Rundfunk. Seine erste Filmrolle folgte 1954 mit 08/15. Neben Die Geschichte von Joel Brand (1964) mit Herwig Walter war es eine seiner wenigen „Uniformrollen“. Im Jahr darauf spielte er in Rosenmontag und 1960 in Mein Schulfreund von Robert Siodmak. Von 1956 bis 1958 stand er in Wuppertal auf der Bühne, im Anschluss daran hatte er bis 1961 weitere Engagements am Bayerischen Staatsschauspiel in München. Es folgten diverse Auftritte in Film und Fernsehen, darunter der Durbridge-Dreiteiler Die Schlüssel, die Spionageserie Die fünfte Kolonne, Das Kriminalmuseum, und die Science-Fiction-Serie Raumpatrouille sowie die Produktionen Der Millionenbauer, Polizeiinspektion 1, Die Wannseekonferenz, SOKO 5113, Das Traumschiff, Derrick, Weißblaue Geschichten, Anna Maria und Kanal fatal.
Seine bekannteste Rolle als Inspektor Robert Heines spielte er von 1968 bis 1975 in der erfolgreichen ZDF-Krimiserie Der Kommissar, was ihm zusammen mit den drei anderen Hauptdarstellern in der Kategorie "Beste Fernsehserie" vier Mal den Fernsehpreis „Bambi“ in Gold (1970, 1971, 1972 und 1975) und ein Mal in Silber (1973) einbrachte. 1990 bekam er in Leipzig einen Ehren-Bambi. Vom Bayerischen Rundfunk erhielt er 1998 anlässlich seines 50-jährigen Sprecher-Jubiläums die „Goldene Medaille“ verliehen.
Von 1981 bis 1983 stand Reinhard Glemnitz in Wien, West-Berlin und München mit dem Musical Evita auf der Bühne, wo er in der Rolle des Oberst Perón auch seine Gesangskünste unter Beweis stellen durfte. 1996 spielte er im Musical Hello Dolly die Rolle des Vandergelder in der Komödie im Bayerischen Hof in München.
Im Synchronstudio lieh er seit 1955 u. a. Richard Harris (z. B. in Camelot), Anthony Perkins (in Der Prozess, Lieben Sie Brahms? und Die dritte Dimension), Michael Caine (in Der tödliche Schwarm), Bernard Hill als König Théoden in Der Herr der Ringe, Tom Courtenay in Die letzte Runde, Bernard Le Coq in dem Chabrol-Film Die Blume des Bösen und Christopher Plummer in Insider seine Stimme. Außerdem sprach er Judd Hirsch, einen seiner Lieblingsschauspieler, in den Serien Mein lieber John, George & Leo sowie bei einem Gastauftritt in Caroline in the City. In der Fernsehserie SeaQuest DSV ist er für Michael Ironside zu hören, in Stargate Atlantis synchronisiert er Mitch Pileggi und in The Agency – Im Fadenkreuz der C.I.A. Ronny Cox. Im Leconte-Film Das zweite Leben des Monsieur Manesquier lieh er Jean Rochefort die Stimme. Max von Sydow spricht er in der Serie Die Tudors. Den ZDF-Adventsklassiker Der Seewolf prägte er nachhaltig durch seine Erzählerstimme für den Protagonisten Humphrey van Weyden (Edward Meeks).
Reinhard Glemnitz ist mit der Tänzerin Lydia Blum verheiratet und hat zwei Töchter. Er wohnt seit 1969 in der Nähe des Tegernsees.
Filmografie (Auswahl)
Schauspieler
- 1954: 08/15
- 1955: Rosenmontag
- 1959: Arzt ohne Gewissen
- 1960: Mein Schulfreund
- 1963: Das Kriminalmuseum: Fünf Fotos
- 1964: Die Diamantenhölle am Mekong
- 1964: Verdammt zur Sünde
- 1963: Die fünfte Kolonne – Es führt kein Weg zurück
- 1964: Die fünfte Kolonne – Treffpunkt Wien
- 1964: Die Diamantenhölle am Mekong
- 1964: Die fünfte Kolonne – Schattenspiel
- 1966: Der Nachtkurier meldet – Selbstmord ausgeschlossen
- 1966: Der Mann, der sich Abel nannte
- 1966: Raumpatrouille – Die phantastischen Abenteuer des Raumschiffes Orion
- 1967 Der Vater und sein Sohn (Fernsehserie)
- 1968: Detektiv Quarles (Fernsehserie)
- 1968: Sie schreiben mit – Die Chauffeursmütze
- 1969–1976: Der Kommissar (Fernsehserie, 96 Folgen)
- 1971: Erotik im Beruf – Was jeder Personalchef gern verschweigt
- 1979: Blutspur
- 1979: Graf Dracula (beisst jetzt) in Oberbayern
- 1980: Heiße Kartoffeln
- 1982: Tatort: Der unsichtbare Gegner
- 1984: Die Wannseekonferenz
- 1985: Schöne Ferien – Urlaubsgeschichten aus Sri Lanka und von den Malediven
- 1987–1994: Derrick (4 Folgen)
- 1992: Glückliche Reise – Bali
Synchronsprecher
Filme
- 1937: Für Leslie Howard in Mr. Dodd geht nach Hollywood als Atterbury Dodd
- 1949: Für Raymond Massey in Ein Mann wie Sprengstoff als Gail Wynand
- 1964: Für David Niven in Major Carrington als Major Charles „Copper“ Carrington
- 1965: Für Robert Redford in Verdammte süße Welt als Wade Lewis/ Lewis Wade
- 1969: Für Alan Marshal in Nach dem dünnen Mann als Robert
- 1971: Für Edward Meeks in Der Seewolf als Humphrey van Weyden (West-Synchro)
- 1973: Für David Hedison in Leben und sterben lassen als Felix Leiter
- 1986: Für Ronald Pickup in Mission als Hontar
- 1988: Für Antoine Fontaine in Lärm und Wut als Schulleiter
- 1989: Für David Hedison in Lizenz zum Töten als Felix Leiter
- 1992: Für Steve Kahan in Lethal Weapon 3 – Die Profis sind zurück als Cpt. Ed Murphy
- 2000: Für Chelcie Ross in The Gift – Die dunkle Gabe als Kenneth King
- 2002: Für Kenneth Welsh in Sherlock Holmes – Der Vampir von Whitechapel als Dr. Watson
- 2003: Für David Suchet in Foolproof – Ausgetrickst als Leo Gillette
- 2005: Für Kenneth Welsh in Der Exorzismus von Emily Rose als Dr. Müller
- 2008: Für François Berléand in Transporter 3 als Inspektor Tarconi
- 2010: Für Marc Macaulay in Wild Things 4 als Capt. Blanchard
- 2015: Für Charles Dance in Und dann gabs keines mehr als Richter Lawrence Wargrave
Serien
- 1992: Für Ian Richardson in Ein Kartenhaus als Francis Urquhart
- 1996–1997: Für Michael Ironside in SeaQuest DSV als Captain Oliver Hudson
- 2005: Für Ronny Cox in The Agency – Im Fadenkreuz der C.I.A. als Alex Pierce III.
- 2006–2009: Für Mitch Pileggi in Stargate Atlantis als Col. Steven Caldwell
- 2017: Für William Devane in The Grinder – Immer im Recht als Dean Sanderson, Sr.
- 2017: Für Gerald McRaney in This Is Us – Das ist Leben als Dr. Nathan Katowski
Hörspiele
- Georges Simenon: Maigret und seine Skrupel. Bearbeitung: Gert Westphal. Regie: Heinz-Günter Stamm, BR 1961. Der Audio Verlag 2005. ISBN 978-3-89813-390-6.
Literatur
- Hermann J. Huber: Langen Müller’s Schauspielerlexikon der Gegenwart. Deutschland. Österreich. Schweiz. Albert Langen • Georg Müller Verlag GmbH, München • Wien 1986, ISBN 3-7844-2058-3, S. 302.
- Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Band 3: F – H. John Barry Fitzgerald – Ernst Hofbauer. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 280.
Weblinks
- Reinhard Glemnitz in der Internet Movie Database (englisch)
- Reinhard Glemnitz bei filmportal.de
- Reinhard Glemnitz in der Deutschen Synchronkartei
Personendaten | |
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NAME | Glemnitz, Reinhard |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Schauspieler und Synchronsprecher |
GEBURTSDATUM | 27. November 1930 |
GEBURTSORT | Breslau |