Simeliberg

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Simeliberg ist ein Märchen (ATU 676). Es steht in den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm an Stelle 142 (KHM 142).

Inhalt

Illustration von Otto Ubbelohde, 1909

Der eine von zwei Brüdern muss als Kornhändler versuchen, seine Familie zu ernähren, weil sein reicher Bruder ihm nichts abgibt. Einmal im Wald beobachtet er, wie zwölf wilde Männer vor einem Berg rufen: „Berg Semsi, Berg Semsi, tu dich auf“, worauf er sich öffnet und sie hineingehen. Als sie schwer bepackt wieder herauskommen, rufen sie: „Berg Semsi, Berg Semsi, tu dich zu.“ Er versucht es auch und findet drinnen Silber, Gold, Perlen und Edelsteine, nimmt aber nur etwas von dem Gold. Jetzt kann er gut leben, tut aber auch anderen Gutes. Als er sich zweimal von seinem neidischen Bruder einen Scheffel leiht, bestreicht dieser den Boden mit Pech, so dass ein Goldstück hängenbleibt, und zwingt ihn, ihm die Wahrheit zu sagen. Dann fährt der reiche Bruder mit einem Wagen hin und lädt sich Edelsteine auf, soviel er kann. Darüber vergisst er den Namen des Berges und ruft „Berg Simeli!“, aber er bleibt eingeschlossen. Abends kommen die wilden Männer, verdächtigen ihn, bereits früher den Berg betreten zu haben, und schlagen ihm den Kopf ab.

Herkunft

Illustration von Otto Ubbelohde, 1909

Das Zaubermärchen steht in den Kinder- und Hausmärchen ab dem zweiten Teil der 1. Auflage (da Nr. 56) an Stelle 142. Die Anmerkung[1] bemerkt die Ähnlichkeit dieser Variante „im Münsterland“ (von Ludowine von Haxthausen) und einer von der Dummburg im Harz „(Otmar S. 235. 238)“ mit Ali Baba und die 40 Räuber aus 1001 Nacht („Sesam öffne dich!“), ferner mit Ernst Heinrich Meier Nr. 53 „Simson thu dich auf“, Heinrich Pröhles Märchen für die Jugend Nr. 30 „Simsimseliger Berg“, „ein ähnliches polnisches Märchen“ und Bergnamen, auch im Schweizer Guggisberglied.

Interpretation

Edzard Storck denkt bei „Semsi“ an „Samen“, in Wolfram von Eschenbachs Parzival ist die Sonne der „lichte Samsi“. Mit Brot und Wein wird der Arme sakramental, der Reiche will den geistigen Schätzen mit Pech anhaften.[2] Die Gegenüberstellung gibt es freilich oft, so in Grimms Der Arme und der Reiche.

Literatur

  • Brüder Grimm: Kinder- und Hausmärchen. Vollständige Ausgabe. Mit 184 Illustrationen zeitgenössischer Künstler und einem Nachwort von Heinz Rölleke. 19. Auflage. Artemis & Winkler und Patmos Verlag, Düsseldorf und Zürich 1999, ISBN 3-538-06943-3, S. 648–650.
  • Brüder Grimm: Kinder- und Hausmärchen. Ausgabe letzter Hand mit den Originalanmerkungen der Brüder Grimm. Mit einem Anhang sämtlicher, nicht in allen Auflagen veröffentlichter Märchen und Herkunftsnachweisen herausgegeben von Heinz Rölleke. Band 3: Originalanmerkungen, Herkunftsnachweise, Nachwort. Durchgesehene und bibliographisch ergänzte Ausgabe. Reclam, Stuttgart 1994, ISBN 3-15-003193-1, S. 237–238, 498.

Einzelnachweise

  1. in Grimms Anmerkungsband von 1856, https://de.wikisource.org/wiki/Kinder-_und_Haus-Märchen_Band_3_(1856)/Anmerkungen#142
  2. Edzard Storck: Alte und neue Schöpfung in den Märchen der Brüder Grimm. Turm Verlag, Bietigheim 1977, ISBN 3-7999-0177-9, S. 43–48.

Weblinks

Wikisource: Simeliberg – Quellen und Volltexte