Stromdiscounter

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In Deutschland ist ein Stromdiscounter (auch Energiediscounter oder Billigstromanbieter genannt) ein Unternehmen, welches vermeintlich oder tatsächlich zu vergleichsweise günstigen Preisen Strom und/oder Gas anbietet.

Geschäftsmodell

Energiediscounter gewinnen ihre Kunden oft durch Vergleichsportale. Wichtig für die Discounter ist es daher ihre Tarife so zu gestalten, dass diese möglichst weit oben gelistet werden.[1][2][3] Nachdem die Kunden durch die günstigen Preise unter Vertrag gebracht wurden, werden oft mittelfristig die Preise wieder erhöht.[4][5][6] Dies zum Teil mit umstrittenen Methoden:

  • Flexstrom wurde im März 2013 vom Landgericht Berlin verurteilt, eine „täuschende Erklärung“ (Preisanpassung getarnt als Infobrief) zu widerrufen, die Verbraucherzentrale Hamburg hatte das Verfahren beantragt.[7]
  • Almado hatte versucht, die Zahlung von Treueboni zu umgehen.[8]
  • Care-Energy erhöhte den „Classic Tarif“ zum Januar 2014 von 19,90 auf 24,90 ct/kWh und den Grundpreis von 6,99 auf 9,90 Euro/Monat, obwohl im Oktober 2013 noch mit gleichbleibenden Preisen zum neuen Jahr geworben wurde. Kritik daran und Verweise auf das gebrochene Versprechen von Kunden wurden daraufhin auf der Facebook-Firmenseite mehrfach entfernt.[6]

Die Insolvenzen der kundenstarken Discounter Teldafax Energy GmbH (750.000 Kunden)[9] und Flexstrom (835.000 Kunden in den Marken: ÖkoFlex, Löwenzahn Energie, Optimalgrün sowie FlexGas)[10] führten zu starker Medienresonanz, ebenso das Geschäftsgebaren von Care-Energy (250.000 Kunden,[11] über 53 Millionen Euro EEG-Umlage wurden durch Schein-Contracting umgangen).[12] Care-Energy sorgte 2016 für Aufsehen, da im Juni der Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz und im Juli der Netzbetreiber TenneT aufgrund ausstehender Zahlungsverpflichtungen die Verträge gekündigt und somit das Care-Energy-Geschäftsmodell stark beeinträchtigt haben.[13][14][15] Die Verbraucherzentrale Niedersachsen warnte in Folge zahlreicher Verbraucherbeschwerden vor dem Abschluss neuer Verträge mit Care-Energy und berief sich dabei auf das Aufsichtsverfahren der Bundesnetzagentur, in dem gesagt wird, dass die Behörde aufgrund der anhaltenden Zahlungsrückstände von Care-Energy die Gefahr einer Insolvenz sieht.[16] Seit dem 11. Juli 2017 ist die Care-Energy Management GmbH im endgültigen Insolvenzverfahren.

Ökostrom

Einige Stromdiscounter vermarkten ihren Strom (teilweise) auch als Ökostrom. Da Ökostrom allerdings nur einen Umweltnutzen hat, wenn tatsächlich neue Anlagen zur Erzeugung regenerativer Energie gebaut werden, sind viele dieser Angebote als Greenwashing einzustufen. Care-Energy warb gar mit der Aussage, Ökostrom nach Grünstromprivileg zu liefern, obwohl nur Graustrom mittels Zertifikaten „grüngefärbt“ wurde.[17][18] Einige Stromdiscounter sind zudem Tochterunternehmen von Stromkonzernen, welche Strom aus Atomkraft oder fossilen Energieträgern (Kohle, Erdgas) gewinnen,[19] z. B. eprimo (zu 100 Prozent im Besitz von Innogy, gehört zu E.ON), E wie einfach (zu 100 Prozent im Besitz von E.ON), NaturEnergiePlus (zu 100 Prozent im Besitz von EnBW), Yello Strom (zu 100 Prozent im Besitz von EnBW) und andere.

Einzelnachweise

  1. Energieversorger: Aufgepasst bei Billiganbietern. (Memento vom 6. Oktober 2014 im Internet Archive) Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, 14. Mai 2014. Abgerufen am 27. September 2014.
  2. Billigstromanbieter: Nur 2 von 49 Tarifen sind fair. In: test Nr. 02/2014, 30. Januar 2014. Abgerufen am 27. September 2014.
  3. Heike Jahberg: Wie seriös sind Stromdiscounter? In: Der Tagesspiegel, 26. Juli 2013. Abgerufen am 27. September 2014.
  4. http://www.verbraucherportal-bw.de/servlet/PB/menu/2939236_l1/index.html Preiserhöhung Löwenzahnenergie
  5. https://www.test.de/testde-warnt-vor-Flexstrom-und-Teldafax-Leser-geben-rote-Karte-4170161-0/ Preiserhöhung Tedafax und Flexstrom
  6. a b Care Energy: Umstrittener Stromdiscounter erhöht kräftig die Preise. In: Spiegel Online, 13. November 2013.
  7. Archivierte Kopie (Memento vom 26. September 2013 im Internet Archive)
  8. Stromdiscounter almado muss Bonus zahlen. WDR, 14. Mai 2014, archiviert vom Original am 24. April 2015; abgerufen am 11. Oktober 2014.
  9. Christoph Giesen: Zwischen Größenwahn und Dilettantismus. In: Süddeutsche Zeitung. 2. September 2011, abgerufen am 28. Juni 2014.
  10. Jürgen Flauger, Sönke Iwersen: Wächter für Strom und Gas. In: Handelsblatt. Nr. 104, 4. Juni 2013, ISSN 0017-7296, S. 18.
  11. OLG Hamburg, Urteil Az. 9 U 119/13 vom 12. August 2014 = openJur 2014, 18661
  12. Energieversorgung für Fortgeschrittene. In: taz.de
  13. Detail. In: 50hertz.com. Abgerufen am 18. Juli 2016.
  14. TenneT kündigt Bilanzkreisvertrag mit Care-Energy AG. (Nicht mehr online verfügbar.) In: tennet.eu. Archiviert vom Original am 16. Juli 2016; abgerufen am 18. Juli 2016.
  15. Care Energy - Was tun? In: SwitchUp.de. Abgerufen am 18. Juli 2016.
  16. Care-Energy: Marktwächter Energie warnt vor Abschluss von Verträgen, Archivlink abgerufen am 4. September 2022
  17. LG Hamburg, Urteil Az. 304 O 123/13 vom 28. Oktober 2013 = openJur 2013, 43084
  18. LG Hamburg, Urteil Az. 304 O 66/13 vom 28. Oktober 2013 = openJur 2013, 43085
  19. Michael Bisping: Echter Umweltschutz oder „Grünfärberei“?: Wie grün ist Ökostrom wirklich? (Memento vom 6. April 2014 im Internet Archive) In: Servicezeit, Westdeutscher Rundfunk, 11. März 2014. Abgerufen am 27. September 2014.