Sturzflut
Als Sturzflut (englisch flash flood) wird eine plötzliche Überschwemmung bezeichnet, die meist mit einem nachfolgenden plötzlichen Hochwasser verbunden ist.
Von einer Sturzflut oder plötzlichen Überschwemmung spricht man, „[…] wenn innerhalb von sechs Stunden nach einem starken Regenereignis oder aber einem Deichbruch bzw. nach dem Durchbruch einer anderen Barriere (Erdrutsch, Eisdamm), plötzlich riesige Wassermassen über ein Gebiet hereinbrechen.“[1]
Ursachen
Die Ursachen können unterschiedlich sein: heftige Regenfälle, Unwetter, Auflösen von Blockaden im normalen Flusslauf, etwa durch Eisdämme, oder durch einen Dammbruch. Zu Sturzfluten kommt es, wenn mehr Wasser vorhanden ist, als von dem weiter abwärts gelegenen Gewässersystem oder vom Boden aufgenommen werden kann. Das ablaufende Wasser fließt mit hoher Geschwindigkeit abwärts und sammelt sich in tiefer liegenden Gebieten. Am häufigsten treten Sturzfluten nach Starkregen in normalerweise trockenen Gegenden auf.
Gefährdungspotenzial bei Sturzfluten
Die Flutwellen können sich aber von dort aus noch kilometerweit bewegen. Dabei reißen sie oftmals Gegenstände mit, die Personen und Sachen im Flutungsverlauf zusätzlich gefährden.
Sturzfluten sind wegen ihrer Plötzlichkeit sehr gefährlich. Fahrzeuge bieten geringen bis gar keinen Schutz dagegen, fortgeschwemmt zu werden. Bereits Wasserpegel von 50 Zentimetern können einen Geländewagen mit sich reißen. In manchen Wüstengebieten können selbst nach weit entfernten Wolkenbrüchen trockene und schlecht absorbierende Flussbetten, sogenannte Wadis, in Sekundenschnelle zu reißenden Strömen anschwellen und zur Gefahr für Wanderer und Fahrzeuge werden.
Warnungen vor sogenannten Flash Floods findet man häufig im trockenen Südwesten der USA, wenn Straßen oder Wanderwege trockene Flussbetten durchqueren.
Historische Beispiele
- Hochwasser in Henan 2021
- Hochwasser in West- und Mitteleuropa 2021
- Sturzfluten in Europa im Frühjahr 2016
- Überschwemmungen in den Pyrenäen 2013
- Sturzflut im australischen Toowoomba, Bundesstaat Queensland, Anfang 2011
- Sturzflut in der südthailändischen Provinz Trang 2007
- Flutkatastrophe von Boscastle 2004
- Weißeritzflut 2002
- Oderhochwasser 1997[2]
- Sturzflut im Antelope Canyon 1997
- Canyon-Lake-Dammbruch 1972
- Talsperrenbruch bei Fischbeck beim Unwetter vom 19. Juli 1966
- Heinrichsflut in Südniedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Nordhessen am 16. Juli 1965
- Hochwasserkatastrophe in Südniedersachsen beim Unwetter vom 27./28. August 1955
- Tangiwai-Eisenbahnunglück 1953
Varianten
- Eine Schichtflut ereignet sich meist in flachen, vegetationsarmen Gebieten.
- Ein Lahar ist eine vulkanische Schlammlawine.
- Im Grand-Canyon-Nationalpark wurden vom US-Innenministerium 1996, 2004 und 2008 künstliche Sturzfluten herbeigeführt, um eine Renaturalisierung zu erreichen.[3]
Metaphorischer Gebrauch des Begriffs
Das Lexem wird historisch seit langem immer wieder in übertragenem Sinne verwendet. So diente es etwa als Metapher dazu, die Vielzahl an Anglizismen im deutschen Alltagssprachgebrauch zu kritisieren.[4]
Literatur
- Kevin Sene: Flash floods - forecasting and warning. Springer, Dordrecht 2013, ISBN 978-94-0079304-0.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Ildikó Dobi Wantuch/Dr. Elena Kalmár, Hungarian Meteorological Service, Budapest in einer Übersetzung von Elmar Uherek, Max-Planck-Institut für Chemie Mainz, veröffentlicht unter anderem in der Klimaenzyklopädie (Memento des Originals vom 25. Juni 2010 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Goldberg, V.; Bernhofer, Ch.: The flash flood event in the catchment of the river Weisseritz (eastern Erzgebirge, Saxony) from 12.-14. August 2002 - meteorological and hydrological reasons, damage assessment and disaster management. Hrsg.: EGS - AGU - EUG Joint Assembly. April 2003.
- ↑ dpa: Künstliche Sturzflut im Grand Canyon - Umweltschützer üben Kritik (9. März 2008)
- ↑ Metasprachdiskurse: Einstellungen zu Anglizismen und ihre wissenschaftliche ... - Seite 198 von Jürgen Spitzmüller - 2005