Grube Holzappel

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Grube Holzappel
Allgemeine Informationen zum Bergwerk
Mundloch Adelheidstollen.JPG
Mundloch des Herminenstollens
Andere Namen Grube Holzappel Leopoldine-Louise
Abbautechnik Firstenbau
Förderung/Jahr max. rund 50.000 t
Förderung/Gesamt 360.000 t Zink, 180.000 t Blei, 130 t Silber t
Seltene Mineralien Fahlerz, Chalkopyrit, Pyrit, Siderit
Informationen zum Bergwerksunternehmen
Betreibende Gesellschaft Stolberger Zink AG für Bergbau und Hüttenbetrieb Aachen
Beschäftigte 831 (1890)
Betriebsbeginn evtl. römisch / vor 1535 / 1751
Betriebsende 1952
Geförderte Rohstoffe
Abbau von Silberhaltiger Bleiglanz/Zinkblende
Silberhaltiger Bleiglanz

Gangname

Holzappeler Gangzug
Mächtigkeit 0,5–1 m
Rohstoffgehalt 26 %
Größte Teufe 1.077 m
Gesamtlänge 2.000 m
Abbau von Zinkblende
Geographische Lage
Koordinaten 50° 20′ 27″ N, 7° 53′ 34″ OKoordinaten: 50° 20′ 27″ N, 7° 53′ 34″ O
Grube Holzappel (Rheinland-Pfalz)
Lage Grube Holzappel
Gemeinde Verbandsgemeinde Diez
Landkreis (NUTS3) Rhein-Lahn-Kreis
Land Land Rheinland-Pfalz
Staat Deutschland
Revier Bergrevier Diez, Untere Lahn

Die Grube Holzappel (auch Grube Holzappel Leopoldine-Louise) ist ein stillgelegtes Blei-Zink-Bergwerk in der Esterau im Rhein-Lahn-Kreis in Rheinland-Pfalz. Die 1952 eingestellte Grube gehörte mit 1.077 Metern Teufe zu den tiefsten Erzbergwerken in Deutschland und war die erste Grube, die über 1.000 Meter Teufe erreichte. Obwohl nach der Ortsgemeinde Holzappel benannt, erstreckten sich die Bergwerks- und Aufbereitungsanlagen überwiegend in der Nähe von Dörnberg (Lahn) und Laurenburg.

Die einstige Bedeutung der Grube Holzappel kam in einer persönlichen Besichtigung durch Johann Wolfgang von Goethe am 23. Juli 1815 zum Ausdruck.

Bergbau begann vor 1535, eventuell auch schon zu römischer Zeit.

Geologie

Die Grube Holzappel baute auf dem Holzappeler Gangzug (auch 6. Zug genannt) auf. Dieser gehörte zusammen mit dem Emser Gangzug, dem Malberger Gangzug, dem Hömberg-Dausener Gangzug, dem Windener Gangzug und dem Weinährer-Ehrentaler Gangzug zum Blei-Zink-Erz-Verbreitungsgebiet der Unteren Lahn.

Die Entstehung des Holzappeler Gangzuges

Das Untere-Lahn-Revier, früher auch Bergrevier Diez, liegt im äußersten Südwesten des Westerwaldes, der ein Teil des Rheinischen Schiefergebirges ist. Dieses entstand im Devon aus sedimentären Ablagerungen. Während des Karbons kam es durch tektonische Vorgänge zu einer Verschiebung und Faltung der Gesteinsschichten. Durch vulkanische Aktivitäten stiegen hydrothermale Lösungen aus dem Erdinneren auf. Entlang von Schieferungsstrukturen kristallisierten sich Erzgänge aus den metallreichen Lösungen. Weitere Bewegungen in der Erzkruste bewirkten Störungen im Verlauf des Holzappeler Gangzuges.

Geographische Lage und Ausdehnung

Der Holzappeler Gangzug streicht von Nordosten nach Südwesten. Über eine bekannte Länge von rund 4 km verläuft er südlich von Holzappel über Dörnberg-Hütte bis an die Lahn nach Obernhof, wo er durch die Schwestergrube Leopoldine-Louise im Gelbachtal aufgeschlossen war. Der Gangzug bestand aus drei nahezu parallel verlaufenden Gängen (Weißer Gebirgsgang, Hauptgang und Liegendes Trumm) mit einem Einfallen von etwa 50 gon nach Südosten. Ein vierter Gang (Quergang) durchkreuzt die anderen mit 16° Richtung Nordwesten als sogenannter Diagonalgang. Die Mächtigkeit des Hauptganges betrug einen halben bis einen Meter. Von Nordosten nach Südwesten wird der Holzappeler Gangzug durch die Morgendliche Hauptkluft, Abendliche Hauptkluft, die Ulrikenschachter Klüfte und die Westliche Hauptkluft verworfen. Auch in horizontaler Richtung gab es im Fallen Verschiebungen von bis zu 40 Metern, die hier als Bänke bezeichnet wurden.

Mineralogie

Das Nebengestein im Bereich des Holzappeler Gangzuges wird durch Tonschiefer und Grauwacken gebildet. Der Hauptteil der Vererzung bestand aus Zinkblende und silberhaltigem Bleiglanz (500 bis 700 g Silber/Tonne Bleiglanz). Das Verhältnis Zink- zu Bleierz betrug 3:1 bis 5:1. Im späteren Fördererz machten Zinkblende und Bleiglanz zusammen 26 % aus. Vereinzelt traten etwas Kupferkies und noch seltener Fahlerz auf. Mit zunehmender Teufe verdrängten Quarz und Spateisenstein die übrigen Erze bis zur Vertaubung.

Geschichte und Technik

Vorgängerbergbau

Dass bereits die Römer im Bereich der späteren Grube Holzappel Bergbau betrieben haben wird zwar vermutet, ließ sich aber bislang nicht beweisen. Als gesichert gilt römischer Bergbau in den benachbarten Blei-Zink Gruben bei Bad Ems. Die Nennung von römischen Silberbergwerken bei Tacitus kann sich auf diese Lagerstätte beziehen, Beweise gibt es dafür keine.[1] Die Grube befand sich nicht auf römischen Territorium, sondern 9 km außerhalb des Limes. Der älteste belegbare Hinweis ist die Kappe einer Wettertür mit der Jahreszahl 1535, die im Heuweger-Stollen gefunden wurde.[2][3]

Der Erlass der Nassau-Catzelnbogischen Bergordnung vom 1. September 1559 durch Graf Wilhelm dem Reichen von Nassau-Dillenburg lässt bereits auf umfangreiche bergbauliche Aktivitäten in der Region schließen. Die Grube Leopoldine-Louise wurde 1587 eröffnet.[4] In der späteren Gründungsphase der Grube Holzappel ist von der Aufwältigung alter Stollen die Rede. Die bei J.P. Becher beschriebene Grube Segen Gottes aus dem Jahr 1585 wurde zeitweilig als Vorläuferbetrieb der Grube Holzappel angesehen, diese liegt allerdings tatsächlich im Mühltal westlich von Berg.[5][6]

Im 16. Jahrhundert wurden üblicherweise in flachen Schächten oder kurzen Stollen oberflächennah Erze abgebaut, die durch Verwitterungsprozesse einen hohen Silbergehalt hatten, bzw. Fahlerze, die dort bevorzugt anstanden. Auf diese Weise entstanden Pingenzüge, die dem Streichen der Erzgänge folgten.

Im Jahr 1643 entstand die Grafschaft Holzappel. Die Herrschaft wurde mit dem Abbaurecht an den dort vorkommenden Bodenschätzen belehnt. Fürst Viktor I. Amadeus Adolf von Anhalt-Bernburg-Schaumburg-Hoym gab 1743 in einer Urkunde dieses Gewinnungsrecht an Prinzessin Leopoldine-Louise von Nassau-Oranien ab, die im Westteil der Lagerstätte noch im selben Jahr den Leopoldinen-Schacht an der Alten Nassauer Straße abteufen ließ. Ihrem Gesuch, die Belehnung nach Osten über den Bergerhof hinaus auszudehnen, wurde dagegen nicht stattgegeben.

Aufnahme des Bergbaus und Betrieb der Grube Holzappel unter herrschaftlicher Regie 1751 bis 1853

Anstelle der Prinzessin Leopoldine-Louise räumte Fürst Viktor I. Amadeus Adolf seinem Sohn Karl Ludwig 1751 die Bergbauberechtigung für das Gebiet der späteren Grube Holzappel ein. Dies gilt als der Beginn des Bergwerks. Karl Ludwig gründete eine Gewerkschaft zu Holzappel mit 128 Kuxen, von denen auch Prinzessin Leopoldine-Louise und der Fürst selbst jeweils 16 Stück erhielten. Das Grubenfeld wurde 1752 nach Westen bis an die Markscheide der Grube Leopoldine-Louise und nach Osten bis zum Scheidter Forst ausgedehnt.

Zunächst wurde ein alter Stollen mit Gesenk und alten Abbauen durch vier Bergleute aufgewältigt und in Sophienstollen umbenannt. Erfolge blieben am Anfang aus und von 1757 bis 1759 ruhten die Versuchsarbeiten völlig. 1761 wurde der Carlstollen begonnen und 1766 ein 50 cm mächtiges Erzmittel gefunden. Die Erze wurden anfangs in der Obernhofer oder Leopoldinen-Hütte verarbeitet und 1767 wurden rund 50 kg Silber erschmolzen. Dies führte zu einem ausgeglichenen Betriebsergebnis. 1769 arbeiten 33 Bergleute auf der herrschaftlichen Grube und es wurden 92 kg Silber gewonnen. Daraufhin wurde der Bau einer eigenen Schmelzhütte begonnen. Die Erzförderung erfolgte aus mehreren hintereinanderliegende Schächten mittels Handhaspeln. So entstanden nacheinander der Erbprinz-, Charlotten- (1773), Ulriken-, Neuehoffnungs- (1788), Herminen- und Louisenschacht. An horizontalen Grubenbauten wurden von 1772 bis 1778 der Wilhelm-, Ludwig-, Eleonoren-, Magdalenen-, Amalien-, Joseph- und Christianstollen aufgefahren. Im Josephstollen kam 1776 erstmals eine Huntförderung zum Einsatz. Die erzielten Erlöse der Grube führten 1774 zur Prägung des Holzappeler Talers, einer Ausbeuteprägung. 1780 wurden 228 kg Silber und 55.900 kg Blei erzeugt und ein Überschuss von 8217 Gulden erwirtschaftet. 1785 war die Belegschaft einschließlich der Hütte und der Pochwerke auf 643 Arbeiter angewachsen.

Der bedeutendste Stollenbau wurde 1785 begonnen. Von Laurenburg aus trieb man vom Lahntal querschlägig[ANM 1] den Adelheidstollen vor. Nach seiner Vollendung 1828 diente er der Grube Holzappel als tiefster Wasserlösungsstollen. Der Gangzug wurde bei 1730 Metern Länge angefahren. Hier brachte der Stollen etwa 180 m Teufe ein. Über den Herminenstollen, dessen Mundloch an der heutigen B 417 liegt und der nach 250 Metern auf die Hauptstrecke trifft, besitzt der Adelheidstollen einen weiteren Zugang. Um aus den neu erschlossenen tieferen Teilen der Lagerstätte fördern zu können, wurde 1815 der Emma-Ida-Schacht abgeteuft und mit dem Adelheidstollen in 157 Meter Teufe durchschlägig. Der Emma-Ida-Schacht wurde weiter mit dem darüber liegenden Wilhelm- und dem Josephstollen verbunden. Zur Tagesförderung wurde ein Pferdegöpel (oder Rosskunst) errichtet.

Um die Produktivität der Grube Holzappel zu verbessern, musste zum einen modernere Technik eingesetzt werden, zum anderen die Erzgänge in noch größerer Teufe ausgerichtet werden. So begann man im Jahr 1844 mit dem Abteufen des ersten Maschinenschachtes, dem Stephanschacht, benannt nach Erzherzog Stephan, dem damaligen Grubeneigner. Im Adelheidstollen und im Wilhelmstollen wurden eiserne Schienenbahnen verlegt, die die immer noch gebräuchlichen Laufkarren zur Streckenförderung ersetzten. 1853 erhielt der Stephanschacht eine Dampffördermaschine. Dennoch entschlossen sich die Erben des Karl Ludwigs, Erzherzog Stephan und dessen Cousin Nikolaus Friedrich Peter von Oldenburg, noch im selben Jahr zum Verkauf der Grube Holzappel und der Hütte.

Ausbau und Modernisierung unter der Silber- und Bleibergwerksgesellschaft AG zu Holzappel von 1853 bis zur Weltwirtschaftskrise 1930

Halde der Holzappeler Aufbereitung in Laurenburg

Im Jahr 1853 gingen die Bergwerks- und Hüttenanlagen in der Holzappeler Umgebung an die Silber- und Bleibergwerksgesellschaft AG zu Holzappel über. Die Geldgeber des neuen Unternehmens stammten aus Paris und Köln. Noch im Jahr 1855 wurde mit dem Abteufen des Mittelschachtes als zweitem Maschinenschacht begonnen. Das Laurenburger Schloss wurde 1859 zur Grubenverwaltung umgebaut. 1866 wurde eine neue zentrale und leistungsfähigere Erzaufbereitung in Laurenburg gebaut (Lage). Der Standort bot sich an, da 1862 die Lahntal-Eisenbahn eingeweiht wurde und so die Konzentrate zur Verhüttung nach Bad Ems transportiert werden konnten. Die eigene Hütte verlor daraufhin an Bedeutung und wurde nach 1890 endgültig eingestellt. Ab 1873 wurde das Roherz im Stephan- und Mittelschacht nur noch bis auf die Adelheidstollensohle gehoben. Im Adelheidstollen wurde es mit Grubenpferden zu Tage gefördert. Das Mundloch des Adelheidstollens war über einen Bremsberg mit der obersten Ebene der terrassenartig am Hang des Lahntales liegenden zentralen Erzwäsche verbunden.

Um den stetig steigenden Roherzmengen gerecht zu werden, wurde die Erzaufbereitung ständig erweitert und modernisiert. Eine neue Klaube- und Setzwäsche kam 1892 hinzu und ab 1904 erfolgte der Roherztransport vom Stephanschacht zur Wäsche mit einer 1400 Meter langen Lorenseilbahn. In den folgenden Jahren entwickelte sich die Aufbereitung, die für 20 Tonnen Haufwerk pro Stunde ausgelegt war, zu einer der modernsten der damaligen Zeit. Die erste Flotation entstand 1928.

Durch den schnell in die Tiefe vorrückenden Erzabbau musste eine wachsende Menge von Grubenwasser gewältigt werden. Dazu wurden sowohl im Mittel- als auch im Stephanschacht Wassersäulenmaschinen zum Antrieb leistungsfähiger Pumpen eingebaut. Diese hoben das zusitzende Grubenwasser bis zum Adelheidstollen, über den es in die Lahn ausfloss. Im Stephanschacht wurde der Pumpenantrieb 1909 auf Dampf umgestellt. Dazu wurde eine untertägige Verbundmaschine von 440 Kilowatt Leistung auf der XVI. Tiefbausohle installiert. Der benötigte Dampf wurde vom übertägigen Kesselhaus über eine Rohrleitung im Stephanschacht herangeführt. Für die Betriebswasserversorgung sorgten einige in der Umgebung der Grube Holzappel angelegte Stauweiher, wie zum Beispiel der Eleonorenteich oder der Herthasee von 1846.[7]

Bereits 1876 wurde in der Grube Holzappel die Personenseilfahrt im Stephanschacht und ein Jahr später auch im Mittelschacht eingeführt. Zunächst benutzte man Förderkörbe mit 1 Etage, die 1896 gegen zweietagige ausgetauscht wurden. Um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert wurden besonders mächtige Gangpartien, die stellenweise bis drei Meter erreichten, abgebaut. 1908 hatte der Tiefbau schließlich die XVIII. Tiefbausohle (715 Meter Teufe) erreicht. Für die Zwischenförderung aus den tiefsten Bauen wurden nacheinander mehrere Blindschächte angelegt.

Der Grubenbetrieb erstreckte sich über eine streichende Länge von rund 2000 Metern und gliederte sich in ein Ostfeld und in ein Westfeld. Das Ostfeld wurde neben dem Adelheidstollen noch über den Louisen- und Christinenschacht, sowie über den Wilhelm- und Ludwigstollen aufgeschlossen. Im Westfeld bestanden die Tiefbauschächte Stephanschacht und Mittelschacht. Das Westfeld wurde schließlich mit der Nachbargrube Leopoldine-Louise verbunden. Nachdem die Betreibergesellschaft dieses Bergwerks, die Rheinisch-Nassauische Gesellschaft, 1924 mit der AG für Bergbau, Blei- und Zinkfabrikation zu Stolberg, die die Grube Holzappel seit 1922 gepachtet hatte, fusionierte, wurde Leopoldine-Louise eine Betriebsabteilung der Grube.

Die spätere Stolberger Zink AG führte noch eine Umstellung des Grubenbetriebes auf elektrischen Strom durch, als sich die Gangverhältnisse verschlechtern. Schon 1920/1921 wäre die Grube beinahe wegen Personal- und Materialmangels als Folge des Ersten Weltkriegs eingestellt worden. Die einsetzende Weltwirtschaftskrise von 1929 führte letztendlich zu dem Beschluss, die Grube Holzappel 1930 stillzulegen und 550 Bergleute zu entlassen.

Die Wasserhaltung wurde aufrechterhalten und nötigste Instandhaltungsarbeiten von einer Restbelegschaft durchgeführt. Die Aufbereitung lief noch bis zum 2. April 1931. Ein Teil der arbeitslos gewordenen Bergleute wurden von der Grube Mercur in Bad Ems übernommen.

Der Holzappeler Bergbau von der nationalsozialistischen Machtergreifung 1933 bis zur Einstellung 1952

Die Situation für die stillliegende Grube Holzappel änderte sich mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten im Jahr 1933 grundlegend. Ab sofort wurden die Rohstoffvorkommen in Deutschland als strategisch wichtig eingestuft und eine Autarkie angestrebt. Mit Fördergeldern der Reichsregierung wurde nicht nur die Förderung in Holzappel wieder aufgenommen, sondern der Grubenbetrieb nochmals umfassend modernisiert.

Unter anderem wurden ab 1935 folgende Maßnahmen durchgeführt:

  • Der Stephanschacht erhielt ein stählernes Fördergerüst anstelle des bisherigen Malakowturms und eine elektrische Fördermaschine von 480 Kilowatt Leistung. Damit konnten vieretagige Fördergestelle mit einer Geschwindigkeit von 14 Metern pro Sekunde eingesetzt werden.
  • Als neue tiefste Sohle wurde die XXV. Tiefbausohle in 1068 Meter Teufe aufgefahren. Da der Stephanschacht als Hauptförderschacht nur bis 720 Meter Teufe reichte, wurde von der XVIII. zur XXV. Sohle ein weiterer Blindschacht (Ia) niedergebracht.
  • In der Betriebsabteilung Leopoldine-Louise wurde der Otto-Wolff-Stollen aufgefahren und von dort der Otto-Wolff-Schacht bis zur XVIII. Tiefbausohle 475 Meter tief abgeteuft. Der Otto-Wolff-Schacht wurde mit dem Westfeld durchschlägig und mit Grubenlüftern zur Bewetterung ausgestattet. Die Temperaturen in den tiefsten Abbauen sanken in der bis dahin ausschließlich natürlich bewetterten Grube Holzappel von 32 auf 26 °C.
  • Über Tage entstanden neue Kauen- und Werkstattgebäude.
  • In der Aufbereitung Laurenburg wurde mittels der Flotation verstärkt Material von der Halde verarbeitet, was früher mit der älteren Technik nicht möglich war. Die geförderten Roherze dagegen wurden zur Aufbereitung nach Bad Ems versandt und dort eingesetzt.

In den Jahren 1936 bis 1945 erreichte die Grube mit durchschnittlich über 50.000 Tonnen Roherzförderung folglich die größten Leistungen in ihrer Geschichte. Dabei stand der Abbau im Vordergrund, Aus- und Vorrichtungsarbeiten wurden vernachlässigt. Zum Ende des Zweiten Weltkrieges zwang der allgemeine Notstand zur Einstellung des Betriebes. Im März 1945 waren die Baue unterhalb der XXIV. Tiefbausohle durch Engpässe bei der Stromversorgung ersoffen. Nach dem Krieg stieg die Nachfrage an Rohstoffen durch den beginnenden Wiederaufbau. Im Juli 1947 wurde die Förderung wieder aufgenommen. Es dauerte jedoch bis 1949, bis die Folgen des Krieges beseitigt werden konnten.

Im Vergleich mit anderen Erzbergwerken lag die Abbauleistung von 2,1 Tonnen je Mann und Schicht in der Grube Holzappel unter dem Durchschnitt. Als das Bergwerk in der Nachkriegszeit wieder ohne staatliche Fördermittel auskommen musste, stellte dies ein wirtschaftliches Problem dar. Gleichzeitig sanken die Rohstoffpreise auf dem Weltmarkt. Zuletzt trug die Haldenaufbereitung wesentlich zur Ertragsituation bei, jedoch war ein Ende der Vorräte absehbar. Als sich dann auch nach umfangreichen Untersuchungen in den Jahren 1950 bis 1952 das Ende der Erzführung zur Teufe ankündigte, erfolgte im Juli 1952 die endgültige Stilllegung der Grube Holzappel.

Da kein Nachnutzer für die Übertageanlagen gefunden wurde, wurden alle Gebäude und Einrichtungen bis Mitte 1955 abgerissen und das Gelände eingeebnet.

Insgesamt wurden in der 200-jährigen Betriebszeit der Grube Holzappel aus 216.720 Tonnen Bleiglanz, 754.700 Tonnen Zinkblende und 5,5 Tonnen Silberglanz, rund 180.000 Tonnen Blei, 360.000 Tonnen Zink und 130 Tonnen Silber erzeugt.

Grubengebäude

Die Grube war durch mindestens 36 Stollen mit einer Gesamtlänge von 44 km (inklusive Gangstrecken) sowie durch mindestens 17 Tages- und 8 Blindschächte mit einer Gesamtteufe von 4400 m erschlossen. Es gab 25 Sohlen bis in eine Teufe von 1067 m (= -789,2 m NN)[8][9][10][11][8][12][13][14]

Stollen
Stollen Höhe über NN (Mundloch) (m) Länge (m) Begonnen Lage Kommentar
Adelheid +99,7 6950 1785 Lage[15] nutzt Herminenstollen zur Wasserlösung, verbunden mit Emma-Ida- und mit Stephanschacht
Amalien 720 1776 Lage[15] im Hüttenbachtalm zwischen Eleonoren- und Hüttenteich, verläuft in Richtung Schrot-Schacht; das bei der angegebenen Koordinate befindliche, verbrochene Mundloch und die gut sichtbare Halde weisen auf moderneren Bergbau hin, evtl. ist hier ein anders benannter Stollen
Betriebsstollen Lage[15]
Carolina 1776
Christianstollen 1778 1778 wurde der Alte Dörnbergstollen aufgewältigt und in Christianstollen umbenannt; identisch mit Christinastollen?
Christina 1781 identisch mit Christianstollen?
Dörnberger 1743
Eleonoren 600 1772 Lage[15] am Laurenburger Weg (B417), gegenüber der Mündung Schachtweg
Ferdinand +133,8 2100 Lage[16] von Grube Anna
Groblay +142,7 500
Herminen +95,7 250 1785 Lage[15] Wasserabfluss-Stollen des Adelheidstollen
Heuweger +173,2 950 1535 (vor) Lage[16] oberhalb Obernhäuser Hütte
Hochbausohle (Mundloch) Lage[16]
Hohlschleifer +258,9 800 Lage[16]
Hütten +111,2 2450 Gelbachtal, nahe Otto-Wolf
Joseph +196,3 1950 1776 Lage[15] auch Josef-Stollen genannt, im Hüttenbachtal, zwischen Haus Dietrich und Haus Swarowski, verläuft unterhalb der Schule zum Mittelschacht
Karl 1766 oder 1760 Lage[15] auch Carlstollen genannt
Kiesbach +209,2 1600 Waselbachtal, nordöstl. Schrot-Schacht
Lahn +91,85 2100 1836 Lage[15] auch Erbstollen oder Stollen Oberhof genannt, nach wie vor Hauptentwässerungsstollen der Grube
Ludwig +257,5 1100 1772 Lage[16] im Gelbachtal, 500 m südwestlich Galgenberg, am Hang
Magdalenen +205,1 450 1773 Lage[16] im Gelbachtal, 250 m westlich Ludwigstollen
Martin +106,6 950 Lage[16]
Neuer Eleonoren +226,6 490 Lage[17]
Ochsen Lage[16] nur bei H. Normann erwähnt
Ommelbacher +283,6 450 Lage[16] auch Ammelbacher-Stollen genannt
Otto-Wolff +125,2 100 1935 Gelbachtal verbunden mit Otto-Wolff Blindschacht[18]
Peter +110,9 1000 (ca.) Gelbachtal, nahe Otto-Wolf
Schleifer +138,5 1450
Sophie +217,7 2600 1751 Lage[17] zwischen Eleonoren- und Hüttenteich, links zu Beginn Schachtweg
Stollen Lage[16]
Stollen 1 +375,6 400
Stollen 2 +294,8 3100
Stollen 1 (Feiershahn) +205,4 100
Stollen 2 (Feiershahn) +236 100
Stollen 3 (Feiershahn) +245,9 100
Stollen 4 (Feiershahn) +205,5 200
Tiefer +102,2 550 Lage[16] von Grube Bernshahn
Versuchs- Lage[15]
Versuchs- +151,3 1450 von Grube Beschertglück
Victor 1752
Wilhelm +174,2 4350 1772 Lage[16] im Hüttenbachtal, 100 m unterhalb Gasthaus
Wolfsgraben +253,9 4000 Waselbachtal, südöstl. Schrot-Schacht
Schächte
Schacht Höhe über NN (Hängebank) (m) Teufe (m) Begonnen Lage Kommentar
Carl Friedrich 60 1769
Charlottenschacht +293,8 75 1773
Christina 79 1782
Christinen +340,8 81 1788 Lage[16]
Eisenkauter +351,5 62 1764 Lage[16]
Emma-Ida +259,0 157 1815 Lage[15]
Erbprinzen 35 1773 oder 1793
Herminen +289,1 52 Lage[16]
Hoffnung 1783 evtl. identisch mit Neuehoffungsschacht
Holzappeler Grenzschacht +335,1 52 Lage[16]
Leopoldine 1743
Louisen +318,1 92 Lage[16]
Mittel + 278,5 720 1855 Lage[15]
Neuehoffnung +277,9 55 1788 oder 1783 Lage[16] auch Neuhoffnung-Schacht genannt, identisch mit Hoffnungsschacht?
Obernhofer Grenzschacht +340,7 Lage[16]
Otto-Wolff +125,2 476 1935 Lage[17]
Schrot +253,5 73 Lage[15]
Stephan +272,2 714 1844 Lage[15]
Ulrika 55 1780 auch Ulrikenschacht genannt
Blindschacht 10 Ost −434,5 292 1924
Blindschacht 1 Mittelfeld −441,5 99 1920
Blindschacht 1a (18–21) −442 357 1935
Blindschacht 10a −434,4 143 1936
Blindschacht 10b −574,9 168 1936
Blindschacht 18 −429,2 154 1923
Blindschacht 5 West −233,0 50 1915
Blindschacht 23 −328,0 101 1927

Heutiger Zustand (2017)

Erinnerungsplatz Grube Holzappel

Die übertägigen Anlagen des Stephan- und des Mittelschachtes lagen westlich der B 417 zwischen Holzappel und Laurenburg oberhalb des Ortsteils Dörnberg-Hütte. Die beiden Schächte lagen nur 95 Meter voneinander entfernt. Heute sind nur noch Mauerreste und das Haldengelände zu erkennen. Ein Bergbaulehrpfad mit Tafeln und Modellen erklärt die Örtlichkeiten.

Das ehemalige Wohnhaus des jeweiligen Betriebsführers in Holzappel ist heute als Goethehaus bekannt (Lage). Das Gebäude der ersten Grubenverwaltung wird heute als Weinwirtschaft genutzt (Lage).

In Laurenburg befindet sich das Mundloch des Herminenstollens in der Kellerwand des Schlosses (Lage), das als ehemaliges Verwaltungsgebäude ebenfalls ein Zeugnis des Bergbaus ist. Das Mundloch des Adelheidstollens liegt 120 m westlich auf einem abgeschlossenen Privatgrundstück. In einem kleinen Park an der B 417 erinnern ein stark verkleinertes Modell des Fördergerüsts und einige Grubenfahrzeuge (die nicht in Holzappel zum Einsatz kamen) an die Grube Holzappel. Auf der gegenüberliegenden (westlichen) Straßenseite erkennt man deutlich die Halden (Lage) der ehemaligen Aufbereitung.

Sonstiges

Der österreichische Maler und Komponist Anton Hafner wurde als Gegner der Nationalsozialisten überfallen, verprügelt und flüchtete vor dem Transport in ein Konzentrationslager und arbeitet in Folge 1938 in der Grube Holzappel.

Literatur

  • Rainer Slotta: Technische Denkmäler in der Bundesrepublik Deutschland. Band 4, Teil 2: Der Metallerzbergbau. Deutsches Bergbaumuseum, Bochum 1983, ISBN 3-921533-25-2, S. 955–977.
  • Rudolf Scheid: 200 Jahre Erzbergbau in der Esterau – Die Grube Holzappel. Förderverein „Heimatmuseum Esterau e.V.“, Holzappel 2008.

Weblinks

Commons: Grube Holzappel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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Quellen und Anmerkungen

  1. Als querschlägig wird die Richtung bezeichnet, die horizontal quer zur Längsachse der Lagerstätte verläuft. (Quelle: Förderverein Rammelsberger Bergbaumuseum Goslar e.V. (Hrsg.): Erzabbau im Rammelsberg.)
  1. Annalen des Tacitus, 20. Kapitel des 11 Buches, Silbergruben in agro mattiaco. Siehe auch Isert, 1968, S. 136.
  2. Rainer Slotta: Technische Denkmäler in der Bundesrepublik Deutschland. Band 4, Teil 2: Der Metallerzbergbau. Deutsches Bergbaumuseum, Bochum 1983, ISBN 3-921533-25-2, S. 956.
  3. Fritz Isert: Beschreibungen rheinland-pfälzischer Bergamtsbezirke. Band 2. Bergamtsbezirk Diez. Verlag Glückauf, Essen 1968. S. 136
  4. Johann Philipp Becher: Mineralogische Beschreibung der Oranien-Nassauischen Lande, 1789, S. 22f. Digitalisat, abgerufen am 16. April 2017.
  5. Johann Philipp Becher: Mineralogische Beschreibung der Oranien-Nassauischen Lande, 1789, S. 28. Digitalisat, abgerufen am 16. April 2017.
  6. J.D. Engels: Ueber den Bergbau der Alten, in den Ländern des Rheins, der Lahn und der Sieg: zur Berichtigung von Gmelins Beiträgen zur Geschichte des deutschen Bergbau's, in so weit solche die Rheingegenden betreffen: mit Urkunden aus dem zwölften, dreizehnten und vierzehnten Jahrhundert, 1808, S. 55. Digitalisat, abgerufen am 16. April 2017.
  7. Abbildung und Beschreibung der Wasserhaltungs-Dampfmaschine 1909 (Memento des Originals vom 12. April 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.laurenburg.de, abgerufen am 10. April 2017
  8. a b Georg H. E. Wieber: Hydrogeologie und geothermisches Potential der Grube Holzappel Endbericht (Teil 1 und 2). In: stiftung-scheuern.de. Helmut Normann, Stiftung Scheuern, S. 4, abgerufen am 30. Oktober 2018.
  9. Rainer Slotta: Technische Denkmäler in der Bundesrepublik Deutschland. Band 4, Teil 2: Der Metallerzbergbau. Deutsches Bergbaumuseum, Bochum 1983, ISBN 3-921533-25-2, S. 962.
  10. Grube Holzappel, Mineralienatlas, abgerufen am 10. April 2017.
  11. J. Hamann: Haldenerzaufbereitung Laurenburg (Lahn) der Stolberger Zink A.G. für Bergbau und Hüttenbetrieb, Aachen, in Laurenburg, in: W. Gründer und Fachausschuß für Erzaufbereitung der Gesellschaft Deutscher Metallhütten- und Bergleute e.V. Clausthal-Zellerfeld (Herausgeber): Erzaufbereitungsanlagen in Westdeutschland, 1955, Springer Verlag.
  12. Rainer Slotta: Technische Denkmäler in der Bundesrepublik Deutschland. Band 4, Teil 2: Der Metallerzbergbau. Deutsches Bergbaumuseum, Bochum 1983, ISBN 3-921533-25-2, S. 957f.
  13. Fritz Herbst: Über die im Raum Holzappel-Nassau aufsitzenden Blei-Zinkerzgänge, in: Bad Emser Hefte, Heft 54, 1986, S. 13–15.
  14. Rudolf Scheid: 200 Jahre Erzbergbau auf der Grube Holzappel, in: Bad Emser Hefte, Band 51, 1986, S. 24–27.
  15. a b c d e f g h i j k l m Genauigkeit der Koordinate: Umkreis 15 m oder besser.
  16. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s Genauigkeit der Koordinate: Umkreis 150 m oder besser.
  17. a b c Genauigkeit der Koordinate: Umkreis 50 m oder besser.
  18. Abbildung Mundloch Otto-Wolff-Stollen, abgerufen am 10. April 2017.