Argentit

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Argentit
Acanthite-113670.jpg
Typische, aber seltene, gut entwickelte Pseudomorphose (Paramorphose) von Akanthit nach Argentit aus China
Allgemeines und Klassifikation
Chemische Formel β-Ag2S[1]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Sulfide und Sulfosalze – Metallsulfide, M : S > 1 : 1 (hauptsächlich 2 : 1)
System-Nr. nach Strunz
und nach Dana
2.BA.30a (8. Auflage: II/A.03)
02.00.00.00
Ähnliche Minerale Akanthit
Kristallographische Daten
Kristallsystem kubisch
Kristallklasse; Symbol kubisch-hexakisoktaedrisch; 4/m 3 2/m
Raumgruppe Im3m (Nr. 229)Vorlage:Raumgruppe/229[1]
Gitterparameter a = 4,89 Å[1]
Formeleinheiten Z = 2[1]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 2 bis 2,5 (Akanthit)
Dichte (g/cm3) berechnet: 7,04[2]
Spaltbarkeit undeutlich nach {001} und {110}
Bruch; Tenazität uneben
Farbe schwarz, grau
Strichfarbe bleigrau
Transparenz undurchsichtig
Glanz Metallglanz

Argentit (veraltet Silberglanz) ist ein nur hypothetisches, aber nicht anerkanntes Mineral, das als Hochtemperatur-Modifikation des Silbersulfids Ag2S nur bei einer Temperatur von über 173 °C[3] stabil ist. Aktuell gilt Argentit als Varietät von Akanthit.[4]

Argentit kristallisiert zunächst im kubischen Kristallsystem, wandelt sich dann aber bei weiterer Abkühlung in den monoklinen Akanthit um, wobei er meist die äußere Kristallform des Argentits beibehält. Diese Paramorphosen werden aus Unkenntnis des genauen Sachverhaltes oft fälschlich und irreführend als „Argentit“ bezeichnet. Korrekt müssten sie entweder als „Pseudomorphosen von Akanthit nach Argentit“ oder „pseudokubischer Akanthit“ bezeichnet werden.

Etymologie und Geschichte

Erstmals wissenschaftlich beschrieben wurde Argentit 1845 von Wilhelm Ritter von Haidinger, der das Mineral nach dem lateinischen Wort argentum für Silber benannte.

Klassifikation

Argentit wird in der alten 8. Auflage (II/A.03 Argentit-Naumannit-Gruppe) sowie der seit 2001 gültigen und zuletzt 2009 aktualisierte[5] 9. Auflage der Mineralsystematik Strunz (2.BA.30a) zusammen mit Akanthit klassifiziert.

Die Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Argentit nicht genauer ein, er hat hier die Systemnummer 2.00.00.00

Kristallstruktur

Argentit kristallisiert kubisch in der Raumgruppe Im3m (Raumgruppen-Nr. 229)Vorlage:Raumgruppe/229 mit dem Gitterparameter a = 4,89 Å sowie 2 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[1]

Bildung und Fundorte

Argentit bildet sich nur temporär in hochgradigen hydrothermalen Lösungen von über 173 °C in Silbererz-Gängen. Unterhalb dieser Temperatur bildet sich Akanthit als stabile Phase direkt. Paragenesen und Fundorte siehe Akanthit.

Verwendung

Als Hochtemperatur-Modifikation ist das bei Raumtemperatur nicht stabile Argentit ohne technische Bedeutung. Die bei Raumtemperatur stabile Form Akanthit ist dagegen einer der wichtigsten Rohstoffe zur Gewinnung von Silber.

Siehe auch

Literatur

  • Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien Enzyklopädie. Nebel Verlag GmbH, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-076-0, S. 23.
  • Paul Ramdohr, Hugo Strunz: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. 16. Auflage. Ferdinand Enke Verlag, 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 421–422.
  • Hans Jürgen Rösler: Lehrbuch der Mineralogie. 4. durchgesehene und erweiterte Auflage. Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie (VEB), Leipzig 1987, ISBN 3-342-00288-3, S. 301.

Weblinks

Commons: Argentite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Argentit – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
  • Argentit. In: Mineralienatlas Lexikon. Stefan Schorn u. a., abgerufen am 25. Oktober 2021.
  • Argentite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 25. Oktober 2021 (englisch).

Einzelnachweise

  1. a b c d Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 64 (englisch).
  2. David Barthelmy: Argentite Mineral Data. In: webmineral.com. Abgerufen am 25. Oktober 2021 (englisch).
  3. Ryoichi Sadanaga, Sigeho Sueno: X-ray study on the α-β transition of Ag2S. In: Mineralogical Journal. Band 5, Nr. 2, 1967, S. 124–148 (englisch, rruff.info [PDF; 2,9 MB; abgerufen am 25. Oktober 2021]).
  4. Argentit. In: Mineralienatlas Lexikon. Stefan Schorn u. a., abgerufen am 25. Oktober 2021.
  5. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,82 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Januar 2009, abgerufen am 25. Oktober 2021 (englisch).