Rentier (Person)
Ein Rentier [rɛnˈtjeː] (von gleichbedeutend frz. rentier [ʀɑ̃ˈtje], weiblich Rentière) ist eine Person, die von regelmäßigen Zahlungen aus in Aktien oder Anleihen angelegtem Kapital, der Vermietung von Immobilien oder der Verpachtung von Land lebt.[1]
Die heute nur noch selten gebrauchte Bezeichnung „Rentier“ ähnelt inhaltlich und sprachlich dem Rentner, wobei letzterer jedoch den Großteil seines Einkommens nicht überwiegend oder ganz aus Privateinkünften bezieht, sondern in der Regel (nach deutschem Sprachgebrauch) überwiegend Zahlungen aus einer staatlichen Rentenversicherung bezieht. Ebenfalls verwandt ist in Deutschland der Pensionär, ein Beamter im Ruhestand, der keine Rente, sondern eine Pension erhält. Eine ähnliche Bedeutung wie Rentier hat der Begriff Privatier.
Im mittelalterlichen Frankreich bis zur Revolution (ancien régime) gehörte das Rentier-Bürgertum zur kleinen Oberschicht, die vor allem Nutznießer der Arbeit der bäuerlichen Bevölkerung war. Die Rentiers gehörten zum wohlhabenden und eher konservativen Teil des sehr heterogenen dritten Standes und umfassten z. B. Bankiers, Grundherren und Miethausbesitzer.
Daran anschließend wurde der Begriff von Vilfredo Pareto für die Soziologie wissenschaftlich verwandt (siehe Residuum) und kritisch im Kontext von sogenannten Rentierstaaten gebraucht.[2]
In der Literatur und im Theater wurde der Begriff Ende des 19. bis Anfang des 20. Jahrhunderts zur Charakterisierung benutzt: Gerhart Hauptmann lässt in seinem Drama Der Biberpelz den Rentier Krüger auftreten, Frank Wedekind in seinem 1891 erschienenen Drama Frühlings Erwachen den Rentier Stiefel, Johann Strauss in seiner 1874 uraufgeführten Operette Die Fledermaus den Rentier Eisenstein, Ludwig Thoma in seinem satirischen Lustspiel Moral den Rentier Beermann.
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Stichwort Rentier in Der große Brockhaus in 12 Bänden. 18. Auflage, Brockhaus, Wiesbaden 1980, Neunter Band, S. 439, ISBN 3-7653-0039-X
- ↑ Claudia Schmidt: Das Konzept des Rentier-Staates: ein sozialwissenschaftliches Paradigma zur Analyse von Entwicklungsgesellschaften und seine Bedeutung für den Vorderen Orient (Demokratie und Entwicklung, Band 2). Lit Verlag, Münster 1991 ISBN 978-3-8947-3195-3 In Ausschnitten online verfügbar, abgerufen am 23. Februar 2016