Schloss Wolfshagen (Prignitz)

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Schloss Wolfshagen von Süden

Das Schloss Wolfshagen steht im gleichnamigen Ortsteil der Gemeinde Groß Pankow etwa acht Kilometer westlich von Pritzwalk im Nordwesten Brandenburgs. Das Schloss liegt an der Stepenitz etwa vier Kilometer abseits der B 189. Es dient heute als Museum und wird für kulturelle Veranstaltungen wie Konzerte, Kunstausstellungen, Vorträge, Tagungen und Lesungen genutzt.

Geschichte

1147 brachten die ursprünglich aus der Altmark stammenden Gans Edlen Herren zu Putlitz das Flussgebiet der Stepenitz unter ihre Herrschaft. Sie errichteten eine Wasserburg, von deren Gewölbe noch Reste im Westflügel des heutigen Schlosses erhalten sind. Um 1590 erfolgte eine Erweiterung der Burg zu einem vierflügeligen Renaissance-Schloss mit Wallanlagen, das nach dem Dreißigjährigen Krieg jedoch verfiel.

Grisaille-Malerei in der sogenannten Zweiten Prinzenstube

In der Zeit von 1771 bis 1787 ließ Albrecht Gottlob Gans Edler Herr zu Putlitz auf den noch vorhandenen Fundamenten eine spätbarocke Zweiflügelanlage errichten. Dabei entstanden neben den bemalten Leinwandtapeten in einigen Räumen auch wandfeste, zum Teil illusionistische Wand- und Deckenmalereien. In der sogenannten Zweiten Prinzenstube entstanden in den Supraportenfeldern über den Türen und Wandschränken Grisaille-Malereien mit Szenen nach populären Kupferstichen von Daniel Chodowiecki, was einmalig in der Kunstgeschichte der Mark Brandenburg sein dürfte. Andere Motive und vor allem die Ausmalung des Gartensaals mit allegorischen und gegenständlichen Motiven zu Friedrich dem Großen als Feldherrn erheben Wolfshagen in den Rang eines der frühesten Friedrich-Denkmäler Preußens. Die Malereien sind aber 1952 größtenteils zerstört worden.

Schloss Wolfshagen um 1857/58, Sammlung Alexander Duncker

Im 19. Jahrhundert wirkten Albert Gans zu Pulitz (1821–1859) und dann sein Sohn Wedigo (1850–1909) als Gutsherren. Letzterer war Kavallerieoffizier, lernte Landwirtschaft auf Gut Putlitz-Philippshof, Rechtsritter des Johanniterorden sowie Stiftshauptmann von Klosterstift Marienfließ.[1]

In den 1850er Jahren schuf Peter Joseph Lenné beidseits der Stepenitz einen Landschaftspark, und Hans Albrecht zu Putlitz (1882–1947)[2] ließ die Fassade des Schlosses im Jahr 1911 im Stil des Neubarocks umgestalten sowie vor das Schlossportal einen von dorischen Säulen gestützten Altan anbauen. 1914 umfasste das Rittergut Wolfshagen mit den Vorwerken Horst-Dannhof, Hellburg und Horst exakt 1928 ha.[3] Hans Albrecht setzte seine Kinder Carla, Wedigo und Hans Hermann noch zu Lebzeiten als Mitinhaber und Erben ein.[4] Das Rittergut von Hans Albrecht Gans Edler Herr zu Putlitz hatte vor der großen Wirtschaftskrise 1929 eine Größe von 2010 ha und wurde mit einem Administrator verwaltet. Dies spricht dafür, dass seitens eines Kreditgebers, der Ritterschaftsbank oder deren Rechtsnachfolger zumeist, einige Auflagen bestanden.[5]

Nachdem die Familie Gans zu Putlitz im Oktober 1945 dazu gezwungen worden war, das Schloss zu verlassen, wurde es von der Roten Armee geplündert. Im Jahr 1952 folgte eine Umnutzung des Schlosses zu einer Schule, wobei die barocken Leinwandtapeten, die beiden Innentreppen und das bis dahin noch erhaltene Herrschafts- und Familienarchiv zerstört wurden. In den 1960er Jahren wurden die aus dem 18. und 19. Jahrhundert stammende Öfen und Kamine entfernt und 1969 der Altan abgerissen.

Obwohl die kleine Schlosskapelle aus dem 16. Jahrhundert 1975 unter Denkmalschutz gestellt worden war, wurde sie 1982 niedergelegt.

Noch ehe die Schulnutzung 1998 aufgegeben wurde, gründete sich 1995 der Förderverein Schlossmuseum Wolfshagen e. V., der heute das im Schloss untergebrachte Museum betreibt. Dieses konnte nach mehrjähriger Sanierung, unter anderem mit Hilfe der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, eröffnet werden. Zum Erhalt des Schlosses trägt seit 2005 die von Bernhard von Barsewisch eingerichtete "Stiftung Schlossmuseum Wolfshagen" bei.

Schlossmuseum

Blick durch die Ausstellungsräume

Im Erdgeschoss werden Einrichtungs- und Gebrauchsgegenstände sowie Jagdtrophäen und Ahnenbilder – besonders der Familien von Winterfeld, von Saldern, von Platen und von Königsmarck – sowie Hohenzollern-Porträts gezeigt. Sie stammen teilweise aus dem Schloss Wolfshagen und zu einem anderen Teil aus weiteren Gutshäusern der Familie Gans zu Putlitz oder anderen märkischen Herrensitzen. In dem 2002 neu gestalteten und geweihten Kapellenraum wurden wesentliche Teile der nach dem Abriss der alten Schlosskirche geretteten Original-Ausstattung – unter anderem die Gestühlswangen von 1572, Wappenschilde, Zeremonialhelme und das Taufbecken – integriert. Das Obergeschoss des Gebäudes beheimatet die Porzellansammlung Bernhard von Barsewischs. Sie ist Europas bedeutendste Sammlung von Gebrauchsgeschirr und mitteleuropäischer Blaumalerei aus über 50 europäischen Manufakturen und umfasst Stücke aus vier Jahrhunderten. In den Kellerräumen wurde ein DDR-Klassenzimmer eingerichtet, um an die langjährige Schulnutzung des Gebäudes zu erinnern. Eine Dauerausstellung veranschaulicht die Geschichte des bei Seddin gelegenen, fast 3000 Jahre alten sogenannten Königsgrabes von Seddin. Zu sehen sind dabei Kopien der 1899 aufgefundenen Grabbeigaben, deren Originale sich im Märkischen Museum in Berlin befinden.

Literatur

  • Stammtafeln der Familie Gans Edle Herren zu Putlitz, von ihrem ersten urkundlichen Auftreten bis zur Gegenwart. Uebersichts=Blatt des ganzen Geschlechts der Edlen Herren zu Putlitz 1400-1886. Hrsg.: B. Ragotzky, Ad. M. Hildebrandt, Genealogie, Gedruckt bei Julius Sittenfeld, Berlin 1887
  • Torsten Foelsch: Adel, Schlösser und Herrenhäuser in der Prignitz. Ein Beitrag zur Kunst- und Kulturgeschichte einer märkischen Landschaft, Leipzig 1997
  • Wolfshagen, von Oliver Hermann und Edzard Rust. In: Peter Michael Hahn und Hellmut Lorenz: Herrenhäuser in Brandenburg und der Niederlausitz. S. 639–642; gesamt 2 Bände: Einführung und Katalog. Kommentierte Neuausgabe des Ansichtenwerks von Alexander Duncker (1857–1883); Berlin: Nicolaische Verlagsbuchhandlung Beuermann 2000; 2 Bde., 856 S., 275 farbige, 825 SW-Abb.; ISBN 978-3-875-84024-7
  • Torsten Foelsch: Die neue Schloßkapelle in Wolfshagen. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Prignitz, Bd. 4, Perleberg 2004, S. 75–83
  • Torsten Foelsch: Wolfshagen. In: Schlösser und Gärten der Mark, hrsg. von Sibylle Badstübner-Gröger, 2. neu bearbeitete Auflage, Berlin 2007, ISBN 3-87584-570-6.
  • Torsten Foelsch: Die Wassermühle auf dem Gut Wolfshagen. In: Mühle und Mischfutter. Die Fachzeitschrift für Getreideverarbeitung und Tiernahrungs-Produktion. Verfahrenstechnik im Schüttgut-, Lebensmittel- und Non-Food-Bereich, Heft 24, 21. Dezember 2009, 146. Jg., Detmold 2009, S. 825–828.
  • Torsten Foelsch: Die Archive der Gans Edlen Herren zu Putlitz. Eine Spurensuche. In: Berichte und Forschungen aus dem Domstift Brandenburg, Band 3, Brandenburg 2010, S. 125–173
  • Torsten Foelsch: Die ländlichen Parks in der Prignitz. Beiträge zu 400 Jahren Gartenkunst. In: Mitteilungen der Pückler-Gesellschaft, Heft 25, Neue Folge, Berlin 2011
  • Torsten Foelsch: Die Gans Edlen Herren zu Putlitz – ein märkisches Adelsgeschlecht in der Prignitz. 800 Jahre Familiengeschichte. In: Die Mark Brandenburg. Zeitschrift für die Mark und Brandenburg, Heft 82, Berlin 2011, S. 18–25.
  • Torsten Foelsch: Forst und herrschaftliche Jagd auf dem Lande am Beispiel der Rittergüter Wolfshagen und Rühstädt. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Prignitz, Band 12, Perleberg 2012, S. 61–90.
  • Torsten Foelsch: Wolfshagen. In: Schlösser und Gärten der Mark, hrsg. von Sibylle Badstübner-Gröger, 2. neu bearbeitete Auflage, Berlin 2007, ISBN 3-87584-570-6.
  • Bernhard von Barsewisch: Groß Pankow und Wolfshagen. Zwei Prignitzer Gutshäuser mit neuen Funktionen. In: Schlösser, Herrenhäuser, Burgen und Gärten in Brandenburg und Berlin. Festschrift zum zwanzigjährigen Jubiläum des „Freundeskreises Schlösser und Gärten der Mark in der Deutschen Gesellschaft e. V.“ 2012, hrsg. Von Sibylle Badstübner-Gröger, Berlin 2012, S. 184–191.

Weblinks

Commons: Schloss Wolfshagen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Karl Jenrich: Album der Zöglinge der Klosterschule Roßleben von 1854 bis 1904. Nebst Nachträgen zum Album vom Jahre 1854. In: Klosterschule Rossleben (Hrsg.): Schulverzeichnis. Zögling-No.: 218. Selbstverlag der Klosterschule, Rossleben 1904, S. 67 (d-nb.info [abgerufen am 22. August 2021]).
  2. Rudolf Martin (Hrsg.): Jahrbuch des Vermögens und Einkommens der Millionäre in Königreich Preußen. Nachtrag, Berlin, Brandenburg, Rheinprovinz, Schlesien, Westfalen. 3. Auflage. Erster Band. Sächsische Maschinensatz-Druckerei G.m.b.H., Berlin, Werdau 1913, S. 113 (d-nb.info [abgerufen am 16. August 2021]).
  3. Ernst Seyfert: Niekammer`s Güter-Adressbücher, Band VII, Brandenburg, 1914. Verzeichnis der Rittergüter, Güter und Höfe über 30 ha, nach amtlichen Angaben. Hrsg.: Paul Niekammer. 2. Auflage. Reichenbach`sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1914, S. 194–195 (martin-opitz-bibliothek.de [abgerufen am 16. August 2021]).
  4. Hans Friedrich v. Ehrenkrook: Genealogisches Handbuch der Freiherrlichen Häuser A (Uradel) 1963. In: Ausschuss für adelsrechtliche Fragen/Deutsches Adelsarchiv (Hrsg.): Gesamtreihe GHdA von 1951 bis 2015. Band V, 30. Mit Angaben Gans zu Putlitz und Ehefrauen. C. A. Starke, Limburg an der Lahn 1963, S. 96–97 (d-nb.info [abgerufen am 16. August 2021]).
  5. Ernst Seyfert, Hans Wehner, Alexander Haußknecht: Niekammer`Landwirtschaftliche Güter-Adreßbücher, VII, Provinz Brandenburg. 1929. Verzeichnis der Rittergüter, Güter und Höfe über 20 ha, nach amtlichen Angaben. In: Niekammer (Hrsg.): Letzte Ausgabe der Reihe Niekammer. 4. Auflage. Niekammer Adressbuch G.m.b.H., Leipzig 1929, S. 170 (martin-opitz-bibliothek.de [abgerufen am 23. August 2021]).

Koordinaten: 53° 8′ 56,5″ N, 12° 0′ 33,6″ O