Roggosen

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Roggosen
Koordinaten: 51° 42′ 18″ N, 14° 27′ 33″ O
Höhe: 83 m ü. NN
Fläche: 5,9 km²
Einwohner: 244 (1. Jan. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 41 Einwohner/km²
Eingemeindung: 19. September 2004
Postleitzahl: 03058
Vorwahl: 035605
Gefallenendenkmal in Roggosen

Roggosen (bis 1933 Roggosna; niedersorbisch Rogozno) ist ein Ortsteil der Gemeinde Neuhausen/Spree im brandenburgischen Landkreis Spree-Neiße.[2] Bis zum 18. September 2004 war Roggosen eine eigenständige Gemeinde.

Lage

Roggosen liegt in der Niederlausitz, knapp 15 Kilometer südöstlich von Cottbus. Umliegende Ortschaften sind Kathlow im Nordosten, Sergen im Osten, Gablenz im Südosten, Komptendorf im Süden, Laubsdorf im Südwesten, Koppatz im Westen und der Cottbuser Ortsteil Kahren im Nordwesten. Ein unmittelbar an die Bebauung grenzendes Wohnhaus im Nordosten des Dorfes gehört zur Gemarkung des Nachbarortes Sergen.

Roggosen liegt an einem Abzweig der Landesstraße 48 (A15 Roggosen-Spremberg). Durch die Gemarkung des Dorfes verlaufen neben der L48 auch die Bundesautobahn 15 nach Breslau sowie ein Teil der Bundesstraßen B97 (A15 Roggosen-Guben) und B168 (A15 Roggosen-Eberswalde). Die B97 und B168 liegen für knapp 2 km auf einer gemeinsamen Trasse. Roggosen ist über eine nach dem Ort benannte Autobahnauffahrt an die A15 angebunden.

Geschichte

Einfahrt nach Roggosen

Roggosen wurde erstmals im Jahr 1448 mit dem Namen Rogose urkundlich erwähnt. 1472 wurde der Ortsname Roggosin geschrieben, bis 1933 lautete der Ortsname Rogosna, die Schreibweise des sorbischstämmigen Ortsnamens wurde danach in Roggosen geändert. Der Name beschreibt einen Ort an dem Schilfgras wächst.[3]

Spätestens ab dem 15. Jahrhundert gehörte Roggosen zur Herrschaft Cottbus und war somit ein markbrandenburgisches Dorf innerhalb einer vom Kurfürstentum Sachsen umgebenen Exklave. Friedrich Wilhelm August Bratring verzeichnet Roggosen im Jahr 1809 als Dorf mit Meierei. Der Ort hatte damals 19 Feuerstellen und 120 Einwohner, von den Haushalten waren vier Ganz- und neun Halbbauern sowie jeweils ein Büdner, ein Einlieger und ein Rademacher.[4] Bei der preußischen Kommunalreform im Jahr 1816 wurde das Dorf dem Kreis Cottbus zugeordnet und gehörte fortan zum Regierungsbezirk Frankfurt in der preußischen Provinz Brandenburg. Anfang der 1840er-Jahre hatte Roggosen 237 Einwohner und war nach Madlow gepfarrt.[5] Kurz darauf wechselte die kirchliche Zugehörigkeit nach Komptendorf.

Im Jahr 1864 hatte Roggosen 291 Einwohner in 50 Wohngebäuden.[6] Die Volkszählung vom 1. Dezember 1871 ergab für die Landgemeinde Roggosen eine Einwohnerzahl von 284, davon waren 125 Einwohner männlich und 159 weiblich. 72 Einwohner waren jünger als zehn Jahre und alle Einwohner waren evangelisch-lutherischer Konfession.[7] Laut Arnošt Muka waren 1884/85 alle 261 Einwohner Sorben.[8] 1956 hatten laut Arnošt Černik nur noch 13,3 % der Einwohnerschaft sorbische Sprachkenntnisse.[9]

Im Jahr 1886 wurde der Kreis Cottbus in Landkreis Cottbus umbenannt. Bis 1910 ging die Einwohnerzahl von Roggosen auf 244 zurück.

Nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte Roggosen zur Sowjetischen Besatzungszone und ab 1949 zur DDR. Bei der Kreisreform am 25. Juli 1952 wurde Roggosen dem Kreis Cottbus-Land im Bezirk Cottbus zugeordnet. Am 1. April 1974 wurde die Gemeinde Komptendorf nach Roggosen eingemeindet, am 6. Mai 1990 wurde Komptendorf wieder aus Roggosen ausgegliedert. Nach der Wiedervereinigung gehörte Roggosen zunächst zum Landkreis Cottbus im Land Brandenburg. 1992 schloss sich die Gemeinde zur Erledigung ihrer Verwaltungsgeschäfte mit mehreren umliegenden Gemeinden zum Amt Neuhausen/Spree zusammen. Der Landkreis Cottbus ging am 6. Dezember 1993 durch Fusion mit den Landkreisen Forst, Guben und Spremberg im neuen Landkreis Spree-Neiße auf. Am 19. September 2004 wurde das Amt Neuhausen/Spree aufgelöst und die amtsangehörigen Gemeinden fusionierten zu der neuen Großgemeinde Neuhausen/Spree.

Einwohnerentwicklung

Jahr Einwohner
1875 267
1890 261
1910 244
Jahr Einwohner
1925 250
1933 246
1939 253
Jahr Einwohner
1946 255
1950 258
1964 235
Jahr Einwohner
1971 291
1981 653
1989 630
Jahr Einwohner
1994 319
1999 303
2003 301

Gebietsstand des jeweiligen Jahres, 1981 und 1989 mit Komptendorf[10]

Ortsvorsteher

Der Ortsvorsteher ist Manfred Leidel, seine Stellvertreter sind Sieglinde Beley und Dietmar Krüger.

Sonstiges

  • Roggosen ist der Geburtsort des Weltmeisters im Motorkunstflug von 1968 Erwin Bläske.
  • In dem Ort produziert die 1991 durch Erwerb des Kombinats Industrielle Mast Roggosen entstandene Firma Ehlego Landhof GmbH in 20 Hallen mit mehr als einer Million Legehennen Hühnereier in sogenannter Bodenhaltung auf mehreren Ebenen. Im März 2018 drangen Mitglieder der Tierrechtsorganisation Animal Equality in die Hallen ein und veröffentlichten Bildmaterial zu unhaltbaren Zuständen in dem Betrieb, der zahlreiche Lebensmittel-Discounter beliefert.[11]

Weblinks

Commons: Roggosen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Ortsteile: Roggosen. Gemeinde Neuhausen/Spree, abgerufen am 4. Juli 2022.
  2. Gemeinde Neuhausen/Spree – Roggosen. In: neuhausen-spree.de. Abgerufen am 5. April 2015.
  3. Reinhard E. Fischer: Die Ortsnamen der Länder Brandenburg und Berlin: Alter – Herkunft – Bedeutung. be.bra Wissenschaft, 2005, S. 144.
  4. Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Dritter und letzter Band: Die Neumark Brandenburg enthaltend. VIII, 390 S., Maurer, Berlin 1809, Online bei Google Books, S. 352.
  5. Topographisch-statistische Uebersicht des Regierungs-Bezirks Frankfurt a. d. O. Gustav Harnecker's Buchhandlung, Frankfurt a. O. 1844 Online bei Google Books, S. 44.
  6. Topographisch-statistisches Handbuch des Regierungs-Bezirks Frankfurt a. O. Verlag von Gustav Harnecker u. Co., 1867 Online bei Google Books, S. 46.
  7. Königliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preußischen Staats und ihre Bevölkerung. Teil II: Provinz Brandenburg, Berlin 1873, S. 220f., Nr. 75 (online).
  8. Ernst Tschernik: Die Entwicklung der sorbischen Bevölkerung. Akademie-Verlag, Berlin 1954
  9. Ludwig Elle: Sprachenpolitik in der Lausitz. Domowina-Verlag, Bautzen 1995.
  10. Historisches Gemeindeverzeichnis des Landes Brandenburg 1875 bis 2005. (PDF; 331 KB) Landkreis Spree-Neiße. Landesbetrieb für Datenverarbeitung und Statistik Land Brandenburg, Dezember 2006, abgerufen am 6. Juni 2020.
  11. Bericht von Spiegel-Online vom 30. Mai 2018