René Bernasconi

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René Bernasconi und Pablo Picasso (Villa „La Californie“, 1955)

René Bernasconi (* 15. April 1910 in Straßburg, Deutsches Reich; † 4. August 1994 in Basel, Schweiz) war ein Schweizer Maler, Grafiker und Plastiker. Sein letzter Bürgerort war Paradiso im Tessin.

Leben

René Bernasconi kam in Straßburg als Sohn des Zahnarztes Emilio Bernasconi und dessen Frau Anna (geb. Klein) auf die Welt. Seine Kindheit und Schuljahre verbrachte er in Lugano, wo die Eltern seinen künstlerischen Neigungen freien Lauf liessen und er im Alter von neun Jahren einen Schülermalwettbewerb gewann.

Er beendete mit 16 Jahren die Schule und schrieb sich anschließend an der Kunstakademie in Turin ein. Dort beschäftigte er sich zwischen 1926 und 1930 unter anderem mit Lithographie, angewandter Kunst, Öl-, Aquarell- und Temperamalerei. Anschließend setzte er bis 1934 seine Studien in Paris an privaten Schulen fort und verlegte zwischenzeitlich immer mal wieder seinen Aufenthalt nach Südfrankreich, wo er mit Bühnendekorationen und Ausstattungen in den Casinos von Marseille, Nizza und Cannes sowie Lithographenarbeit in Druckanstalten seinen Unterhalt verdiente.

Als er in die Schweiz zurückkehrte, musste er von 1943 bis 1945 Militärdienst leisten. Anschließend folgte 1946 die Übersiedlung nach Basel, wo er für mehrere Jahre zusätzlich zu seiner künstlerischen Arbeit halbtags in einer Lithographieanstalt arbeitete. Studienreisen führten ihn unter anderem in die Mittelmeerländer, nach England, Skandinavien sowie Nord- und Südafrika. In Cannes lernte er den spanischen Künstler Pablo Picasso kennen, mit dem ihn fortan eine lebenslange Freundschaft verband. Der Austausch mit ihm half Bernasconi, seinen Stil weiter zu verfeinern und sich dabei von den bisherigen Bildtraditionen zu lösen.

Wie schon in seiner Ausbildungszeit war es für ihn auch in Basel typisch, sich in verschiedenen Techniken auszuleben. So setzte er sich aufgrund von Ausschreibungen des staatlichen Kunstkredits mit Glasmalerei, Mosaiken und Reliefs auseinander und aufgrund von Privataufträgen mit Wandmalerei.

Sein Spätwerk umfasste Reiseskizzen, Aktstudien und Porträts sowie farbenfrohe Landschaftsbilder.

Werk

SIKART, das Lexikon des Schweizerischen Instituts für Kunstwissenschaft, listet zu Lebzeiten fünf Gruppenausstellungen Bernasconis in der Kunsthalle Basel sowie posthum je eine in der Kantonalen Pinakothek Giovanni Züst in Rancate („Gruppo di famiglia in un interno. La collezione Bellasi di Lugano. Lugano e il Ticino in dipinti, stampe, antichi libri e carte geografiche“) und im Museo civico di belle arti in Lugano („Il confronto con la modernità, 1914–1953“).[1] Im Jahr 2000 gibt es eine Ausstellung gemeinsam mit Werken von Zobrist/Waeckerlin und Claudia Müller im Aargauer Kunsthaus[2]; 2002 und 2006 wird er in einer Einzelausstellungen in der Basler Galerie Demenga („René Bernasconi“)[3] und der Riehener Galerie Lilian Andree („René Bernasconi (1910 bis 1994). Malerei und Aquarelle“) gewürdigt.[1]

1959 erhält Bernasconi den Direktauftrag des Basler Baudepartements für vier grosse Betonreliefs für den Neubau der Schule in der Engelgasse des Basler Stadtteils St. Alban. Anfang der 1990er Jahre gehört er – u. a. neben Joseph Beuys, Francesco Clemente und Hieronymus Emil Bischoff – zu den Künstlern, von denen grössere Werkgruppen oder einzelne Arbeiten als Geschenke in die Öffentliche Kunstsammlung Basel des Kunstmuseums Basel kommen.[4] Darüber hinaus haben seine Werke u. a. Eingang in die Sammlung BEWE gefunden, deren Schwerpunkt auf der Gruppe Rot-Blau liegt,[5] sowie in die Sammlung „Schweizer Kunst des 20. Jahrhunderts“ der National Versicherung.[6]

Rezeption

Im Nachruf schrieb die Basler Zeitung, dass Bernasconi „mit seinen noblen Abstraktionen zu den Habitués des städtischen Ausstellungsbetriebs“ gehört habe. Zudem habe er eine Bildsprache entwickelt, die „heftiges Auffahren ebenso kannte wie die verhaltenen, modeste Gebärden“. Sein Spätwerk werde von „einem Ungestüm bestimmt, dass den achtzigjährigen Autor kaum verrät“.[7]

Anlässlich der Ausstellung „Einstrahlung-Ausstrahlung III“ in der Galerie Demenga zählte die Riehener Zeitung Bernasconi und Mark Tobey als zwei Beispiele für „geniale, in ihrer Heimat erfolgreiche Künstler“ auf, die nach Basel kamen und sich dort niederliessen.[8]

Auszeichnungen

Für die Lithographie Tamburino della morte (1955) erhält er bei der Biennale Reggio Emilia die Goldmedaille.

Werke (Auswahl)

  • Fanny, 1955, Kunstkredit Basel-Stadt
  • Passeggiata a cavallo, 1965, Museo Caccia, Lugano
  • Sotto la pioggia, 1965, Privatbesitz
  • Hommage à Giacometti, 1970, Privatbesitz

Literatur

  • Aldo Patocchi: René Bernasconi, Reihe Bianco e nero. Artisti ticinesi del '900, La Toppa, Lugano, 1961.
  • René Bernasconi, in: Für Uns. Die schweizerische Zeitschrift für die zweite Lebenshälfte, Nr. 11, Mai 1979.
  • Dorothea Christ, Aldo Patocchi, Vinicio Salati: Der Maler René Bernasconi, Schwabe, Basel 1989.
  • Laure Bohrer, Giorgio L Bellardi: René Bernasconi. 1910 bis 1994 : sein Leben, sein Werk, Schwabe, Basel 2004.
  • José Warmund-Cordelier, Laure Iselin-Bohrer: Kleine Reise durch das Oeuvre von René Bernasconi, Petri, Basel 2013.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Bernasconi, René – SIKART Lexikon zur Kunst in der Schweiz. In: sikart.ch. Abgerufen am 29. Juli 2019.
  2. Zobrist/Waeckerlin, Claudia Müller, René Bernasconi. In: artlog.net. Abgerufen am 12. August 2019.
  3. René Bernasconi. In: artlog.net. Abgerufen am 1. September 2019.
  4. Kunstmuseum Basel (Hrsg.): Jahresberichte. Basel 1993, S. 72.
  5. Selection 97 – Kunstschaffen der Region mit Teilpräsentation der Sammlung BEWE. In: kunsthausbaselland.ch. Abgerufen am 29. Juli 2019.
  6. Schweizer Kunst des 20. Jahrhunderts. Die Sammlung der National Versicherung – SIKART Lexikon zur Kunst in der Schweiz. In: sikart.ch. Abgerufen am 29. Juli 2019.
  7. mü: Zum Tod von René Bernasconi. In: Basler Zeitung. 19. August 1994.
  8. rz: Ausstellung: Einstrahlung-Ausstrahlung III bei Demenga – Kunst in Basel und aus Basel. In: Riehener Zeitung. 6. September 1996, S. 8 (docplayer.org).