Rohrbeck (Iden)

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Rohrbeck
Gemeinde Iden
Koordinaten: 52° 46′ 13″ N, 11° 52′ 43″ O
Höhe: 25 m ü. NHN
Fläche: 5,52 km²[1]
Einwohner: 108 (31. Dez. 2021)[2]
Bevölkerungsdichte: 20 Einwohner/km²
Eingemeindung: 20. Juli 1950
Postleitzahl: 39606
Vorwahl: 039390
Rohrbeck (Sachsen-Anhalt)

Lage von Rohrbeck in Sachsen-Anhalt

Rohrbeck ist ein Ortsteil der Gemeinde Iden im Landkreis Stendal im Norden des Landes Sachsen-Anhalt.[3]

Geografie

Rohrbeck, ein durch Gutsbildung deformiertes Straßendorf,[1] liegt etwa zweieinhalb Kilometer südwestlich des Dorfes Iden an der Kreisstraße 1062. Östlich liegt das Waldgebiet Rohrbecker Holz. Westlich fließt der Hollandgraben Rohrbeck in die Cossitte, heute ein Graben.[4]

Nachbarorte sind Uchtenhagen im Westen, Königsmark und Wasmerslage im Nordwesten, Iden im Nordosten, Gethlingen im Südosten und Walsleben im Südwesten.[4]

Geschichte

Im Jahre 1204 wird ein Hermannus de Rorebeke in einer Urkunde als Zeuge genannt.[5] In einer anderen Urkundentranskription heißt er Hermannus de Rorbeck.[6] Die erste Erwähnung des Dorfes stammt aus dem Jahre 1344 als in deme dorpe tv hrorebeke, als der Knappe Hans von Vinzelberg beurkundete, dass ihm Geldhebungen im Dorf verkauft worden seien.[7] Weitere Nennungen sind 1384 in deme dorpe Rorbeke,[8] 1541 Rorbeck, 1687 Rohrbeck,[1] 1804 Dorf und zwei Güter Rohrbeck.[9]

Besitzverhältnisse

Rohrbeck wurde zu einem Rittergut. Die Dort wohnenden Besitzer von vor 1464 an waren eine Familie von Rossow. Ab 1605 gehörte es den Woldeck von Arneburg.[1]

1749 wurde das Gut geteilt: Der eine Gut blieb bis 1770 bei Woldeck von Arneburg. Er ging danach an die 6 Kinder des Obergerichtsrats Julius Ludwig Woldeck von Arneburg, 1779 an dessen Tochter Sophie Eleonore. In der Folge wechselte das Gute häufig den Besitz, bis es 1795 an die Gebrüder von Kröcher kam und wieder mit dem anderen Gut vereinigt wurde.[1]

Das andere Gut war bis 1791 ebenfalls bei Woldeck von Arneburg, danach bis 1795 bei Carl von Sobbe, anschließend bis 1797 bei von Kröcher. Von 1797 bis nach 1865 ging das Gut in Besitz der Familie von Romberg, die es bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts hielt. Vor 1872 bis 1877 war Albert Schütze Rittergutsbesitzer, 1878 bis 1925 Kommerzienrat Freise in Neustadt-Magdeburg, der spätere Besitzer des Rittergutes Iden. Bis 1945 blieb es in Besitz der Familie Rusche in Rohrbeck.[1][10]

Landwirtschaft

Bei der Bodenreform wurden 1945 ermittelt: eine Besitzung über 100 Hektar hatte 339 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche, 13 Besitzungen unter 100 ha hatten zusammen 141 Hektar, zwei Kirchenbesitzungen hatten zusammen 21 Hektar, eine Gemeindebesitzung hatte 2 Hektar. Enteignet wurde das Rittergut mit 372,2 Hektar Gesamtfläche. Es wurde umgewandelt in einen Betriebsteil des Lehr- und Versuchsguts Iden-Rohrbeck der Universität Halle (Saale).[1] 1948 wurde es der Universität in Rechtsträgerschaft übergeben und war damit das jüngste der 12 Güter der Universität, aber mit über 100 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche das größte aller Lehr- und Versuchsgüter. Das Gut war auf Tierzucht spezialisiert.[10]

Verkehr

Am 1. April 1886 wurde Rohrbeck an das deutsche Eisenbahnnetz angeschlossen. Die im Besitz des Rittergutsbesitzers Philipp Freise befindliche Kleinbahn Goldbeck–Werben (Elbe) verband Goldbeck an der Hauptstrecke zwischen Wittenberge und Magdeburg mit Werben am wichtigen Transportweg Elbe. 1971 wurde die über Iden führende Kleinbahn Goldbeck–Werben (Elbe) stillgelegt.[11]

Herkunft des Ortsnamens

Abgeleitet aus dem Namen rorbeke steht „ror“ im Althochdeutschen und Mittelhochdeutschen für „Schilfrohr“ und „beke“ für „Bach“.[12]

Eingemeindungen

Am 1. Juli 1922 wurde der Gutsbezirk Rohrbeck in die Landgemeinde Rohrbeck eingemeindet.[13] Am 20. Juli 1950 wurde die Gemeinde Rohrbeck aus dem Landkreis Osterburg in die Gemeinde Iden eingemeindet,[14] zu welcher der Ortsteil Rohrbeck auch noch heute gehört.

Einwohnerentwicklung

Jahr[1] 1734 1772 1790 1801 1818 1840 1864 1871 1885 1892 1895 1900 1905
Dorf / Landgemeinde Rohrbeck 109 80 133 154 105 195 161 159 170 234[15] 195 271[15] 247
Gut / Gutsbezirk Rohrbeck 056 062 085 047 034

Quelle, wenn nicht angegeben:[1]

Jahr 1925 1939 1946 2014 2015 2017 2018 2020 2021
Einwohner 0287[1] 0227[1] 0368[1] 0129[16] 0121[16] 0120[17] 0114[17] 0109[2] 0108[2]

Religion

Die evangelische Kirchengemeinde Rohrbeck gehörte mit ihrer Kirche, damals eine

mater vagans

, früher zur Pfarrei Uchtenhagen bei Walsleben.[18]

Die Kirchengemeinde gehört heute zum Kirchspiel Walsleben[19] und damit zum Pfarrbereich Königsmark[20] im Kirchenkreis Stendal im Propstsprengel Stendal-Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.

Die ältesten überlieferten Kirchenbücher für Rohrbeck stammen aus dem Jahre 1730.[21]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

  • Die evangelische Dorfkirche Rohrbeck ist ein einfacher, rechteckiger gotischer Backsteinbau, der auf Grundmauern einer alten Feldsteinkirche errichtet und um 1860 im neugotischen Stil umgebaut worden ist.[12] Der Vorgängerbau wird dem 14. bis 15. Jahrhundert zugeschrieben.[22] Die heutige Ausstattung stammt von 1960.[23] Im Jahr 1649 hatte ein von Rossow, 1712 ein Freiherr von der Schulenburg das Kirchenpatronat in Rohrbeck inne.[11]
  • Der Ortsfriedhof befindet sich auf dem Kirchhof.
  • Ein Bauernhaus, ein Wohnhaus und eine Transformatorenstation stehen unter Denkmalschutz.

Weblinks

Literatur

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h i j k l Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-3743-4, S. 1810–1814, doi:10.35998/9783830522355.
  2. a b c Karina Hoppe: In die Einwohnerstatistik geschaut. In: Stendaler Volksstimme, Der Altmärker. 22. Januar 2022, DNB 1002381223, S. 21.
  3. Verzeichnis Gemeinden und Gemeindeteile. Gebietsstand: 1. April 2013 (= Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt [Hrsg.]: Verzeichnisse / 003. Nr. 2013). Halle (Saale) Mai 2013, S. 115 (destatis.de [PDF; 1,6 MB; abgerufen am 24. August 2019]).
  4. a b Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
  5. Hermann Krabbo: Regesten der Markgrafen von Brandenburg aus askanischem Hause. Hrsg.: Verein für Geschichte der Mark Brandenburg. 1. Lieferung. Duncker & Humblot, Leipzig 1910, S. 108, Nr. 523 (uni-potsdam.de).
  6. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 2. Band 1. Berlin 1843 (Digitalisat).
  7. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Hauptteil 1. Band 17. Berlin 1859, S. 428, Urkunde Nr. LXV. (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10000995~SZ%3D535~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  8. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 16. Berlin 1859, S. 333–334 (Digitalisat).
  9. Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Für Statistiker, Geschäftsmänner, besonders für Kameralisten. Band 1. Berlin 1804, S. 297 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10000735~SZ%3D00319~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  10. a b Friedrich Mörchen: Landwirtschaftliches Grundpraktikum für Studenten der Agrarwissenschaften im Universitätsgut Iden-Rohrbeck. Ein Rückblick in die Mitte des 20. Jahrhunderts. In: Werner Brückner (Hrsg.): Das Wissen der Region. 1, Arneburg-Goldbeck-Werben und Umland. Edition Kulturförderverein Östliche Altmark, Hohenberg-Krusemark 2005, DNB 978966937, S. 99–104.
  11. a b Michael Dihlmann: Schloss Calberwisch (bei Osterburg/Altmark). Web.archive.org. Archiviert vom Original am 27. Juni 2018. Abgerufen am 20. März 2020.
  12. a b Ernst Haetge: Der Kreis Osterburg (= Die Kunstdenkmale der Provinz Sachsen. Band 4). Hopfer, Burg bei Magdeburg 1938, DNB 361451652, S. 272.
  13. Regierungsbezirk Magdeburg (Hrsg.): Amtsblatt der Regierung zu Magdeburg. 1922, ZDB-ID 3766-7, S. 89, Nr. 337.
  14. Zweite Verordnung zum Gesetz zur Änderung der Kreis- und Gemeindegrenzen zum 27. April 1950 (GuABl. S. 161). In: Landesregierung Sachsen-Anhalt (Hrsg.): Gesetz- und Amtsblatt des Landes Sachsen-Anhalt. Nr. 18, 5. August 1950, ZDB-ID 511105-5, S. 277 (PDF).
  15. a b Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege). 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, DNB 578458357, OCLC 614308966, S. 189–190.
  16. a b Doreen Schulze: Erstmals Zuwachs in Arneburg-Goldbeck. In: Volksstimme Stendal. 15. Januar 2016.
  17. a b Karina Hoppe: Verbandsgemeinde Arneburg-Goldbeck verlor 2018 insgesamt 93 Einwohner. In: Volksstimme Stendal. 14. Februar 2019.
  18. Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 88 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  19. Urkunde über die Erweiterung des Kirchspiels Walsleben, Kirchenkreis Stendal. In: Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen (Hrsg.): Amtsblatt der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen. Heft 10, 15. Oktober 2004, ZDB-ID 2637006-2, S. 136.
  20. Pfarrbereich Königsmark. Abgerufen am 7. August 2021.
  21. Ernst Machholz: Die Kirchenbücher der evangelischen Kirchen in der Provinz Sachsen. In: Mitteilungen der Zentralstelle für Deutsche Personen- und Familiengeschichte. 30. Heft, 1925, ZDB-ID 504809-6, S. 12 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  22. Mario Titze in: Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Sachsen-Anhalt. Band I: Ute Bednarz, Folkhard Cremer u. a.: Regierungsbezirk Magdeburg. Neubearbeitung. Deutscher Kunstverlag, München u. a. 2002, ISBN 3-422-03069-7, S. 783f.
  23. Thomas Hartwig: Alle Altmarkkirchen von A bis Z. Elbe-Havel-Verlag, Havelberg 2012, ISBN 978-3-9814039-5-4, S. 397.