Schmid-Oberrautner
Das Weingut Schmid-Oberrautner ist ein historisch bedeutsames, ländliches Wohngebäude in Gries-Quirein, einem Stadtteil von Bozen in Südtirol.
Das markante Gehöft, in der heutigen Fagenstraße gelegen, sticht mit seinem alten spätgotischen Wohnhaus mit straßenseitigem Spitzgiebel entlang der Michael-Pacher-Straße hervor. Im Innenhof besteht eine Freitreppe mit abgefaster, steingerahmter Spitzbogentür und einem Verbindungsgang zum Ökonomiegebäude aus der Zeit um 1500. Auch der Hausgang weist eine Spitzbogentür in breit abgefaster Steinrahmung aus derselben Zeit auf.
Die Hofstelle befindet sich seit dem frühen 16. Jahrhundert ununterbrochen im Besitz der Familie Schmid, die erstmals 1537 mit Caspar Schmit am Raut zu Gries genannt ist.[1] Die Bauleute am Raut sind aber bereits 1363 mit Ullin am Raut und 1377 mit Hainricus am Geraut de Arena urkundlich fassbar.[1] In einer Besitzaufzeichnung von Kloster Schäftlarn von 1435, das in Gries seinen Südtiroler Besitzschwerpunkt besaß, ist Adam am Raut als Zinsgeber genannt.[2] Derselbe Adam Gendel am Rawt fungierte von 1434 bis 1439 als Kirchpropst der alten Grieser Marienpfarrkirche, ebenso wie Hannszel Gandel am Räwt in den Jahren 1439/40.[3] In einer Landgerichtsurkunde von 1487 erscheint Cristoffel am Raut als steurer am Hayngarten, also als landesfürstlicher Steuereinnehmer des ehemaligen Grieser Viertels Haimgarten (≈ Moritzing).[4]
1784 erlangte Joseph Schmied am Oberrautnerhof zu Grieß, von Grieß gebürtig das Inwohnerrecht der Stadt Bozen,[5] ebenso 1810 Johann Schmied, Oberrautner zu Grieß.[6]
1899 ließ die Familie Schmid die nördlich angrenzende Villa Schmid-Oberrautner (Villa Gruber)[7] von Baumeister Josef Bittner im Überetscher Stil errichten.
Der noch heute weinwirtschaftlich genutzte Hof wurde aufgrund seiner historisch-baugeschichtlichen Bedeutung 1951 unter Denkmalschutz gestellt. 2020 wurde der Wirtschaftstrakt (Stadel) behutsam saniert und zum Wohnbereich umgestaltet.[8]
Literatur
- Josef Tarneller: Die Burg-, Hof- und Flurnamen in der Marktgemeinde Gries bei Bozen (= Schlern-Schriften. Band 6). Universitäts-Verlag Wagner, Innsbruck 1924, S. 42, Nr. 224 (online).
- Josef Weingartner: Die Kunstdenkmäler Bolzanos (= Die Kunstdenkmäler Südtirols 3,2). Hölzel, Wien-Augsburg 1926, S. 217 (online).
Weblinks
- Eintrag im Monumentbrowser auf der Website des Südtiroler Landesdenkmalamts
- Webseite Schmid-Oberrautner mit historischen Erläuterungen
Einzelnachweise
- ↑ a b Josef Tarneller: Die Burg-, Hof- und Flurnamen in der Marktgemeinde Gries bei Bozen. Innsbruck 1924, S. 42, Nr. 224.
- ↑ Volker Stamm: Grundbesitz in einer spätmittelalterlichen Marktgemeinde: Land und Leute in Gries bei Bozen (= Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte. Beihefte 222), Stuttgart: Steiner 2013. ISBN 978-3-515-10374-9, S. 98.
- ↑ Volker Stamm, Hannes Obermair: Zur Ökonomie einer ländlichen Pfarrgemeinde im Spätmittelalter. Das Rechnungsbuch der Marienpfarrkirche Gries (Bozen) von 1422 bis 1440. (= Veröffentlichungen des Südtiroler Landesarchivs. 33). Verlagsanstalt Athesia, Bozen 2011. ISBN 978-88-8266-381-0, S. 27.
- ↑ Hannes Obermair: Bozen Süd – Bolzano Nord. Schriftlichkeit und urkundliche Überlieferung der Stadt Bozen bis 1500. Regesten der kommunalen Bestände 1401–1500. Band 2. Stadtgemeinde Bozen, Bozen 2008, ISBN 978-88-901870-1-8, S. 195, Nr. 1236.
- ↑ Bozner Bürgerbuch 1551–1806. Hrsg. vom Heimatpflegeverband Bozen. 2 Bände, Innsbruck: Wagner 1956, S. 245, Nr. 10700.
- ↑ Bozner Bürgerbuch 1551–1806. Hrsg. vom Heimatpflegeverband Bozen. 2 Bände, Innsbruck: Wagner 1956, S. 318, Nr. 12486.
- ↑ Carl Höffinger: Curort Gries bei Bozen in Deutsch-Südtirol, Österreich. Selbstverlag 1910, S. 112.
- ↑ Schmid-Oberrautner: Sanierung und Umbau eines Stadels zu drei Ferienwohungen und einem Veranstaltungsraum in Gries, Bozen (mit Aufrissplänen), abgerufen am 18. März 2022.
Koordinaten: 46° 30′ 20,4″ N, 11° 20′ 11,1″ O