Spaghetti
Spaghetti [ʃpaˈɡɛti], italienische Standardaussprache [spa'ɡetːi], (gemäß Duden auch Spagetti) sind aus Hartweizengrieß hergestellte Teigwaren bzw. Nudeln mit rundem Querschnitt, etwa zwei Millimeter Durchmesser (gekocht) und etwa 25 cm Länge. In den deutschsprachigen Raum gelangten die Spaghetti aus Italien.
Die Bezeichnung Spaghetti wurde aus dem Italienischen übernommen (lat. spacus „Bindfaden“ → ital. spago „Schnur“ → Diminutiv spaghetto → Plural spaghetti „Schnürchen“). Besonders dicke Spaghetti werden Spaghettoni genannt, besonders dünne Spaghettini. Noch dünner als Spaghettini sind Capellini.
In Deutschland werden Spaghetti teilweise auch unter Zusatz von Eiern als Eierteigwaren angeboten. Ähnlich geformt, aber meist kürzer als Spaghetti, sind Eiernudeln (italienisch Pasta all’uovo), die es auch als Bandnudeln gibt. Fadennudeln sind kürzer und dünner und werden meist als Suppeneinlage verwendet. Eine Art Fadennudel gab es nach neuesten Funden bereits im 2. Jahrtausend v. Chr. im heutigen China. Sie wurden allerdings aus Hirsemehl hergestellt.
Spaghetti gelten außerhalb Italiens als schwierige Speise in Bezug auf die Einhaltung der Tischsitten.
Bekannte Spaghetti-Gerichte
- Spaghetti aglio e olio – mit Knoblauch und Olivenöl
- Spaghetti alla carbonara – mit Speck, Ei und Käse
- Spaghetti alla napoletana – mit Tomatensauce
- Spaghetti alla puttanesca – mit scharf-würziger Tomatensauce und Sardellen, Peperoni, Oliven und Kapern
- Spaghetti alla gricia – mit gebratenem Speck (Guanciale oder Lardo) und Pecorino-Käse
- Spaghetti alle vongole – mit Venusmuscheln
- Spaghetti mit Ragù alla bolognese werden im deutschsprachigen Raum auch als „Spaghetti Bolognese“ bezeichnet. In Italien heißt das Gericht „Spaghetti al ragù“
- Spaghetti all’amatriciana – mit Guanciale, Tomaten, Pecorino, Peperoncini (Chilischoten) und Olivenöl
- Spaghetti cacio e pepe – mit Pecorino und Pfeffer (Rom)
Bruchverhalten
Ein lange ungelöstes physikalisches Rätsel um die Spaghetti war die Tatsache, dass trockene Spaghetti beim Biegen für gewöhnlich nicht in zwei Stücke zerbrechen, wie es die klassische Festigkeitslehre (Elastostatik) vermuten lässt, sondern in mehrere Teile. Audoly und Neukirch zeigten 2004 eine Erklärung des Phänomens über Biegewellen auf,[1] die von den „Kirchhoff-Gleichungen der Elastizitätstheorie“ ausgeht.[2] Ein trockener Spaghetto wird hierbei als unendlich dünner elastischer Stab idealisiert, wie ihn der Physiker Gustav Robert Kirchhoff in einem 1859 veröffentlichten Aufsatz beschrieb.[3][4] Ein wichtiger Werkstoffparameter in diesem Falle ist der Elastizitätsmodul (Biegemodul). Spaghetti haben bei 100 % Hartweizengrießanteil im trockenen Zustand und einer Luftfeuchtigkeit von 50 % einen Elastizitätsmodul von 4,3 kN/mm2.
Um trotzdem beim Bruch zwei Teile zu erhalten, kann man die Spagetti verdrehen und es entsteht eine Torsion. Beim Bruch wird dann zusätzliche Energie mit der Auflösung der Verdrehung verbraucht, welche dann einen zweiten Bruch der Spagetti verhindert.[5]
Man kann einen trockenen Spaghetto (Marke Barilla No 1, No 3, No 5) mit der Dichte ρ=1,5±0,1 g/cm3, dem E-Modul E=3,8±0,3 GPa, dem Schubmodul G=1,5±0,2 GPa und der Poissonzahl ν=0,3±0,1 beschreiben.[5]
Siehe auch
- Spaghetti-Baum – ein Aprilscherz der BBC von 1957
- Spaghettieis
- Spaghettimaß
- Liste der Pastaformen
Weblinks
- Literatur von und über Spaghetti im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Stefan Maier: Spannungsgeladene Pastaforschung – Forscher entdecken, warum Spaghetti beim Brechen in viele Teile zerspringen, wissenschaft.de, 6. September 2005
- Houyuan Lu et al.: Pasta à la Steinzeit – Schon in Neolithikum gab es in China Teigwaren, wissenschaft.de, 13. Oktober 2005
Einzelnachweise
- ↑ Basile Audoly und Sébastien Neukirch: Fragmentation of Rods by Cascading Cracks: Why Spaghetti Does Not Break in Half (PDF; 375 kB) Phys. Rev. Lett. 95, 095505 (2005), englisch, aufgerufen am 28. Juli 2012.
- ↑ Kirchhoff prophezeit Spaghetti-Brüche. In: Aerztezeitung.de. 16. September 2005, abgerufen am 22. November 2018. Zur Bezugnahme auf die „celebrated Kirchhoff equations“ verweisen Audoly und Neukirch auf Coleman et al.: On the dynamics of rods in the theory of Kirchhoff and Clebsch, Arch. Rational Mech. Anal. 121, 339 (1993).
- ↑ G. Kirchhoff: Ueber das Gleichgewicht und die Bewegung eines unendlich dünnen elastischen Stabes. In: Journal für die reine und angewandte Mathematik. Band 56, 1859, S. 285–313, doi:10.1515/crll.1859.56.285.
- ↑ Ellis Harold Dill: Kirchhoff's theory of rods. In: Archive for History of Exact Sciences. Band 44, Nr. 1, März 1992, S. 1–23, doi:10.1007/BF00379680 (englisch).
- ↑ a b Ronald H. Heisser, Vishal P. Patil, Norbert Stoop, Emmanuel Villermaux, Jörn Dunkel: Controlling fracture cascades through twisting and quenching. In: Proceedings of the National Academy of Sciences. 2018, doi:10.1073/pnas.1802831115.