Sylvester Groth
Sylvester Groth (* 31. März 1958 in Jerichow im Bezirk Magdeburg, DDR) ist ein deutscher Schauspieler, Hörbuch- und Synchronsprecher.
Leben
Der gelernte Elektriker[1] studierte Schauspiel und Gesang an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ Berlin[2]. Es folgten Engagements in ostdeutschen Städten wie Schwerin, Dresden und Berlin, wo er als Gastdarsteller am Deutschen Theater und von 1986 bis 1989 an der Schaubühne wirkte. Weitere Stationen nach der Wende waren das Residenztheater, die Münchner Kammerspiele, das Berliner Ensemble, das Wiener Burgtheater sowie die Salzburger Festspiele.
Neben einer umfangreichen Theaterkarriere spielte er auch in zahlreichen Fernseh- und Kinofilmen. Seinen Durchbruch als Schauspieler hatte er in Frank Beyers DEFA-Streifen Der Aufenthalt von 1982/83, der Verfilmung eines Romans von Hermann Kant, wo er die Hauptrolle spielte und dafür 1984 auf dem 3. Nationalen Spielfilmfestival der DDR den Nachwuchsdarstellerpreis erhielt. Im Film Der Schimmelreiter nach Theodor Storm aus dem Jahr 1984 spielte er ein weiteres Mal in einer Titelrolle. 1984/85 arbeitete Groth in der Bundesrepublik, in Johannes Schaafs Momo nach Michael Ende spielte er den Agent BLW/553 X. 1992 spielte er die Rolle des Unteroffiziers Otto im Kriegsdrama Stalingrad, 2006 verkörperte er Joseph Goebbels in Dani Levys Mein Führer.
Im Jahr 2007 drehte Groth mit Andreas Dresen den Spielfilm Whisky mit Wodka und mit Christian Görlitz die Verfilmung von Heinz Strunks Kultroman Fleisch ist mein Gemüse. 2008 wirkte Groth im Kinofilm Hilde mit, der Hildegard Knefs Leben auf die Leinwand bringt und spielte hier den Theaterregisseur Boleslaw Barlog. Seit September 2008 drehte er zusammen mit Robert Stadlober und Maja Schöne Zarte Parasiten, eine Spielfilmproduktion von Christian Becker und Oliver Schwabe. Im Quentin-Tarantino-Film Inglourious Basterds war Sylvester Groth 2009 abermals als Goebbels zu sehen. 2010 spielte er im Dokumentarfilm Aghet – Ein Völkermord einen Lehrer an der deutschen Schule in Aleppo.
Im Januar 2013 ehrte das Filmmuseum Potsdam den Schauspieler mit einer Retrospektive.[3] In der Werkschau gepaart mit Podiumsgesprächen wurden zahlreiche Filme, in denen Groth mitspielt, gezeigt, u. a. Frank Beyers Film Der Aufenthalt mit dem Groth 1983 mit seiner ersten Langfilmrolle der Durchbruch in den Babelsberger Filmstudios gelang. Groth selbst war am 26. Januar 2013 zu einem Publikumsgespräch anwesend.[4]
In der ARD-Fernsehreihe Polizeiruf 110 ermittelte Groth in Magdeburg als Kriminalhauptkommissar Jochen Drexler zusammen mit Claudia Michelsen. Sie traten damit die Nachfolge von Jaecki Schwarz und Wolfgang Winkler an.[5] Die Erstausstrahlung des ersten Falls mit dem Titel Der verlorene Sohn war am 13. Oktober 2013. Im Juni 2015 teilte der MDR mit, dass Groth beim Magdeburger Polizeiruf nach fünf Filmen aus persönlichen Gründen aussteigt.[6] Am 1. Dezember 2017 ehrte ihn die DEFA-Stiftung für seine herausragenden Leistungen im deutschen Film.
Filmografie (Auswahl)
- 1983: Der Aufenthalt
- 1984: Der Schimmelreiter
- 1985: Junge Leute in der Stadt
- 1986: Das Haus am Fluß
- 1986: Momo
- 1990: Rote Erde II (Fernsehvierteiler)
- 1993: Stalingrad
- 1993: Das letzte U-Boot
- 1996: Bruder Esel (Fernsehserie, 3 Folgen)
- 1997: Sperling – Sperling und der gefallene Engel (Fernsehreihe)
- 1998: Schimanski – Muttertag (Fernsehreihe)
- 1999: Requiem für eine romantische Frau
- 1999: Der Vulkan
- 2000: Der Briefbomber
- 2001: Romeo
- 2001: Der Verleger
- 2002: Kolle – Ein Leben für Liebe und Sex
- 2003: Die geheime Inquisition
- 2003: Tatort: Stiller Tod (Fernsehreihe)
- 2003: Das Wunder von Lengede
- 2003: The Third Wave – Die Verschwörung (Den tredje vågen)
- 2004–2009: Mein Leben & Ich (Fernsehserie, 4 Folgen)
- 2005: Mätressen – Die geheime Macht der Frauen (Fernsehdreiteiler, Folge Die Geliebte des Königs)
- 2005: Tatort: Rache-Engel
- 2005: Polizeiruf 110: Heimkehr in den Tod (Fernsehreihe)
- 2006: Bella Block: Mord unterm Kreuz (Fernsehreihe)
- 2007: Rosa Roth – Der Tag wird kommen (Fernsehreihe)
- 2007: Mein Führer – Die wirklich wahrste Wahrheit über Adolf Hitler
- 2007, 2013: Der Kriminalist (Fernsehserie, verschiedene Rollen, 2 Folgen)
- 2007: Contergan
- 2007: Der Kronzeuge
- 2008: Der Vorleser (The Reader)
- 2008: Die Weisheit der Wolken
- 2008: Buddenbrooks
- 2009: Hilde
- 2009: Mein Leben – Marcel Reich-Ranicki
- 2009: Whisky mit Wodka
- 2009: Inglourious Basterds
- 2009: Zarte Parasiten
- 2010: Aghet – Ein Völkermord (Dokumentarfilm)
- 2010: Keiner geht verloren
- 2010: KDD – Kriminaldauerdienst (Fernsehserie, Folge Überraschungen)
- 2010: Inspektor Barbarotti: Mensch ohne Hund
- 2011: Beate Uhse – Das Recht auf Liebe
- 2011: Tatort: Das Dorf
- 2012: Frisch gepresst
- 2012: Das Wochenende
- 2012, 2014: Der Alte (Fernsehserie, verschiedene Rollen, 2 Folgen)
- 2012: Tatort: Die schöne Mona ist tot
- 2012: Wir wollten aufs Meer
- 2013: Unsere Mütter, unsere Väter (Fernsehdreiteiler, 2 Folgen)
- 2013: Tatort: Schwarzer Afghane
- 2013: Tatort: Wer das Schweigen bricht
- 2013: Zum Geburtstag
- 2013–2015: Polizeiruf 110 Team Magdeburg
- 2013: Der verlorene Sohn
- 2014: Abwärts
- 2014: Eine mörderische Idee
- 2015: Wendemanöver (Teil 1 und 2)
- 2015: Nackt unter Wölfen
- 2015: Sense8 (Fernsehserie, 4 Folgen)
- 2015: Deutschland 83 (Fernsehserie, 8 Folgen)
- 2015: Codename U.N.C.L.E. (The Man from U.N.C.L.E.)
- 2015: Die Mutter des Mörders
- 2016: Die Ermittler – Nur für den Dienstgebrauch
- 2016: Ein Kommissar kehrt zurück
- 2017: Tatort: Wacht am Rhein
- 2017: Fargo (Fernsehserie, Folge Das Prinzip der freien Plätze)
- 2017: Zorn – Kalter Rauch (Fernsehreihe)
- 2017: In Zeiten des abnehmenden Lichts
- 2018: Kaisersturz
- 2018: Deutschland 86 (Webserie, 10 Folgen)
- 2019: Dark (Fernsehserie, 6 Folgen)
- 2019: Die drei !!!
- 2019: Criminal: Deutschland (Fernsehserie, 3 Folgen)
- 2019: Der Club der singenden Metzger
- 2020: Deutschland 89 (Fernsehserie)
- 2021: Tatort: Wo ist Mike?
- 2022: The 355
Theater
- 1980: Anton Tschechow: Die Möwe (Trepljow) – Regie: Wolfgang Heinz (Deutsches Theater Berlin)
Hörspiele und Hörbücher (Auswahl)
- 1990: Paul Hengge: Ein Pflichtmandat – Regie: Robert Matejka (Hörspiel – RIAS Berlin)
- 1993: Tankred Dorst: Merlin oder das wüste Land (Sir Lancelot) – Regie: Walter Adler (Hörspiel – MDR)
- 1994: Christian Hussel: Die Mühle auf dem Meeresgrund – Regie: Rainer Clute (Kinderhörspiel – DLR Berlin)
- 2002: Emile Zola: Nana – Regie: Peter Rothin (Hörspiel – WDR)[7]
- 2002: Dana Ranga: Das Auge der Supernova – Regie: Angeli Backhausen (Science-Fiction Hörspiel – WDR)[8]
- 2003: Pablo de Santis: Die Übersetzung. ISBN 978-3-89813-237-4
- 2004–2005: Otherland (Hörspiel)
- 2005: Carlos Ruiz Zafón: Der Schatten des Windes, Hörspiel – Regie: Martin Zylka (WDR).
- 2006: Karl May: Der Orientzyklus, Hörspiel, 2009 als Hörbuch bei Der Hörverlag, München, ISBN 978-3-86717-445-9.
- 2007: Fjodor Michailowitsch Dostojewski: Verbrechen und Strafe. (ungekürzte Lesung) Hörkultur, Dänikon, ISBN 978-3-905808-09-4.
- 2008: Stephen King: Sunset: Stumm und andere Erzählungen. Hörbuch-Download, Random House Audio, ISBN 978-3-8371-7560-8
- 2010: Stieg Larsson: Die Millenium Trilogie (WDR).
- 2010: Fabrizio Gatti: Bilal. Als Illegaler auf dem Weg nach Europa (WDR).
- 2010: Uwe Tellkamp: Der Turm. Der Hörverlag, München, ISBN 978-3-86717-551-7.
- 2012: James Joyce: Dubliner. Der Hörverlag, München.
- 2013: Keigo Higashina: Verdächtige Geliebte – Bearbeitung und Regie: Steffen Moratz (Hörspiel – WDR)
- 2013: Lothar Trolle: Judith – Regie: Walter Adler (Hörspiel – DLF/HR)
- 2014: Tom Peuckert: Öl – Regie: Leonhard Koppelmann (Hörspiel – WDR)
- 2015: Wolfgang Zander: Seltene Erden – Regie: Nikolai von Koslowski (Radio-Tatort – RBB)
- 2015: Walter Niklaus: Todsicher – Regie: Walter Niklaus (Kriminalhörspiel – MDR)
- 2018: Hilary Mantel[9]: Brüder[10] – Regie: Walter Adler WDR[11] Spricht den Revolutionär Jean-Paul Marat
- 2018: Christoph Hein: Verwirrnis, ungekürzte Lesung, Regie: Matthias Thalheim, 413 min., 6 CDs, Der Audio Verlag, ISBN 978-3-7424-0731-3
- 2020: Kamel Daoud: Der Fall Meursault – Eine Gegendarstellung – Regie: Ulrich Lampen (Hörspiel – HR)
- 2020: Ingo Schulze: Die rechtschaffenen Mörder, 7h 50min Ungekürzte Lesung, Argon Verlag ISBN 978-3839817803
Preise und Ehrungen
- 1984: Heinrich-Greif-Preis im Kollektiv für Der Aufenthalt
- Für seine Rolle als Stasiagent in Romeo wurde er 2001 mit einem Darsteller-Sonderpreis beim Fernsehfilmpreis der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste und 2002 mit dem Adolf-Grimme-Preis ausgezeichnet.
- Deutscher Kritikerpreis 2007 für die Darstellung des Joseph Goebbels in Mein Führer.
- 2017: Preis der DEFA-Stiftung für herausragende Leistungen im deutschen Film
Weblinks
- Sylvester Groth in der Deutschen Synchronkartei
- Sylvester Groth in der Internet Movie Database (englisch)
- Sylvester Groth bei filmportal.de (mit Fotogalerie)
- Literatur von und über Sylvester Groth im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Agenturprofil bei der Agentur Players, abgerufen am 20. August 2020
Einzelnachweise
- ↑ Nürnberger Nachrichten vom 10. Mai 2021, S. 19
- ↑ Sylvester Groth bei filmportal.de , abgerufen am 1. Januar 2022
- ↑ Filmmuseum Potsdam: Ausstellungen: Retrospektive Sylvester Groth (Memento des Originals vom 8. Januar 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , www.filmmuseum-potsdam.de, abgerufen am 8. Januar 2014
- ↑ PNN: Sylvester Groth im Filmmuseum, www.pnn.de, Potsdamer Neueste Nachrichten vom 26. Januar 2013, S. 27, abgerufen am 8. Januar 2014
- ↑ Sylvester Groth und Claudia Michelsen neue „Polizeiruf“-Fahnder welt.de, abgerufen am 29. Januar 2013
- ↑ ARD-Krimi aus Magdeburg: Sylvester Groth steigt beim „Polizeiruf“ aus. Spiegel.de vom 29. Juni 2015, abgerufen am 29. Juni 2015
- ↑ Émile Zola: Hörspiel Nana von Émile Zola – WDR 3 Hörspiel – Sendungen – Programm – WDR 3 – Radio – WDR. 3. März 2016, abgerufen am 4. Oktober 2016.
- ↑ ARD-Hörspieldatenbank. In: hoerspiele.dra.de. Abgerufen am 19. August 2016.
- ↑ Autor Detail. 12. Dezember 2016, abgerufen am 17. September 2018.
- ↑ Bücher Detail. 12. Dezember 2016, abgerufen am 17. September 2018.
- ↑ Walter Adler: Hörspiel BRÜDER von Hilary Mantel. 17. Juli 2018 (wdr.de [abgerufen am 17. September 2018]).
Personendaten | |
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NAME | Groth, Sylvester |
ALTERNATIVNAMEN | Groth, Silvester |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Schauspieler |
GEBURTSDATUM | 31. März 1958 |
GEBURTSORT | Jerichow, DDR |