Saum (Textil)

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Saumfuß einer Nähmaschine

Der Saum oder Beleg ist bei Textilien die Bezeichnung für die (einfach oder doppelt) umgeschlagene und angenähte Gewebekante, die das Ausfransen der Schnittkanten verhindert. Der Saum wird maschinell oder von Hand mit sogenannten Saumstichen befestigt. Außer den umgeschlagenen sind noch eingefasste sowie falsche Säume üblich.

Arten von Säumen und Saumstichen

Säume mit unterschiedlicher Breite (einschließlich der Nahtzugabe) können einen bestimmten Stil haben, für den je nach Art mehr oder weniger Stoff benötigt wird. Ein taschentuchartiger Saum erfordert eine Saumzugabe von 0,6 cm oder einem Viertelzoll. Ein typischer Rock- oder Hosensaum misst 5–7,6 cm.[1] Die Tiefe des Saums wirkt sich auf die Art und Weise aus, wie das Gewebe des fertigen Stoffes fällt.

Blindsaum

Ein Saum mit nicht oder kaum sichtbarer Naht kann mithilfe des Blindstichs erzeugt werden. Der Blindsaum wird meist bei Stücken angewendet, die von Hand gewaschen werden, da er nicht so stabil wie ein umgeschlagener Saum ist.[2]

Umbug

doppelt eingeschlagener Saum mit Umbug

Das nach innen doppelt eingeschlagene Stück des Saumeinschlags bezeichnet man als Umbug. Er schützt die Schnittkante.[3]

Umbug in der Kürschnerei

In der Kürschnerei meint das Wort Umbug den Saum. Bei den meisten Pelzbekleidungsstücken ist das der Einschlag an den vorderen Kanten, der unteren Kante und den Ärmelkanten. Im Gegensatz zu den Textilien wird der Saum beim Pelz ausnahmslos nur einmal umgeschlagen (umgebugt), ohne weiteren Einschlag. Beim klassischen Pelzteil wird die Saumkante mit festen Stichen verschiedener Sticharten (Umbugstich oder Anschlagstich) befestigt, die nicht auf die Haarseite durchgestochen werden dürfen. Diese Naht wird meist durch das Innenfutter abgedeckt. Breitere Säume, insbesondere der Innenbeleg der Vorderkanten, werden zusätzlich mit einem Anschlagstich befestigt, um einen guten Sitz der Belege zu garantieren. Um ein Ausdehnen beim Gebrauch zu verhindern, wird auf die Bruchkanten zuvor ein Bändelband aufgeklebt oder geheftet (bändeln). Meist wird außerdem eine füllende Einlage zwischengeheftet, bei flachem oder schütterem Material als Rolle, die das Brechen des Haarvlieses mit Sichtbarwerden der Lederoberfläche verringert. Fellkanten mit dunklem Haar und hellem Leder werden vorab mit einer spirituslöslichen Anilinfarbe von der Lederseite her dunkel durchgefärbt (blenden), um ein Durchscheinen des Leders zu verhindern.

Bei veloutierter oder nappierter Pelzbekleidung wird nach dem Bändeln die Saumkante abgesteppt, entweder den Fellumbug auf der Lederaußenseite oder nach innen eingeschlagen (nachdem in der Regel zuvor die Haare darunter abgeschoren wurden).

Bei handwerklicher, nicht industrieller Verarbeitung werden Manschetten, Taschenklappen und -leisten, Gürtelteile und Riegel an der Bruchkante der Fellkanten oder Textilien umgebrochen und mit Umbugstichen befestigt.[4]

Literatur

  • Meyers Enzyklopädisches Lexikon. Band 20, Bibliographisches Institut, Lexikonverlag, Mannheim/ Wien/ Zürich 1975, S. 767.
  • Jutta Lammèr: Lexikon der Handarbeiten. Otto Maier Verlag, Ravensburg 1983, ISBN 3-473-42363-7.

Einzelnachweise

  1. Form-Fit-Fashion-Details-Designers. Abgerufen am 7. Dezember 2021.
  2. Nicole Vasbinder: Nähen - Tipps und Lösungen: Damit jeder Stich auf Anhieb klappt. Stiebner Verlag GmbH, 2016, ISBN 978-3-8307-0953-4, S. 165 (google.de [abgerufen am 24. Oktober 2020]).
  3. Wilfried Schierbaum: Bekleidungs-Lexikon. Schiele & Schön Fachverlag, Berlin 1993, ISBN 3-7949-0563-6, S. 347.
  4. Autorenkollektiv: Rauchwarenherstellung und Pelzkonfektion. Fachbuchverlag Leipzig, 1970, S. 447 „Umbugen“.