Sieglinde Dick

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Sieglinde Dick (Sieglinde Franzke) (* 19. Juni 1943 in Potsdam; † 10. März 2003 in Münchehofe) war 1960 der erste weibliche Jockey der DDR, Distanzreiterin und Schriftstellerin.[1]

Leben und Wirken

Sieglinde Dicks Vater, ein einfacher Arbeiter, fiel 1945 als sie gerade zwei Jahre alt war, im Zweiten Weltkrieg. Ihre Mutter sorgte als Haushaltshilfe für den gemeinsamen Unterhalt. Neben ihrer Lieblingsbetätigung, dem Lesen, entdeckte Sieglinde Dick früh ihre Leidenschaft für Pferde und das Reiten. Die kaum Elfjährige wurde Mitglied in der GST-Reitsportgemeinschaft, einer Sektion der vormilitärischen Massenorganisation Gesellschaft für Sport und Technik zur Heranbildung von Spitzensportlern, sowie Mitglied des Lesebeirats ihrer Bibliothek, wo sie besonders eine Lesung des Kinderbuchautoren Hanns Krause, der eine Pferdegeschichte ausgewählt hatte, beeindruckte. Mit Krause unterhielt sie noch Jahre danach regen Briefkontakt. Nach Beendigung der Schule arbeitete sie ein Jahr lang als Tierpflegerin im Tierpark Berlin.[2]

Ihr eigentlicher Berufswunsch „Jockey“ war in den späten 1950er Jahren ungewöhnlich für eine junge Frau. Trotzdem absolvierte sie von 1960 bis 1963 eine Rennreiter-Ausbildung auf der Galopprennbahn Berlin-Hoppegarten. Als erster weiblicher Profi-Jockey der DDR schrieb sie Sportgeschichte. Bis 1972 startete sie für verschiedene Hoppegartener Rennställe und arbeitete parallel dazu als Reitlehrerin.[2]

Nach dem Ende ihrer Rennreiter-Karriere verfasste sie unter anderem mehrere (Jugend-)Bücher über das Thema weibliche Jockeys. Motive des autobiografisch gefärbten Romans Gerlinde der Jockei wurden vom DDR-Fernsehen unter dem Titel Jockei Monika verfilmt. Nach Motiven des Buches Sattel im Gepäck entstand 1981 der DEFA-Film Platz oder Sieg? unter der Regie von Claus Dobberke.

Dem Reiten blieb Sieglinde Dick weiterhin verbunden. Als Distanzreiterin belegte sie bei den Deutschen Meisterschaften 1998 und 1999 jeweils den dritten, 2001 den zweiten Platz.[3] Noch mit 55 Jahren nahm sie auf ihrem Traberwallach „Flyer“ an den Weltmeisterschaften im Distanzreiten in Dubai teil.[4][5] Nebenher betrieb sie seit dem Fall der Mauer einen eigenen Reiterhof in Münchehofe in Brandenburg.[6]

Sieglinde Dick erlag einem Krebsleiden.

Veröffentlichungen

  • Gerlinde der Jockei, Verlag Neues Leben, Berlin, 1972 (unter dem Titel Ich liebe alle Pferde, Franz Schneider Verlag, München, 1974 nochmals veröffentlicht)
  • Ausgerechnet Michael!, Kinderbuchverlag, Berlin, 1975
  • Sattel im Gepäck, Verlag Neues Leben, Berlin, 1975
  • Ein Pferd, ein Freund, ein Baby, Verlag Neues Leben, Berlin 1986

Einzelnachweise

  1. Clara Feld: Mut muß wachsen. Fünfte Schreibwerkstatt für junge Poeten. In: Neues Deutschland. 1. September 1994, abgerufen am 14. Oktober 2019.
  2. a b Brigitte Böttcher (Hrsg.): Bestandsaufnahme. Literarische Steckbriefe. Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale) 1976, Sieglinde Müller-Dick, S. 68 f. (der Doppelname wird nicht erklärt).
  3. sport-komplett.de, abgerufen am 5. Juni 2008
  4. Boxenstopp im Wüstensand. In: Der Spiegel. Nr. 51, 1998 (online).
  5. Werner Preiss: Durch dick und dünn. Von Hoppegarten in die Wüste des Emirats von Dubai. In: Neues Deutschland. 21. November 1998, abgerufen am 14. Oktober 2019.
  6. Irina Voigt: Walzerschritt über den Reitplatz. In: Märkische Oderzeitung. 8. Oktober 2013, archiviert vom Original;.