Johannes B. Kerner

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Johannes B. Kerner (2018)

Johannes Baptist Kerner (* 9. Dezember 1964 in Bonn) ist ein deutscher Fernsehmoderator, Journalist und ehemaliger Fußballkommentator.[1]

Leben und Karriere

Kerner wurde als Sohn des Regierungsdirektors Claus Kerner und seiner Frau Magda, einer Sachbearbeiterin, in Bonn geboren und wuchs in Hersel in einem katholischen Elternhaus auf.[2][3] In Bonn-Friesdorf ging er auf die katholische Grundschule und besuchte danach das Jesuitengymnasium Aloisiuskolleg in Bad Godesberg. Nach dem Abitur studierte er Betriebswirtschaftslehre ohne Abschluss. Beim Sender Freies Berlin begann er 1986 als Praktikant seine Fernsehkarriere. Als TV-Sportreporter moderierte er dort die Sendungen Sport 3 und SFB-Sportreport.

Von 1990 bis 1992 war er im Wechsel Moderator beim Punkt 5 Länderreport in der ARD. Von August 1992 bis Ende 1997 moderierte Kerner das Sat.1-Fußball-Magazin ran. 1996 bekam er bei Sat.1 unter dem Titel Kerner seine erste tägliche Talkshow.

Seit seiner Zeit bei Sat.1 verwendet Kerner seinen Namen in der Form Johannes B. Kerner.[4]

Johannes B. Kerner (2022)

1996 wechselte Johannes B. Kerner zum ZDF, wo er bis 2006 einer der Moderatoren der Sendung das aktuelle sportstudio war und Fußball-Länderspiele kommentierte. Außerdem moderierte er den ZDF-Jahresrückblick Menschen[5] und die Reihe Unsere Besten[6]. Kerner war kein Angestellter des ZDF, sondern moderierte als freier Mitarbeiter.

Ab Januar 1998 hatte Kerner im ZDF eine eigene, nach ihm benannte Show Johannes B. Kerner, die seit Januar 2002 immer dienstags bis freitags ausgestrahlt wurde. In der Sendung, die von Kerners Produktionsfirma J. B. K. TV-Production gemeinsam mit der Spiegel-TV-Tochter a + i art and information für das ZDF produziert wurde,[7][8] befragte er Prominente zu aktuellen Projekten und zu ihrem Leben.

Kerner gründete 2004 zusammen mit Markus Heidemanns die Fernsehproduktionsfirma Die Fernsehmacher, die unter anderem die Fernsehsendungen Lafer!Lichter!Lecker!, Born to cook und Unsere Besten produziert.[9] 2009 verließ er die Produktionsfirma.[10]

Im April 2009 gab das ZDF bekannt, dass die Zusammenarbeit mit Kerner zum Ende des Jahres 2009 endet, da man sich nicht über die Konditionen für eine Vertragsverlängerung einigen konnte. Kerner gab zugleich seinen Wechsel zurück zu Sat.1 bekannt.[11] Am 2. November 2009 startete am neuen (alten) Sender Sat.1 seine Show Kerner, mit Sendetermin wöchentlich Montagabend. Bereits die erste Sendung hatte weniger Zuschauer als erhofft; danach sank die Einschaltquote von Ausgabe zu Ausgabe weiter. Sat.1 verschob daher die Sendung schon nach einigen Folgen auf den Donnerstagabend. Er gab diese Sendung zum 15. Dezember 2011 in Form eines Jahresrückblickes auf.[12] Ebenfalls auf Sat.1 moderierte er Spiele der UEFA Champions League und Jahresrückblicke, die am 2. Juni 2010 gestartete Event-Showreihe Deutschland gegen … – Das Duell sowie Das große Allgemeinwissensquiz. Von der Saison 2009/10 bis zum Ende der Saison 2012/13 moderierte Kerner Spiele der Fußball-Bundesliga bei LIGA total!, einem Sender der Deutschen Telekom. Bei der Fußball-Europameisterschaft 2021 gab Kerner sein Debüt als Moderator von Fußball-Übertragungen bei MagentaTV.[13] Seit Herbst 2013 steht Kerner wieder für Sendungen des ZDF vor der Kamera.[14]

Kritik

In Kerners Talk-Sendung vom 9. Oktober 2007 war Eva Herman zu Gast, um sich mit anderen Gästen zum Thema „Die Rollenverteilung von Mann und Frau“ zu äußern.[15] Im Laufe der Sendung wurde sie von Kerner ausgeladen. Sie hatte sich seiner Meinung nach nicht ausreichend vom Nationalsozialismus distanziert[16]. In der Tageszeitung Die Welt wurde die Sendung als „Die öffentliche Hinrichtung der Eva Herman“ bezeichnet, mit der Kerner „sich selber (…) keinen Gefallen getan“ habe. Um sich die Sendung anzusehen, habe man „kurzfristig“ ausblenden müssen, „dass man in einer Demokratie lebt.“[17] Die Zeit kommentierte: „In erster Linie hat der Moderator Johannes B. Kerner eine schlechte Show abgeliefert.“[18]

Als Kerner 2006 unter anderem den Börsengang der Fluglinie Air Berlin bewarb, wurde er von vielen Seiten kritisiert, da er zugleich für einen öffentlich-rechtlichen Sender arbeitete.[19] Auch der Deutsche Journalisten-Verband hielt es für problematisch, wenn ein prominenter Moderator wie Kerner sein Gesicht für kommerzielle Kampagnen hergibt.

Kritisiert wurde auch Kerners Sendung im Dezember 2010 aus Afghanistan über den dortigen Einsatz der Bundeswehr zusammen mit dem damaligen Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg und dessen Frau Stephanie.[20]

Sonstige Aktivitäten

Kerner engagierte sich als Botschafter für die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 der Menschen mit Behinderung in Deutschland. Er unterstützt als Botschafter die Initiative Respekt! Kein Platz für Rassismus.[21] 2010 und 2011 warb er für Mischwurst aus Geflügel und Schwein der Marke Gutfried, davor war er auch schon Testimonial für Bonaqa und weitere Produkte.

In der Filmkomödie Der tote Taucher im Wald hatte er 2000 einen Cameo-Auftritt als Jogger.

Privatleben

Von 1992 bis 1994 war Kerner mit der Moderatorin Monica Lierhaus liiert.[22] Er war ab Dezember 1996 mit der Hockeynationalspielerin Britta Becker verheiratet und ist Vater von vier Kindern. Im Jahr 2016 trennte sich das Ehepaar,[23] im Juli 2019 ließ es sich scheiden.

Kerner lebt in Hamburg-Winterhude.[24] Er lief den Berlin-Marathon, den Hamburg-Marathon und nimmt regelmäßig am traditionellen Hamburger Benefizspiel Kicken mit Herz teil.

TV-Moderationen

Fortlaufend

Festes Mitglied im Rateteam

Ehemals/Einmalig

Auszeichnungen

Kerner bei der Romy-Verleihung in Wien (2008)

1996

  • Goldener Löwe des TV-Senders RTL
  • Sport Bild Award als beliebtester Sport-Moderator
  • Bravo Otto insg. viermal (zweimal Silber, zweimal Bronze), bis 1999

1997

  • Sport Bild Award als beliebtester Sport-Moderator

2002

2003

2004

2005

  • Bambi in der Kategorie Publikumspreis gemeinsam mit Steffen Seibert für ihre Moderation der ZDF-Sendung „Wir wollen helfen – Ein Herz für Kinder“.
  • Herbert-Award (in Gold) als Bester Sport-Livekommentator
  • Toques d'Or-Kulturpreis für seine Verdienste um die Erhaltung der kulinarischen Tradition und die Vermittlung von "Freude am Kochen"

2006

2007

2008

2009

  • Herbert-Award (in Silber) in der Kategorie Bester TV-Sportmoderator und Sonderpreis für den Sportspruch des Jahres.

2014

2019

  • Kaiser-Augustus-Orden der Arbeitsgemeinschaft Trierer Karneval (ATK)
  • Radio Regenbogen Award in der Kategorie Medienmann 2018

2021

Weblinks

Commons: Johannes B. Kerner – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Die Karriere des ZDF-Moderators im Überblick (Memento vom 14. Dezember 2007 im Internet Archive)
  2. Berliner Morgenpost - Berlin: Kerner freut sich über Polly Marie. 3. Juli 2007, abgerufen am 7. April 2022 (deutsch).
  3. Johannes B.Kerner, Mutter Magda, "Ein Herz für Kinder",... Abgerufen am 7. April 2022.
  4. Jürgen Udolph, Sebastian Fitzek: Professor Udolphs Buch der Namen, ISBN 978-3-570-00879-9, S. 160
  5. Uwe Mantel: Spätes Duell: "Menschen 2004" schlägt "Sabine Christiansen". In: DWDL.de. 6. Dezember 2004, abgerufen am 28. Juli 2022.
  6. Sebastian Ludwig: "Unsere Besten" erreicht über 6 Millionen Zuschauer. In: DWDL.de. 20. November 2004, abgerufen am 28. Juli 2022.
  7. Spiegel Gruppe: a + i art and information (15. August 2006) (Memento vom 14. Juli 2006 im Internet Archive)
  8. Spiegel Gruppe: „Johannes B. Kerner“ (15. August 2006) (Memento vom 12. Mai 2006 im Internet Archive)
  9. Webseite des Unternehmens Die Fernsehmacher (abgerufen am 16. April 2008)
  10. »Kerner ist kein Fernsehmacher mehr« auf quotenmeter.de (abgerufen am 12. Oktober 2009)
  11. sueddeutsche.de: Johannes, der Überläufer (Memento vom 25. April 2009 im Internet Archive). Meldung vom 22. April 2009
  12. Spiegel.de: Kerner gibt "Kerner" auf, Bericht vom 18. Oktober 2011
  13. Kress.de: Telekom verpflichtet Johannes B. Kerner für Magenta TV - Einsatz bei Fußball-EM vom 22. Mai 2021
  14. FAZ: Nach vier Jahren – Johannes B. Kerner kehrt ins ZDF zurück
  15. Eva Herman: Eva Herman bei Kerner vom 9.10.2007 – Teil 1. 4. April 2017, abgerufen am 20. April 2018.
  16. Herman-Rauswurf bei Kerner: Der programmierte Eklat. In: Spiegel Online. 10. Oktober 2007, abgerufen am 14. Mai 2020.
  17. Die öffentliche Hinrichtung der Eva Herman, 10. Oktober 2007
  18. Wer hat sich mehr blamiert?
  19. welt.de 26. Juni 2008: Nebenjob bei Air Berlin macht Kerner wieder Ärger
  20. Zeit-Online vom 17. Dezember 2010
  21. Botschafter – Kultur und TV. Gemeinnützige Respekt! Kein Platz für Rassismus GmbH, archiviert vom Original am 14. Februar 2015; abgerufen am 14. Februar 2015.
  22. Star-Paare: Verliebt, verlobt, vergessen. 2. Januar 2019, abgerufen am 2. Januar 2019.
  23. Ehe-Aus nach 20 Jahren. Spiegel Online, 3. Juni 2016.
  24. Promis in Hamburg: 10 Stars, die hier wohnen. Abgerufen am 4. Juni 2022 (deutsch).
  25. http://www.n-tv.de/politik/pressestimmen/Nichts-zu-flach-um-Quote-zu-machen-article13234356.html