Shinkansen-Baureihe 300

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Shinkansen-Baureihe 300
Baureihe 300
Baureihe 300
Anzahl: 70
Hersteller: Hitachi Ltd., Kawasaki Heavy Industries Rolling Stock Company, Kinki Sharyo, Nippon Sharyo
Baujahr(e): 1990–1998
Ausmusterung: 2007–2012
Spurweite: 1435 mm (Normalspur)
Länge: 402,1 m, 25.000 mm (Mittelwagen),[1] 26.050 mm (Endwagen)[1]
Höhe: 3.650 mm[1]
Breite: 3.380 mm[1]
Leermasse: 710 t[1]
Höchstgeschwindigkeit: 270 km/h
Dauerleistung: 12.000 kW[1]
Beschleunigung: 1,6 km/h/s[1]
Raddurchmesser: 860 mm[1]
Stromsystem: 25 kV 60 Hz
Stromübertragung: Oberleitung
Bremse: elektrisch gesteuerte Druckluftbremse (Scheibenbremsen), Wirbelstrombremse
Sitzplätze: 1.323
Klassen: normal (2. Klasse), Green Klass (1. Klasse)

Die Shinkansen-Baureihe 300 (japanisch 新幹線300系電車 Shinkansen 300-kei densha) war ein japanischer Hochgeschwindigkeitszug, der seit 1992 auf der Strecke Tōkaidō und Sanyō Shinkansen von JR Central und der JR West eingesetzt wurde. Die neuen Fahrzeuge ersetzten die Shinkansen-Baureihe 0 und die Shinkansen-Baureihe 100. Die Züge wurden alle bis Ende März 2012 ausgemustert.[2][3]

Design

Baureihe 300 neben 700

Die Baureihe 300 waren die ersten Shinkansen, die anstatt vier Motoren (für jede Achse einen) mit nur drei Traktionsmotoren ausgestattet wurden. Es handelte sich dabei um moderne Drehstrom-Asynchronmotoren, während die Vorgängerbauarten einfache Wechselstromantriebe nutzten. Die Fahrzeuge bestanden ausschließlich aus 16 Wagen. Anstelle von Speisewagen wurden zwei Wagen mit Imbiss-Ständen ausgestattet, die später, um mehr Sitzplätze zu schaffen, wieder entfernt wurden.

Die Formgebung dieser Einheiten erinnerte an einen gekrümmten Keil an der Vorderseite. Die neue „Nase“ ersetzte somit die raketenähnliche Front älterer Baureihen (0, 100, 200). Die Fahrzeuge waren alle brillantweiß mit einem dicken blauen Streifen unterhalb der Fenster lackiert.

Varianten

Vorserie J0, 300-9000

Ex-Prototyp „J1“ nahe der Hamamatsu-Station bei einer Testfahrt, April 2003

Der Zug der Vorserie „300-9000“, auch nach Baunummer J0 genannt, absolvierte am 8. März 1990 die erste Probefahrt und wurde zahlreichen Tests unterzogen, bevor im März 1992 die Baureihe 300 Serienreife erlangte. Am Morgen des 1. März 1991 erzielte die J0-Einheit eine Geschwindigkeit von 325,7 km/h auf der Tōkaidō Shinkansen zwischen Maibara und Kyoto. Dies war zu jener Zeit in Japan Geschwindigkeitsrekord für ein Schienenfahrzeug.

Im März wurde der J0-Zug modifiziert und mit der neuen Baunummer J1 an die JR Central übergeben. Die J1-Einheit unterscheidet sich zu den Nachfolgenummern anhand einer geänderten Frontscheibe, anders angebrachter Scheinwerfer und anderer Seitenbleche an der Front. Des Weiteren war der „J1“ auch noch mit fünf Stromabnehmern (andere Einheiten später mit zwei) ausgestattet. Aufgrund begrenzter Wassertanks konnte dieses Fahrzeug nur die Strecke Toyko-Hakata befahren, bevor die Tanks nachgefüllt werden mussten. Die anderen Baunummern mit größeren Tanks bewältigten auch die Rückfahrt ohne nachzufüllen, weshalb die J1-Einheit hauptsächlich auf den Strecken von Tokyo nach Osaka/Okayama/Hiroshima zum Einsatz kam.

Ab 2001 wurde „J1“ als Testzug für die JR Central eingesetzt, um neues digitales ATC-Equipment auf der Tokaido Shinkansen zu testen. Die Einheit J1 wurde im März 2007 als erste ausgemustert.[4]

JR Central J-Serie

60 Züge zu je 16 Wagen (Baunummern J1-J61) wurden von der JR Central betrieben. Die Einheiten wurden im Zeitraum Februar 1992 bis Oktober 1998 geliefert. Im Dezember 1998 wurde die Baunummer „J59“ für Tests mit neuen Einholmstromabnehmern der Shinkansen-Baureihe 700 ausgestattet. Nach Ende der Testphase wurden bis Ende 2002 alle Einheiten mit diesen Stromabnehmern modifiziert.

Mit der Einführung der Shinkansen-Baureihe 700 wurden bis Juli 2007 die ersten Fahrzeuge abgestellt. Die gesamte Baureihe wurde schließlich bis zum März 2012, mit dem Fahrplanwechsel, komplett ausgemustert.[2][5]

JR West F-Serie

9 Züge zu je 16 Wagen (Baunummer F1-F9) wurden als Baureihe „300-3000“ von der JR West auf der Strecke San’yō-Shinkansen betrieben. Die Einheiten wurden im Zeitraum Dezember 1992 bis September 1993 geliefert. Als erste Serieneinheit wurde „F5“ im Juli 2011 ausgemustert.

Ausstattung

Geschichte

  • Januar 1988: Das Projekt der „Baureihe 300“ wird begonnen.
  • 8. März 1990: Produktion der Einheit 300-9000 (Vorserien-Baunummer „J0“) ist beendet.
  • April 1990: Testfahrten mit dem Fahrzeug starten.
  • Oktober 1990: Geschwindigkeitsrekord von 303,1 km/h bei Testfahrten.
  • 1. März 1991: Geschwindigkeitsrekord von 325,7 km/h bei Testfahrten.
  • Juli 1991: Ein Dauertest bis März 1992 startet.
  • Februar 1992: Die erste produzierte Serien-Einheit (Baunummer „J2“) wird geliefert.
  • März 1992: Auf der Tokaido-Shinkansen Nozomi wird die Baureihe mit 270 km/h Höchstgeschwindigkeit eingesetzt.
  • Juni 1992: Die Vorserien-Einheit J0 wird auf der Sanyo-Shinkansen getestet.
  • Dezember 1992: Die erste Serie F-Einheit (Baureihe 300-3000) wird ausgeliefert.
  • März 1993: Der planmäßige Verkehr auf der Strecke Toyko-Hakata wird aufgenommen.
  • 10. März 1993: Die frühe „J0“-Einheit wird zur „J1“-Version umgerüstet.
  • April 1994: Ab der Baunummer „J16“ werden Schiebetüren eingebaut.
  • August 1995: Ab der Baunummer „J30“ werden nur 2 Stromabnehmer anstatt 3 eingebaut.
  • März 1996: Die Höchstgeschwindigkeit auf der Hikari-Route wird auf 270 km/h angehoben.
  • Oktober 1998: Die Produktion der Baureihe 300 wird beendet.
  • September 1999: Ab der Baunummer „J9“ werden die Züge auf Einholmstromabnehmer umgerüstet.
  • Dezember 2001: Die Baureihe 300 wird von Nachfolgereihen auf der Nozomi-Route ersetzt.
  • März 2007: Der erste Zug der Baureihe 300, „J1“, wird ausgemustert.
  • Juli 2007: Erste Serieneinheit der JR Central, „J14“, wird ausgemustert.
  • Juli 2011: Die erste Serieneinheit der JR West, „F5“, wird ausgemustert.
  • März 2012: Die Baureihe 300 wird vollständig außer Dienst gestellt.

(Quelle:[2][6])

Erhaltene Exemplare

Der ex-Prototyp J1 322-9001 in Hamamatsu, Juli 2007

Siehe auch

Weblinks

Commons: Shinkansen 300 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

  • JR全車両ハンドブック2006 (JR Rolling Stock Handbook 2006). Neko Publishing, Japan 2006.
  • JR電車編成表 '07冬号 (JR EMU Formations - Winter 2007). JRR, Japan 2006, ISBN 4-88283-046-9.
  • Peter Semmens: High Speed in Japan: Shinkansen The World's Busiest High-speed Railway. Platform 5 Publishing, Sheffield, UK 1997, ISBN 1-872524-88-5.

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h 高速鉄道物語 -その技術を追う- (Erzählung des Hochgeschwindigkeitsverkehrs). Seizandō Syoten, Japan 1999, ISBN 4-425-92321-9, S. 37.
  2. a b c 東海道・山陽新幹線から来春300系が引退します. 300 Series to be withdrawn from Tōkaidō and Sanyō Shinkansen by Spring 2012. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Press Release (pdf). Central Japan Railway Company & West Japan Railway Company, 20. Oktober 2011, archiviert vom Original am 16. Dezember 2011; abgerufen am 16. Dezember 2011 (japanisch).
  3. 100系・300系新幹線が引退 3月のJRダイヤ改定. 100 Series & 300 Series Shinkansen to be retired in March JR Timetable Changes. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Web Article. The Asahi Shimbun Company, 16. Dezember 2011, archiviert vom Original am 16. Dezember 2011; abgerufen am 16. Dezember 2011 (japanisch).
  4. プロトタイプの世界 / Prototype World. Kōtsū Shimbunsha, Japan 2005, S. 94–95.
  5. さよなら、初代「のぞみ」 名物新幹線、相次ぎ引退へ. Goodbye, the first "Nozomi" Shinkansen, to retire one after another. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Web Article. The Hokkaido Shimbun Press, 7. Mai 2010, archiviert vom Original am 7. Mai 2010; abgerufen am 7. Mai 2010 (japanisch).
  6. 東海道新幹線各駅停車 車両編. In: Japan Railfan Magazine. Band 43, Nr. 506. Kōyūsha, Japan Juni 2003, S. 48–68 (japanisch).
  7. 鉄道のテクノロジー. Band 1: 新幹線 – Shinkansen. San-ei, Japan 2009, ISBN 978-4-7796-0534-5 (japanisch).