Rücküberweisung (Migranten)

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Als Rücküberweisungen oder Remissen bzw. Rimessen (engl. „remittances“, span. „remesas“, ital. „rimesse“) oder Heimatüberweisungen werden Auslandsüberweisungen von Migranten in ihre Herkunftsländer bezeichnet.

Oft leben mehrere Familienmitglieder von den Geldüberweisungen eines Verwandten aus dem Ausland. In vielen Entwicklungsländern machen diese Rücküberweisungen einen Großteil der gesamtwirtschaftlichen Leistung aus. Nicht selten übersteigen diese Gelder auch die internationalen Entwicklungshilfezahlungen und Auslandsinvestitionen, die in ein Land fließen.

Volkswirtschaftlich sind Rücküberweisungen ein Teil der Übertragungsbilanz.

Umfang

Berechnungen der Weltbank zufolge überwiesen Migranten 2012 weltweit 529 Milliarden US-Dollar in ihre jeweiligen Heimatländer. Dies ist mehr als doppelt so viel wie noch im Jahr 2000 und mehr als doppelt so viel wie weltweit an Entwicklungshilfe überwiesen wird.[1] Alleine nach Indien und China flossen 2012 je über 60 Milliarden Dollar. Die tatsächliche Summe dürfte noch um einiges höher sein. Experten der Weltbank schätzen, dass auf informellen Wegen – z. B. über Busfahrer, reisende Familienmitglieder oder über das Hawala-Überweisungssystem – weitere 250 Milliarden Dollar in der alten Heimat ankommen[2].

Gemessen an der Höhe der Gesamtüberweisungen (in absoluten Zahlen) nahmen unter den Staaten, aus denen Rücküberweisungen in ein Heimatland getätigt wurden, in den Jahren 2000, 2005, 2010 und 2015 stets die Vereinigten Staaten den ersten Platz und – mit deutlichem Abstand – Saudi-Arabien den zweiten Platz ein. Unter den Staaten, in die Rücküberweisungen geschickt wurden, nahm im Jahr 2000 Indien den ersten Platz ein, gefolgt von Frankreich; im Jahr 2005 war es China, gefolgt von Mexiko und eng gefolgt von Indien; in den Jahren 2010 und 2015 nahmen – in annähernd gleicher Höhe und mit deutlichem Abstand zu anderen Ländern – jeweils Indien gefolgt von China die ersten zwei Plätze ein.[3]

Transferwege

Die Gebühren, die bei solchen Geldtransfers anfallen, sind in der Regel um ein Vielfaches höher als bei Überweisungen zwischen Industrieländern. Anbieter sind Banken, Sparkassen und Geldüberweisungs-Dienstleister wie Western Union oder MoneyGram. Die Konditionen dieser Anbieter sind jedoch sehr unterschiedlich und der Markt ist insgesamt wenig transparent. Damit sich dies ändert, informieren einige Industrieländer im Internet darüber, wie auf formellem Weg am günstigsten Geldtransfers ins nichteuropäische Ausland getätigt werden können[4]. Zudem stützen die Remissen die lokalen Währungen, da in vielen Empfängerländern ein Handelsbilanzdefizit vorherrscht.

Die Möglichkeit für Rücküberweisungen in die Heimat hängt von finanzpolitischen Regelungen ab. Laut dem Politologen Patrick Weil wurde in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine Zuwanderung nach Frankreich, die zu dieser Zeit aus wirtschaftlichen und bevölkerungspolitischen Gründen dringend nötig gewesen wäre, dadurch verhindert, dass Wohnraum auf dem französischen Wohnungsmarkt knapp war und der Devisentransfer eingeschränkt worden war.[5] Diese Einschränkung des Devisentransfers, welche Rücküberweisungen reduzierte, war laut Pierre Guillen vom Finanzministerium gegen den Willen des Arbeits- und des Außenministeriums verfügt worden.[6]

Kritiker bemängeln, dass über dieselben Dienste wie Western Union oder Moneygram, die Migranten für Überweisungen nutzen, auch Terroristen Geldüberweisungen tätigen, so auch Überweisungen in die USA.[7]

Auswirkungen auf Entwicklungsländer

Rücküberweisungen haben generell einen positiven Effekt auf Armut und Gesundheit, wenngleich sie negative Effekte auf Arbeitswilligkeit, Bildung und Wirtschaftswachstum haben können.[8]

Literatur

  • Roy Germano: Outsourcing Welfare: How the Money Immigrants Send Home Contributes to Stability in Developing Countries. Oxford University Press, New York 2018, ISBN 978-0-19-086284-8.
  • Migration & Remittances Factbook 2008, World Bank 2008.
  • Ozden, Caglar und Schiff, Maurice (Hrsg.): International Migration, Remittances, and Brain Drain, 2005.
  • Munzele Mambo, Samuel und Ratha, Dilip (Hrsg.): Remittances: Development Impact and Future Prospects, 2005.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Die unglaubliche Entwicklung der Geldsendungen von Migranten
  2. Milliarden aus der Fremde
  3. World Migration Report 2018. International Organization for Migration (IOM), 2017, abgerufen am 10. März 2018 (englisch). ISBN 978-92-9068-742-9. S. 30–32.
  4. Überweisungen in Entwicklungsländer sollen billiger werden Bericht im Spiegel vom 29. November 2007
  5. Patrick Weil, La France et ses étrangers, S. 83, zitiert nach Heike Knortz: Gastarbeiter für Europa: Die Wirtschaftsgeschichte der frühen europäischen Migration und Integration, Böhlau Verlag Köln Weimar, 2015, ISBN 978-3-412-50178-5, S. 57.
  6. Pierre Guillen, L'immigration italienne en France, S. 41 f. und S. 47, zitiert nach Heike Knortz: Gastarbeiter für Europa: Die Wirtschaftsgeschichte der frühen europäischen Migration und Integration, Böhlau Verlag Köln Weimar, 2015, ISBN 978-3-412-50178-5, S. 57.
  7. Western Union und Moneygram: CIA überwacht internationale Geldtransfers. In: Spiegel Online. 15. November 2013, abgerufen am 13. Januar 2018.
  8. Richard H. Adams, Jr (2011): Evaluating the Economic Impact of International Remittances On Developing Countries Using Household Surveys: A Literature Review. Journal of Development Studies 47 (6): 809–828.