Subprime-Markt
Subprime-Markt bezeichnet einerseits einen Teil des privaten (also nicht für gewerbliche Zwecke dienenden) Hypothekendarlehenmarkts, auf dem Kreditnehmer mit meist geringer Bonität bei US-amerikanischen Banken Hypotheken zum Immobilienerwerb aufnahmen bzw. von diesen dazu überredet wurden. Zum anderen bezeichnet es den Markt, auf dem verbriefte Pakete solcher Hypothekarkredite gehandelt werden – oft zwischen Banken und international.
Übersetzt bedeutet subprime „zweitklassig“; der Begriff entstand ab 1993 zunächst in den USA, später auch in anderen englischsprachigen Staaten.
In die Bonitätsschätzung fließen neben personenbezogenen Aspekten auch immobilienbezogene Kriterien mit ein. Als eine wichtige Zahl gilt die debt-to-income-ratio, also die Relation zwischen dem Brutto-Einkommen eines Schuldners und dem gesamten Schuldendienst. Sie soll 45 % des Brutto-Einkommens nicht überschreiten; mit anderen Worten: 55 % des Bruttoeinkommens sollen dem Schuldner nach Bezahlen seiner Monatsrate mindestens übrigbleiben. Die Eigenkapitalquote (loan-to-value-ratio) soll mindestens 10 % betragen. Alle Faktoren werden zu einem Rating (oder credit score) zusammengefasst. Es soll auf einer Skala von 300 bis 850 mindestens 620 Punkte erreichen. Darlehen mit einem credit score unter 620 nennt man 'subprime loan'.
Die extrem steigende Gewährung solch riskanter Immobilienfinanzierungen hat ab 2006 die US-amerikanischen Banken dazu bewogen, große Teile dieser Kreditforderungen – teilweise kombiniert mit prime-loans – in wertpapierähnliche, leicht übertragbare sog. CDOs (Collateralized Debt Obligations) oder ähnliche strukturierte Finanzierungsformen zu bündeln und, mit einem attraktiven Rating von externen Ratingagenturen versehen, an europäische oder asiatische Banken zu verkaufen. Damit wurde ein bis dahin rein US-amerikanisches Risiko internationalisiert.
Bei den erworbenen Immobilien handelte es sich anfangs primär um selbstgenutzte Einfamilienhäuser und (in etwas geringerem Maße) um Eigentumswohnungen. Im Zuge der Blasenbildung, die der Subprime-Krise vorausging, stieg auch der Anteil der nicht selbst genutzten und lediglich zu Spekulationszwecken erworbenen Immobilien.
Das Subprime-Risiko realisierte sich so lange nicht, wie die betroffenen Kreditnehmer ihre Subprime-Kredite vertragsgemäß bedienten. Als die Kreditzinsen stiegen und sich auch andere kreditrelevante Faktoren verschlechterten (Einkommen), sank dadurch die im Rating quantifizierte Bonität. Viele Kreditnehmer gerieten schließlich in Zahlungsverzug, und die anschließende Zwangsversteigerung brachte den Banken Verluste ein, weil der Trend ständig steigender Immobilienpreise endete und vielerorts Immobilienblasen 'platzten'.
Oft wird unter dem Begriff Subprime-Markt fälschlicherweise auch der Ausdruck Non-conforming-(Hypotheken)-Markt verstanden. In den USA und Großbritannien werden diese beiden Märkte allerdings deutlich unterschieden. Kreditnehmer mit geringer Bonität, die ihr Hypothekendarlehen vertragsgemäß bedienen, fallen in das Subprime-Segment. Hypothekendarlehen, welche nicht den marktüblichen Standards insbesondere im Bereich Beleihungsauslauf (loan-to-value-ratio), Laufzeit oder Darlehensbetrag genügen, fallen in das Non-conforming-Segment.
Der Federal Housing Finance Agency ist die für die Regulierung zuständige US-Aufsichtsbehörde. Sie meldete 2010, dass gegen 64 Emittenten von Verbriefungen Bußgelder verhängt worden sind.[1]
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Nick Timiraos: U.S. Queries 64 Issuers of Mortgage Securities, Others. The Wallstreet Journal, 13. Juli 2010.