Satz von Olivier

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Der Satz von Olivier ist ein mathematischer Lehrsatz der Analysis, welcher auf eine Arbeit des Mathematikers Louis Olivier im zweiten Band des crelleschen Journals aus dem Jahre 1827 zurückgeht. Der Satz gibt eine notwendige Bedingung für die Konvergenz von Reihen, deren Glieder eine monoton fallende Folge positiver reeller Zahlen bilden, und liefert dabei eine Verschärfung des Nullfolgenkriteriums. Als direkte Anwendung des Satzes ergibt sich unter anderem die Divergenz der harmonischen Reihe.[1][2]

Formulierung

Der Satz von Olivier lässt sich wie folgt formulieren:

Sei eine monoton fallende Folge nichtnegativer reeller Zahlen und die zugehörige Reihe sei konvergent, also
.
Dann gilt
,
das heißt, die Zahlenfolge ist eine Nullfolge.[3]

Beweis nach Konrad Knopp

Der Ansatz zum Beweis des Satzes von Olivier ergibt sich aus dem Cauchy-Kriterium für Reihen.

Ist nämlich ein beliebiges vorgegeben, so setzt man zunächst und findet dazu eine untere Schranke , so dass für beliebige mit stets die Ungleichung

gilt.

Damit ist wegen der vorausgesetzten Monotonieeigenschaft der Zahlenfolge zunächst

und folglich

gegeben.

Das aber bedeutet insbesondere, dass man für mit stets

und damit

hat.

Als untere Schranke zu wählt man nun  .

Damit ergibt sich nämlich für alle mit wegen und die Ungleichung

 .

Folglich ist eine Nullfolge.

Anmerkung

  • Für
hat man
 ,
was mit dem Satz von Olivier die Divergenz der harmonischen Reihe impliziert.
  • Anhand der abelschen Reihe, welche
als allgemeines Glied hat[4], sieht man, dass der Satz von Olivier lediglich eine notwendige, jedoch keine hinreichende Bedingung formuliert. Denn der abelschen Reihe liegt zwar eine monoton fallende Gliederfolge zugrunde und dabei ist
 ,
aber dennoch folgt mit dem Verdichtungskriterium von Cauchy
[5][6]

Literatur

  • Konrad Knopp: Theorie und Anwendung der unendlichen Reihen (= Die Grundlehren der Mathematischen Wissenschaften. Band 2). 5., berichtigte Auflage. Springer Verlag, Berlin / Göttingen / Heidelberg / New York 1964, ISBN 3-540-03138-3 (MR0183997).
  • Herbert Meschkowski: Unendliche Reihen. 2., verbesserte und erweiterte Auflage. BI Wissenschaftsverlag, Mannheim u. a. 1982, ISBN 3-411-01613-2 (MR0671586).
  • Louis Olivier: Remarques sur les séries infinies et leur convergence. In: Journal für die reine und angewandte Mathematik. Band 2, 1827, S. 31–44 (uni-goettingen.de).

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Konrad Knopp: Theorie und Anwendung der unendlichen Reihen (= Die Grundlehren der Mathematischen Wissenschaften. Band 2). 5., berichtigte Auflage. Springer Verlag, Berlin / Göttingen / Heidelberg / New York 1964, ISBN 3-540-03138-3, S. 125–126 (MR0183997).
  2. Herbert Meschkowski: Unendliche Reihen. 2., verbesserte und erweiterte Auflage. BI Wissenschaftsverlag, Mannheim u. a. 1982, ISBN 3-411-01613-2, S. 28–29 (MR0671586).
  3. A. Ostrowski: Complex Function Theory. In: Collected Mathematical Papers, Vol. 5 XIII, Birkhäuser-Verlag, 1984, ISBN 3-7643-1510-5, S. 163; dort wird diese Aussage als Satz von Olivier bezeichnet
  4. bei formaler Setzung von
  5. Konrad Knopp: Theorie und Anwendung der unendlichen Reihen (= Die Grundlehren der Mathematischen Wissenschaften. Band 2). 5., berichtigte Auflage. Springer Verlag, Berlin / Göttingen / Heidelberg / New York 1964, ISBN 3-540-03138-3, S. 121, 124 (MR0183997).
  6. Herbert Meschkowski: Unendliche Reihen. 2., verbesserte und erweiterte Auflage. BI Wissenschaftsverlag, Mannheim u. a. 1982, ISBN 3-411-01613-2, S. 26–27 (MR0671586).