Subaquales Darmbad

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Das Subaquale Darmbad (abgekürzt mit Sudabad, falsch auch Subaquarelles Darmbad) gehört zu den medizinischen Bädern, auch wenn die Wirkung des Bades nur zweitrangig ist. Bei dieser Anwendung sitzt der Patient in einer Wanne und bekommt hintereinander mehrere Einläufe mit warmem Wasser.

Anwendung

Der Aufbau des Sudabades ist sehr kompliziert und besteht aus mehreren Komponenten. Das Irrigatorgefäß ist meistens an einer Wand oberhalb der Wanne installiert. Dieses Gefäß wird zum Behandlungsbeginn mit 20 bis 30 Liter Wasser gefüllt, das mit Kochsalz oder Kamillenauszügen versetzt werden kann. Von dort fließt das Wasser über einen Schlauch zu einem „Sattel“, der mit einem Gürtel am Gesäß des sitzenden Patienten befestigt wird. Der Sattel ist aufblasbar, damit der Anus zum Wannenwasser abgedichtet ist, und hat ein dünnes Darmrohr aus Gummi, welches über den Anus des Patienten in den Enddarm eingeführt wird. Ebenfalls ist am Sattel ein dickes Rohr angebracht, das direkt unterhalb des Darmrohres sitzt und den ausgeschiedenen Kot aufnimmt. Dieses Rohr verfügt über ein Sichtfenster, damit die Kotausscheidung beobachtet werden kann, und führt zu einem Behälter, der im Abfluss der Wanne steckt. Hier werden über einen Filter die festen Kotstücke von der Flüssigkeit getrennt. Dieser Teil des Sudabades wird als Niederdrucksystem bezeichnet. Zusätzlich zu diesem Aufbau kann die Ausscheidung des Patienten mit einem Hockdrucksystem unterstützt werden. Hierzu wird über eine Wasserstrahlpumpe ein Unterdruck im Ausscheidungsrohr erzeugt.

Wirkung

Das warme Badewasser, in dem sich der Patient befindet, hat zunächst eine entkrampfende Wirkung auf Hohlorgane. Dazu kommt die verstärkte Diurese, die durch die Resorption des Wassers im Dickdarm ausgelöst wird. Des Weiteren fördert das Sudabad die Peristaltik.

Indikation

Eine offensichtliche Indikation für das Sudabad ist die Obstipation, auch in ihrer chronischen Form. Da die Resorption des Wassers beim Einlauf zu einer Ausschwemmung und erhöhtem Harndrang führt, kann das Sudabad auch zur Behandlung bei Nieren- und Harnleitersteinen und bei einer chronischen Vergiftung durch z. B. bromhaltige Schlafmittel eingesetzt werden.

Kontraindikation

Das Sudabad ist sehr belastend für den Kreislauf des Patienten, daher gibt es eine Reihe von Erkrankungen, gerade im Zusammenhang mit dem Herzen und dem Kreislauf, die eine Behandlung untersagen. Zu diesen Erkrankungen zählen die Herzinsuffizienz, der Bluthochdruck (arterielle Hypertonie) und infektiöse und fieberhafte Erkrankungen. Würde man einen Patienten mit diesen Erkrankungen einem Sudabad unterziehen, könnten das Herz und der Kreislauf massiv belastet werden und den Patienten gefährden. Bei der benignen Prostatahyperplasie und Ausscheidungsstörungen der Niere darf auf Grund der erhöhten Diurese ebenfalls kein Sudabad angewendet werden. Weitere Kontraindikationen sind Erkrankungen des Darmes, besonders wenn die Darmwand geschädigt ist.

Anton Brosch

Als Entdecker des Subaqualen Darmbades gilt der Wiener Professor für pathologische Anatomie und Militärarzt, Anton Brosch (1869–1938). 1927 meldete Anton Brosch die Tragvorrichtung für Subaquale Darmspülungsapparate und 1937 das Darmrohr für Spülungen als Patente beim Patentgericht in Wien an. Anton Brosch betrieb zudem von 1917 bis 1932 in Wien 9, Borschkegasse 8, eine Kur-Anstalt für ambulatorische Enterocleaner Behandlung.[1]

Neben dem Wiener Garnisonsspital 1 kam die Methode des Subaqualen Darmbades in weiterer Folge im Garnisonsspital 2, in der städtischen Kur-Anstalt in Baden bei Wien sowie in der Wiener Fange- und Wasserheilanstalt zum Einsatz.[1][2][3]

Literatur

  • Walter Mentzel: Aus den Medizinhistorischen Beständen der UB MedUni Wien. Brosch Anton – Professor für pathologische Anatomie und Militärarzt (1869–1938). In: VanSwietenBlog. Universitätsbibliothek Medizinische Universität Wien, 29. Oktober 2020. Digitalisat
  • Otto Gillert, Walther Rulffs: Hydrotherapie und Balneotherapie. Theorie und Praxis. Pflaum 1990. ISBN 3-7905-0586-2
  • Willibald Pschyrembel: Pschyrembel Naturheilkunde und alternative Heilverfahren. Gruyter 1996. ISBN 3-11-018524-5
  • Gottlieb Olpp: Das subaquale Darmbad und seine Verwendung, Hippokrates-Verlag Marquardt & Cie., Stuttgart 1954
  • Anton Brosch: Das subaquale Innenbad, 2. verm. Aufl., Deticke, Wien 1912

Einzelnachweise

  1. a b Walter Mentzel: Aus den Medizinhistorischen Beständen der UB MedUni Wien. Brosch Anton – Professor für pathologische Anatomie und Militärarzt (1869–1938). In: VanSwietenBlog. Universitätsbibliothek Medizinische Universität Wien, 29. Oktober 2020. Digitalisat
  2. Anton Brosch: Zur Kenntnis der Dickdarmkapazität. In: Wiener Medizinische Wochenschrift, Nr. 36, 1912, Sp. 2358.
  3. Erich Urbach: Das subaquale Darmbad in der Dermatologie. Eine klinische, experimentelle und therapeutische Studie. Aus der Universitätsklinik für Syphilidologie und Dermatologie in Wien. 20. November 1929, zu Anton Brosch S. 524 f. Springer Link, abgerufen am 31. Oktober 2020.