Rhönziege
Die Rhönziege ist eine deutsche Ziegenrasse, die seit den 1920er Jahren als verschollen und heute als ausgestorben gilt.[1] Zusammen mit anderen Rassen, wie der Thüringer Waldziege, Schwarzwaldziege, Erzgebirgsziege und der Frankenziege, wurde sie zur Bunten deutschen Edelziege zusammengefasst.
Verbreitung
Ihren Ursprung hat die Rasse in Graubünden und der Zentralschweiz. Die Rhönziege war angepasst an die kargen Böden und die raue Landschaft der Rhön.[2] In seiner Dissertation von 1903 Beiträge zur Kenntnis der Rhönziege erwähnt Carl Kronacher einen Bestand der Rhönziege im Bezirk Mellrichstadt von 1750 Tieren, davon 250 Stück mit eingekreuzter Saanenziege. Gehalten wurden die Tiere in Haushalten in Kleinbeständen von ein bis fünf Stück. Die Einkreuzungen entstanden bereits 1860 und 1870.
Auch erwähnt Kronacher in seiner Dissertation eine unter staatlicher Aufsicht stehende Zuchtstation auf dem Dreistelzhof bei Brückenau. Dort wurden graue, silbergraue, schwarzbraune und schwarze Tiere mit schwarzen oder kleinen weißen Abzeichen sowie hornlos gezüchtet.[3]
Der Tierarzt Georg Wilsdorf erwähnt in seinem Buch Die Ziegenzucht einen Bestand dieser Rasse der Stadt Bischofsheim von 200 Tieren um 1918. Inzwischen ist man in der Rhön bemüht, genetische Ressourcen der Rhönziege ausfindig zu machen, damit langfristig diese Rasse rückgezüchtet werden kann.[4]
Beschreibung
Die Tiere waren mittelgroß und hornlos. Böcke wogen ausgewachsen etwa 55 kg. Je nach regionaler Zucht waren sie grau oder schwarz, es kamen auch rehbraune Tiere mit einem schwarzen Aalstrich vor. Eine weitere Bezeichnung für die Rhönziege war „hornloser Rhönschlag“.
Das Fleisch der Ziege war von guter Qualität, jedoch nach Carl Kronacher von geringer Quantität. Mit sechs Monaten brachte eine Geiß etwa zehn bis zwölf Kilogramm, ein Zicklein von 14 Tagen 2,5 bis 3 kg Fleisch. Die Milchleistung einer Ziege nach dem Zickeln lag bei vier Liter je Tag, später bei etwa zwei Liter; die Jahresleistung zwischen 450 und 750 Litern.
Weiter beschreibt Kronacher die Rhönziege als gesunde Ziegenrasse, bei der zum Beispiel die Tuberkulose fast nicht vorkomme und auch andere Seuchenerkrankungen eher selten seien.[3]
Literatur
- Carl Kronacher: Beiträge zur Kenntnis der Rhönziege. Nagengast, Bamberg 1903 (Bern, Universität, Dissertation, 1902/1903).
- Georg Wilsdorf: Die Ziegenzucht mit ausführlicher Beschreibung der Ziegenrassen in Deutschland und der Schweiz. 2., erweiterte Auflage. Verlagsbuchhandlung Paul Parey, Berlin 1918.
Weblinks
- Ziegensteckbrief Biosphärenreservat Rhön (PDF; 1,1 MB), abgerufen am 19. September 2013.
- Die Rhönziege. Auf der Seite „Aus der Rhön“, abgerufen am 19. September 2013.
Einzelnachweise
- ↑ Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen e.V. (GEH) (Memento vom 24. September 2015 im Internet Archive) abgerufen am 1. Oktober 2013
- ↑ Dietmar Stutzer: ... das Erdreich gesegnet mit Garben, Zugvieh und Herden. Eine kleine Geschichte der Nutztiere in Bayern (= Hefte zur bayerischen Geschichte und Kultur. Bd. 36). Haus der Bayerischen Geschichte, Augsburg 2007, ISBN 978-3-937974-16-3, S. 52.
- ↑ a b Carl Kronacher: Beiträge zur Kenntnis der Rhönziege. 1903.
- ↑ Annemarie Lindner: Standort- und Vermarktungspotenziale für traditionelle Nutztierrassen im Biosphärenreservat Rhön im Kontext einer nachhaltigen Entwicklung. Lüneburg 2006, S. 24, (Lüneburg, Universität, Diplom-Arbeit; 2006 PDF; 1,4 MB).