Bambi (Auszeichnung)
Der Bambi (Eigenschreibweise: BAMBI) ist ein jährlich in Deutschland verliehener Medien- und Fernsehpreis der Hubert Burda Media. Das Unternehmen ehrt damit aus seiner Sicht Menschen „mit Visionen und Kreativität, deren herausragende Erfolge und Leistungen sich im ablaufenden Jahr in den Medien widerspiegelten“.[1] Die Jury besteht regelmäßig aus den Chefredakteuren des Burda-Konzerns und externen Experten aus verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen.[2]
Geschichte
1948 leitete der Oberbefehlshaber der französischen Besatzungstruppen in Deutschland und gleichzeitig Militärgouverneur der französischen Besatzungszone auch die Neue Verlag-Gesellschaft; am 7. Oktober 1947 setzte er Carl Opitz (1937 Leiter der Öffentlichkeitsarbeit der UFA) als Treuhänder für das UFA-Film-Vermögen in der französischen Zone ein und stiftete die Auszeichnung Bambi.[3] (1953 übernahm der Verleger Karl Fritz, der 1938 als Verlagsdirektor in Karlsruhe mit Franz Burda die Papiergroßhandlung und Papierwarenwerk Akademiestraße Gebrüder Bauer oHG (Mannheim) arisiert hatte,[4] die Neue Verlagsgesellschaft samt Bambi.[5])
Nach einer anderen Version wurde der Bambi „1948 von dem Karlsruher Unternehmer Karl Fritz, in dessen Verlag die Publikumszeitschrift Film-Revue und das Branchenblatt Die neue Filmwoche erschienen, ins Leben gerufen“.
Er ist einer der ältesten deutschen Medienpreise.[6] Das Unternehmen von Karl Fritz (und damit der Bambi) wurde 1962/63 vom Burda-Verlag übernommen.[7] Die ersten Bambi-Gewinner in der Kategorie „beliebteste Darsteller“ waren Marika Rökk und Stewart Granger.[8] Außerdem wurden 1948 vier Filme ausgezeichnet: in der Kategorie „künstlerisch wertvollste Filme“ Ehe im Schatten und Kinder des Olymp und in der Kategorie „beliebteste Filme“ Madonna der sieben Monde und Film ohne Titel.
Nach Aussagen von Marika Rökk, verdankt die Figur den Namen Bambi ihrer Tochter Gabriele Jacoby, da sie, als ihre Mutter den Preis zuhause überreicht bekam, sagte: „Bambi! Bambi!“ Offenbar war die damals Vierjährige inspiriert von Felix Saltens Buch Bambi. Eine Lebensgeschichte aus dem Walde. Der im ersten Jahr namenlose Filmpreis wurde ab 1949 unter dem Namen „Bambi“ verliehen.
Die Auszeichnung war zunächst noch ein Rehkitz aus weißer Keramik, das in der Staatlichen Majolika-Manufaktur in Karlsruhe von der Bildhauerin Else Bach bereits 1936 geschaffen worden war. Karl Fritz entdeckte es für seinen Filmpreis. Seit 1958 wird das Reh in vergoldeter Bronze von der Kunstgießerei Ernst Strassacker im schwäbischen Süßen hergestellt. Rekordpreisträger sind Heinz Rühmann (12), Peter Alexander, O. W. Fischer und Johannes Heesters (10), Sophia Loren (9) sowie Maria Schell (8).
Die Bambis wurden bis 1952 den Gewinnern persönlich überreicht. Eine (geschlossene) Veranstaltung zur Verleihung gab es erstmals am 27. Dezember 1953 in Hamburg. Seit 1955 sind die Verleihungen öffentliche Gala-Veranstaltungen, die erste am 6. März 1955 in Karlsruhe (1954 gab es keine Verleihung wegen der Umstellung vom Dezember- auf den März-Termin). Bis 1964 fanden die Verleihungen in Karlsruhe statt. Nach kritischen Berichten der Karlsruher Presse über den Verlagsinhaber Franz Burda verlegte dieser 1965 die Bambi-Veranstaltung nach München,[9] dem seit 1960 zweiten Sitz des Burda-Verlags. Bis 1995 gab es die Verleihungen zumeist in München[10] mit Ausnahme von 1971 bis 1974, 1987 und 1990 bis 1992. In den genannten Jahren und ab 1996 fanden die Verleihungen in wechselnden Städten statt, darunter Offenburg (Stammsitz des Burda-Verlags, 1987[11] und 2008 zum 60-jährigen Jubiläum), Leipzig (1990 und 1996), Wiesbaden (1991 und 2011), Köln (1992 und 1997), Karlsruhe (1998 zum 50-jährigen Jubiläum), Berlin (1999 bis 2002 und 2013 bis 2018), Hamburg (2003/04), Düsseldorf (2007 und 2012), Potsdam (2009/10) und Baden-Baden (2019).
1966 gab es keine Verleihung und 1984 zwei (im Mai für das Filmjahr 1983/84 und im Dezember für das Filmjahr 1984). Zwei Verleihungen fanden nicht in Deutschland statt: 1971 in Monaco und 1972 in Salzburg.
Der Bambi war bis zum Verleihungsjahr 1967 ein reiner Filmpreis und 1968/69 ein kombinierter Film- und Fernsehpreis.[12] 1970 wurde er zum Fernsehpreis und berücksichtigte ab 1975 wieder den Bereich Film. 1984 schließlich wurde der Bambi zu dem allgemeineren Preis, wie er heute bekannt ist, nämlich zu einem Preis „für die Besten aus Film, Fernsehen, Sport und Gesellschaft“.[13]
2020 und 2021 wurde die Verleihung wegen der COVID-19-Pandemie abgesagt.[14]
Kategorien
Bis zum Verleihungsjahr 1969 wurden Film-Bambis in zwei Abteilungen verliehen:
- Darsteller: beliebteste Darsteller (männlich/weiblich und deutsch/ausländisch), außerdem 1959 bis 1965 Bambis für hervorragende Nachwuchsleistungen (deutsch männlich/weiblich) und 1961 bis 1968 für langjährige Verdienste um den deutschen Film (männlich/weiblich);
- Filme: künstlerisch wertvollste und geschäftlich erfolgreichste Filme (jeweils deutsch/ausländisch) und 1964 bis 1968 zusätzlich Bambi für den erfolgreichsten Superfilm.
Bei den Fernseh-Bambis ab dem Verleihungsjahr 1968 gab es keine festen, jährlich wiederholten Kategorien, allerdings welche, die häufig auftraten:
- Darsteller: beliebteste Darsteller (ab 1968, bis heute) und Nachwuchs-Darsteller (1975 bis 1980, dann bis 1988 unregelmäßig, seither nur noch selten);
- Serien (ab 1968, regelmäßig bis 1995, seither nur mehr selten);
- herausragende Fernseh-Produktionen (ab 1968, meist als Autoren- oder Regie-Preis, seit 1999 als Preis für das Fernseh-Ereignis des Jahres);
- Moderation (von Unterhaltung bis Information, ab 1969, bis heute);
- Showstars (ab 1971, Nachfolge Musik-Bambis seit 1980);
- Kindersendungen (1972 bis 1981).
Seit 1984 erscheinen außerhalb der Bereiche Film und Fernsehen einige neue Kategorien:
- öfter vertreten sind:[15] Sport (seit 1984, Vorläufer bereits 1971 und 1977), soziales Engagement (seit 1984), Kultur (unregelmäßig seit 1988), Kreativität (1989 bis 1999), Politik (unregelmäßig seit 1989, Vorläufer bereits 1970 und 1977/78), Mode (seit 1989), Wirtschaft (unregelmäßig seit 1991), Stille Helden (seit 2009), Integration (seit 2010) und Unsere Erde (seit 2010);
- allgemeine Kategorien, die nicht auf ein spezielles Jahr bezogen sind und im Prinzip alle gesellschaftlichen Bereiche umfassen können: Lebenswerk (seit 1986) und Jahrhundert-/Millennium-Bambi (seit 1999).
1984 lag der Anteil der Kategorien außerhalb der Bereiche Fernsehen und Film bei rund einem Fünftel und steigerte sich bis 2009 auf gut die Hälfte, seit 2010 sind es etwa zwei Drittel (siehe dazu die die entsprechenden Artikel).
Rezeption
Die Hannoversche Allgemeine Zeitung plädierte im November 2011 dafür, die Bambi-Preisverleihung abzuschaffen, und begründete dies mit den Worten: „Immer gleiche Preisträger, unnötige ‚Skandale‘, willkürliche Kategorien, gesunkene Relevanz.“ Ähnliches gelte auch für die Goldene Kamera und den Deutschen Fernsehpreis.[16]
Die Verleihung des Bambi-Integrationspreises an den Rapper Bushido im November 2011 wurde von verschiedenen Seiten stark kritisiert. So äußerte der hessische SPD-Vorsitzende Thorsten Schäfer-Gümbel, dass Bushido für Frauen- und Schwulenfeindlichkeit stehe und man daher kaum von einer Integrationsleistung sprechen könne, wenn sich jemand auf dem Rücken anderer profiliere. Der Volkssänger Heino gab wenige Tage nach der umstrittenen Bambi-Verleihung seine Auszeichnung, die ihm 1990 verliehen worden war, mit folgender Begründung zurück: „Ich bin zutiefst empört, dass man einem gewalttätigen Kriminellen wie Bushido den Bambi verleiht. Mit diesem Mann möchte ich nicht auf eine Stufe gestellt werden.“[17] Auch Laudator Peter Maffay kritisierte etwa einen Monat nach der Preisverleihung Bushido, dieser habe „seinen Worten leider keine Taten folgen lassen“, und beendete die Zusammenarbeit mit ihm und Sido. Zuvor waren die drei in der Sendung Markus Lanz zu Gast, bei der es zu heftigen Wortgefechten mit anderen Gästen und dem Moderator gekommen war.[18]
Moderation
- 2000: Sabine Christiansen
- 2001: Axel Bulthaupt
- 2002: Barbara Schöneberger
- 2003: Jörg Pilawa und No Angels
- 2004: Monica Lierhaus und Johannes B. Kerner
- 2005: Bettina Zimmermann, Sky du Mont und Thomas Hermanns
- 2006: Harald Schmidt und Eva Padberg
- 2007: Harald Schmidt
- 2008: Harald Schmidt
- 2009: Katarina Witt und Tom Bartels
- 2010: Sarah Jessica Parker (Hauptmoderation), u. a.
- 2011: Gwyneth Paltrow (Hauptmoderation), u. a.
- 2013: Helene Fischer
- 2014: Barbara Schöneberger, Johannes B. Kerner, u. a.
- 2015: Kai Pflaume
- 2016: Barbara Schöneberger, Alexander Bommes, Judith Rakers u. a.
- 2017: Barbara Schöneberger, Florian Silbereisen
- 2018: Florian Silbereisen
- 2019: Kai Pflaume
Liste der Preisträger
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ bambi.de
- ↑ bambi.de
- ↑ 1950, Neue Verlag-Gesellschaft: Carl OPITZ, Baden-Baden, proposition de fusionner plusieurs sociétés d'éditi on de la zone française dans une plus grande entreprise d'édition ayant pour but de faire la propagande d'une paix européenne et d'une entente franco-allemande: diplomatie.gouv.fr (PDF; 331 kB, S. 26), spiegel.de, imdb.com, spiegel.de, Produzent von Gestatten, mein Name ist Cox, Dany, bitte schreiben Sie (1955); Kiss the Dead (1961)
- ↑ badische-zeitung.de, 25. Februar 2015: Das Unrecht der Arisierung bleibt bestehen (21. Juni 2016)
- ↑ Matthias Knop: Rote Rosen und weisser Flieder: die Blütezeit der Filmstadt Wiesbaden. Museum Wiesbaden, 1995, 159 S., S. 106 f.
- ↑ Lediglich ein paar Literaturpreise sind älter, darunter der Kleist-Preis (seit 1912), der Georg-Büchner-Preis (seit 1923) und der Goethepreis der Stadt Frankfurt am Main (seit 1927). Von den deutschen Filmpreisen nach 1945 ist der Bambi der älteste.
- ↑ Siehe dazu bambi.de: Geschichte 1962.
- ↑ Zum beliebtesten Darsteller wurde 1948 nicht, wie immer wieder behauptet, Jean Marais gewählt. Siehe dazu „Oh, das sieht ja aus wie Bambi!“ (Memento vom 4. Juli 2014 im Internet Archive): Geschichte 1948 mit den Ergebnissen der Leserwahl; archivierte Version einer Seite von Bambi.de. Die gleiche Website gibt aber in ihren Siegerlisten Jean Marais für 1948 und Stewart Granger für 1949 und für 1950 an.
- ↑ Stadt Karlsruhe – Stadtarchiv (Hrsg.): Karlsruhe. Die Stadtgeschichte. Badenia, Karlsruhe 1998, ISBN 3-7617-0353-8, S. 614.
- ↑ Nur im weiteren Sinn zu München gezählt werden können zwei Vororte: Unterföhring (ZDF-Studio 1967/68 und 1993) und Grünwald (Bavaria-Studios 1994).
- ↑ 1987 war laut Burda-Verlag ein Jubiläumsjahr. Bei dieser Verleihung gab es auch 10 „Jubiläums-Bambis“, wobei für jedes Jahrzehnt ab den 40er Jahren je zwei Darsteller ausgezeichnet wurden. Allerdings hat man sich bei Burda verrechnet bzw. vergessen, dass 1966 die Verleihung ausgefallen war. 1987 wurde der Bambi erst zum 39. Mal verliehen und nicht, wie von Burda angenommen, zum 40. Mal. Für das 50-Jahre-Jubiläum hat man das korrigiert: 50 Jahre Bambi und tatsächlich die 50. Verleihung 1998.
- ↑ Der Burda-Verlag reagierte damit auf die seit Ende der 1950er Jahre beständig sinkende Bedeutung des Kinos (deshalb auch die ausgefallene Verleihung 1966) und im Gegenzug auf die beständig zunehmende Verbreitung des Fernsehens.
- ↑ bambi.de: Geschichte 1984. Das Zitat bezieht sich auf die Dezember-Verleihung des Jahres 1984, bei der es erstmals einen Bambi im Bereich Gesellschaft gab (für Karlheinz Böhm wegen seines sozialen Engagements in der Hungerhilfe für Äthiopien). Bambis für Sportler gab es gelegentlich bereits seit dem Verleihungsjahr 1971.
- ↑ Uwe Mantel: Burda sagt Bambi-Verleihung auch für 2021 ab. In: Dwdl.de. 28. Mai 2021, abgerufen am 29. Mai 2021.
- ↑ Nur ein- oder zweimal gab es nach 1984 Bambis in folgenden Kategorien: Medien (1990), Tier- und Umweltschutz (1992, Vorläufer bereits 1970, 1973, 1983), Wissenschaft (1997 und 2005), Zivilcourage (2002 und 2012) und Kommunikation (2003).
- ↑ Schafft den Bambi endlich ab! In: Hannoversche Allgemeine. 14. November 2011.
- ↑ Ärger über Bushido – Heino gibt Bambi zurück. In: Berliner Morgenpost. 12. November 2011.
- ↑ Maffay bricht mit Rapper Bushido. Stern.de vom 2. Dezember 2011.