Suwalki-Lücke
Koordinaten: 54° 15′ N, 23° 19′ O <mapframe text="Interaktive Karte der Suwalki-Lücke" latitude="54.254388888889" longitude="23.314972222222" zoom="6" width="400" height="400" align="right"> [
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] </mapframe> Die Suwalki-Lücke (auch Suwalki-Korridor, Suwałki-Lücke, englisch Suwalki Gap oder Suwałki Corridor, polnisch Przesmyk suwalski, litauisch Suvalkų koridorius) bezeichnet in der Terminologie der NATO das Gebiet um die Grenze zwischen Litauen und Polen, das die einzige Landverbindung der baltischen Staaten mit den übrigen NATO-Partnern darstellt und das Territorium der russischen Exklave Kaliningrad von Belarus trennt. Benannt ist es nach der Stadt Suwałki.
Die Lücke verläuft zwischen zwei Dreiländerecken über 65,4 km Luftlinie bzw. 100 km Grenze am Boden, vom Dreiländereck Litauen-Polen-Belarus im Südosten zum Dreiländereck Litauen-Polen-Russland (Kaliningrad) im Nordwesten. Die letzten 12 Kilometer im Südosten folgen dem stark mäandrierenden Flusslauf der Marycha, eines linken Nebenflusses der Czarna Hańcza.
Mehrere Straßen verbinden Polen und Litauen durch die Suwalki-Lücke, von denen die wichtigste die Europastraße 67, genannt Via Baltica, ist. Die einzige Bahnverbindung ist die mittlerweile normalspurige Bahnstrecke Suwałki–Kaunas, ein Teilstück des Bahnprojekts Rail Baltica.
Die Region um die Suwalki-Lücke gilt – insbesondere seit der Annexion der Krim 2014 – als eine der militärisch potentiell entzündlichsten in Europa, wie der Kommandeur der US-Streitkräfte in Europa, General Ben Hodges, während der Konferenz CEPA Forum 2015 schilderte. US-Beamte weisen auf Mängel in der Infrastruktur und Organisation hin, die die NATO-Staaten an einer schnellen Reaktion im Falle der Bedrohung des Gebiets hindern. Laut Geheimdienstinformationen könnten Russland und Belarus im Falle eines möglichen militärischen Konflikts mit NATO-Staaten Interesse an einer Besetzung des Gebietes haben, um die baltischen Staaten vom NATO-Partner Polen zu isolieren; sie ziehen weiter Vergleiche zum Fulda Gap aus den Zeiten des Kalten Krieges.[1]
Eine Studie der RAND Corporation, an der Wesley Clark und Egon Ramms als Autoren beteiligt waren, bezeichnete das Gebiet als das labilste der NATO und schätzte, die transatlantische Allianz würde im Fall eines russischen Angriffs nur 36 bis 60 Stunden lang den Nachschub über den Korridor sicherstellen können, bis die baltischen Hauptstädte besetzt und das Baltikum isoliert seien.[2] Die NATO stationierte deshalb 2016 vier Bataillone in dem Gebiet (siehe NATO Enhanced Forward Presence)[3] und bezog es in ihre Großübung Anakonda 16 ein.[4]
Die Russische Föderation hielt vom 14. bis zum 20. September 2017 mit offiziell 13.000 Soldaten an der Nato-Ostgrenze das Manöver Sapad 2017 (Westen 2017) ab.[5]
Bei der Übung Winter 20 der polnischen Streitkräfte im Winter 2020/21 wurde ein All-Out-Szenario angesetzt. In einem simulierten Krieg gelang es der russischen Armee zur Überraschung der Planer, Polen innerhalb von fünf Tagen zu überrollen, bei größten Verlusten innerhalb der polnischen Streitkräfte.[6] Nach dem Beitritt Finnlands zur Nato wird davon ausgegangen, dass die Sicherheit der Balten damit erhöht und weniger Druck auf der Suwalki-Lücke lasten werde.[7]
Litauen hat ab 17. Juni 2022 den Transport einiger von Sanktionen betroffenen Waren (u. a. Baumaterialien, Stahl, Metalle und Kohle) durch die Suwalki-Lücke von Weißrussland nach Kaliningrad für mehrere Wochen blockiert.[8][9][10]
Weblinks
- Thorsten Jungholt, Julia Smirnova: Die „Lücke von Suwalki“ ist die Achillesferse der Nato. In: Die Welt, 9. Juli 2016.
- Thomas Gutschker: Wo das Baltikum verwundbar ist. Die Litauer blicken sorgenvoll auf das kommende Herbstmanöver des russischen Militärs. Es könnte die Lage in der Region weiter verschärfen. Die Nato antwortet auf ihre Weise. In: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung. Nr. 25, 25. Juni 2017, S. 6 (faz.net – Zapad 2017).
- FAZ März 2021: Wenn Kampfpanzer im Tunnel stecken bleiben (Bericht über eine neue Studie des Center for European Policy Analysis)
- cepa.org (Autoren: Ben Hodges und Heinrich Brauß): Moving mountains for Europe’s defense (pdf, 72 S.)
- Arte.tv: Litauen: Sorgen am Suwalki-Korridor. Video, 5 Min., 25. März 2022
Fußnoten
- ↑ Agnia Grigas: Opinion: Putin’s Next Land Grab. The Suwalki Gap. In: Newsweek, 14. Februar 2016 (englisch); Thomas Gutschker: Russisches Zapad-Manöver. Wo das Baltikum wirklich verwundbar ist. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25. Juni 2017.
- ↑ Thorsten Jungholt, Julia Smirnova: Die „Lücke von Suwalki“ ist die Achillesferse der Nato. In: Die Welt, 9. Juli 2017.
- ↑ Konrad Schuller: Baltenrepubliken: Die Angst vor einem russischen Blitzkrieg. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 8. Juli 2016.
- ↑ Jochen Bittner: Osteuropa: So gefährlich ist die Nato wirklich. In: Die Zeit, 26. Juni 2016.
- ↑ Lorenz Hemicker: Russland übt den Krieg drei Mal so oft wie die Nato. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23. August 2017.
- ↑ Scheitern der polnischen Armee in einem simulierten Krieg. Übungen zeigen Niederlage in fünf Tagen - wiadomosci.onet.pl (polnisch)
- ↑ Diese Folgen hätte der Nato-Beitritt von Finnland und Schweden. Abgerufen am 16. Mai 2022.
- ↑ n-tv NACHRICHTEN: Warum die NATO die Suwalki-Lücke fürchtet. Abgerufen am 10. Juli 2022.
- ↑ Suwalki-Korridor: „Nach der Ukraine wären wir die Nächsten“: Litauens Angst um eine Ausweitung des Kriegs. Abgerufen am 10. Juli 2022.
- ↑ tagesschau: Litauen beendet Blockade Kaliningrads. 14. Juli 2022, abgerufen am 18. August 2022.
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