Stromio
Stromio GmbH
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Rechtsform | GmbH |
Gründung | 19. Februar 2009 |
Sitz | Kaarst, Deutschland |
Leitung | Ömer Varol |
Mitarbeiterzahl | 160 (2012) |
Branche | Energieversorgung |
Website | www.stromio.de |
Die Stromio GmbH ist ein mittelständisches Elektrizitätsversorgungsunternehmen mit Sitz in Kaarst. Das Unternehmen ist ein Energielieferant ohne eigenes Stromnetz. Stromio bezeichnet sich selbst als „Energiediscounter“. Das Angebot des Unternehmens besteht aus verschiedenen Stromtarifen für Privat- und Kleingewerbekunden sowie aus Ökostromangeboten der Vertriebsmarke Grünwelt Energie.
Im Dezember 2021 wurde die Belieferung aller Kunden mit Strom eingestellt.
Unternehmen
Das Unternehmen wurde am 19. Februar 2009 zunächst mit Sitz in Münster gegründet. Im August 2009 begann der bundesweite Vertrieb von Stromtarifen. Ab 1. November 2009 wurden die ersten Kunden mit Strom beliefert.[1] 2010 verlegte Stromio seinen Sitz zunächst nach Düsseldorf. 2011 wurde der Sitz schließlich nach Kaarst verlegt.
Im September 2010 begann der bundesweite Gasvertrieb über die gas.de Versorgungsgesellschaft mbH.[2]
Seit 2011 bieten Stromio und gas.de unter der Vertriebsmarke Grünwelt Energie Ökostrom bzw. Ökogas an. Die Tarife werden durch den TÜV Nord und teilweise durch das ok-power-Label zertifiziert.[3] Im Spätsommer 2012 bot Stromio erstmals Stromtarife an Kleingewerbekunden mit einem Jahresverbrauch von bis zu 100 MWh an.[4]
Im Oktober 2013 traten Stromio und gas.de der Schlichtungsstelle Energie als ordentliches Mitglied bei.[5]
Seit 2015 wird über die Grünwelt Wärmestrom GmbH ebenfalls Niedertarifstrom für Wärmepumpen und Nachtspeicherheizungen angeboten.
Alle drei Gesellschaften (Stromio, gas.de und Grünwelt Wärmestrom) führen ihre Gewinne über einen Gewinnabführungsvertrag an die Universal Utility Investment GmbH & Co. KG, Kaarst, als herrschendes Unternehmen ab. Zu dieser Unternehmensgruppe gehört auch der Windenergieanlagenhersteller Amperax, der die Entwicklung und Herstellung der früheren Prokon-Windkraftanlage weiterführt.[6] Die Utility-Unternehmensgruppe gehört zur deutschen Callax-Gruppe (Callax Holding, Düsseldorf), welche wiederum Teil der niederländischen Callax-Gruppe ist.[7]
Die Vertriebsmarken Grünwelt Energie und gas.de teilten ihren Kunden per E-Mail am 7. Dezember 2021 mit, dass sie rückwirkend zum 3. Dezember 2021 die Gasversorgung eingestellt haben mit der Folge, dass die Kunden zum örtlichen Grundversorger zurückgefallen sind.[8] Die Bundesnetzagentur teilte mit, dass sie keine Möglichkeit habe, die Firma zur Wiederaufnahme der Gasversorgung zu verpflichten.[9] Verbraucherschützer sehen gute Chancen zur Forderung von Schadensersatz.[10]
Zum 22. Dezember 2021 musste Stromio auch die Belieferung seiner Stromkunden einstellen, nachdem die Übertragungsnetzbetreiber die Bilanzkreisverträge außerordentlich gekündigt hatten. Nach Aussagen der Übertragungsnetzbetreiber hatte Stromio seine Verpflichtungen aus den Bilanzkreisverträgen nicht mehr erfüllt.[11] Das Unternehmen selbst begründete die Einstellung auf seiner Website mit dem starken Anstieg der Beschaffungskosten.
Kritik
Die Stiftung Warentest warnte im Januar 2014 unter anderem vor Stromio wegen versteckter Preiserhöhungen, die Bedingungen der beiden Tarifvarianten Grünstrom pur und pur Premium von Grünwelt Energie wurden jedoch als fair erachtet, da sie monatlich kündbar sind und 12 Monate Preisgarantie bieten; alle anderen getesteten Tarife, auch die hier nicht genannten von Grünwelt Energie, enthielten unfaire Bedingungen.[12]
Die Verbraucherzentrale erwirkte am 5. Juli 2016 ein Urteil von grundsätzlicher Bedeutung gegen das Unternehmen: Das Oberlandesgericht Düsseldorf verwarf eine Klausel zur Preisanpassung und beanstandete das Vorgehen, beim Bestellvorgang zwingend eine Einzugsermächtigung zu erteilen.[13]
Aus Sicht des BMUV handelt es sich bei der außerordentlichen Beendigung der Energielieferverträge im Jahr 2021 um einen Vertragsbruch, Stromio sei zu Schadenersatzleistungen verpflichtet.[14]
Die Eigentumsverhältnisse verbergen sich hinter einem verschachtelten Unternehmensgeflecht. Ömer Varol, der das Unternehmen 2009 gründete und seitdem leitet, gibt dazu keine Auskunft. Der Verbleib der Betriebsgewinne, von 2014 bis 2019 insgesamt 107 Millionen Euro, ist unbekannt. Ömer Varol führte auch bis 2018 den britischen Energieversorger Brilliant Energy, der im März 2019 ebenfalls alle Lieferungen einstellte, seine Kunden zu deutlich höheren Tarifen einem anderen Versorger übergab und anschließend in die Insolvenz ging.[15]
Weblinks
- Stromio-Website
- Stromio GmbH auf energieanbieterinformation.de des Bundes der Energieverbraucher
Einzelnachweise
- ↑ Neuer Stromanbieter Stromio unschlagbar günstig. In: Stromio Webseite. 19. August 2009, archiviert vom Original am 4. Juli 2014; abgerufen am 29. August 2014.
- ↑ Neuer Anbieter gas.de mischt den deutschen Gas-Markt auf. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 8. August 2014; abgerufen am 29. August 2014.
- ↑ Grünwelt Energie: echte grüne Strom- und Gasangebote zum kleinen Preis. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 5. Juli 2014; abgerufen am 29. August 2014.
- ↑ Ab sofort günstige Gewerbetarife bei Stromio und gas.de. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 4. Juli 2014; abgerufen am 29. August 2014.
- ↑ Energieversorger gas.de wird 100. Mitglied der Schlichtungsstelle Energie. In: Presseportal. 19. November 2013, archiviert vom Original am 24. März 2014 .
- ↑ prokonfinland.fi/en, Previous projects. Abgerufen am 18. August 2020.
- ↑ Angabe auf der Homepage des Bund der Energieverbraucher e.V., Unkel / Rheinland-Pfalz, abgerufen am 7. Januar 2017
- ↑ Versorger gas.de verkündet Lieferstopp
- ↑ Bundesnetzagentur: Keine Handhabe gegen gas.de
- ↑ Schadensersatz gegen gas.de / Grünwelt Energie
- ↑ Daniel Bakir: Ohne Vorwarnung – Energiediscounter Stromio liefert ab sofort nicht mehr. Stern (online), 22. Dezember 2021, abgerufen am 23. Dezember 2021.
- ↑ test.de vom 30. Januar 2014, Billigstromanbieter: Nur 2 von 49 Tarifen sind fair. Abgerufen am 24. August 2016.
- ↑ Auf Klage der Verbraucherzentrale NRW hat das Oberlandesgericht Düsseldorf in einem grundlegenden Urteil eine Klausel zur Preisanpassung des Energieversorgers Stromio GmbH verworfen. Kunden sollten einer Jahresrechnung rechtzeitig widersprechen. Abgerufen am 24. August 2016.
- ↑ Kunden müssen höhere Strompreise nicht hinnehmen. In: Der Spiegel (online). 5. Januar 2022, abgerufen am 6. Januar 2022.
- ↑ Rauswurf wider Willen. In: Der Spiegel, Heft 3/2022, 14. Januar 2022, S. 72/73.