Rommerode

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Rommerode
Koordinaten: 51° 13′ 54″ N, 9° 46′ 10″ O
Höhe: 429 (415–510) m ü. NHN
Fläche: 7,22 km²[1]
Einwohner: 978 (Nov. 2019) HW+NW[2]
Bevölkerungsdichte: 135 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 1974
Postleitzahl: 37247
Vorwahl: 05604
Ortsansicht in Rommerode

Rommerode ist der nach Einwohnerzahl zweitgrößte Stadtteil von Großalmerode im nordhessischen Werra-Meißner-Kreis.

Geographische Lage

Rommerode liegt im Südostteil des Kaufunger Waldes, innerhalb des Geo-Naturparks Frau-Holle-Land (Werratal.Meißner.Kaufunger Wald), südöstlich des Hirschbergs (643,4 m) und westlich des Exbergs (505,5 m). Es befindet sich rund 3 km südlich der Großalmeroder Kernstadt und etwa 5 km nordöstlich von jener Hessisch Lichtenaus auf etwa 415 bis 510 m ü. NHN.[3] Nordöstlich bzw. östlich des Dorfes liegen die beiden Exbergseen, denen der Werra-Zufluss Wehre entfließt, welche die Ortschaft erst östlich tangiert, um dann durch die südlichen Ortslagen zu fließen.

Geschichte

Gerodet wurde der Ort als fränkische Ansiedlung innerhalb eines von Reichenbach-Walburg ausgehenden Siedlungsverbandes auf ehemaligem Reichsgut, wahrscheinlich des Königshofes Walburg, in der Zeit vom 9. bis 10. Jahrhundert.

Aufgrund der urkundlichen Ersterwähnung von 1109, in der der Ort noch „Rodemanerodeh“ genannt wird, ist zu schließen, dass die Rodung durch einen adligen Grundherrn veranlasst wurde und die 15 Familien mit etwa 60 Personen hauptsächlich von der Land- und Viehwirtschaft lebten. Da die Zahl der Einwohner 1539 immer noch 15 Feuerstellen, also 15 Familien mit etwa 60 Personen, betrug, ist anzunehmen, dass sich in der Zeit von 430 Jahren in dem bäuerlichen Dorf nicht viel veränderte.

Im Laufe der Jahrhunderte hatte auch Rommerode unter der Last der Abgaben an zahlreiche Grundherren zu leiden, unter anderem an den Adel von Hundelshausen, von Berge, von Felsberg, von Bischoffshausen, das Haus Hambach und die Klöster Germerode und Kaufungen. Diese zu leistenden Abgaben und die Unfruchtbarkeit des Ackerbodens führte zur Not der Bewohner, die mit allerlei Nebentätigkeiten gezwungen waren, ihren Lebensunterhalt sicherzustellen. So werden unter den Tätigkeiten neben Ackermännern und Fruchttreibern auch Salzführer, Salztreiber, Leinweber und Raschmacher genannt.

Der Ort gehörte bis 1821 zum hessischen Amt Lichtenau und danach zum Landkreis Witzenhausen. Während der französischen Besetzung gehörte der Ort zum Kanton Lichtenau im Königreich Westphalen (1807–1813).[1]

Anstelle einer archivalisch zu erschließenden älteren Kirche wurde 1838/39 die bestehende evangelische Kirche nach Plänen von Landbaumeister Johann Friedrich Matthei errichtet. Der klassizistische Saalbau mit eingestelltem, hohem Westturm, in dem eine 1600 von dem in Kassel ansässigen Glockengießer Merten Has gegossene Glocke die Zeiten überdauert hat, besaß bis in die 1960er Jahre seine bauzeitliche Ausstattung, von der heute noch die U-förmig umlaufende Empore, die Kanzel und die 1842 zu datierende Orgel zeugen. Bemerkenswert ist der ehemalige Gerichtsplatz mit Steintisch und Steinbank vor der Kirche, was diesen Platz als zentralen Ort der Siedlung ausweist.

Nach vorausgegangenen Kriegen, die auch an Rommerode nicht spurlos vorüber gingen, vergrößerte sich vom ersten Drittel des 19. Jahrhunderts bis 1866 durch die Einstellung der Salzproduktion in Sooden die Not zahlreicher Salzstraßendörfer, so auch in Rommerode. Missernten, der Verlust überseeischer Absatzgebiete für Leinweber und Raschmacher, führten neben den revolutionären Ereignisse dieser Zeit auch in Rommerode zu zahlreichen Auswanderungen. Die wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse verbesserten sich erst 1868 mit der Braunkohleförderung der Zeche Marie. Mit ihr, dem Bahnanschluss 1883/84 und der Inbetriebnahme von Fabrikanlagen der „Vereinigte Großalmeroder Thonwerke (VGT)“ 1897, erfolgte der schrittweise Wandel vom Bauerndorf zur Industriegemeinde.

Am 1. Januar 1974 wurde Rommerode im Zuge der Gebietsreform in Hessen kraft Landesgesetz in die Stadt Großalmerode eingegliedert.[4][5] Für Rommerode wie für alle nach Großalmerode eingegliederten Gemeinden sowie für die Kernstadt wurden Ortsbezirke mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[6]

Seitdem hat sich in Rommerode einiges zum Vorteil verändert, so letztlich u. a. im Rahmen des Dorferneuerungsprogramms die Sanierungen der Kirche und der Eichenwaldsiedlung, einer ehemaligen Arbeitersiedlung der VGT, 2007 ausgezeichnet mit dem Hessischen Denkmalschutzpreis.

Bevölkerung

Einwohnerentwicklung

Quelle: Historisches Ortslexikon[1]
• 1539: 16 Mann
• 1575/85: 22 Hausgesesse
• 1681: 36 Hausgesesse
• 1747: 48 Mannschaften mit 50 Feuerstellen
• 1961: 1083 evangelische (= 85,41 %), 159 katholische (= 12,54 %) Einwohner
Rommerode: Einwohnerzahlen von 1778 bis 2019
Jahr  Einwohner
1778
  
218
1800
  
?
1834
  
396
1840
  
455
1846
  
484
1852
  
517
1858
  
471
1864
  
488
1871
  
488
1875
  
496
1885
  
517
1895
  
519
1905
  
751
1910
  
872
1925
  
929
1939
  
972
1946
  
1.271
1950
  
1.321
1956
  
1.274
1961
  
1.268
1967
  
1.348
1970
  
1.415
1980
  
?
1990
  
?
2000
  
?
2011
  
1.032
2015
  
918
2019
  
978
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: bis 1970[1]; Stadt Großalmerode[2]; Zensus 2011[7]

Einwohnerstruktur 2011

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Rommerode 1032 Einwohner. Darunter waren 30 (2,9 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 168 Einwohner unter 18 Jahren, 402 zwischen 18 und 49, 237 zwischen 50 und 64 und 228 Einwohner waren älter.[7] Die Einwohner lebten in 438 Haushalten. Davon waren 111 Singlehaushalte, 135 Paare ohne Kinder und 144 Paare mit Kindern, sowie 39 Alleinerziehende und 9 Wohngemeinschaften. In 90 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 279 Haushaltungen lebten keine Senioren.[7]

Erwerbstätigkeit

Quelle: Historisches Ortslexikon[1]
• 1724: Erwerbspersonen: eine Amtsperson, 17 Leinweber, 6 Schreiner, ein Schmied, ein Müller, ein Glaser und Fenstermacher, ein Raschmacher, zwei Bergleute, 28 Ackerleute, 13 Taglöhner, 2 Hirten; zusammen: 73

Verkehr

Straßenverkehr

Rommerode liegt nahe der alten Sälzerstraße. Im Straßendorf zweigt die Landesstraße 3299 (Rommerode–Walburg) von der L 3225 (Epterode–Rommerode–Friedrichsbrück) ab. Im nördlich der Ortschaft liegenden Faulbach zweigt die als Stichstraße nach Epterode führende Kreisstraße 45 (Am HolzrainEpteroder Straße) von der L 3225 ab; im Süden des Dorfs zweigt die K 42 von der L 3299 ab, die ostwärts nach Laudenbach verläuft.

Schienenverkehr

Der Ort hatte von 1883 bis 1973 einen Bahnhof an der Bahnstrecke Walburg–Großalmerode West. 1973 wurde der Personen-, 2002 der Güter- und damit der Gesamtverkehr auf der Strecke eingestellt und diese stillgelegt. Nahe Rommerode zweigte von der Bahnstrecke nach Großalmerode seit 1935 die Bahnstrecke Steinholz–Hirschhagen ab, die, als Werkbahn der Sprengstofffabrik Hessisch Lichtenau erbaut, nach 1945 als Industrieanschlussbahn des Industriegebietes Hirschhagen genutzt und inzwischen ebenfalls stillgelegt wurde.

Einzelnachweise

  1. a b c d e Rommerode, Werra-Meißner-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 7. Mai 2021). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. a b Hauptsatzung. Vorbemerkungen zur Haushaltssatzung. (Nicht mehr online verfügbar.) Stadt Großalmerode, archiviert vom Original am 12. September 2020; abgerufen im September 2020.
  3. Karten und Daten des Bundesamtes für Naturschutz (Hinweise)
  4. Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Eschwege und Witzenhausen (GVBl. II 330-21) vom 28. September 1973. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1973 Nr. 25, S. 353, § 9 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 2,3 MB]).
  5. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 410.
  6. Hauptsatzung. (PDF; 205 kB) § 6. In: Webauftritt. Stadt Großalmerode, abgerufen im September 2020.
  7. a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,0 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 54 und 110;.

Literatur

  • Walter Krummel: Die hessischen Ämter, Melsungen, Spangenberg, Lichtenau und Felsberg; 1941, S. 70.
  • Jubiläums-Festschrift zur 860-Jahr-Feier der Gemeinde Rommerode vom 20. Juni bis 23. Juni 1969; 1969 (Hrsg. Gemeindevorstand Rommerode), S. 88, DNB 1067334130.
  • Helmut Sauer: Zur Flora des Rösbergs bei Rommerode; In: Hessische Floristische Briefe; 1969, Heft 205, S. 4.
  • Friedrich Bleibaum: Kreis Witzenhausen, Handbuch des Hessischen Heimatbundes IV; 1971, S. 172f.
  • Waldemar Küther: Historisches Ortslexikon des Landes Hessen; 1973, Heft 1 (Kreis Witzenhausen), ISBN 3-7708-0496-1, S. 111.
  • Bernd Spriesterbach (Hrsg.): Unser Gotteshaus wird 150 Jahre alt. Festschrift vom ev. Kirchenvorstand Rommerode; 1988, S. 96.
  • Helmut Möller: Dorfgeschichte der Gemeinde Rommerode 1930 bis 1973; 2002, S. 101 (Im Selbstverlag).
  • Verena Jacobi: Rettung einer Arbeitersiedlung. Modellprojekt jetzt in städtischer Regie (Rommerode); In: Denkmalpflege und Kulturgeschichte; 2008, Heft 1, S. 22f.
  • Ortschronik: Magistrat der Stadt Großalmerode anlässlich der 900-Jahr-Feier im Jahre 2009 (Hrsg.), ISBN 978-3-00-027930-0. Mit Beiträgen von Norbert Nordmeyer, Hermann Nobel, Karl Kollmann, Franziska Menzel, Roland Gernand, Friedhelm Koch, Agnes Huck, Reiner Möller, Volker Bachmann, Waldemar Riemann, Helmut Künzel, Christian Moritz, Dirk Rehbein, Edmund Schwarzer, Monika Kluge, Helmut Siebert, Benno Vock, Walter Hallepape, Edgar Engel, Volker Pforr.
  • Hermann Nobel: Vorgeschichtliche Siedlungshinweise, Hessischer Gebirgsbote; 2009, Heft 3, S. 134f.
  • Hermann Nobel: Anfänge von Rommerode, Hessischer Gebirgsbote; 2011, Teil 1, Heft 2, S. 87ff.
  • Hermann Nobel: Anfänge von Rommerode, Hessischer Gebirgsbote; 2011, Teil 2, Heft 3, S. 134ff.
  • Hermann Nobel: Zeche Marie, Hessischer Gebirgsbote, 2014, Teil 1, Heft 2, S. 79ff.; Teil 2, Heft 3, S. 134ff.; Teil 3, Heft 4, S. 176f.
  • Literatur über Rommerode nach Register nach GND In: Hessische Bibliographie

Weblinks

Commons: Rommerode – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien