Sächsische XII H2

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Sächsische XII H2
DR-Baureihe 38.2–3
ČSD-Baureihe 365.5
Dampflokomotive 38 205 (sä XII H2) im Eisenbahnmuseum Chemnitz-Hilbersdorf 24. August 2002
Hersteller: Sächsische Maschinenfabrik, Chemnitz
Baujahre: 1910–1927
Anzahl: 169
Bauart 2’C h2
Länge über Puffer 18.971 mm
Höhe 4550 mm
Treibraddurchmesser 1590 mm
Laufraddurchmesser 1065 mm
fester Radstand 3500 mm
indizierte Leistung 1320 PSi
Höchstgeschwindigkeit 90 km/h
Kesselüberdruck 127,5 N/cm² (13 kp/cm²)
Zylinderdurchmesser 550 mm
Kolbenhub 600 mm
Rostfläche 2,83 m²
Verdampfungsheizfläche 159,57 m²
Überhitzerfläche 43,20 m²
Achslast 154,0 kN
Lokreibungslast 461,9 kN
Lokdienstlast 718,8 kN

Die sächsische XII H2 (auch Sächsischer Rollwagen genannt) war eine Personenzuglokomotive der Sächsischen Staatseisenbahnen.

Geschichte

Die Lokomotiven der Gattung XII 2 (auch Sächsischer Rollwagen genannt) der Sächsischen Staatseisenbahnen wurden speziell für das hügelige Gelände Sachsens von Hartmann zwischen 1910 und 1927 in Chemnitz gebaut. Diese Personenzuglokomotive wurde zur gleichen Zeit mit den Schnellzuglokgattungen X H1 und XII H1 konstruiert. Bis 1922 wurden von dieser leistungsstarken Bauart 159 Exemplare gebaut. 1927 wurden weitere 10 Maschinen gebaut, so dass der Gesamtbestand 169 Lokomotiven umfasste. Die ersten 15 Fahrzeuge hatten zunächst Schlepptender der Bauart sä 2’2’ T16, sie wurden jedoch später, wie alle nachfolgend gebauten Maschinen, mit größeren Schlepptendern der Bauart sä 2’2’ T21 gekuppelt.

Nach dem Ersten Weltkrieg existierten in Sachsen noch 124 Fahrzeuge (25 mussten als Reparationsleistungen an Frankreich abgegeben werden, 10 weitere waren offenbar während des Krieges zerstört worden oder verloren gegangen), welche die Deutsche Reichsbahn als Baureihe 38.2–3 mit den Betriebsnummern 38 201 bis 38 324 übernahm. Die 1927 gebauten 10 Exemplare erhielten die Betriebsnummern 38 325 bis 38 334. Nun umfasste der Bestand der DR 134 Exemplare.

Im Laufe des Zweiten Weltkrieges kehrten 15 der an Frankreich abgegebenen XII H2 nach Deutschland zurück und wurden wieder bei der RBD Dresden beheimatet. Ein größerer Teil des Lokomotivbestandes der RBD Dresden wurde jedoch ab 1938 von Bahnbetriebswerken im Sudetenland eingesetzt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg waren bei der DR nur noch etwas mehr als 70 Maschinen (mindestens 71) vorhanden. Rund 61 davon waren betriebsfähig, etwa 10 waren nur noch als Ersatzteilspender zu verwenden. 61 bis 70 Maschinen waren bei den ČSD verblieben und damit der DR dauerhaft entzogen.

Dadurch verblieb nach dem Zweiten Weltkrieg nur noch etwa die Hälfte des Bestands der Rollwagen in Deutschland. Die 38 271 gelangte über Ungarn in den Bestand der Deutschen Bundesbahn. Dort wurde sie 1955 ausgemustert. Fünf aus Frankreich zurückgekehrte Loks blieben länger in Betrieb und erhielten bei der Deutschen Reichsbahn in den 1950er-Jahren die Betriebsnummern 38 204 und 38 351 bis 354. Die letzten Exemplare der Baureihe 38.2 wurden bis 1971 abgestellt.

Ausschnitt einer technischen Zeichnung der Dampflokomotive 38 205 der Deutschen Reichsbahn

Einsatz in Frankreich

Als Reparationen wurden nach dem Ende des Ersten Weltkriegs 25 Lokomotiven dieser Baureihe nach Frankreich gebracht, wo sie die Staatsbahn Chemins de fer de l’État (ETAT) auf ihrem westlich von Paris gelegenen Netz einsetzte. Sie erhielten die Betriebsnummern 230-960 bis 230-984. Neben ihrem für eine 230[Anm. 1] in Frankreich ungewöhnlich kleinen Treibraddurchmesser fielen die 1917/18 gebauten 230-965 bis 984 zudem durch den hohen Umlauf und die tief heruntergezogene Schürze auf. Die 1910/11 gebauten 230-960 bis 963 entsprachen eher dem „klassischen“ Bild; die 1916 gebaute 230-964 war ein Zwitter mit Kessel und Führerhaus der moderneren Bauart, aber noch niedrigem Umlauf.

Nach Gründung der SNCF im Jahr 1938 wurden die Maschinen als 230 E 960–984 bezeichnet als Baureihe 230 E eingeordnet. Im selben Jahr wurden zehn der Maschinen (961–963, 968–70, 972, 974, 979 und 983) in gutem Zustand abgestellt. Die SNCF beabsichtigte, die Loks 364 bis 384 in ihre Region Est zu verlagern, was der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs aber verhinderte. 1942 wurden die verwendbaren 230 E nach Deutschland zurückgeholt.[1]

Einsatz in der Tschechoslowakei

Nach dem Anschluss des Sudetenlandes an Deutschland beheimatete die Reichsbahndirektion Dresden einen Teil der Lokomotiven in den dortigen Bahnbetriebswerken Böhmisch Leipa, Bodenbach, Aussig, Brüx und Komotau. Später wurde der Bestand in Bodenbach und Komotau konzentriert. Sie kamen vor allem vor Personen- und Schnellzügen auf den Strecken Bodenbach–Lobositz (Děčín–Lovosice), Aussig–Komotau (Ústí nad Labem–Chomutov) und Komotau–Eger (Chomutov–Cheb) zum Einsatz.

Nach dem Zweiten Weltkrieg verblieben 61 Lokomotiven auf dem Gebiet der Tschechoslowakei, von denen zehn in den Bestand der Tschechoslowakischen Staatsbahnen (ČSD) eingereiht wurden. Sie wurden als Reihe 365.5 auch weiterhin im Personenzugdienst zwischen Ústí nad Labem und Chomutov verwendet. In Ausnahmefällen kamen sie auch vor den Schnellzügen nach Cheb zum Einsatz. Auch hier hatten sie unter den Personalen den Ruf einer anspruchslosen, leicht zu unterhaltenden, und trotzdem leistungsstarken Lokomotive, und sie war beim Lokpersonal beliebt. Aus Gründen der Instandhaltung wurden sie nach 1955 abgestellt, die letzten beiden Maschinen wurden im Jahr 1959 ausgemustert.[2][3][4]

Beheimatungen

Von 1967 bis 1969/70 waren die Loks 38 268, 269, 288, 325 und 353 im Bw Ketzin beheimatet und wurden dann dort verschrottet.[5]

Erhaltene Exemplare

Die erhaltene Museumslokomotive 38 205 ist nach Fristablauf nicht mehr betriebsfähig. Sie befindet sich im Besitz des DB-Museums Nürnberg und ist beim Sächsischen Eisenbahnmuseum Chemnitz-Hilbersdorf als Leihgabe untergestellt.

Anmerkungen

  1. 230 steht für die Achsfolge 2’C

Literatur

  • Peter Heinrich: Die Baureihe 38.2. EK-Verlag, Freiburg 1983, ISBN 3-88255-382-0.
  • Günther Reiche: Richard Hartmann und seine Lokomotiven. Oberbaumverlag, Berlin u. a. 1998, ISBN 3-928254-56-1.
  • Peter Heinrich: Lokporträt Baureihe 38.2–3, Der sächsische Rollwagen. (= Eisenbahn-Bildarchiv, Band 65). EK-Verlag, Freiburg 2014, ISBN 978-3-88255-467-0.

Einzelnachweise

  1. Les services des lokomotives armistice 1918 in: Ferrovissime Nr. 96, S. 12 ff.
  2. Bek Jindrich, Janata Josef, Veverka Jaroslav: Malý atlas lokomotiv1, Parny lokomotivy, Nadas-Verlag Prag, S. 137.
  3. Josef Motyčka: Encyklopedie železnice - Parní lokomotivy [4]. Nakladatelství corona, Praha, 2001, ISBN 80-86116-21-2, S. 74.
  4. Jindřich Bek, Zdeněk Bek: Encyklopedie železnice - Parní lokomotivy [2]. Nakladatelství corona, Praha, 1999, ISBN 80-86116-14-X, S. 101f.
  5. Förderverein Bhf Ketzin@1@2Vorlage:Toter Link/www.ohkb.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.