SMS Seeadler (Schiff, 1878)

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Seeadler
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Schiffsdaten
Flagge Vereinigte Staaten 48Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten
Deutsches Reich Deutsches Reich
andere Schiffsnamen

Pass of Balmaha (1878–1916)

Schiffstyp Hilfskreuzer
Bauwerft Robert Duncan and Company, Port Glasgow
Baunummer 237
Stapellauf 1878
Indienststellung 2. Dezember 1916
Verbleib Am 2. August 1917 gestrandet
Schiffsmaße und Besatzung
Länge
83,5 m (Lüa)
Breite 11,8 m
Tiefgang max. 5,5 m
Verdrängung 4500 t
Vermessung 1.571 BRT
 
Besatzung 64 Mann
Maschinenanlage
Maschine Hilfsdiesel
Maschinen-
leistung
900 PS (662 kW)
Höchst-
geschwindigkeit
kn (17 km/h)
Propeller 1
Takelung und Rigg
Takelung Vollschiff
Anzahl Masten 3
Bewaffnung
  • 2 × Sk 10,5 cm L/45
Datei:Seeadler - Stöwer.jpg
„Hilfskreuzer Seeadler jagend“ (Gemälde von Willy Stöwer, 1925). Bei dem Dampfer scheint es sich um die Gladys Royle, das erste Opfer der Seeadler, zu handeln.

Die SMS Seeadler war ein Hilfskreuzer der Kaiserlichen Marine (1916 bis 1917) und eines der letzten Segelschiffe im Kriegseinsatz. Der dreimastige Windjammer wurde von Deutschland im Seekrieg des Ersten Weltkrieges verwendet.

Hintergrund

Da Ende 1916 deutsche Kriegsschiffe mangels Stützpunkten zur Versorgung mit Kohle kaum noch außerhalb der von den Alliierten blockierten Gebiete operieren konnten, wurde die Idee geboren, ein Segelschiff als Hilfskreuzer umzurüsten und auf die Routen der Segelschiffe anzusetzen. Ein Segelschiff konnte ohne Brennstoff sehr weit operieren. Die Führung der Operation hatte Felix Graf von Luckner.

Umrüstung zum Hilfskreuzer

Das ehemals US-amerikanische, 1916 von U 36 als Prise aufgebrachte, Vollschiff Pass of Balmaha wurde für diesen Zweck bei der Werft Joh. C. Tecklenborg umgebaut. Dazu wurde es zusätzlich mit einer Hilfsmaschine ausgerüstet. Es erhielt zudem versteckte Lade- und Aufenthaltsräume, Quartiere für zusätzliche Besatzung und gefangene Seeleute und wurde mit zwei 10,5-cm-Kanonen, zwei schweren Maschinengewehren sowie Handwaffen zur Ausrüstung von Prisenkommandos bewaffnet.

Feindfahrt

Die Seeadler bringt am 20. März 1917 vor der brasilianischen Küste die französische Bark Cambronne auf. Darstellung von Willy Stöwer (Seeadler fälschlich als Schoner dargestellt).

Das Schiff wurde als norwegischer Holzfrachter Irma mit falscher norwegischer Flagge und gefälschten Schiffspapieren getarnt und konnte so trotz einer Untersuchung unerkannt die Blockadelinie der Briten passieren. Anschließend machte es über ein halbes Jahr Jagd auf alliierte Handelsschiffe und versenkte 14 Schiffe, darunter sogar drei Dampfer, die eigentlich gemäß Auftrag nicht hätten angegriffen werden sollen.

Die Fahrt der Seeadler endete im August 1917, als das Schiff infolge Unachtsamkeit beim Ankern vor Mopelia (zu den Gesellschaftsinseln gehörend) auf ein Riff getrieben wurde (Position 16° 53′ S, 153° 55′ W). Um seine Offiziere (darunter Carl Kircheiß) in Schutz zu nehmen, verbreitete Luckner später die Behauptung, eine tsunamiartige Welle habe das unbewachte Schiff auf das Riff geworfen und zerstört.

Von der Seeadler aufgebrachte Schiffe

Während der siebenmonatigen Feindfahrt durch den Atlantischen und Pazifischen Ozean versenkte die Besatzung der Seeadler 14 Schiffe. Zwei weitere Schiffe wurden aufgebracht, aber anschließend wieder freigegeben. Ein letztes Schiff wurde gekapert, nachdem die Seeadler bereits bei der Insel Mopelia gestrandet war.

Versenkte Schiffe

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Ungefähre Route der Seeadler und Versenkungsorte (siehe Nummerierung: 1–2 Nordatlantik, 3–11 Mittelatlantik, 12–14 Pazifik)
  1. Gladys Royle, 3.268 BRT, britischer Frachtdampfer aus Sunderland, aufgebracht und versenkt am 9. Januar 1917.
  2. Lundy Island, 3.095 BRT, britischer Frachtdampfer, aufgebracht und versenkt am 10. Januar 1917.
  3. Charles Gounod, 2.199 BRT, französische Bark aus Nantes, aufgebracht und versenkt am 21. Januar 1917.
  4. Percé, 364 BRT, britischer Auxiliar-Schoner aus Halifax, Neuschottland (heute Kanada), aufgebracht und versenkt am 24. Januar 1917.
  5. Antonin (IV), 3.071 BRT, französische Viermastbark der Reederei A. D. Bordes & Fils, aufgebracht und versenkt am 3. Februar 1917.
  6. Buenos Ayres, 1.811 BRT, italienisches Vollschiff aus Neapel, aufgebracht und versenkt am 9. Februar 1917.
  7. Pinmore, 2.431 BRT, schottische Viermastbark aus Greenock (1882 als Viermastvollschiff gebaut und 1885 umgeriggt), aufgebracht und versenkt am 19. Februar 1917.
  8. British Yeoman, 1.953 BRT, britische Bark aus Victoria (British Columbia) (damals noch Großbritannien), aufgebracht und versenkt am 26. Februar 1917.
  9. La Rochefoucauld, 2.200 BRT, französische Bark aus Nantes, aufgebracht und versenkt am 27. Februar 1917.
  10. Dupleix, 2.206 BRT, französische Bark (1901) aus Nantes, aufgebracht und gesunken am 5. März 1917.
  11. Horngarth, 3.609 BRT, britischer Frachtdampfer aus Cardiff, aufgebracht und versenkt am 11. März 1917, 1 Toter durch Verbrühung.
  12. A. B. Johnson, 529 BRT, US-Viermastschoner, aufgebracht und versenkt am 14. Juni 1917.
  13. R. C. Slade, 673 BRT, US-Viermastschoner, aufgebracht und versenkt am 18. Juni 1917.
  14. Manila, 731 BRT, US-Viermastschoner, aufgebracht und versenkt am 8. Juli 1917.

Freigegebene Schiffe

  • Viking, 2.959 BRT, dänische Viermastbark, aufgebracht, wegen „unbedenklicher Ladung“ dann unbehelligt freigegeben.
  • Cambronne, 1.833 BRT, französische Bark (1907; Reederei A. D. Bordes & Fils), aufgebracht, Ladung (Salpeter) durch Wasser unbrauchbar gemacht, ohne Bramstengen und Ersatzsegel mit 263 Gefangenen freigegeben am 21. März, angekommen in Rio de Janeiro, Brasilien, am 30. März 1917.

Nach dem Schiffbruch der Seeadler wurde der französische Schoner Lutece (126 BRT) am 5. September 1917 aufgebracht. Er segelte zur Osterinsel als Fortuna und kam dort am 4. Oktober 1917 an.

Wrack

Im Januar 2022 wurden die Reste des Wracks an der von Luckner angegebenen Stelle gefunden und untersucht. Nur einige Metallteile des Schiffs waren noch zu finden.[1]

Gemälde

Datei:SMSSeeadlerFront.PNG
Postkarten-Reproduktion des Gemäldes der Seeadler von Christopher Rave

Literatur

  • Felix Graf Luckner: Seeteufel. Heyne Verlag, München 1993; ISBN 3-45301-303-4
  • Hans D. Schenk (Hrsg.): Graf Luckners "Seeadler": das Kriegstagebuch einer berühmten Kaperfahrt (für das Deutsche Schiffahrtsmuseum herausgegeben von Uwe Schnall), Die Hanse/Carlsen, Hamburg 1999, ISBN 3-551-88480-3
  • Eintrag: Hilfskreuzer "Seeadler", in: Kapitän zur See a. D. Hugo von Waldeyer-Hartz: Der Kreuzerkrieg 1914-1918. Das Kreuzergeschwader. Emden, Königsberg, Karlsruhe. Die Hilfskreuzer, Oldenburg i. O. 1931, S. 209–211.
  • Kapitel: S. M. Hilfskreuzer „Seeadler“. In: Eberhard von Mantey: Die deutschen Hilfskreuzer, Berlin 1937, S. 325–354.
  • Kapitel: Kapitän Seeteufel vom „Seeadler“, in: Oliver E. Allen (Hrsg.): Die Windjammer. Eltville am Rhein: Bechtermünz, 1992, ISBN 3-86047-034-5, S. 120–135.
  • Norbert von Frankenstein: "Seeteufel" Felix Graf Luckner: Wahrheit und Legende, Hamburg 1997.
  • What Really Happened to von Luckners' Seeadler in 1917?, James N. Bade, University of Auckland (PDF; 33 kB)
  • Schmalenbach, Paul: Die deutschen Hilfskreuzer 1895–1945. Gerhard Stalling AG, Oldenburg, Hamburg 1977, ISBN 3-7979-1877-1.

Weblinks

Commons: Seeadler – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

  1. Das Wrack im ParadiesSpiegel am 15. Januar 2022
  2. Carl Kircheiß: Wal hooo! Weltreisen mit Harpunen, Angelhaken und Netzen, Wilkens, Rendsburg 1950, S. 182.