Reinhold Friedrich

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Reinhold Friedrich (* 14. Juli 1958 in Weingarten, Baden) ist ein deutscher Trompeter und Hochschullehrer in Karlsruhe.

Biografie und künstlerisches Wirken

Sein Debüt hatte Fischer bei den Berliner Festwochen 1982 mit Sequenza X von Luciano Berio sowie 1984 im Großen Musikvereinssaal in Wien mit dem Trompetenkonzert von Joseph Haydn, gespielt auf der historischen Klappentrompete. Auf der ventillosen Barocktrompete spielte er Konzerte wie z. B. das Trompetenkonzert D-Dur von Georg Philipp Telemann, das Zweite Brandenburgische Konzert BWV 1047 von Johann Sebastian Bach sowie die beiden Concertini von Michael Haydn in C-Dur und D-Dur.

Solistische Tätigkeit

Für Reinhold Friedrich gehören Alte Musik und Neue Musik in der Auseinandersetzung mit dem Werk zusammen und bilden keinen Gegensatz. Er konzertiert als Solist mit moderner und historischer Trompete.

Orchester

Von 1983 bis 1999 war Reinhold Friedrich Solotrompeter des hr-Sinfonieorchester. Ergebnis dieser Zusammenarbeit war die erste Gesamteinspielung aller Sinfonien von Gustav Mahler auf Compact Disc.

Der zweite Gesamtzyklus aller Mahler-Sinfonien für Reinhold Friedrich entstand mit dem Lucerne Festival Orchester von Claudio Abbado zwischen 2003 und 2016 unter Leitung Abbados und nach dessen Tod unter dem neuen Chefdirigenten Riccardo Chailly.

Kammermusik

Aus dem „Jungen Blechbläserensemblekonzert Baden-Württemberg“, 1976 gegründet mit seinem Bruder Hartmut Friedrich, und den Freunden Bernhard und Hannes Läubin, Klaus Schuhwerk, Ralf Springmann, später Thomas Bernstein, sowie Werner Schrietter und Stefan Bender ging das „Gabrieli Quintett Karlsruhe“ hervor. Dieses Ensemble erspielte sich die Förderung durch den Deutschen Musikrat „Konzerte Junger Künstler“. Außerdem erteilte das Quintett Kompositionsaufträge an Reinhold Weber, Joachim Krebs, Wolfgang Rihm, Johannes Caspar Walter und Carola Bauckholt und spielte bis 1988 Konzerte in Deutschland, Österreich, Frankreich und Ungarn.

Sein Wirken im Radio-Sinfonie-Orchester Frankfurt erweiterte Reinhold Friedrich durch die Gründung des hauseigenen Blechbläserensembles des hr, hr brass. Ur- und Erstaufführungen mit dem hr brass gab es bei den Dresdner Tagen Neuer Musik mit der Uraufführung eines der letzten Werke von Edison Denissow für 16 Blechbläser und 4 Perkussionisten; außerdem die Bearbeitung der Klaviersonate op.1 von Alban Berg durch Bernd Tewes. Weiter Kompositionen von Caspar Johannes Walter und einer Bearbeitung der gesamten „Kunst der Fuge“ für großes Ensemble von Johann Sebastian Bach durch Martin Lücker folgten. Weitere Bearbeitungen wie z. B. Romeo und Julia von Sergei Prokofjew oder Werke von Modest Mussorgsky entstanden für hrbrass aus der Feder von Andreas Tarkmann und Manfred Honetschläger.

Ein Jahr nach der Neugründung des Lucerne Festival Orchestra 2003 durch Claudio Abbado entstand das Lucerne Festival Orchestra Brass Ensemble.

In Konzerten zeigte das Ensemble neue Wege im Erkunden ungewöhnlicher Mischungen aus Alter und Neuer Musik auf, mit Werken von Guillaume de Machaut bis zu Sofia Gubaidulina. Aufmerksamkeit erhielten die Musiker durch die letzte Uraufführung im Werk des französischen Komponisten Gérard Grisey oder dem Werk von Raymond Murray Schafer für Posaunisten um einen See herum stehend. Die Arbeit in solch einem Ensemble möchte den Grundgedanken von Claudio Abbado der allgegenwärtigen Vernetzung und permanenten Kammermusik in die innere Struktur der Musiker hineindenken und verwirklichen.

Thomas Duis und Eriko Takezawa sind seine Partner der Kombination Trompete und Klavier, mit dem Reinhold Friedrich eine konsequente Erweiterung des Repertoires für diese Instrumentenkombination verfolgt. Im Zuge dieser Zusammenarbeit hat sich das Repertoire für Trompete und Klavier erweitert.

Des Weiteren spielt Reinhold Friedrich seit mehr als 20 Jahren mit der Schlagzeugerin Robyn Schulkovsky zusammen. CD-Einspielungen und Konzerten in Europa und Südamerika mit Uraufführungen zeichnet diese Zusammenarbeit aus. Noch dazu kommt das Ensemble „L‘evantail de Jeanne“ in der Besetzung mit Trompete, Saxophon, Cello und Klavier mit Werken von Marcel Delannoy, Romain Roland Manuel zusammen mit Sascha Armbruster, Saxophon, Claudio Bohórquez und Thomas Demenga, Cello und Eriko Takezawa, Klavier.

Kammermusikpartner von Reinhold Friedrich sind Thomas Duis, Bernd Glemser, und Eriko Takezawa (Klavier), Robyn Schulkowsky (Perkussion), Iveta Apkalna, Sebastian Küchler-Blessing, Martin Lücker, Christian Schmitt und Carsten Wiebusch (Orgel).

Ur- und Erstaufführungen

Im Rahmen seiner Arbeit mit zeitgenössischen Kompositionen brachte er eine große Anzahl an Werken zur Ur- und Erstaufführung.

Eine intensive und freundschaftliche Zusammenarbeit mit dem Komponisten-Ehepaar Caspar Johannes Walter und Carola Bauckholt aus der Zeit im RSO-Frankfurt ist durch zahlreiche neu entstandener Werke dokumentiert. CJW : Presskopf- ein Seelenbild für 5 Blechbläser (1985/6), Der unsichtbare Gegenstand (1987/8), Abschied für Brassquintett (1988), Studien 1-7 für BrassEnsemble (1989), Vier Stücke gegen den Stillstand (1992/3/4) für Trompete und Orchester (Preisträger des Irino Music Competition Japan 1992 und Wien Modern 1994), Lange, unstete Töne für Trompeten und Streichquartett (1997/8), Angst und Ahnung (2002) für Alt, Trompete und Streicher, Reigen (2005) für Mezzosopran, Percussion und Trompete, CB: zwei Trichter (1987/88), blinder Fleck (2005/6)

Weingartner Musiktage Junger Künstler

Zusammen mit einigen Gleichgesinnten gründete Reinhold Friedrich 1980 den Verein Weingartner Musiktage Junger Künstler, der jungen, unbekannten Künstlern die Möglichkeit geben soll, vor Publikum aufzutreten. Das Festival findet jährlich im Oktober statt.

Einspielungen

CD-Einspielungen bei Labels wie ARS Produktion, BMG, Capriccio, Coviello, Cybele Records, DG, Enja Records, Harmonia Mundi France, MDG, Oehms Classics, Sony und WERGO dokumentieren sein Wirken. Eine neue Produktion ist die Aufnahme Igor Strawinskys L’histoire du Soldat auf historischen Originalinstrumenten erschien bei Harmonia Mundi (u. a. mit Isabelle Faust und Dominique Horwitz) mit Konzerten in der Wigmore Hall London und in zahlreichen europäischen Metropolen.[1]

Auszeichnungen

Die CD-Einspielung des Solokonzert Nobody knows de trouble I see von Bernd Alois Zimmermann wurde mit dem ECHO-Klassik ausgezeichnet. Einen weiteren ECHO-Klassik erhielt Reinhold Friedrich für die Einspielung der Russischen Trompetenkonzerte (MDG) mit dem Göttinger Symphonie Orchester unter der Leitung von Christoph-Mathias Mueller.

Die Aufnahme der 6 Brandenburgischen Konzerte mit den BBS, den Berliner Barock Solisten unter der Leitung von Reinhard Goebel wurde mit dem OPUS Klassik Preis 2018 ausgezeichnet.

Pädagogische Arbeit

Reinhold Friedrich ist seit 1989 Professor für Trompete an der Hochschule für Musik Karlsruhe, Honorarprofessor an der Royal Academy of Music in London, in der Sibelius-Akademie von Helsinki, in Hiroshima sowie an der Escuela Superior de Musica Reina Sofia in Madrid. Er ist außerdem Dozent an der Barenboim-Said-Akademie in Berlin.

Zu seinen Schülern gehören Yosemeh Adjei, Gábor Boldoczki, Simon Höfele, Romain Leleu, Selina Ott, Roman Rindberger, Susana Santos Silva, Stefan Schulz und Simon Zöchbauer.

Diskografie

  • Stravinsky: Die Geschichte vom Soldaten (Harmonia Mundi, 2021)
  • Musik für Trompete & Klavier „Blumine“ (ARS Produktion, DDD, 2020)
  • Reinhold Friedrich – Listen to Our Cry (ARS Produktion, DDD, 2020)
  • Enjott Schneider – Jubilissimo (Ambiente Audio, 2020)
  • Enjott Schneider - Krasnoyarsk Counterpoints (WERGO, 2020)
  • Enjott Schneider - Spirits of Siberia (Ries & Erler Musikverlag Berlin, 2019)
  • Reinhold Friedrich and Friends – The Trumpet Collection (Capriccio, 2018)
  • Gabrieli for Brass - Venetian Extravaganza (Linn Records, 2018)
  • J.S. Bach - Brandenburg Concertos (Sony, 2017)
  • Telemann, Bach und Söhne (perc.pro, 2017)
  • L'amour français (ARS Produktion, 2017)
  • BRAHMS IV - Virtuose Moderne (musicaphon, 2013)
  • Christian Jost - Requiem Trilogy (Coviello Classics, 2013)
  • Mussorgsky - Pictures at an Exhibition (Accentus Music, 2013)
  • Barocke Trompetenkonzerte (LP, Direktschnitt) (Jeton, 1981)[2]

Publikationen

  • Sonja Gerlach, Makoto Ohmiya (Hrsg.): Haydn. Trompetenkonzert Es-dur. Hob. VIIe:1. Klavierauszug. Arrangements von Reinhold Friedrich und Stefan Zorzor. G. Henle Verlag, München 1991. Neuauflage 2000, ISBN 979-0-2018-0456-9.

Literatur

  • Verena Jakobsen Barth: Die Trompete als Soloinstrument in der Kunstmusik Europas seit 1900 mit besonderer Berücksichtigung der Entwicklung ab 1980 am Beispiel der Solisten Håkan Hardenberger, Ole Edvard Antonsen und Reinhold Friedrich. Dissertation an der Universität Göteborg 2007, ISBN 978-9-1859-7403-0.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Prof. Reinhold Friedrich | University of Music. Abgerufen am 30. April 2022.
  2. Portfolio Archiv. Abgerufen am 7. Mai 2022 (deutsch).