Rolf Kluth

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Rolf Kluth (* 10. Februar 1914 in Wilhelmshaven; † 14. November 1993 in Bremen) war Bibliotheksdirektor, zuletzt in Bremen. Er gilt als einer der profiliertesten Erneuerer des öffentlichen und wissenschaftlichen Bibliothekswesens in Deutschland.

Biografie

Kluth studierte Geschichte, Deutsch und Philosophie und wurde 1938 in Hamburg mit einer Arbeit zum Thema Die Ehrauffassung im preußischen Heer des 18. Jahrhunderts zum Dr. phil. promoviert. Während der NS-Zeit war er gemeinsam mit seinem zeitweiligen Kommilitonen Arno Deutelmoser aktives Mitglied der Widerstandsgruppe um den Publizisten und Religionsphilosophen Friedrich Hielscher. Im Zweiten Weltkrieg wurde er als Soldat schwer verwundet.

1945 trat er in den Bibliotheksdienst ein. Nach dem Referendariat an der Universitätsbibliothek Jena und der Deutschen Bücherei war er ab 1948 an der Öffentlichen Wissenschaftlichen Bibliothek (später: Staatsbibliothek) in (Ost-)Berlin tätig, ab 1950 im Westteil Berlins an der damaligen „Wissenschaftlichen Zentralbibliothek“. Seit der Gründung 1954 war er Bibliothekar an deren Nachfolgeeinrichtung, der Amerika-Gedenkbibliothek. 1956 ging er als Direktor an die Stadtbibliothek Hannover. 1963 wurde er zum Direktor der neu gebauten Universitätsbibliothek der Technischen Hochschule Hannover und der mit dieser vereinigten Technischen Informationsbibliothek berufen.

Der Bremer Senat bat ihn 1965, beim Aufbau der Universität Bremen mitzuwirken und deren neue Universitätsbibliothek aufzubauen. 1965 wurde im Rahmen der Universitätsgründung beschlossen, die zukünftige Universitätsbibliothek mit der bestehenden Staatsbibliothek zu verbinden. So war Kluth bis 1977 der Direktor der Staats- und Universitätsbibliothek Bremen.

Staats- und Universitätsbibliothek Bremen

Auf der Grundlage seiner Strukturpläne von 1965 wurde die Universitätsbibliothek vom Universitätsbauamt planerisch entworfen und von 1971 bis Ende 1974 gebaut. Kluth entwickelte die Konzeption einer wissenschaftlichen Bibliothek mit einem erheblichen Bestand in einer Freihandaufstellung, wie er sie in ähnlicher Weise bereits in seinen früheren Wirkungsstätten in Hannover begonnen hatte. Die Nutzer, die beratenden Bibliothekare und die freistehenden Bücher sollten sich dabei auf derselben Geschossebene befinden, damit ein möglichst nahtloser Kontakt entstehen könnte. Der Buchbestand der früheren Staatsbibliothek von 350.000 Bänden (1964) wurde in seiner Zeit als Direktor auf über zwei Millionen Bände und Medien vergrößert.

Über seine dienstliche Tätigkeit hinaus war Kluth immer auch bibliothekspolitisch aktiv, so verwies er u. a. auf "den engen Zusammenhang zwischen Bibliothekstheorie und Bibliotheksforschung und plädierte für eine wissenschaftstheoretische Begründung der Bibliothekswissenschaft als einen legitimen Aufgabenbereich der Bibliotheksforschung."[1]

Kluth war auch Vorsitzender einer Ortsgruppe der Goethe-Gesellschaft in Bremen.

Sein Grab befindet sich in Bremen auf dem Riensberger Friedhof[2].

Literatur von Rolf Kluth in Auswahl

  • Lehrbuch der Bibliothekspraxis, Wiesbaden, Harrassowitz 1979. ISBN 3-447-02079-2.
  • Philosophie, Berlin, Arbeitsstelle für das Bibliothekswesen 1977
  • Einheitsklassifikation: Physik. Die vorliegende Fachklassifikation wurde im Rahmen d. Projektes 'Entwicklung einer doppelt notierten Einheitsklassifikation für d. Bibliotheken d. Bundesrepublik Deutschland' erarbeitet. Die Projektförderung erfolgte 1973–1976 durch d. Bundesministerium für Bildung u. Wissenschaft. Projektträger: Arbeitsstelle für d. Bibliothekswesen / Fachl. Projektleitung: Rolf Kluth, Berlin, Arbeitsstelle für das Bibliothekswesen 1977
  • Kooperative Sachkatalogisierung. In: Zentrale und kooperative Dienstleistungen im Bibliothekswesen : Vorträge, gehalten auf dem 65. Deutschen Bibliothekartag vom 20. – 24. Mai 1975 in Konstanz. – Frankfurt am Main : Klostermann 1976 ISBN 3465011813, S. 31–42
  • Das Bibliothekswesen im Informationsbankensyste. In: Das Informationsbankensystem; Bd. 2: : Materialband : (Gutachten, Empfehlungen, Stellungnahmen). – Köln [u. a.] : Heymann, ISBN 345217368-2, Bd. 2.1971, S. 109–132
  • Einführung in die Bibliotheksbenutzung, Berlin [u. a.], de Gruyter 1971
  • Gibt es eine Bibliothekswissenschaft? In: Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie, ISSN 0044-2380, Bd. 17 (1970), 4/5, S. 227–246
  • Bibliothekswissenschaft als Kommunikationswissenschaft. In: Bibliothekswissenschaft : Versuch einer Begriffsbestimmung in Referaten und Diskussionen bei dem Kölner Kolloquium (27. – 29. Oktober 1969). – Köln : Greven – 1970, S. 109–130
  • Grundriß der Bibliothekslehre, Wiesbaden, Harrassowitz 1970
  • Bibliotheksstruktur und Baustruktur. In: Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie : vereinigt mit Zentralblatt für Bibliothekswesen : ZfBB : Organ des wissenschaftlichen Bibliothekswesens. – Frankfurt, M : Klostermann, ISSN 0044-2380, ZDB-ID 201077-x – Bd. 12.1965, 1, S. 3–33
  • Die Freihandbibliothek. In: Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie : vereinigt mit Zentralblatt für Bibliothekswesen : ZfBB : Organ des wissenschaftlichen Bibliothekswesens. – Frankfurt, M : Klostermann, ISSN 0044-2380, ZDB-ID 201077-x – Bd. 7. 1960, 23, S. 97–110

Literatur über Rolf Kluth

  • Alexandra Habermann, Peter Kittel: Lexikon deutscher wissenschaftlicher Bibliothekare. Die wissenschaftlichen Bibliothekare der Bundesrepublik Deutschland (1981–2002) und der Deutschen Demokratischen Republik (1948–1990). Klostermann, Frankfurt am Main, 2004, ISBN 3-465-03343-4, S. 89–90.
  • Herbert Schwarzwälder: Das Große Bremen-Lexikon. Edition Temmen, Bremen 2003, ISBN 3-86108-693-X.
  • Rolf Kluth. In: Dirk Böttcher, Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein, Hugo Thielen: Hannoversches Biographisches Lexikon. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2002, ISBN 3-87706-706-9.
  • Bestandserschließung und Bibliotheksstruktur : Rolf Kluth zum 10. Februar 1979, hrsg. von Rainer Alsheimer, Wiesbaden, Harrassowitz 1979
  • Dr. Rolf Kluth : (Dokumentation zur Verabschiedung), Bremen, Univ.-Bibliothek 1977

Einzelnachweise