Roland C.II

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L.F.G. Roland C.II „Walfisch“
LFG Roland C.II RRQ.jpg
Typ Aufklärungsflugzeug
Entwurfsland

Deutsches Reich Deutsches Reich

Hersteller Luftfahrzeug-Gesellschaft m.b.H. (Roland), Stadt Charlottenburg (Berlin)
Erstflug Oktober 1915
Indienststellung März 1916 – Frühjahr 1917
Produktionszeit

1915–1916

Stückzahl 300

Die L.F.G. Roland C.II war ein im Ersten Weltkrieg eingesetztes deutsches zweisitziges Aufklärungsflugzeug. Das Flugzeug wurde erstmals in einem Windkanal getestet und wurde aufgrund seiner aerodynamischen Formgebung Walfisch genannt.

Entwicklung und Produktion

Das Flugzeug war der kleinste deutsche Zweisitzer des Krieges. Es zeichnete sich durch seine gelungene Stromlinienform aus. Diese war das Resultat von ersten an der Aerodynamischen Versuchsanstalt in Göttingen unter Professor Ludwig Prandtl erstmals durchgeführten Windkanaltests. Angetrieben wurde der von Dipl.-Ing. Tantzen 1915 in Halbschalenbauweise konstruierte Doppeldecker durch einen Motor Mercedes D III mit 160 PS Leistung. Als Bewaffnung diente dem Beobachter ein auf einem Ring montiertes Parabellum MG 14, während für den Piloten erst ab der zweiten Produktionscharge (C.999-1023/16) ein durch den Propellerkreis feuerndes 7,92 mm MG 08/15 zur Verfügung stand. Neben der L.F.G, die circa 200 Flugzeuge dieses Typs produzierte, fertigten die Pfalz sowie die Linke-Hofmann Werke die C.II in Lizenz, so dass insgesamt etwa 300 Maschinen die Werkhallen verließen.

Es existierte eine Abwandlung: Bei der in Prototypform realisierten konventionelleren Roland C.III wurden anstelle der zwei großen I-Stiele der C.II acht Verstrebungen zwischen oberer und unterer Tragfläche sowie ein 200 PS starker Benz-Bz-IV-Motor genutzt. Diese Maschine wurde bei einem Brand der Fabrik in Adlershof zerstört. Nach dem Verlust des Adlershofer Standortes wurde die Flugzeugproduktion der L.F.G. nach Berlin-Charlottenburg verlagert.

Varianten

  • Roland C.IIa: Variante mit nach vorne feuerndem lMG 08/15, verstärkten Flügelspitzen und eckigem Überrollbügel
  • Roland C.III: Variante mit acht Tragflächenverstrebungen und Benz Bz IV Motor (1 Exemplar)

Einsatz

Die Roland C.II erreichte aufgrund ihrer aufwändigen Bauweise verspätet und in zu geringer Zahl die Front, wurde dort allerdings dringend von den mit einer bunten Vielfalt veralteter Flugzeuge ausgestatteten Feldfliegerabteilungen und bei der Aufstellung der neuen Kampfgeschwader (Kagohl = Kampfgeschwader der Obersten Heeresleitung) benötigt, welche sich der wachsenden alliierten Luftüberlegenheit bei der Schlacht um Verdun und der Schlacht an der Somme ohne hinreichenden Jagdschutz erwehren mussten.

Das Flugzeug zeichnete sich aufgrund seiner Bauweise im Einsatz als besonders stabil aus, allerdings war es wegen der schlechten Sicht des Piloten nach vorn unten schwer zu landen. Eingesetzt wurde das Flugzeug ab März 1916 an der Westfront und konnte in diesem Zeitraum dank der guten Aerodynamik in der Geschwindigkeit mit alliierten Jägern mithalten. Das zunächst fehlende MG für den Piloten, das erst ab der zweiten Produktionsserie eingebaut wurde, wurde von der Truppe in einigen Fällen durch ein improvisiert eingebautes Beute-MG ersetzt, das über den Propeller hinweg feuerte. Alles in Allem kann die Roland C.II als Vorläufer der erst später eingeführten CL-Klasse (Jagdzweisitzer) angesehen werden. Die Flugleistungen lagen nur geringfügig unter denen der damaligen Spitzen-Jagdeinsitzer (z. B. Albatros D.II). Das britische Jagdfliegerass James McCudden hielt 1916 die C.II für das beste deutsche Jagdflugzeug.

Besonders bekannt gewordene Flieger der Roland C.II waren Hermann Köhl, hoch dekorierter Staffelführer im Kampfgeschwaders 4 und späterer Atlantiküberflieger, und Eduard von Schleich, der seinen „Walfisch“ mit Augen und Maul verzierte und damit die Ähnlichkeit der Maschine mit einem Wal noch betonte.

Ab der ersten Hälfte des Jahres 1917 wurden die verbliebenen Roland C.II allmählich von den Frontverbänden abgezogen und Flugschulen überstellt.

Die Roland C.II im Leistungsvergleich (ca. Frühjahr 1916)

Name Land Motorstärke Höchstgeschwindigkeit Startmasse Bewaffnung Gipfelhöhe
Roland C.II Deutsches Reich Deutsches Reich 160 PS 165 km/h 1309 kg 1–2 4000 m
Aviatik C.III Deutsches Reich Deutsches Reich 160 PS 160 km/h 1340 kg 2 4500 m
Nieuport 12 Frankreich Frankreich 110 PS 144 km/h 875 kg 2 MG 4300 m
Morane-Saulnier P Frankreich Frankreich 110 PS 163 km/h 760 kg 2 MG, Bomben 4800 m
Morane-Saulnier L Frankreich Frankreich 80 PS 123 km/h[1] 480 kg 1 MG 4700 m
R.A.F. F.E.2 Vereinigtes Konigreich 1801 Vereinigtes Königreich 160 PS 147 km/h 935 kg 1 3353 m
R.A.F. B.E.2e Vereinigtes Konigreich 1801 Vereinigtes Königreich 90 PS 145 km/h 959 kg 2 MG 3500 m

Technische Daten

Kenngröße Daten
Besatzung 2
Länge 7,70 m
Spannweite 10,33 m
Spannweite (Leitwerk) 2,08 m
Höhe 2,90 m
Flügelabstand 1,32 m
Flügelfläche 27,06 m²
Leermasse 789 kg[2]
Startmasse 1309 kg[3]
Antrieb ein wassergekühlter Sechszylinder-Reihenmotor Mercedes D III; 160 PS (118 kW)
Höchstgeschwindigkeit 165 km/h
Steigzeit auf 1000 m: 7 min
auf 2000 m: 14 min
auf 3000 m: 26 min
Dienstgipfelhöhe 4000 m
Flugdauer 4 h
Bewaffnung ein Parabellum MG 14 (Beobachter)
ein 08/15 LMG (Pilot)
vier 12,5-kg-Bomben

Siehe auch

Literatur

  • Lamberton/Cheesman/Russell: Fighter Aircraft of the 1914–1918 War, Harleyford Publ. Ltd., Letchworth 1964, ISBN 0-8306-8350-X, S. 148/149.
  • Flying Review, Mai 1965.
  • Profile Publications No. 163, The Roland C.II 1967.
  • Scale Models, Juni 1974.
  • Karl Rudolf Pawlas: Deutsche Flugzeuge 1914–1918, Nürnberg 1976, ISBN 3-88088-209-6, S. 248.
  • Kenneth Munson: Bomber 1914–1919. Orell Füssli Verlag, 2. Auflage, Zürich 1978, ISBN 3-280-00907-3, S. 45, 123/124.
  • Airfix Magazine, Vol. 26, No. 2, Oktober 1984.
  • Gray P. & Thetford O.: German Aircraft of the First World War, Putnam 1962, 3rd edition 1987, ISBN 0-85177-809-7, S. 158–161.
  • P. M. Grosz: LFG Roland C.II, Windsock Datafile 49, Albatros Productions Ltd. 1995, ISBN 0-948414-66-9.

Weblinks

Commons: LFG Roland C.II – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 13. November 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/old.hermannkeist.ch – aufgerufen am 12. Januar 2013
  2. Kenneth Munson: Bomber 1914–1919. Orell Füssli Verlag, 2. Auflage, Zürich 1978, ISBN 3-280-00907-3, S. 45, 123/124; andere Quelle: 764 kg
  3. Kenneth Munson: Bomber 1914–1919. Orell Füssli Verlag, 2. Auflage, Zürich 1978, ISBN 3-280-00907-3, S. 45, 123/124; andere Quelle: 1284 kg