Seeschlacht bei Ösel

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Seeschlacht bei Ösel

Darstellung der Seeschlacht bei Ösel
Datum 4. Juni 1719
Ort In der Nähe der Insel Ösel, heutiges Estland
Ausgang russischer Sieg
Konfliktparteien

Schweden Schweden

Russisches Kaiserreich Russisches Reich

Befehlshaber

Schweden Anton Johan Wrangel

Russisches Kaiserreich Naum Senjawin

Truppenstärke
drei Schiffe sieben Schiffe
Verluste

drei gekaperte Schiffe
50 Tote, 14 Verwundete und 387 Gefangene

neun Tote und neun Verwundete

Die Seeschlacht bei Ösel war ein Seegefecht im Großen Nordischen Krieg. Es fand am 4. Juni 1719 in der Nähe der Insel Saaremaa (Ösel) statt. Der russische Kapitän Naum Akimowitsch Senjawin zwang drei schwedische Kriegsschiffe (zwei Fregatten und eine Brigantine) zur Übergabe der Schiffe, ohne sie entern zu müssen. Der Kommandeur des schwedischen Verbandes, Anton Johan Wrangel, geriet dabei in Gefangenschaft.

Im Vorfeld

Im Mai 1719 verließen drei Schiffe der schwedischen Marine unter dem Kommando von Kapitän Wrangel Pillau, um einen schwedischen Konvoi von Stockholm aus zu eskortieren.

Die russische Marine erfuhr von diesem Vorhaben und entsandte einen Flottenverband unter Kapitän Senjawin mit dem Auftrag, diese Schiffe abzufangen. Er verließ am 26. Mai mit seiner Flotte, bestehend aus sieben Schiffen, Reval (das heutige Tallinn).

Beteiligte Schiffe

Das schwedische Geschwader

Die russische Flotte

  • Flaggschiff Portsmouth – 52 Geschütze
  • Linienschiff Devonshire – 52 Geschütze
  • Linienschiff Uriel – 52 Geschütze
  • Linienschiff Raphael – 52 Geschütze
  • Fregatte Yagudiil – 52 Geschütze
  • Fregatte Varahail – 52 Geschütze
  • Schoner Natalia – 18 Geschütze

Verlauf des Gefechtes

Flaggschiff Wachtmeister im Gefecht gegen das russische Geschwader im Jahre 1719

Am frühen Morgen des 4. Juni, gegen 3:00 Uhr, trafen die beiden Geschwader in den Gewässern westlich der Insel Saaremaa aufeinander. Wrangel erkannte, dass der russische Verband dem seinen weit überlegen war. Deshalb wandte er sich nach Nord-West, um einem Gefecht aus dem Weg zu gehen. Die russischen Schiffe nehmen die Verfolgung auf, ohne zunächst zu wissen, wen sie verfolgten, da die schwedischen Schiffe keine Flaggen führten. Das Flaggschiff Portsmouth und das Linienschiff Devonshire übernahmen die Führung des russischen Geschwaders.

Um fünf Uhr morgens holte der russische Verband die schwedischen Schiffe ein und gab zwei Warnschüsse ab, um den fremden Kommandeur zum Zeigen der Flagge zu zwingen. Als Wrangel die schwedische Fahne hisste, eröffneten die russischen Kanoniere sofort das Feuer.

Die Linienschiffe Portsmouth und Devonshire versuchten das Flaggschiff Wachtmeister von den anderen zu trennen. Dieses Duell fand von 5:00 Uhr bis 9:00 Uhr statt. Die Kanoniere der Wachtmeister beschossen die Devonshire, woraufhin deren Segel Feuer fing. Die Portsmouth wandte sich der Fregatte Vapen Karlskrona zu, die der Portsmouth weit unterlegen war. Die russischen Geschütze fügten der Fregatte einen so schweren Schaden zu, dass diese nach nur kurzem Beschuss die Fahne einzog und sich ergab. Auch das dritte Schiff des schwedischen Geschwaders, die Bernhardus, wurde vom Flaggschiff getrennt und unter Beschuss genommen. Der Kommandeur ergab sich nach kurzem Gefecht.

Die Wachtmeister aber kämpfte sich frei und entkam zunächst den Russen. Sie versuchte sich in Richtung der schwedischen Insel Gotska Sandön abzusetzen. Dieser Weg wurde den Schweden aber von der Raphael und der Yagudiil versperrt.

Der schwedische Kommandeur Wrangel war bei dem Gefecht schwer verwundet worden, so dass dessen Erster Offizier Trolle das Kommando auf dem Flaggschiff übernommen hatte. Dieser weigerte sich, das Schiff zu übergeben. 15 Stunden nach Beginn der Seeschlacht gingen die russischen Schiffe zum letzten Angriff auf das schwedische Flaggschiff über. Die Wachtmeister wurde komplett entmastet und das Oberdeck war mit Toten und Verwundeten übersät. Der Erste Offizier Trolle erkannte die Aussichtslosigkeit der Lage und übergab das Schiff an den russischen Kommandeur.

Mit dem schwedischen Geschwader im Schlepptau steuerte die russische Flotte Reval an. Dieser Erfolg war einer der ersten Siege der jungen russischen Seefahrtsgeschichte in einem offenen Seegefecht.

Literatur

  • R.C. Anderson: Naval wars in the Baltic, Gilbert-Wood, 1910 (englisch)
  • Guy Le Moing: Les 600 plus grandes batailles navales de l'histoire, Marines Éditions, 2011, ISBN 978-2-35743-077-8 (französisch)

Weblinks