Miastko

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Miastko
Wappen der Gmina Miastko
Miastko (Polen)
Miastko
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Pommern
Powiat: Bytowski
Gmina: Miastko
Fläche: 15,68 km²
Geographische Lage: 54° 0′ N, 16° 59′ OKoordinaten: 53° 59′ 59″ N, 16° 58′ 35″ O
Höhe: 120 m n.p.m.
Einwohner: 10.632 (31. Dez. 2016)
Postleitzahl: 77-200
Telefonvorwahl: (+48) 59
Kfz-Kennzeichen: GBY
Wirtschaft und Verkehr
Straße: DK 20 StargardGdynia
DK 21 Miastko–Słupsk
DW 206 Koszalin–Miastko
Eisenbahn: PKP-Strecke405: Szczecinek–Słupsk
Nächster int. Flughafen: Danzig



Miastko [ˈmʲastkɔ] (deutsch Rummelsburg in Pommern oder Rummelsburg i. Pom.) ist eine Stadt im Powiat Bytowski in der polnischen Woiwodschaft Pommern. Sie ist Sitz der gleichnamigen Stadt-und-Land-Gemeinde und hat etwa 10.600 Einwohner (2016).

Geographische Lage

Die Stadt liegt in Hinterpommern, am Fluss Studnica (Stüdnitz) in einer bergigen Landschaft auf einer Höhe von 122 m über dem Meeresspiegel, etwa 58 Kilometer südöstlich der Stadt Koszalin (Köslin) und 53 Kilometer südlich der Stadt Słupsk (Stolp). Durch das tiefe Tal der Studnica wird das Stadtgebiet in mehrere Teile zergliedert.[1]

Datei:Ostseeküste Kolberg - Danzig 1910.jpg
Rummelsburg südlich von Stolpmünde an der Ostsee und östlich von Belgard an der Persante auf einer Landkarte von 1910.

Geschichte

Altes Wappen
Rathaus von Miastko
Stadtkirche (bis 1945 evangelisch, erbaut 1730)
Bahnhof MIASTKO

Bereits in vorgeschichtlicher Zeit siedelten Menschen auf dem Gebiet des späteren Rummelsburg/ Miastko. Es wurden Steinbeile aus der Steinzeit, Steinkistengräber mit Gesichtsmasken aus der Bronzezeit sowie ein umfangreicher Münzfund (arabische und germanische Münzen) aus der slawischen Phase zu Tage gefördert.

Die erste Erwähnung des Dorfes Rummelsburg im Herzogtum Pommern stammt aus dem Jahre 1478, schon zu dieser Zeit war es im Besitz der Familie von Massow. In der Lehnsurkunde Herzog Bogislaws X. an dessen Marschall Ewald von Massow auf Woblanse von 1506 wurde der Ort als ein Städtchen bezeichnet. Tatsächlich befand sich Rummelsburg unter einer absolutistischen Herrschaft der Massows.

Als 1590 der Pfarrer wegen Gottlosigkeit seines Amtes enthoben wurde, rügte der Visitator gleichfalls unter anderem den ruinösen Zustand der Kirche und die Allmacht der Massows, die alle 13 Kirchpatrone stellten. Auch die Ernennung des Richtvogts und von Ratsherren maßten sich die Adligen an.

1616 kam es deshalb zum Aufstand der Rummelsburger Bürger, die 1617 durch das Hofgericht Stettin das Stadtrecht zuerkannt bekamen. Doch änderte auch der Richterspruch nichts an den tatsächlichen Verhältnissen, weil die Massows der Bürgerschaft auch weiterhin jegliche Rechte verweigerten. Die Unruhen in der Stadt zogen sich noch bis zum Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges hin. 1628 wurde Rummelsburg beim Abzug der kaiserlichen Truppen, die sich dort ein Jahr lang festgesetzt hatten, niedergebrannt.

1637 kam Rummelsburg zu Schweden und seit 1657 wurde es Teil von Brandenburg. Nach Beendigung der Kriegshandlungen erfolgte der Wiederaufbau. Während des Schwedisch-Polnischen Krieges fielen die Polen in die Stadt ein und plünderten und brandschatzten sie. 1670 musste die Ruine der Kirche abgerissen werden, 1719 brannte Rummelsburg vollständig nieder.

Unter Friedrich Wilhelm I. wurde Rummelsburg 1721 Garnisonsstadt, im gleichen Jahr setzte der Soldatenkönig persönlich das lübische Stadtrecht durch.

Zur Mitte des 18. Jahrhunderts entwickelte sich Rummelsburg zu einer Tuchmacherstadt und 100 Jahre später begann die Industrialisierung. 1840 nahm die erste Dampfspinnerei den Betrieb auf und von 1849 bis 1876 bestand eine Webmeisterschule. Im Jahre 1878 wurde eine Eisenbahnverbindung hergestellt.

Von 1816 bis 1945 war die Stadt Sitz des Landkreises Rummelsburg im Regierungsbezirk Köslin der preußischen Provinz Pommern.

Zur Stadt Rummelsburg gehörten um 1930 neben Rummelsburg selbst die Wohnplätze Bahnhof Rummelsburg i. Pom., Bergschloßbrauerei, Biallen, Bütschen, Chausseehaus, Dickebach, Ernsthof, Forsthaus Rummelsburg i. Pom., Geißmühle, Gewerksspinnerei, Götzenberg, Hansberg, Hopfenbruch, Horstfelde, Hälfte, Jakobstal, Karlstal, Karlswerk, Klarashöhe, Knüppelbruch, Lepzin, Löpershof, Propsthof, Schützenhaus, Siedlung am Loddermoor, Stadtziegelei, Stüdnitzsche Walkmühle, Vangerinenhof und Wildberg.[2] Ferner wurde zum 1. April 1938 die bisherige Landgemeinde Hanswalde nach Rummelsburg eingemeindet.[3]

Bis 1945 produzierten vier Tuchfabriken in der Stadt, außerdem waren noch holzverarbeitende Betriebe ansässig.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs fanden im Frühjahr 1945 in Rummelsburg heftige Kämpfe statt, ehe die Stadt am 2. März 1945 von der Roten Armee erobert wurde. Die Stadt wurde dabei zu 45 Prozent zerstört. Kurz nach der sowjetischen Besetzung wurde die Stadt unter polnische Verwaltung gestellt. Unter der polnischen Verwaltung wurde bereits am 14. März 1945 das neue Kreisgebiet (Powiat) eröffnet.

Es begann nun die Zuwanderung polnischer und ukrainischer Migranten, zunächst überwiegend aus Gebieten östlich der Curzon-Linie, wo sie polnischen beziehungsweise ukrainischen Minderheiten angehört hatten.

In der darauf folgenden Zeit wurden die in Rummelsburg verbliebenen deutschen Einwohner vertrieben. Während eines Transports am 3./4. Januar 1947 von rund 2500 Personen aus Rummelsburg und aus dem Kreisgebiet zum Zwischenlager Stettin-Frauendorf kamen 28 Flüchtlinge durch Unterkühlung ums Leben.[4] Unter polnischer Verwaltung wurde die Stadt in Miastko umbenannt.

Infolge zweier Verwaltungsreformen 1946 und 1950 kam Miastko erst in die Woiwodschaft Stettin, dann Woiwodschaft Koszalin.

Zwischen 1945 und 1955 wüteten sieben große Brände, die umfangreiche Teile der Stadt zerstörten.

1963 wurde die Handschuh- und Lederbekleidungsfabrik (Fabryka Rękawiczek i Odzieży Skórzanej) eröffnet, die für viele Jahre Stolz und wichtigster Wirtschaftsfaktor der Stadt werden sollte. Die nächste Reform des Jahres 1975 brachte Miastko zur Woiwodschaft Słupsk (Stolp). Die Verwaltungsreform von 1999 machte Miastko zur Stadt-und-Land-Gemeinde (gmina miejsko-wiejska) im Powiat Bytowski (Bütow).

2000 ging die Gmina Miastko eine Städtepartnerschaft mit Bad Fallingbostel ein. Es gibt auch eine Partnerschaft mit dem französischen Périers. Zudem ist Miastko Mitglied im Partnerschaftsbund der Euroregion Pomerania.[5]

Demographie

Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Einwohner Anmerkungen
1740 968 [6]
1782 1232 keine Juden[6]
1791 1297 darunter 24 Juden[7]
1794 1307 darunter 24 Juden[6]
1802 1426 [8]
1810 1623 [8]
1812 1682 darunter zwei Katholiken und 49 Juden[6]
1816 1690 davon 1637 Evangelische, 53 Juden, keine Katholiken;[8] nach anderen Angaben 2129 Einwohner, darunter vier Katholiken und 106 Juden[6]
1821 2085 in 265 Privatwohnhäusern[8]
1831 2434 darunter acht Katholiken und 122 Juden[6]
1843 3209 darunter 27 Katholiken und 123 Juden[6]
1852 3818 darunter 22 Katholiken und 121 Juden[6]
1861 4241 darunter 14 Katholiken und 147 Juden[6]
1871 4707 [9]
1890 5080 darunter 32 Katholiken und 155 Juden[10]
1905 5701 davon 62 Katholiken und 113 Juden;[11] nach anderen angaben 5453 Einwohner[9]
1910 5934 [12]
1925 6682 darunter 6.319 Evangelische, 188 Katholiken und 68 Juden[13]
1933 7687 [14]
1939 8516 [15]
Anzahl Einwohner nach dem Zweiten Weltkrieg
Jahr Einwohner Anmerkungen
1960 8100
1975 9800
2003 11100

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Stadtkirche

Die Stadtkirche wurde als spätbarocker Bau ab 1730 errichtet und 1733 als evangelisches Gotteshaus geweiht. 1904 erhielt sie einen Turm angebaut, dessen Oberteil bereits 1917 wegen Bauschäden abgetragen werden musste. 1927 wurde ein neuer Turmhelm aufgesetzt; die Turmspitze bildet bis heute eine Wetterfahne mit der Jahreszahl „1927“.[16] In dieser Kirche wurde die Ehefrau des berühmten preußischen Generalfeldmarschalls Gebhard Leberecht von Blücher beigesetzt.

Nach 1945 eignete sich die polnische katholische Kirche das Gebäude an und nutzt es seitdem als katholisches Kirchengebäude.

Kriegerdenkmal

Das für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs von Bildhauer Emil Cauer dem Jüngeren geschaffene Denkmal zeigte auf hohem Sockel einen Krieger im Ordensmantel. Es wurde am 17. Oktober 1926 [17] eingeweiht. Nach 1945 ersetzten polnische Behörden die Gestalt eines Deutschordensritters auf dem Sockel durch einen polnischen Adler.[18]

Verkehr

Der Bahnhof Miastko liegt an der Bahnstrecke Piła–Ustka. Bis 1945 endete hier die Bahnstrecke Bütow–Rummelsburg (Pom). Das Bahnhofsgebäude wurde 1904 im neugotischen Stil errichtet.

Gmina Miastko

Die Stadt-und-Land-Gemeinde Miastko umfasst eine Fläche von 467,19 km² und zählt mehr als 19.600 Einwohner.

Persönlichkeiten: Söhne und Töchter der Stadt

Literatur

  • Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogthums Vor- und Hinter-Pommern. Teil II, 2. Band: Beschreibung der zu dem Gerichtsbezirk der Königl. Landescollegien in Cößlin gehörigen Hinterpommerschen Kreise. Stettin 1784, S. 779–782.
  • Gustav Kratz: Die Städte der Provinz Pommern – Abriss ihrer Geschichte, zumeist nach Urkunden. Berlin 1865, S. 339–340 (Volltext).
  • Unser Pommerland Jg. 10, H. 5: Schlawe-Rummelsburg.

Weblinks

Commons: Miastko – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

  1. Heinrich Berghaus: Geschichte der barometrischen Höhenbestimmung von Berlin und Dresden. Berlin 1836, S. 59.
  2. Stadt Rummelsburg (Memento des Originals vom 5. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/stadt.rummelsburg.kreis-rummelsburg.de im Informationssystem Pommern.
  3. Systematisches Verzeichnis der Namens- und Bestandsänderung von Gemeinden. Auszugsweise abgedruckt in: Fritz R. Barran: Städte-Atlas Pommern. 2. Auflage. Rautenberg, Würzburg 2005, ISBN 3-8003-3097-0, S. 192.
  4. Günter Böddeker: Die Flüchtlinge – Die Vertreibung der Deutschen im Osten. 3. Auflage. Ullstein, Ulm 1997, ISBN 3-548-34322-8, S. 405–406.
  5. Euroregion Pomerania – Gebiet und Partner (Memento vom 17. November 2015 im Internet Archive), abgerufen am 13. November 2015.
  6. a b c d e f g h i Gustav Kratz: Die Städte der Provinz Pommern – Abriss ihrer Geschichte, zumeist nach Urkunden. Berlin 1865, S. 340.
  7. Christian Friedrich Wutstrack (Hrsg.): Kurze historisch-geographisch-statistische Beschreibung des königlich-preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern. Stettin 1793, Übersichtstabelle auf S. 736.
  8. a b c d Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preussischen Staats. Band 5: T–Z, Halle 1823, S. 368–371, Ziffer 607.
  9. a b Der Kreis Rummelsburg. Ein Heimatbuch. Pommerscher Buchversand, Hamburg 1979, S. 230.
  10. Michael Rademacher: Rummelsburg. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: treemagic.org.
  11. Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage, Band 17, Leipzig/Wien 1909, S. 262.
  12. Rummelsburg – Meyers Gazetteer (1912)
  13. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 5. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/stadt.rummelsburg.kreis-rummelsburg.de
  14. Wohnbevölkerung am Tag der Volkszählung am 16. Juni 1933, abgedruckt in: Der Kreis Rummelsburg. Ein Heimatbuch. Pommerscher Buchversand, Hamburg 1979, S. 594.
  15. Wohnbevölkerung am Tag der Volkszählung am 17. Mai 1939, abgedruckt in: Hans-Ulrich Kuchenbäcker (Bearb.): Der Kreis Rummelsburg. Ein Schicksalsbuch. Pommerscher Zentralverband, Lübeck 1985, S. 357.
  16. Die Pommersche Zeitung. Nr. 15/2009, S. 8.
  17. Die Pommersche Zeitung. vom 14. Dezember 1996
  18. Die Pommersche Zeitung. Nr. 46/2008, S. 8.