Akanthit
Akanthit | |
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Akanthit aus der Imiter Mine, Drâa-Tafilalet, Marokko (Größe: 4,0 cm× 2,5 cm× 1,5 cm) | |
Allgemeines und Klassifikation | |
Andere Namen |
Silberglanz |
Chemische Formel | Ag2S |
Mineralklasse (und ggf. Abteilung) |
Sulfide und Sulfosalze |
System-Nr. nach Strunz und nach Dana |
2.BA.30a (8. Auflage: II/B.05) 02.04.01.01 |
Kristallographische Daten | |
Kristallsystem | monoklin |
Kristallklasse; Symbol | monoklin-prismatisch; 2/m |
Raumgruppe | P21/n (Nr. 14, Stellung 2)[1] |
Gitterparameter | a = 4,23 Å; b = 6,93 Å; c = 7,86 Å β = 99,6°[1] |
Formeleinheiten | Z = 4[1] |
Zwillingsbildung | Polysynthetisch nach {111} und Kontaktzwillinge nach {101} |
Physikalische Eigenschaften | |
Mohshärte | 2 bis 2,5 |
Dichte (g/cm3) | gemessen: 7,20 bis 7,22; berechnet: 7,24 |
Spaltbarkeit | undeutlich |
Bruch; Tenazität | uneben |
Farbe | schwarz, grau |
Strichfarbe | bleigrau |
Transparenz | undurchsichtig |
Glanz | Metallglanz |
Akanthit (veraltet Silberglanz) ist ein eher selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“ mit der chemischen Zusammensetzung Ag2S, besteht also aus Silber und Schwefel im Verhältnis 2 : 1 und ist damit chemisch gesehen Silbersulfid.
Akanthit kristallisiert im monoklinen Kristallsystem und entwickelt meist nadelförmige oder spießige, oft pseudokubische Kristalle, aber auch massige Aggregate von grauer bis schwarzer Farbe.
Etymologie und Geschichte
Erstmals entdeckt wurde Akanthit bei Jáchymov (deutsch Sankt Joachimsthal) in Tschechien und beschrieben 1855 von Gustav Adolf Kenngott (1818–1897), der das Mineral aufgrund seiner auffälligen Kristallform nach dem griechischen Wort ἄκανθα akantha für Dorn oder Stachel benannte.
Klassifikation
In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Akanthit zur Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort zur Abteilung der „Sulfide mit dem Stoffmengenverhältnis Metall : Schwefel, Selen, Tellur > 1:1“, wo er zusammen mit Aguilarit, Argentit, Benleonardit, Chenguodait, Cervelleit, Empressit, Hessit, Naumannit, Tsnigriit und Stützit die „Argentit-Naumannit-Gruppe“ mit der System-Nr. II/B.05 bildete.
Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz'schen Mineralsystematik ordnet den Akanthit ebenfalls in die Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort in die Abteilung der „Metallsulfide, M : S > 1 : 1 (hauptsächlich 2 : 1)“ ein. Diese Abteilung ist allerdings weiter unterteilt nach der Art der beteiligten Kationen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „mit Kupfer (Cu), Silber (Ag), Gold (Au)“ zu finden ist, wo es nur noch zusammen mit Argentit die unbenannte Gruppe 2.BA.30a bildet.
Auch die Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Akanthit in die Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort in die Abteilung der „Sulfidminerale“ ein. Hier ist er als Namensgeber der „Akanthitgruppe“ mit der System-Nr. 02.04.01 und den weiteren Mitgliedern Naumannit und Aguilarit innerhalb der Unterabteilung „Sulfide – einschließlich Seleniden und Telluriden – mit der Zusammensetzung AmBnXp, mit (m+n):p=2:1“ zu finden.
Kristallstruktur
Akanthit kristallisiert monoklin in der Raumgruppe P21/n (Raumgruppen-Nr. 14, Stellung 2) mit den Gitterparametern a = 4,23 Å; b = 6,93 Å; c = 7,86 Å und β = 99,6° sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[1]
Modifikationen und Varietäten
Akanthit ist die monokline Tieftemperatur-Modifikation des kubischen Argentit, wandelt also bei der Abkühlung unterhalb von 173 °C sein Kristallsystem. Dabei behält es aber oftmals die äußere Kristallform von Argentit bei (Paramorphose).
Bildung und Fundorte
Akanthit bildet sich hydrothermal in Silbererz-Gängen. Begleitminerale sind neben Argentit, Silber, Proustit, Pyrargyrit und anderen auch Galenit, worin Akanthit oftmals eingeschlossen ist.
Weltweit konnte Akanthit bisher an rund 2100 Fundorten nachgewiesen werden (Stand: 2010).
In Deutschland fand sich das Mineral unter anderem im Schwarzwald in Baden-Württemberg; im Fichtelgebirge, Bayerischen und Oberpfälzer Wald in Bayern; im Odenwald und Taunus in Hessen; im Harz in Niedersachsen; an mehreren Fundpunkten in Nordrhein-Westfalen; in der Eifel und am Hunsrück in Rheinland-Pfalz; im Saarland; in Sachsen-Anhalt; am Annaberg, Schneeberg und vielen anderen Gegenden von Sachsen sowie in Thüringen.
In Österreich trat Akanthit vor allem in den Regionen Kärnten, Niederösterreich, Salzburg, Steiermark und Tirol auf.
In der Schweiz konnte das Mineral bisher nur bei Miglieglia im Tessin, im Binntal und im Lötschental im Kanton Wallis gefunden werden.
Weitere Fundorte sind Argentinien, Armenien, Australien, Belgien, Bolivien, Brasilien, Bulgarien, Chile, China, Ecuador, El Salvador, Frankreich, Georgien, Griechenland, Grönland, Honduras, Indonesien, Iran, Irland, Italien, Japan, Kanada, Kasachstan, Kolumbien, Madagaskar, Marokko, Mexiko, Mongolei, Namibia, Neuseeland, Nicaragua, Norwegen, Papua-Neuguinea, Peru, Polen, Portugal, Rumänien, Russland, Saudi-Arabien, Schweden, Slowakei, Slowenien, Spanien, Südafrika, Südkorea, Tadschikistan, Tschechien, Türkei, die Ukraine, Ungarn, Usbekistan, die U.S. Virgin Islands, das Vereinigte Königreich (Großbritannien) sowie die Vereinigten Staaten von Amerika (USA).[2]
Auch in Gesteinsproben des Mittelatlantischen Rückens sowie des Mondes, die die Luna 24-Mission zurückbrachte, konnte Akanthit gefunden werden.[2]
Verwendung
Akanthit ist einer der wichtigsten Rohstoffe zur Gewinnung von Silber.
Siehe auch
Literatur
- Martin Okrusch, Siegfried Matthes: Mineralogie: Eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde. 7. Auflage. Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York 2005, ISBN 3-540-23812-3.
- Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien Enzyklopädie. Nebel Verlag GmbH, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-076-0.
- Paul Ramdohr, Hugo Strunz: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. 16. Auflage. Ferdinand Enke Verlag, 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 421.
Weblinks
- Mineralienatlas:Akanthit (Wiki)
- Adolf Kenngott: Ueher den Akanthith, eine neue Species in dem Geschlechte der Silber-Glanze. In: Annalen der Physik und Chemie. (Fünfter Band). Hrs: J. C. Poggendorff, Verlag von Johann Ambrosius Barth, Leipzig 1855, S. 465 ff. (PDF 187,5 kB)
- Handbook of Mineralogy – Acanthite (englisch, PDF 62,4 kB)
- Webmineral – Acanthite (englisch)
Einzelnachweise
- ↑ a b c Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 64.
- ↑ a b Fundortliste für Akanhit beim Mineralienatlas und bei Mindat