Stephan Bissmeier

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Stephan Bissmeier (* 1956 in Hannover) ist ein deutscher Schauspieler.

Leben

Stephan Bissmeier absolvierte von 1977 bis 1980 eine Schauspielausbildung an der Folkwang-Hochschule in Essen[1]. Danach hatte er verschiedene Theaterengagements. Bissmeier spielte unter anderem am Theater Bremen (1980–1981), am Schauspiel Köln (1981–1984) und am Staatstheater Stuttgart (1985–1987). In der Spielzeit 1986/87 hatte er ein Gastengagement an der Berliner Schaubühne, an der er unter der Regie von Andrzej Wajda den Raskolnikov in einer Bühnenfassung von Schuld und Sühne spielte. 1987/1988 folgte dort der Acaste in Molières Der Menschenfeind unter der Regie von Luc Bondy. Er war festes Ensemblemitglied am Theater Basel (1988–1993) und am Schauspielhaus Hamburg (1993–2000). 1997 spielte er dort den Matamore in Pierre Corneilles Triumph der Illusionen.[2] 2000 verkörperte er dort den Polizisten Xaver März in Frank Castorfs Inszenierung von Vaterland.[3] 2000 spielte er bei den Salzburger Festspielen und am Schauspielhaus Zürich den Müller in Ödön von Horváths Volksstück Zur schönen Aussicht. Ab 2001 war Bissmeier festes Ensemblemitglied an den Münchner Kammerspielen. Seit 2008 tritt er dort weiterhin als Gastschauspieler auf.[4] Dort spielte er 2001 unter der Regie von Luk Perceval den Mann in dem Schauspiel Traum im Herbst von Jon Fosse.[5] In der Uraufführung von Elfriede Jelineks Theaterstück In den Alpen verkörperte er 2002 unter der Regie von Christoph Marthaler den Dichter Paul Celan.[6] 2004 spielte er dort unter der Regie von Jossi Wieler an der Seite von Nina Kunzendorf den Mesa in Paul Claudels selten gespielten Theaterstück Mittagswende.[7][8] 2006 war er Leonid Gajew in Anton Tschechows Der Kirschgarten.[9] Ebenfalls unter der Regie von Jossi Wieler übernahm er ab 2007 den Oedipus in Ödipus auf Kolonos von Sophokles.[10][11][12] In der Spielzeit 2008/2009 spielte er in der Regie von Johan Simons in der Uraufführung von Drei Farben: Blau, Weiss, Rot nach der Filmtrilogie von Krzysztof Kieślowski.[13][14]

Bissmeier spielte als Theaterschauspieler ein breites Repertoire, das zahlreiche Rollen in Stücken von William Shakespeare (Horatio, Demetrius, Edgar, Malvolio, Theseus/Oberon, Mercutio, Angelo), die deutschsprachigen Autoren der Klassik (Major von Tellheim[15], Wetter vom Strahl, Marquis von Posa) und Romantik umfasste, aber auch Stücke der Jahrhundertwende, der Moderne und des zeitgenössischen Theaters enthielt.

Bissmeier übernahm auch einige Rollen im Kino und im Fernsehen. Der Schwerpunkt seiner schauspielerischen Tätigkeit liegt jedoch auf der Theaterarbeit. Erste Erfahrungen vor der Kamera machte Bissmeier 1989 in dem Fernsehfilm Der Leibwächter von Adolf Winkelmann. Außerdem spielte er im Fernsehen in zahlreichen Krimiserien, unter anderem mehrfach in der Fernsehreihe Tatort, mit. Im Kino war er in den Filmen Stadtgespräch und Vier Töchter von Rainer Kaufmann zu sehen. Ebenfalls unter der Regie von Rainer Kaufmann spielte er 2005 in dem Fernsehfilm Marias letzte Reise. An der Seite von Jutta Speidel übernahm er 2010 die Rolle des Meteorologen Leif Sørensen in dem ARD-Fernsehfilm Liebe am Fjord – Der Gesang des Windes.[16] 2014 und 2015 war er im ZDF in der Krimireihe Helen Dorn zu sehen; darin spielte er, an der Seite von Anna Loos in der Titelrolle, die Figur des LKA-Dezernatsleiters Falk Mattheissen. Im Bremer Tatort: Blut (Erstausstrahlung: Oktober 2018) verkörperte er den Vampir-Forscher Professor Syberberg.

Bissmeier arbeitet auch als Sprecher für Hörspiele. 2007 sprach er beim Bayerischen Rundfunk den Science-Fiction-Monolog Bio-Nostalgie von Sascha Dickel.[17] Seit 2009 spricht er die Rolle des Faltermeier in den Folgen des Radio-Tatorts vom Bayerischen Rundfunk.[18]

Bissmeier ist Mitglied der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste.[19]

Stephan Bissmeier hat aus einer Verbindung mit der Schauspielerin Nina Kunzendorf zwei 2005 und 2007 geborene Kinder.

Filmografie (Auswahl)

Hörspiele

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Stephan Bissmeier bei castforward.de, abgerufen am 23. Januar 2022
  2. Über allen Witzen ist Ruh Aufführungskritik in: Die ZEIT, 6/1997
  3. Hitler meets Kennedy Aufführungskritik in: Der SPIEGEL vom 21. April 2000
  4. Stephan Bissmeier (Memento des Originals vom 9. März 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.muenchner-kammerspiele.de Vita bei den Münchner Kammerspielen
  5. "Traum im Herbst": Luk Perceval macht Jon Fosse Beine Aufführungskritik in: Die WELT vom 4. Dezember 2001
  6. Das Schmelzen der Worte@1@2Vorlage:Toter Link/www.theaterheute.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Aufführungskritik von Barbara Burkhardt in: Theater heute, Ausgabe 11/2002
  7. Treibhaus des Südens Aufführungskritik Mai 2004
  8. Das Hohelied der Leidenschaft Aufführungskritik in: NZZ vom 5. April 2004
  9. Wie man Tschechow auf Comedyformat bringt Aufführungskritik von Wolf Banitzki, Theaterkritiken München
  10. Warum Sophokles heute? Aufführungskritik von C.M. Meier, Theaterkritiken München
  11. "Ödipus auf Kolonos": Von Liebe keine Spur Aufführungskritik in: Münchner Merkur vom 28. September 2007: Stephan Bissmeier, der hier schon oft gepriesene Minimalist, scheint auch jetzt wieder ganz auf sich zurückgeworfen. Die Blindheit deutet er nur dezent an. Leise, manchmal nur die Sätze murmelnd, ist es, als hole er sie aus seiner tiefsten Seele hervor. Mitunter lässt er den hohen Ton der attischen Tragödie und ihren Sprachrhythmus wie ein Zitat anklingen. Ab und an kann er sich auch die Haltung des einstigen Herrschers nicht versagen. Und seine Zornesausbrüche haben etwas von der Gewalt eines inneren Erdbebens. Nie ist dieser Schauspieler auch nur einen Moment eitel, nie trumpft er auf. Bissmeier theatert nicht. Und ist wahrhaftig.
  12. Abgang ins schwarze Nichts Aufführungskritik bei Deutschlandradio Kultur vom 27. September 2007:Stephan Bissmeier war immer schon ein Meister im Unterspielen seiner Rollen. Sein monotoner Sprachduktus wäre beinahe langweilig zu nennen, gelänge es ihm nicht immer wieder auf faszinierende Weise mit minimaler Modulation maximale Ausdruckskraft zu erzeugen. Auch seinen Ödipus kennzeichnet dieser unverwechselbare, reduzierte Bissmeier-Ton. Seine Körpersprache aber ist geradezu extrovertiert: Bissmeier spielt Ödipus als gebrochenen Greis, mümmelnd, Nägel kauend, nervös die Hände ringend, zittrig. Ein Beben durchschüttelt den ganzen Körper, wenn er erregt ist. Worte und Sätze spuckt er dann nur noch brockenweise aus. Der ganze lange, hagere Mensch: eine einzige Verrenkung. Ein Wrack.
  13. Sackgasse mit Gestrandeten Aufführungskritik vom 28. März 2009 bei Nachtkritik.de
  14. Film wird nicht Fleisch@1@2Vorlage:Toter Link/www.sueddeutsche.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Aufführungskritik in: Süddeutsche Zeitung vom 30. März 2009
  15. Minna von Barnhelm@1@2Vorlage:Toter Link/alt.matthias-film.de(Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven: Archivlink nicht mehr abrufbar) Theater Basel, BRD/CH 1993
  16. Liebe am Fjord - Der Gesang des Windes Hintergrundinfos und Szenenfotos
  17. Sascha Dickel: "Bio-Nostalgie" (Memento vom 4. Mai 2009 im Internet Archive) Bayerischer Rundfunk Hörspiel und Medienkunst, BR 2007
  18. Radio Tatort - Folge: Der Stalker (Memento vom 22. November 2012 im Internet Archive) Website des Radio Tatort
  19. Deutsche Akademie der Darstellenden Künste Mitgliederverzeichnis