Svärdet (1662)

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Svärdet
Die Svärdet in einem Gemälde von Claus Møinichen aus dem Jahr 1686. Ihr Heckspiegel ist in der rechten äußeren Bildmitte zu sehen. Vorne links explodiert die Kronan.
Schiffsdaten
Flagge Schweden Schweden
Schiffstyp Galeone
Heimathafen Stockholm
Eigner Schwedische Marine
Bauwerft Stockholm
Kiellegung ca. 1660
Stapellauf 1662
Verbleib 1. Juni 1676 im Gefecht explodiert und gesunken
Schiffsmaße und Besatzung
Länge
47,3 m (Lüa)
Breite 12,5 m
Verdrängung ca. 1.700 t
 
Besatzung ca. 620–650
Takelung und Rigg
Anzahl Masten 3
Sonstiges
Klassifizierungen Flaggschiff
Bewaffnung

1675:

  • 12 × 36-Pfünder
  • 4 × 30-Pfünder
  • 14 × 24-Pfünder
  • 26 × 12-Pfünder
  • 24 × 8-Pfünder
  • 6 × 3-Pfünder

1668:

  • 12 × 36-Pfünder
  • 16 × 30-Pfünder
  • 2 × 18-Pfünder
  • 28 × 12-Pfünder
  • 18 × 10-Pfünder
  • 4 × 6-Pfünder
  • 2 × 3-Pfünder

Die Svärdet (zu deutsch „Das Schwert“) war ein schwedisches Segelkriegsschiff („Regalskepp“) mit 86–94 Kanonen, das an der Seeschlacht bei Öland teilnahm. Sie fungierte hier als Flaggschiff von Admiral Claas Uggla und wurde im Gefecht schwer beschädigt, so dass sie nach einer Explosion der Pulverkammer in der Ostsee versank. Im Jahr 2011 wurde in der Nähe der mutmaßlichen Verluststelle ein Wrack gefunden, bei dem Fachleute davon ausgehen, dass es sich um die Svärdet handeln muss.

Das Schiff

Das Schiff war ein Rahsegler mit drei Masten (Besanmast, Hauptmast und Fockmast).[1] Lediglich am Besanmast befand sich auf der untersten Position (Unterbesansegel) ein Lateinersegel. Zudem konnte am Bugspriet noch die Blinde gesetzt werden. Am Bugspriet befand sich eine Mars, auf der ein Bugsprietmast installiert war, an dem noch die Oberblinde (Bouvenblinde) gesetzt werden konnte.

Die Svärdet war ein Dreidecker und schloss im Heckbereich mit einem glatten Heckspiegel ab. Als zentraler Blickfang und repräsentatives Schnitzwerk befanden sich im oberen Drittel des Heckspiegels zwei einander zugewandte Löwen, die sich auf das königliche Schwert stützen. Gerahmt war dieses bildhauerische Werk von diversen allegorischen und in barockem Stil gehaltenen Schnitzereien. Der reich verzierte Heckspiegel mündete an den äußeren seitlichen Enden in die Seitengalerien. Oberhalb des Heckspiegels waren drei große Hecklaternen angebracht, die das traditionelle Erscheinungsbild des Heckbereiches eines Flaggschiffes abrundeten.

Eines der fünf königlichen Schwerter von Schwedens Reichsregalien

Der Schiffskörper war in der Kraweelbauweise einschließlich des Schanzkleides beplankt, die im Gegensatz zur Klinkerbauweise durch eine verhältnismäßig ebene Oberfläche gekennzeichnet war.

Die Svärdet war mit 86–94 Kanonen ausgestattet, wobei die schwereren Kaliber auf dem unteren Waffendeck positioniert waren. Die Kanonen stammten in der Regel aus eigener, schwedischer Herstellung und waren auf den drei Waffendecks, dem Oberdeck und in den Heckspiegel integriert.[2]

Der Name „Das Schwert“ ist den schwedischen Reichsinsignien entnommen. Zur selben Zeit wurden auch andere Schiffe nach den Insignien benannt: Kronan (Reichskrone), Riksäpplet (Reichsapfel) und Riks-Nyckeln (Reichsschlüssel). Schiffe mit diesen Namen waren meist die größten in der Flotte.

Geschichte

Konstruktion und Zeit nach Stapellauf

Der Stapellauf des Schiffs Svärdet fand 1662 unter der Aufsicht von Schiffbaumeister Thomas Day in Stockholm statt. Es wurde noch unter Karl X. Gustav begonnen und vom Schiffbaumeister Jakob Voss ausgeführt.[3]

Sie war das zweitgrößte Segelkriegsschiff in der schwedischen Marine ihrer Zeit und wurde nur von der Kronan übertroffen.[4] Neben der Kronan war sie zudem das einzige Schiff in der schwedischen Flotte während der Dienstzeit beider Schiffe, das 36-Pfünder-Kanonen trug.

Zur Geschichte nach dem Stapellauf bis zur Seeschlacht bei Öland sind keine gravierenden Einzelheiten bekannt.

Schonischer Krieg und Seeschlacht bei Öland

Darstellung der Schlacht von Öland in einem Kupferstich von Romeyn de Hooghe
Modell des Flaggschiffs Christianus Quintus von Admiral-General Cornelis Tromp, mit dem dieser die Svärdet bekämpfte
Eine andere Interpretation des Gefechts auf einem Epitaf in der Kalmarer Domkirche[5]

Sowohl die Kronan als auch die Svärdet wurden im Rahmen des Schonischen Krieges (1674–1679) eingesetzt, in dem ab 1675 Schweden und Dänemark um die ehemaligen dänischen Besitztümer in Süd-Schweden kämpften, die 1658 von Dänemark im Frieden von Roskilde an Schweden abgetreten worden waren. Die Kronan und die Svärdet sollten im Juni 1676 zur schwedischen Flotte vor der Insel Öland stoßen, um gegen eine vereinigte niederländisch-dänische Flotte eine Schlacht um die Seeherrschaft auf der Ostsee zu bestreiten.

Flaggoffizier der Svärdet war zu diesem Zeitpunkt Claas Uggla, der als Vizeadmiral einen Teil der schwedischen Flotte kommandierte.

Die brennende und entmastete Svärdet – Gemälde von Christian Mølsted

Am 1. April 1676 gegen 11:00 Uhr, der Feind war bereits auf nahe Distanz herangekommen, gab die in Kiellinie segelnde Svärdet einen Signalschuss ab. Der recht seeunerfahrene Freiherr Lorentz Creutz der Ältere, der erst ein Jahr zuvor zum Oberbefehlshaber der schwedischen Flotte ernannt worden war, fehlinterpretierte das Signal und ließ sein Flaggschiff Kronan unter vollen Segeln und bei geöffneten Stückpforten ein hartes Wendemanöver durchführen. Das Schiff wurde dabei durch eine Böe erfasst und krängte so sehr, dass erhebliche Wassermengen über die offenen Stückpforten in den Schiffskörper eindrangen und das Schiff Schlagseite erhielt.

Durch diese Schlagseite lösten sich offenbar auch einige Kanonen aus den an den Bordwänden zur Verankerung vorgesehenen Brooktauen und verlagerten den Schwerpunkt des Schiffes nochmals ungünstiger auf die nun teilweise im Wasser liegende Seite des Schiffes. Umherfliegende Zündlunten oder Laternen, die mit Schwarzpulver in Kontakt kamen, lösten schließlich eine Kettenreaktion aus, die zu einer Explosion der Pulverkammer führte. In der Folge begann das Schiff zu sinken.

Die Svärdet eilte der sinkenden Kronan noch zu Hilfe und kollidierte sogar mit ihr, musste dann aber schließlich abfallen, um Kollisions- oder Feuerschäden zu vermeiden.

Offenbar demoralisiert und schockiert vom frühen Verlust des Führungsschiffes und des Oberbefehlshabers der eigenen Flotte, geriet die schwedische Schlachtlinie schnell in Unordnung, zumal die schwedische Vorhut aus der Schlacht flüchtete.[6]

Die niederländisch-dänischen Admiräle, darunter auch der Niederländer Cornelis Tromp, der als Admiral-General den Oberbefehl über die dänische Marine hatte, nutzten den Kollaps der schwedischen Gefechtsformation und setzten nach:

Gegen 12:00 Uhr sah sich Vizeadmiral Claas Uggla nach dem beinahe vollständigen Zusammenbruch der Vorhutschlachtlinie mit seinem Flaggschiff Svärdet innerhalb kurzer Zeit von mehreren Schiffen der Verbündeten, darunter Tromps Flaggschiff Christianus Quintus, umstellt und in ein heftiges Feuergefecht verwickelt.

Über zwei Stunden[7] kämpfte die Svärdet beinahe alleine gegen vier Schiffe der dänisch-niederländischen Flotte. Die Masse der verbliebenen schwedischen Schiffe konnte sich infolge der Leeposition nicht freikreuzen und Uggla keine Unterstützung geben.

In dieser Phase des Gefechts, gegen 14:00 Uhr, wurde die Svärdet noch von dem niederländischen Brander t’Hoen attackiert und in Brand gesetzt, der sich an ihre Bordwand hakte. Die Svärdet wurde schnell von den Flammen erfasst, die sich immer mehr ausbreiteten. Es entzündeten sich schließlich auch einige Geschütze samt Pulver selbst, die teilweise Löcher in das Unterwasserschiff sprengten.

Uggla musste schließlich mit ansehen, wie sein Schiff langsam unkontrollierbar wurde, nachdem es entmastet, zerschossen und sogar unterhalb der Wasserlinie durchlöchert war. Den Befehl zum Streichen der Flagge gab er trotzdem nicht.[8] Da das Schiff ohnehin verloren schien und dem Gegner nicht in die Hände fallen sollte, befiehl Uggla auch keine Brandbekämpfungsmaßnahmen.[9] Er verblieb somit absichtlich auf dem hilflos treibenden Schiff und war bereit, mit diesem notfalls unterzugehen.

Gegen 16:00 Uhr erreichte das Feuer schließlich eine der Pulverkammern und verursachte eine Explosion, die einen Teil des Achterschiffes wegsprengte und den endgültigen Untergang des Schiffes einleitete.

Nur etwa 20 Mann der gesamten Schiffsbesatzung und Soldaten überlebten – Vizeadmiral Uggla gehörte nicht dazu.[10] In den Akten der schwedischen Archive wird der Verlust dieses Schiffes mit 191.000 Reichstalern angegeben.[11]

Wrackfund

Nachdem 1981 bereits das Wrack der Kronan gefunden und identifiziert worden war und mittlerweile 30.000 Artefakte geborgen worden waren, stieß die auf Unterwasserfilmaufnahmen spezialisierte schwedische Firma Deep Sea Productions im Jahr 2011 südöstlich von Öland in 70 Metern Tiefe auf ein Wrack, von dem Fachleute davon ausgehen, dass es sich um die 1676 gesunkene Svärdet handelt.

Das Wrack liegt außerhalb schwedischer Gewässer[12] und befindet sich in einem konservierten und somit äußerst guten Zustand.

Dies liegt darin begründet, dass an der Wrackstelle niedrige Wassertemperaturen vorherrschen. Zudem hat die Ostsee lediglich einen geringen Salzgehalt und wird nicht vom holzfressenden Schiffsbohrwurm bewohnt, der die Wracks normalerweise zerfrisst. Somit blieben Verrottungsvorgänge und Rostbildung sowie Tierfrass weitestgehend aus und beließen das Schiff in nahezu unverändertem Zustand, wie es versank. Selbst die im Vorschiff befindliche Kombüse ist vollständig intakt erhalten.[13]

Ob es sich bei dem Wrackfund auch tatsächlich um die Svärdet handelt, werden genauere Untersuchungen zeigen, allerdings sprechen einige Indizien dafür:

  • Die Fundstelle steht in nahem örtlichen Bezug zur Seeschlacht bei Öland.
  • Das Achterschiff, das bei der Svärdet zum Ende des Gefechts explodiert ist, fehlt auch beim gefundenen Wrack.
  • Untersuchungen von Holzproben ergaben, dass das verwendete Holz aus dem 17. Jahrhundert stammt.[14]
  • Die Anzahl der Kanonen sowie der Umstand, dass es sich um ein Schiffswrack mit drei Kanonendecks handelt.[15]

Manchmal ist in die Kanonen auch der Schiffsname eingraviert worden – dann wäre der Identifizierungsgrad recht hoch, wenn eine solche Kanone im Wrack gefunden werden kann.[16]

Laut Aussage eines der an der Fundstelle tätig gewesenen Tauchers[17] kommt eine Bergung des gesamten Schiffes sehr wahrscheinlich wegen der recht großen Tiefe nicht in Frage, allerdings wird man eine Bergung von Artefakten in Angriff nehmen, sobald der rechtliche Rahmen und die finanziellen Mittel hierfür gesichert scheinen.

Literatur

  • Carlo M. Cipolla: Segel und Kanonen – Die europäische Expansion zur See. Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 1999, ISBN 3-8031-3602-4.
  • Finn Askgaard: Kampen till sjöss. In: Göran Rystad (Hrsg.): Kampen om Skåne. Neue erweiterte Ausgabe. Historiska media, Lund 2005, ISBN 91-85057-05-3, S. 171–186.
  • Günter Lanitzki: Flaggschiff Kronan. Schatzkammer vor Schwedens Küste. Transpress, Berlin 1989, ISBN 3-344-00398-4.
  • Helmut Pemsel: Seeherrschaft. Eine maritime Weltgeschichte von den Anfängen bis 1850. 1. Band: Von den Anfängen bis 1850. Lizenzausgabe. Weltbild-Verlag, Augsburg 1995, ISBN 3-89350-711-6.
  • Artur A. Svensson (Hrsg.): Svenska Flottans Historia. Band I, Malmö 1942.
  • Lists of men of war 1650–1700. 3. Band: Hj. Börjeson: Swedish ships. Cambridge University Press, Cambridge 1936–1939.
  • Björn Axel Johansson (Hrsg.): Regalskeppet Kronan. Trevi, Stockholm 1985, ISBN 91-7160-740-4.

Weblinks

Fußnoten

  1. Die hier dargestellte Schiffsbeschreibung bezieht sich teilweise auf zeitgenössische Gemälde vom Schiff.
  2. Schwedische Kanonen wurden nach anfänglichen Qualitätsmängeln erfolgreich nach niederländischem Know-how gefertigt, so dass Schweden ab 1639 zu den führenden Waffenproduzenten Europas aufstieg. 1668 verließen insgesamt 1346 Kanonen auf dem Exportwege die schwedischen Manufakturen (nach Cipolla, S. 61 ff.). Der Exportbedarf wurde dabei erst berücksichtigt, wenn der schwedische Bedarf gedeckt war.
  3. Informationen auf der Seite des schwedischen Netzwerkes für Seefahrtsgeschichte (Memento vom 20. November 2011 auf WebCite)
  4. Einige Kommentare zur Berichterstattung in den Medien zum Wrackfund bezeichnen die Kronan und die Svärdet als Schwesterschiffe, obwohl die Kronan faktisch mit erheblich mehr Kanonen ausgestattet war.
  5. Das Aussehen des Schiffes weicht in dieser Abbildung etwas vom Original ab und ist frei interpretiert, vermutlich auch erheblich später gemalt worden, als die Gemälde von Zeitgenossen. So fehlen insbesondere die für ein Flaggschiff typischen drei Hecklaternen.
  6. Es gibt Schilderungen der Schlacht, die besagen, dass das Abfallen Ugglas von der Unglücksstelle der Kronan von der schwedischen Vorhut als Fluchtmanöver interpretiert wurde und somit Vorbild für das eigene Verhalten war, nämlich sich schnellstmöglich aus der Schlacht zurückzuziehen.
  7. Es gibt Zitate, die das Gefecht auf bis zu fünf Stunden beziffern.
  8. Eine Beschreibung der Schlacht trifft die Aussage, dass die Flagge der Svärdet in Brand geriet und somit nicht mehr gestrichen werden konnte, weshalb der Angriff fortgesetzt wurde.
  9. Uggla soll in der letzten Phase des Gefechts ausgerufen haben: „Die Dänen werden weder mich lebendig noch mein Schiff bekommen. Lasst es brennen!“
  10. Einer der Überlebenden war der Kapitän Anders Homman. Er stieg später noch zum Holms-Major auf und verstarb erst 1685. Sein Epitaph mit dem Bild der Svärdet befindet sich in der Domkirche von Kalmar.
  11. Günter Lanitzki: Flaggschiff Kronan. Schatzkammer vor Schwedens Küste. S. 60.
  12. Laut Auskunft von Deep Sea Productions (DSP) liegt auch das Wrack der 1564 gesunkenen schwedischen Mars in der Nähe. Da die rechtlichen Umstände für mögliche Bergungsarbeiten offenbar nicht klar sind und die Gesetze viel Interpretationsspielraum zulassen, will DSP die genaue Position beider Wracks 2011 noch nicht veröffentlichen, bis die Rahmenbedingungen für Bergungsarbeiten feststehen.
  13. nach Aussage von Johan Rönnby, Professor für Meeresarchäologie an der Hochschule Södertörn
  14. nach Aussage von Taucher Richard Lundgren
  15. Es wurden zudem verschiedene Kanonenkaliber beim Wrack gefunden – sollten auch 36-Pfünderkanonen darunter sein, könnte dies ein weiteres Indiz sein, da nur die Svärdet und die Kronan auf schwedischer Seite dieses Kaliber an Bord hatten. Die Fundstelle des Wracks der Kronan ist seit 1981 bekannt. Im Umkehrschluss kann das Wrack bei entsprechenden Schiffsmaßen somit nur die Svärdet sein.
  16. Die ebenfalls in der Nähe der Fundstelle der Svärdet gefundene Mars konnte anhand von Schiffsnamengravuren an den Kanonen identifiziert werden.
  17. Johan Rönnby von Deep Sea Productions