Rudolf Ewerhart

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Rudolf Ewerhart (* 15. Juni 1928 in Lebach; † 22. Juni 2022[1]) war ein deutscher Hochschullehrer, Musikwissenschaftler, Organist, Cembalist, Dirigent, Herausgeber und Instrumentensammler.[2]

Leben und Werk

Rudolf Ewerhart wuchs in Trier auf und sang als Jugendlicher im Chor der Trierer Domsingknaben.[2] Er studierte in Köln und Freiburg im Breisgau Kirchenmusik sowie Dirigieren und Musikwissenschaft. Im Jahr 1953 promovierte er in Köln. 1955 übernahm er eine Dozentur an der Bischöflichen Kirchenmusikschule Münster, die er 20 Jahre lang versah und deren Direktor er zeitweilig war. Von 1972 bis 1992 lehrte er Orgel- und Chorleitung an der Hochschule für Kirchenmusik der Staatlichen Musikhochschule Köln. Unter seinen Schülern waren Odilo Klasen, Burkhard Pütz, Thomas Sorger, Willem Winschuh.[3]

Daneben gab er unzählige Konzerte und spielte „Hunderte von Aufnahmen barocker Musik“[2] für Rundfunk und Tonträger[4] ein, wobei er sowohl als Solist als auch im Ensemble spielte.[2] Hierbei musizierte er „mit modernen Orchestern sowie mit Ensembles, die die historische Aufführungspraxis pflegen, wie das Collegium Aureum oder die Deutschen Barocksolisten.“[2]

Darüber hinaus dirigierte Ewerhart den Trierer Motettenchor und den Santini-Kammerchor,[2] veröffentlichte wissenschaftliche Aufsätze und brachte „zahllose Editionen von Werken des 17. und 18. Jahrhunderts heraus“.[2] Als Orgelexperte beteiligte er sich 1992 auch an der Restaurierung der Orgel der St. Joseph-Kapelle in Düsseldorf.[3]

2020 wurde Ewerhart im Auftrag von Papst Franziskus von Bischof Stephan Ackermann mit dem Päpstlichen Gregoriusorden ausgezeichnet.[5]

Das Burghaus in Wassenach

Ewerhart lebte seit 1982 mit seiner Frau Helena in dem von ihm selbst renovierten spätbarocken Burghaus in Wassenach, einem von 1772 bis 1775 erbauten Adelssitz der Freiherren von Kolb.[6] Er legte dort eine größere Sammlung historischer Tasteninstrumente an.[2] Das von Ewerhart renovierte ehemalige Wasserschloss am Laacher See, Rheinland-Pfalz,[3] wurde bis 1982 als Gasthof genutzt. Ewerhart richtete im ehemaligen Tanzsaal des Hauses seit 1996 Konzerte der Reihe Musik im Burghaus Wassenach aus. Hier findet sich auch der Ausstellungsraum mit Orgeln, Clavichorden, Cembali, Spinetten und Hammerklavieren.[6] Ein Cembalo aus dem Herstellungsjahr 1682 rettete Ewerhart beispielsweise „aus einem italienischen Hühnerstall, in dem es als Futterkiste diente. Ältestes Instrument seiner Sammlung ist ein Spinett aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts.“[6] Die Musikinstrumentensammlung ist im Rahmen der Konzerte oder nach Absprache zu besichtigen.[6]

Forschungsschwerpunkte

Ewerharts Forschungsschwerpunkt war die Barockmusik, wobei er viele Werke erstmals aufnahm, darunter Werke von Georg Friedrich Händel, die er selbst aufgespürt hatte.[2] Die vollständige Aufnahme von Konzerten für Orgel und Orchester von Händel mit dem Collegium Aureum für das deutsche Label Harmonia Mundi machte ihn als Organist weltweit bekannt.[3] Außerdem veröffentlichte er Beiträge zur Geschichte des (Tasten-)Instrumentenbaus in der Region Mittelrhein.

Veröffentlichungen

  • Die Handschrift 322/1994 der Stadtbibliothek Trier als musikalische Quelle (= Kölner Beiträge zur Musikforschung, VII). Dissertation. Regensburg 1955.
  • Die Händel-Handschriften der Santini-Bibliothek in Münster. In: Georg-Friedrich-Händel-Gesellschaft (Hrsg.): Händel-Jahrbuch, 6. Jg. 1960, Leipzig 1960, S. 111–150.
  • Die bischöfliche Santini-Bibliothek. Münster 1962.
  • Die Orgel- und Claviermacher Senft in Koblenz und Augsburg. 2011, ISBN 978-3-86296-014-9.

Herausgebertätigkeit

in einer Auswahl[7]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Wir trauern: Traueranzeige seiner Familie, abgerufen am 2. Juli 2022
  2. a b c d e f g h i Deutschlandfunk
  3. a b c d Rudolf Ewerhart bei Bach Cantatas (englisch)
  4. Ahrweiler-Online-Enzyklopädie
  5. volksfreund vom 4. November 2020: Ehrung. Musiker, Dirigent, Instrumentensammler, von Martin Möller, abgerufen am 3. Juli 2022
  6. a b c d Ein Sammler aus Leidenschaft. rundschau-online.de, 16. April 2004.
  7. Autorenhandbuch Musik. Version 2015/2016. Verlag Ernst Kuhn, Berlin.