Rodheim vor der Höhe

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Rodheim vor der Höhe
Koordinaten: 50° 15′ 55″ N, 8° 42′ 17″ O
Höhe: 161 (147–173) m ü. NHN
Fläche: 22,14 km²[1]
Einwohner: 4780 (31. Dez. 2004)
Bevölkerungsdichte: 216 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. August 1972
Postleitzahl: 61191
Vorwahl: 06007
Ortseingang aus Richtung Rosbach
Rodheim (Blick auf den Turm der alten Kirche)

Rodheim vor der Höhe ist ein Stadtteil von Rosbach vor der Höhe im hessischen Wetteraukreis.

Geografie

Der Ort liegt auf 169 m über NN, 8 km südwestlich von Friedberg, am südlichen Rand des Taunus („Höhe“ ist die historische Bezeichnung für „Taunus“).

Geschichte

Mittelalter

Die älteste erhaltene Erwähnung des Ortes findet sich im Lorscher Codex im Jahre 804 oder 805 als Rodeheim.[2] Damals wurde der Ort dem „pago Wetdereiba“, dem Gau Wetterau, zugeordnet. Innerhalb der früheren Ortsbefestigung wird eine Burganlage vermutet. Der Ort war Teil der Münzenberger Erbschaft von 1255 und in deren Folge anteilig im Besitz verschiedener regionaler Adelsfamilien, darunter auch derer von Hanau. Die Befestigung Rodheims durch den Wetterauer Landvogt Ulrich III. von Hanau war 1364–1366 Anlass für die Falkensteiner Fehde unter den Erben der Münzenberger.[3]

1322 wird eine eigenständige Pfarrei genannt. Die Gemeinde gehörte zum Erzbistum Mainz. Kirchliche Mittelbehörden waren das Archidiakonat von St. Maria ad Gradus in Mainz, Dekanat Friedberg. Das Patronat lag beim Kloster Fulda. Dieses schenkte es noch in dem gleichen Jahr dem Kollegiatstift St. Peter und Alexander in Aschaffenburg, wobei das Präsentationsrecht beim Kloster Fulda verblieb. Im 15. Jahrhundert wurde eine neue Kirche errichtet. 1518 befand sich das Patronat bei den Herren von Eppstein-Königstein, 1535 bei den Grafen von Stolberg-Königstein, die auch die Reformation einführten.

Frühe Neuzeit

1578 und 1595 konnte Hanau das Dorf zusammen mit einer Reihe weiterer Dörfer zunächst als Pfand, dann endgültig in seinen Besitz bringen und einem eigens für deren Verwaltung neu gebildeten Amt Rodheim, das aus dem Amt Windecken ausgegliedert wurde, unterstellen.

1736, mit dem Tod des letzten Grafen von Hanau, Johann Reinhard III., kam Rodheim zur Landgrafschaft Hessen-Kassel.

Neuzeit

1806 bis 1810 war Rodheim französisch, gehörte zum Fürstentum Hanau und wurde danach dem Großherzogtum Hessen zugeschlagen, bei dem es auch nach dem Wiener Kongress verblieb.[4] Es gehörte nachfolgend zu folgenden Verwaltungseinheiten:

Von 1821 bis 1853 gehörte Rodheim zum Bezirk des Landgerichts Großkarben, der 1853 aufgelöst wurde, dann bis 1879 zu dem des Landgerichts Vilbel, ab 1879 zu dem des Amtsgerichts Vilbel.

Gebietsreform

Im Zuge der Gebietsreform in Hessen wurden am 1. Dezember 1970 die bis dahin selbständige Gemeinde Nieder-Rosbach in die Stadt Ober-Rosbach eingegliedert. Die Stadt Ober-Rosbach wurde amtlich in Rosbach umbenannt. Am 1. August 1972 wurde diese kurzlebige Stadt mit der Gemeinde Rodheim vor der Höhe kraft Landesgesetz zu einer neuen Stadt Rosbach zusammengeschlossen.[5] Am 14. März 1973 erhielt diese den Namen Rosbach vor der Höhe.[6]

Einwohnerentwicklung

  • 1939: 1853 Einwohner
  • 1961: 2753 Einwohner
  • 1970: 3733 Einwohner

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Bauwerke

Kirchen

  • Die Reinhardskirche wurde 1731[7]-1735/38 als lutherische Kirche errichtet und ersetzte einen Vorgängerbau von 1676.[8] Nach einem Brand 1901 wurde sie neu gestaltet. Glasfenster für die Kirche schuf Professor Alexander Linnemann aus Frankfurt und zwar zwei Chorfenster: Geburt Christi und Auferstehung und sieben Schifffenster.

Der Turm der Kirche ist bis heute Wahrzeichen des Ortes.

Synagoge

Gedenktafel Synagoge

Ab 1862 wurde die Synagoge von Rodheim durch den Büdesheimer Baumeister Victor Melior erbaut und am 17. April 1863 eingeweiht. Die Synagoge wurde auch durch die jüdische Gemeinde von Burgholzhausen vor der Höhe mit genutzt. In der Pogromnacht vom 10. November 1938 wurde die Synagoge durch die Rodheimer SA in Brand gesetzt und zerstört. Ein Gedenkstein und eine Gedenktafel erinnern heute am ehemaligen Standort an die Synagoge.

Kulturdenkmäler

Siehe dazu Liste der Kulturdenkmäler in Rodheim vor der Höhe

Wirtschaft und Infrastruktur

Bildung

Erich-Kästner Schule in Rodheim
  • Die Erich-Kästner-Schule (Grund-Haupt und Realschule) wurde 1966 durch den Namensgeber eingeweiht.
  • Kindertagesstätten „Alte Schule“ und „Regenbogen“.

Öffentliche Einrichtungen

Verkehr

Straße

Die Landesstraßen 3352 und 3204 kreuzen sich in Rodheim v. d. Höhe. Etwa 3 Kilometer westlich des Ortes liegt die Anschlussstelle „Friedberg“ der Bundesautobahn 5.

Schiene und ÖPNV

Rodheim verfügt über einen Haltepunkt an der eingleisigen Bahnstrecke Friedrichsdorf–Friedberg, der innerhalb des Rhein-Main-Verkehrsverbundes von Zügen der Hessischen Landesbahn bedient wird. Von beiden Endpunkten der Bahnstrecke gibt es S-Bahn-Verbindungen nach Frankfurt am Main. Die Fahrtdauer nach dort über Friedrichsdorf beträgt ca. 35 Minuten. Der Haltepunkt Rodheim v. d. Höhe liegt 100 m hinter dem Bahnübergang der Landesstraße 3204 an Streckenkilometer 28,7. Bis 2002 war der Haltepunkt ein mehrgleisiger Bahnhof, in dem Zugkreuzungen stattfinden konnten und bis 1992 Zuckerrüben verladen wurden.

Persönlichkeiten

In Rodheim vor der Höhe geboren

Literatur

  • Gerhard Kleinfeldt, Hans Weirich: Die mittelalterliche Kirchenorganisation im oberhessisch-nassauischen Raum = Schriften des Instituts für geschichtliche Landeskunde von Hessen und Nassau 16 (1937). ND 1984, S. 32.
  • Rudolf Knappe: Mittelalterliche Burgen in Hessen. 800 Burgen, Burgruinen und Burgstätten. 3. Auflage. Wartberg-Verlag, Gudensberg-Gleichen 2000, ISBN 3-86134-228-6, S. 340f.
  • Hans Georg Ruppel (Bearb.): Historisches Ortsverzeichnis für das Gebiet des ehemaligen Großherzogtums und Volksstaats Hessen. Mit Nachweis der Kreis- und Gerichtszugehörigkeit von 1820 bis zu den Veränderungen im Zuge der kommunalen Gebietsreform (= Darmstädter Archivschriften. Bd. 2, ZDB-ID 194415-0). Verlag des Historischen Vereins für Hessen, Darmstadt 1976, S. 179.
  • Heinz Wionski: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Kulturdenkmäler in Hessen. Wetteraukreis I. Stuttgart 1999.
  • Dieter Wolf: Zur mittelalterlichen Befestigung von Dörfern und Flecken der Wetterau – mit besonderer Berücksichtigung von Rodheim vor der Höhe. In: Rodheimer Hefte. Nr. 2, 1996, S. 25–83.
  • Dieter Wolf: Die Pfarreiverhältnisse in Rodheim vor der Höhe und Umgebung im Mittelalter aus historischer Sicht. (S. 1–72). Anhang I: Das Rodheimer Pfarreibuch aus der zweiten Hälfte des 15.Jahrhunderts. (S. 267–294). Anhang II: Pfarrer in Rodheim bis zur Reformation. (S. 295–309). Anhang III: Die Kaplanei Lichen und Frühmesserei Rodheim. (S. 311–318). In: Ulrich Schütte (Hrsg.): Die alte Pfarrkirche von Rodheim vor der Höhe. Beiträge zur Geschichte und Architektur einer ländlichen Pfarrkirche in der Wetterau. Rosbach 1992.
  • Ernst J. Zimmermann: Hanau, Stadt und Land. Kulturgeschichte und Chronik einer fränkisch-wetterauischen Stadt und ehemal. Grafschaft. Mit besonderer Berücksichtigung der älteren Zeit. Vermehrte Auflage, Selbstverlag, Hanau 1919 (Unveränderter Nachdruck. Peters, Hanau 1978, ISBN 3-87627-243-2).
  • Literatur über Rodheim vor der Höhe In: Hessische Bibliographie[9]

Weblinks

Commons: Rodheim vor der Höhe – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Rodheim v. d. Höhe, Wetteraukreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 22. Dezember 2014). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. Minst, Karl Josef [Übers.]: Lorscher Codex (Band 5), Urkunde 3015, 12. Juni 804 oder 805 – Reg. 2928. In: Heidelberger historische Bestände – digital. Universitätsbibliothek Heidelberg, S. 57, abgerufen am 26. April 2016.
  3. Karl Ernst Demandt: Geschichte des Landes Hessen, 2. Auflage, Kassel und Basel 1972, S. 449.
  4. Zimmermann, S. 767, 772.
  5. Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Büdingen und Friedberg (GVBl. II 330-19) vom 11. Juli 1972. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1972 Nr. 17, S. 230, § 5 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 1,2 MB]).
  6. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 360 f., 386.
  7. K. Henß: Das Gebiet der Hanauer Union. In: Die Hanauer Union = Festschrift zur Jahrhundertfeier der evangelisch-unierten Kirchengemeinschaft im Konsistorialbezirk Cassel am 28. Mai 1918. Hanau 1918, S. 72, nennt das Jahr 1732.
  8. Caroline Grottker: Lutherische Kirchen in der Grafschaft Hanau-Münzenberg unter Graf Johann Reinhard III. (1712–1736) [unveröffentlichte Magisterarbeit am Fachbereich Philologie und Kunstwissenschaften der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt am Main]. Frankfurt 1984, S. 77–83.
  9.  Info: Bitte auf Vorlage:HessBib umstellen, um auch nach 2015 erfasste Literatur zu selektieren!